Outsider: indischer Gemüsereis mit Röstzwiebeln und süß-saurem Kürbis

Donnerstag, 23. Februar 2023


Machen wir uns nix vor: ein paar wenig hunderttausend Unterschriften für ein Friedensmanifest sind lächerlich. Läppisch. In Anbetracht von nahezu 82 Millionen Deutschen. Dieses Ergebnis gibt mir viel zu denken. Ganz ehrlich: wie die zwei Initiatorinnen ging ich davon aus, dass sich gewiß eine Mehrheit findet, die sich klar zum Frieden bekennt. Wir haben schließlich zwei Weltkriege hinter uns. Aber nun unterhalte ich mich mit Bekannten und auch dort zeichnet sich das gleiche Stimmungsbild ab: die meisten befürworten den Krieg. Da mag meine kleine, rebellische Drôme außen vorstehen.

Eine gewisse Kriegsbegeisterung - wie sie zu allen Kriegszeiten erkennbar war - muss wohl das Resultat von Propaganda und/oder Massenhysterie sein. So zumindest lernte ich es im Geschichtsunterricht. Und nun frage ich mich, ob das heute viel anders ist. Gleiches gilt für die mir beschriebene Nazi-Mitläuferschaft. Ich hatte es für unmöglich gehalten, dass sich ein solches Verhalten wiederholen könnte. Das Wesentliche, die absolut übergeordnete Ebene heißt: Krieg oder Frieden. Und mit der Entscheidung für das eine oder andere Lager ist alles besprochen. Irgendwelche Kopf-Konstrukte zur Rechtfertigung gehören nicht in die wesentliche Ebene.  

Du sollst nicht töten* ist das erste Gebot der 10 Gebote - ansonsten beginnt der Fluch der bösen Tat. Nimm' alte Geschichtsbücher: die geographischen Karten sind überholt, haben sich mit den vielen Kriegen die Staatsgrenzen immer wieder verschoben (Elsaß/ Lothringen... um nur in der nächsten kleinen Welt/ Vergangenheit zu bleiben). Ich lebe egal mit welcher Nationalität - Hauptsache in keinem Kriegsgebiet!!! Wer Remarque gelesen hat, lernt leicht: im Krieg gibt es nur Verlierer - durch die Traumata auf Generationen. Da spielt es schnell keine Rolle mehr, wer die Scheiße angefangen hat...

Möglicherweise spielen Ängst mit hinein: die Angst, mit seiner Meinung alleine zu stehen, die Angst ungeschützt einem Aggressor ausgesetzt zu sein, die Angst Hab und Gut zu verlieren. So möchte ich mir erklären, dass Werte, die für friedliches Miteinander stehen, einer Hau-Drauf-Mentalität gewichen sind. Obgleich es mir eigentlich unerklärlich bleibt, denn in meiner Auffassung hatte sich die Friedensbewegung in den letzten Jahrzehnten in der Breite der Gesellschaft etabliert und verfestigt. Aber nein, selbst Bekannte, die noch mit viel Aufwand den Kriegsdienst verweigert und dafür 18 Monate Zivildienst geleistet haben, finden ein klipp und klares pazifistisches Statement gerade *schwierig*. Ich staune und staune. Und wache auf dabei.

Es bleibt nur, die rosarote Brille abzunehmen und zu versuchen, mich der /dieser Realität zu stellen: ich habe mich damit zu arrangieren, einer absoluten Minderheit anzugehören. Aber was bedeutet das in aller Konsequenz für den Alltag?

Im Gespräch mit dem Habib kam dabei eine Familiengeschichte hoch. Die Großeltern seiner verstorbenen Frau haben im 3. Reich jüdischen Familien zur Flucht in die Schweiz verholfen - und nie darüber ein Wort verloren. Selbst innerhalb der eigenen Familie nicht. Wie es der Zufall vieleviele Jahre später so wollte, landeten der Habib und seine Frau bei dem Einzug in die erste, gemeinsame Wohnung im gleichen Haus wie Nachkommen einer eben jener jüdischen Familien. Diese stellten ob des ungewöhnlichen Nachnamens den Zusammenhang her und berichteten dann, wie sehr sie den Großeltern zu Dank verpflichtet seien - auf diese Weise kamen die Geschehnisse überhaupt ans Licht. Und meine Wertung dazu: ich finde diesen Mut großartig obwohl ich die heutige israelische Politik nur unterirdisch bezeichnen kann - aber ich vermag eben Menschen und Politik auseinanderzuhalten.

Tue Gutes und rede nicht darüber. Habe Werte und lebe diese, aber gehe damit nicht hausieren. So in etwa lauten meine Rückschlüsse. Vielleicht ist es für das Gute das angeratene Beste, sich in Krisenzeiten klein, leise, still und unauffällig zu machen - so bleibt die meiste Freiheit in Denken und Handeln gegeben, so schützt man sich als Minderheit und andere Minderheiten am ehesten.



