der Stern von Bethlehem: Hasel-Petersilien-Spätzle mit Orangen-Karotten

Sonntag, 20. Dezember 2020

 

In einem der ältesten Bücher der Welt, der Bibel, wird zu Weihnachten von einem außergewöhnlichen Himmelsphänomen berichtet.

Bekennenderweise gliedere ich mich ins Team der Kulturpessimisten ein. Jetzt nicht wegen unsere Pandemie (die noch lange nicht rum ist und auch nicht die letzte ihrer Art sein wird). Viel mehr frage ich mich, WIE man glauben kann, das irgendwann alles wieder gut werden könnte (gen Amazonas oder Lesbos, Börse oder Aufrüstung darf man dann nicht blicken - als kleine Beispiele).

Überhaupt hat es für mich mein russischer Philosoph auf den Punkt gebracht: indem wir uns von der Natur entfernen, entfernen wir uns gleichzeitig von Gott. In diesem Artikel hatte ich es darüber, wie dank der Arbeit des *Jugendreport Natur* die hahnebüchenden Auswüchse der Naturentfremdung anschaulich wird! Und wenn es um das elementare Grundwissen der Religion geht, die über zwei Tausend Jahre das Abendland geprägt hat, wird es wohl nicht besser aussehen. Da bringt doch am Schluß für die Mehrheit der Kinder der Cola-Laster die Geschenke. Man könnte leicht dagegen wirken, indem an Heiligabend wie traditionell die Weihnachtsgeschichte vorgelesen wird - mais bon...

Die Frage, die sich mir stellt, ist: was bleibt an Innerlichkeit ohne Naturbezug und die Werte einer Religion (oder besser: gelebter Spiritulität)? Anscheinend viel Dunkelheit, Chaos und Willkür.

Das spiegelt sich hervorragend in dem Lebensgefühl der Jugend wieder, die das Wort *lost* zum Jugendwort 2020 wählte. Woran soll sich die Jugend orientieren? Was kann ihnen Halt in unsicheren Zeiten geben? Was erfüllt, wenn nur noch Maß und Zahl (Gewicht, Follower, Alter, Bankguthaben...) übrig bleibt? Woran seinen Himmel aufhängen?

Die Zeit der selbstbestimmten Freiheit hat begonnen: Wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer Knecht! (Goethe) oder  das schöne Theodor Fontane Gedicht:

  Es kann die Ehre dieser Welt 
  dir keine Ehre geben.
  Was dich in Wahrheit hebt und hält 
  muss in dir selber leben

  Wenn's deinem Innersten gebricht
  an echten Stolzes Stütze
  Ob dann die Welt die Beifall spricht
  ist all dir wenig nütze.

  Das flücht'ge Lob, des Tages Ruhm,
  magst du den Eitlen gönnen.
  Das aber sei den Heiligtum:
  vor dir selbst bestehen können.

 

Vielleicht bieten die Sterne gerade Schützenhilfe an. Die Astronomie kann man als älteste Wissenschaft dieses Planeten bezeichnen - die Sternenkunde entstand schon in der Steinzeit. Von jeher blickte der Mensch hoch zu den Sternen in das mächtige Himmelsgewölbe. Astrologen sind von einem Zusammenhang zwischen himmlischen Phänomenen und irdischen Ereignissen überzeugt.

Morgen, am 21. Dezember um 19.21 Uhr genau am Tag der Wintersonnenwende findet ein seltenes Spektakel am Abendhimmel statt: die große Konjunktion. Die beiden größten Wandelsterne unseres Sonnensystems Saturn und Jupiter kommen sich so nahe wie zuletzt vor 400 Jahren (zuletzt wurde diese *Planetennähe*1623 erreicht - genaueres ist hier zu finden) und wirken von der Erde aus wie ein einziger großer Stern

Tatsächlich wird auch ein Rendez-vous von Jupiter und Saturn, das im Jahre 7 vor Beginn unserer christlichen Zeitrechnung stattfand, als plausible Erklärung für das Phänomen des *Sterns von Bethlehem* in Betracht gezogen. Es kündigte den Wissenden nicht nur große Ereignisse an, sondern wieß damals den Weisen aus dem Morgenland den Weg zu dem Geburtsort Jesu.

Meine Überlegung ist, wenn schon ein Mal bei einer ähnlichen Sternen-Konstellation ein Ereignis geschah, das die Menschheitsgeschichte verändern sollte, vielleicht bietet ein derart heller Stern am dunkelsten Tag des Jahres auch 2020 die Möglichkeit, sich individuell auf den Weg zu machen und das eigene Leben neu auszurichten? So eine Art *last call* oder so? Vielleicht fällt euch ja etwas dazu ein - eine derart günstige (astrologische) Gelegenheit kommt jedenfalls so schnell nicht wieder!
 


 

Bis dahin könnte man sich die Zeit vertreiben mit... sagen wir selbstgemachten Nudeln? Handgeschabte Spätzle  erinnern mich immer an meine süddeutsche Heimat. Und wenig verankert den Menschen so sehr in seinen eigenen Wurzeln wie die Gerichte der Kindheit...

