Gelbstich: Paprika-Gulasch-Eintopf

Freitag, 23. November 2018


Nicht nur Knigge weiß: Politik und Religion sind am Tisch Tabu-Themen. Ich weiß das auch. Nichts verhagelt zuverlässiger die Stimmung und im Schlepptau dann den Appetit, wie wenn ein Gespräch beim Essen eben dort landet.

Ich gehöre zweifelsohne Team *Pro-Harmonie* an. Nicht nur als Köchin, ich komme prinzipiell sehr gut damit zurecht, wenn alles und alle andauernd im Qi bleiben. Exakt deshalb vertiefe ich mich seltenst ernsthaft in Politik. Das, was der Habib an Infos an mich heranträgt, reicht mir dicke. *Pffhhhh*, schnaube ich, *Fett schwimmt oben, so wird es immer bleiben und dafür wird gesorgt.* Womit diese Diskussion für mich beendet wäre. Mehr Interesse zeige ich für die örtliche Bürgermeisterwahl... alle 6 Jahre - damit bin ich politisch quasi ausgelastet. Ganz ehrlich, kann man als politisch Erwerbstätiger gute Karmapunkte sammeln? Es dünkt mir schwierig.

Ganz um Politik führt dieser Tage jedoch kein Weg vorbei. Im wahrsten Sinne. Heute nun bereits zum zweiten Mal sind wir in stockendem Verkehr gestanden, der gestaut wurde von den *Gillets jaunes*. Wie wohl hinlänglich aufgeführt, bin ich der denkbar schlechteste Ansprechpartner um genauere Fragen dazu zu beantworten - hier können sich Interessierte ein wenig einlesen. Stein des Anstosses, der das klassische Fass zum Überlaufen brachte, sind die stetig steigende Benzinpreise. Über die ich mich auch schon ärgerte.

Wir, la population rurale (= Landbevölkerung), sind absolut alternativlos auf das Auto angewiesen - (meine Rede). Hey, und ich bin gerne Fahrrad gefahren. Jahrelang hatte ich in Kalle überhaupt nur ein Fahrrad als Fortbewegungsmittel. Mit meinem Umzug hierher mottete ich es dann ein. Ich bitte euch! Ich bin umgeben von hochgradigem *Tour de France*-Gelände. Die geht IMMER irgendwo hier doch. Und kommt jetzt bloss nicht auf die Idee, mir ein Elektro-Tandem-Liegefahrrad schenken zu wollen (Insider für regelmässige Leser ;).

Nun, jedenfalls erstaunt es mich doch, dass die Bewegung der Gelb-Westen bis ins Hinterland Wellen schlägt. Tja, die sozialen Netzwerke - als Organisationshilfe offensichtlich Bombe! Was uns aktuell ins Auge stach: zunehmend zeigen sich Autofahrer solidarisch, indem sie ihre gelben Westen gut sichtbar vorne auf die Amatur legen. Vive la France - Liberté, fraternité, égalité - und die französische Bereitschaft zur Solidarität (gerade wenn es gegen die Obrigkeit geht) beeindruckt mich nun wiederholt. Eigentlich ein Teil der Brüderlichkeit, die Solidarität, oder? Schön wäre es ja, wenn die nicht an nationalen Grenzen Halt machen würde. Mais bon... ich werde es nicht beeinflussen. Sollten die französischen Benzinpreis zu wackeln anfangen, hätte ich nichts dagegen...


Unsere letzten, frischen Paprika habe ich verwertet in einem wohligen, wärmenden Eintopf. One-Pot-Dingens wird das ja gerne genannt, wenn man Hipster sein will. Dabei klingt *Eintopf* doch schon herrlich dampfend!

Zutaten 2P:

1 rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
50g Sellerie
50g Soja-Geschnetzeltes
2 Kartoffeln
3-4 Paprika (rot/ grün)
3-4 EL Gemüse-Jus
1 EL Balsamico
1 TL Paprika-Pulver, mild
2 Msp Pimentón de la vera
Harissa
Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer
Olivenöl

(optional: Crème fraîche)

Zubereitung:

Getrocknetes Soja-Geschnetzels mit gleicher Menge kochendem Wasser übergießen und quellen lassen.

Kartoffeln schälen und in Würfel schneiden ca- 1-2cm. Paprika entkernen (wer mag häuten, nachdem sie unter dem Grill lagen oder mit dem Sparschäler schälen) in kleine Streifen schneiden. Sellerie in kleine Würfel von 1/2cm schneiden.

Zwiebel und Knoblauch fein würfeln. In einem Schmortopf beides in Olivenöl glasig dünsten. Paprika zufügen, ebenso den Sellerie, sowie Papria-Pulver und Pimenton und ca. 3min weiterbraten. Soja zufügen. Jus und soviel Gemüsebrühe anschütten, dass alles völlig bedeckt ist. Deckel auflegen und ca 5min köcheln lassen. Kartoffeln untermischen und weitere 15min garen, bis die Kartoffeln gar sind aber noch nicht verfallen. Mit Harissa und Balsamico abschmecken. Salzen, pfeffern.

Wer mag serviert den Gulasch mit einem Teelöffel Crème faîche.


8 Kommentare

  1. Ach, wie ich diese Texte liebe! Und wie ich mich immer wieder daran erfreue. Natürlich auch an den Rezepten. Und wie ich mich sehne, es einmal zu euch zu schaffen...Herzlichst, Sunni

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    1. Genau ein Monat vor Weihnachten - das nehme ich dann als unverpacktes Wortgeschenk :) Danke, liebe Sunni!

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  2. Ja, mir geht es ebenso. Immer zuerst die Texte :-) und anschliessend die Rezepte.
    Nicht immer kann ich alles zu 100% unterschreiben,lese aber die Texte und probiere die Rezepte mit grosser Freude. Du bist für mich zu einem festen Wert geworden.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    suse

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    1. Oh, es muss die vorweihnachtliche Stimmung sein, dass ich mich gerade regelrecht überhäuft fühle mit SEHR schmeichelhaften Kommentaren (kennst du die Folge *Asterix und Kleopatra*?... quasi wie der Architekt nach Fertigestellung :)) Und, Suse, schön, wenn sich Überschneidungen finden - Individualisten allerdings schwingen never im 100% Gleichklang... Hauptsache das Wesentliche stimmt... mit vielen Grüßen in die Schweiz!

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  3. Herrlicher Eintopf, auch ohne Pilze...

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    1. Gmmpfhh... Pilz *meint* Paprika... ich gehe dann mal edieren
      Danke für den zarten Hinweis :)

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  4. Toller Eintopf der super zur Jahreszeit passt :) das schöne daran ist das man sehe viele Zutaten dazu mischen kann. Einen Teller und schon war ich satt ;) jemand noch eine gute Idee für eine außergewöhnliche Zutat dazu ?

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  5. Liebe Micha
    Während ich in der heissen Sommerzeit so locker von einem deiner Rezepte zum nächsten tanzte schleppt sich momentan meine Kochlust etwas träge durch die Wochen. Nein, ich hab's definitiv noch nicht geschafft auf Kältemodus umzustellen...leider! So bekoche ich meine Bande derzeit eher mit Altbekanntem wie Kartoffelpü oder Milchreis mit Kirschenkompott. Aber kommt Zeit kommt Rat- bis Ende Winter ändert sich das hoffentlich... Deine Lockvögel pfeifen ja glücklicherweise bereits aus vollen Kehlen:-)
    Herzlich, Pierina

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