Man kann sich nie einsamer fühlen als in Menschenmassen - da stimme ich dem vorgestellten Künstler unten in seinen Einsichten bei. Aber Einsiedelei ist halt ebenfalls keine Lösung: *Du kannst nicht als Insel leben. Du brauchst deine Mitmenschen. Du siehst dich selbst als ein Spiegel in ihnen. Und du lernst von deinen Mitmenschen... Gutes und Schlechtes. Vorausgesetzt natürlich, du kommst mit den richtigen Leuten zusammen.* Mir tut es gut, Gleichgesinnten zuzuhören, die Herz über Kopf stellen, Geist über Materie und Demut vor der Schöpfung zeigen.

Ich lege direkt ein weiteres Rezept mit Blumenkohl nach - dieses Mal mit Kollege Romanesco. Wieder ein blumig-buntes Gewürzspiel, das auf diese Weise jedes Februar-Grau zu vertreiben weiß. Schön auch, der eingelegte Kürbis dazu. Wir haben ja noch derart viel eigenen Kürbis, der immer dringender verarbeitet werden sollte. Und der süß-saure Kontrast passt wunderbar zu dem Curry.


Zutaten 2P:

110g Reis
350g Blumenkohl (m: Romanesco)
120g Kartoffeln (ca. 2 kleinere)
2 Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
1 1/2 TL Garam Masala
2 Kardamom
1 Stück Zimt
1 Stück Ingwer (ca. 2cm)
1/2 TL Curcuma
50g getrocknete Aprikosen 
Kokosfett

100g griech. Joghurt 


Zuereitung:

Reis mit kaltem Wasser abspülen. Mit 300 ml Wasser bedecken und ca. 20 Minuten einweichen. Blumenkohl putzen, waschen und in Röschen teilen. Zwiebeln und Ingwer schälen und fein würfeln. Kartoffeln schälen, waschen und in ca. 2 cm große Würfel schneiden.

2 EL Öl in einer Pfanne erhitzen. Ingwer und Knofi darin andünsten. Kartoffeln und Blumenkohl zufügen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Reis samt Einweichwasser, Curcuma, Masala, Kardamom, klein geschnittene Aprikose und 1 Stück Zimtstange zugeben. Weiteres Wasser angießen, dass das Curry knapp bedeckt ist und alles ca. 10 Minuten zugedeckt köcheln (falls noch etwas Flüssigkeit fehlt, diese zufügen und aufpassen, dass der Reis nicht anhängt).

Für die Röstzwiebeln Kokosfett in einer Pfanne erhitzen. Die Zwiebeln darin kräftig anbraten. Zucker ­darüberstreuen und karamellisieren lassen. Leicht salzen und pfeffern. Zwiebeln über den Reis geben. Joghurt dazu reichen.

Inspiration: lecker 

 

Süß-Sauer eingelegter Kürbis - ca. 3 Gläser:

500g Kürbis, in Stücke von ca 2cm
1 kleine rote Zwiebel
1 Knofi
2 Kardamom-Kapseln
1 Stück Ingwer, ca. 1,5cm lang
1 Nelke
2 Lobeer-Blätter
1/4 TL Salz
4 Piment-Körner
120ml Apfel-Essig
70g Zucker
ca. 150ml Wasser

 

Zubereitung:

Den Kürbis würfeln oder in Scheiben schneiden, die Knoblauchzehen und den Ingwer schälen und beides in feine Scheiben schneiden.

Den Essig mit Wasser und Zucker aufkochen. Wenn sich der Zucker gelöst hat, Knoblauch, Ingwer und die Gewürze dazugeben.

Nun die Kürbiswürfel in den Topf geben und solange auf mittlerer Stufe köcheln lassen, bis sie knapp noch bissfest sind.

Derweil die Gläser sterilisieren - dafür mit kochendem Wasser ausspülen.

Die Kürbiswürfel nun möglichst dicht in die ausgekochten Gläser schichten - zum Rand noch ein wenig Platz lassen. Den köchelnden Sud darauf in die Gläser giessen und diese sofort verschliessen. (Für längere Haltbarkeit die Gläser einwecken).


5 Kommentare

  1. Mmm, oh wie lecker aber das sind wir ja auf deinem Blog ja gewöhnt und werden damit verwöhnt, tolle Kombination Gemüsen und Gewürzen.
    Ganz viele Lebe Grüße sendet dir,
    Jesse-Gabriel

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  2. Dass man jetzt schon für Frieden Werbung machen muss... Was soll ich sagen, ich verstehe die Welt nicht mehr! Danke, Mika, für dein Engagement!

    schönes Wochenende, Marianne

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  3. Auch meinerseits kann ich nur sagen: „Danke dir für den Beitrag über den Frieden!“ Ich selbst komme ehemaligen Sowjetunion und mit großer Sorge beobachte ich die Situation. Es ist wie Verblendung… ich gehöre leider auch der Minderheit an…

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  4. Danke, Micha!
    Das Curry habe ich auch nachgekocht und es hat uns sehr gut geschmeckt. Auf den süßsauren Kürbis musste ich verzichten, ist aber vorgemerkt für den nächsten Herbst!
    Herzlich, Hannah

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