 

Zutaten 2P:

150g Dinkel 1050
40g Haselnuss, geröstet, gemahlen
2 Eier
1 Bund Petersilie
Salz
etwas Wasser
 
400g Karotten (m: orange und gelb)
2 TL Koriander
1/2 TL Kreuzkümmel
1 Orange, Abrieb und Saft
50ml Gemüsebrühe
Butter
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette 
geröstete, gehackte Haselnüsse als Topping

Zubereitung:

Die Zutaten für den Spätzelteig klassisch mit dem Holzlöffel vermengen, einen zähen Teig herstellen und den Teig anschließen solange mit dem Löffel gegen den Schüsselrand schlagen, bis er Blasen wirft (alternativ: Knethacken Rührgerät). Den Teig abgedeckt eine halbe Stunde ruhen lassen.

In einem Topf reichlich Salzwasser zum Kochen bringen, Brett und Messer in das kochende Wasser geben, damit der Teig nicht daran kleben bleibt und die Spätzle portionsweise ins Wasser schaben. Mit einer Schaumkelle aus dem Topf heben, stets ein paar Butterflöckchen darauf setzen und warm stellen. Etwas von der Kochwasser aufheben.
 
Die Karotten schrubben und stiften. Die Butter in einer Pfanne schmelzen lassen, Karotten darin zusammen mit dem Kreuzkümmel und dem Koriander kurz anrösten, mit Orangensaft und Brühe ablöschen und ca. 5min einreduzieren lassen. Salzen, pfeffern, mit und mit Piment und der Orangenschale würzen. 
Die Spätzle unterziehen, gegebenenfalls noch einen Stich Butter zufügen und für mehr Cremigkeit etwas Kochwasser zufügen.

Auf zwei Teller verteilen und mit einem Löffel gehackter Haselnüsse garnieren.

10 Kommentare

  1. Wunderschöne Gedanken an einem ebenso wunderbaren Teller! Grüße Alexandra

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    1. Vielen Dank für deine freundliche Zeile, liebe Alexandra!
      Joyeux Noël dir und deinen Lieben!

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  2. Danke Dir!
    Ich bin ein wenig trotzig dieses Jahr, wie ein Kind und sage:)
    Habt ein schönes Fest, trotzdem.
    (Es ist die dunkelste Zeit des Jahres und wir brauchen ein Licht ...und Leckereien aus der Kindheit)
    Liebe Grüße
    Nina

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    1. Trotz ist vielleicht gerade echt von Nöten um der Dunkelheit die Stirn zu bieten! Und ansonsten, liebe Nina, versuchen wir es mit Schleckereien ;)
      Ich hoffe, du hast ein schönes Weihnachtsfest, mit vielen herzlichen Grüßen zurück...

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  3. Wunderbar! Last Call. Und auch das Fontane Gedicht(, das ich nicht kannte,) ist ein heller Stern. Danke: Für Deine klugen Gedanken und Deine Kochkünste, die Du so großzügig teilst! Du bist auch ein Stern. Lieben Gruß aus dem grad rosa überzogenen Norden von Lisa

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    1. Was seelenschmeichelnde Worte, liebe Lisa! Herzlichen Dank dafür! Bei uns puderzuckert der Himmel gerade die Landschaft - und das in Südfrankreich... 2020 besteht darauf, etwas anders zu sein ;)

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  4. Diese möglichen Verwicklungen und zarten Verbindungen sind schon spannend, Micha... Danke, dass du mich darauf gestoßen hast!
    In Österreich ist "Boomer" das Jugendwort des Jahres, was mir völlig fremd vorkommt, ich denke, ich muss rund um die Weihnachtsfeiertage meine Wiener Neffen dazu befragen, die werden mir Auskunft geben können ... "Lost" als Jugendwort des Jahres macht mich traurig und betroffen ...
    Alles Liebe!

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    1. Also, Maria, wenn du rausbekommen hast, was *Boomer* heißt oder bedeuten soll, dann kläre mich auf ;) Keine Idee...

      Ich wünsche Dir und deiner Familie harmonische, entspannte und gesegnete Feiertage mit vielen herzlichen Grüßen nach Österreich!

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  5. Dein wunderbarer Blog begleitet mich seit Jahren. Dafür ein riesengroßes Dankeschön
    Conni

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  6. Ach, Micha, was für ein schönes Gericht und welch gute Gedanken. Boomer sind übrigens alle, die nach 1945 bis in die 60-65er Jahre geboren wurden und die mit diesem Ausdruck als "Wohlstandsbürger" abgewertet werden sollen. Babyboomer daher die, die nach dem krieg viele Kinder bekamen oder zu diesen Kindern gehörten. Kein schönes Wort, kein schöner Gedanke. Er stigmatisiert, urteilt ab und wird oft arrogant und hochnäsig dahingeschleudert, ohne zu wissen, was eben auch diese Generationen geleistet haben. Viele gebrauchen es wohl, weil sie es lustig finden, wissen gar nicht, was es bedeutet, das macht es nicht besser. Ich hoffe, es geht euch gut und ihr hattet ein schönes, ruhiges Weihnachten. Für 2021 wünschen wir euch Gesundheit! Sunni

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