Wenn ich in die Küche maschiere, dann weiß ich, was ich kochen will. Dann denke ich gar nicht weiter nach, dann mache ich einfach einen Arbeitsschritt nach dem nächsten. Dabei hake ich gerne jeden mit einem so gewissenhaften wie energischen *Sssooh!* ab - so lange bis ich das Essen fertig gekocht habe. Das läuft dann alles fast wie von alleine. Auf diese Weise stresst mich Kochen nie.
Ist ja beim Sporteln ähnlich. Wie weißt Mady bei einem Wechsel einer fiesen Bauchübung an: *Gar nicht denken, einfach machen!* Ist SEHR oft tatsächlich das Beste, was man machen kann. Aber dieses *Just do it* ist leichter gesagt als getan. Und zwar weil der Kopf dem Körper ein Bein stellt. Im Yoga wird vom *monkey mind* gesprochen. Mit *monkey mind* ist die endlose Flut an Gedanken gemeint, die man nicht ausschalten kann und die wie ein dauer-unruhiges Äffchen im Gehirn-Käfig hin und herspringen. Und man bekommt diesen Affen nicht zur Ruhe - unabhängig von der Umgebung, selbst bei äußerer Stille. Ein ewig sich fortsetzender, unaufhaltsamer Bandwurmgedankensalat.
Unvergessen bleibt mir der philippinische Schamane, den ich zusammen mit dem Habib kennenlernte. Einer von denen, die mit ihren Händen operieren - und zwar bei geschlossener Bauchdecke. Ja, für jene mit wachen Augen und offenem Geist ist die Welt voller unerklärlicher Wunder. Eben dieser Schamane sprach davon, dass wir Weißen zu viel Spaghetti im Kopf hätten. Im Prinzip meinte er das Gleiche wie die Yogis mit dem Monkey. Wir tun uns schwer, das Gedankenkarussell mal auszuschalten, wir müllen uns geistig selbst zu - unkontrolliert und unbewußt. Die Laokoon-Geschichte - kommt mir ad hoc in den Sinn - erhält gerade einen weiteren Dreh!
Mein Vipassana-Meditationskurs in Yangoon war für mich eine harte Nuss - 10 Tage dehnten sich wie Gummibänder. Trotzdem werden alle, die regelmäßg meditieren bestätigen, wie wohltuend das fürs Allgemeinbefinden ist. Wie meinte der Habib: wir räumen alles auf, vom Wohnzimmer über die Festplatte, aber uns selbst müllen wir stetig zu und säubern uns nicht. Auf die Anregung meines Habibs hin - den ich bewundere für seine seismographische Sensibilität - habe ich also mit dem Meditieren begonnen. Und ich fühle mich ganz als Novitzin. *Gott kann nur den hören, der still ist*, findet der koptische Eremit in Ethiopien Abba Tesfay. Unsere stille Umgebung, unser harmonisches Wohnen hilft mir in meinen Anfängen sehr.
Denn das gilt es zu üben, das ruhige Sitzen, der in sich gekehrte Blick ins Schwarze, die Zunge, die vom Gaumen gelöst ist, dieses Sich leer machen, nach innen lauchen, mal nix müssen, das Nichts aushalten, nur fühlen... Im Prinzip wie *Einfach nur machen* - nur ohne machen. Denken in Bildern ohne Begriffe. *Pssscht* ermahne ich mich wiederholt, wie ein quengelndes Kind, das wieder und wieder versucht auszubüchsen.
Mein auserkorener Meditiationslehrer ist der französische Apnoetaucher Guillaume Néry. *Ich habe den Wunsch, über bestimmte Grenzen hinauszugehen, mich selbst herauszufordern. Und die Unbekannte, die es mir erlaubt, diese Grenze zu erreichen, ist ein Zustand inneren Friedens, den ich nur durch völliges Loslassen erreichen kann*. Er dient mir als Vorbild, denn wie er ohne zu atmen immer tiefer und tiefer auf den Grund des Meeres sinkt, das ist für mich DAS Bild!
Überhaupt empfehle ich die ganze Triologie von Arte *Was uns heilig ist*, denn eigentlich wußten alle vorgestellten Menschen zu beindrucken und ich hörte allen gerne zu. Wie die kanadische Qi-Gong und Yoga-Lehrerin Nicole Bordelau:* Zum spirituellen Weg gehört für mich auch, die Augen zu heben und den Raum über unseren Köpfen zu betrachten, Fragen zu stellen und mich mit etwas Schönerem, Größerem zu verbinden.* Oder die zweite Lektion von Sylvain Paquin *Laß dem Fluss seinen Lauf, er weiß, wo es lang geht, er wird dich ans Ziel bringen. Spar dir deine Kräfte für Turbulenzen. Denn wenn die Stromschnellen - also die Prüfungen des Lebens - kommen, wirst du deine ganze Energie brauchen, um sie zu bestehen.* Ich könnte noch viele, viele weitere Zitate herausgreifen, die mich alle zutiefst angesprochen haben, doch schaut selbst, es lohnt sich:
- Was uns heilig ist: Ein Leben aus Gebet und Meditation
- Was uns heilig ist: Vom Wesen der Weisheit
- Was uns heilig ist: Die Heiligkeit der Natur
Ganz wunderbar wird anhand unterschiedlichen Menschen aufgezeigt, dass es piepegal ist, ob man die Betonung nun mehr auf Rückzug, Harmonie, Barmherzigkeit, Achtsamkeit oder Stille legt. Viele Wege helfen bei der Suche, mehr zu sich selbst zu finden, mit Kräften außerhalb seiner selbst oder dem Geist in Kontakt zu treten - alle Wege eint, dass sie stets individuell und nicht übertragbar sind.
Ich finde, ein Rezept mit Artischocken passt sehr gut heute dazu, denn der Artischocke wird nachgesagt, dass sie der Leber bei der Entgiftung hilft. Unumgänglich, ja vielleicht die ersten Schritte, wenn man getrieben ist von der Sehnsucht nach Heil und Einklang und gutem Wohnen in sich selbst.
Wir essen gerne Artischocken, oft die großen als Ganzes gegart. Aber auch die kleinen kommen häufig auf den Tisch - mit etwas Übung sind sie schnell gerüstet. Dazu gibts ja mittlerweile ohne Ende Lehrfilmchen. Ich habe die Artischocke ganz südfranzösisch mit jungem Knoblauch kombiniert, für den die Drôme ja Anbaugebiet ist.
Zutaten - Tarteform 24cm (Durchmesser):
Tarteteig:
75g Einkorn-VK
75g Dinkel 1050
75g Butter, kalt
1 TL Crème fraîche
1/2 TL Chiliflocken
Salz
etwas kaltes Wasser
3 Artischocken (je nach Größe auch 4)
2 junge Knoblauchstangen*
30g getrocknete Tomaten
100g Saint Félicien
50g Crème fraîche
1 Ei
Salz, Pfeffer
Abrieb einer 1/2 Zitrone
einige Zweige Zitronenthymian
Piment d'Espelette
Olivenöl
etwas Gemüsebrühe
Zubereitung:
Hach ja, reisen können nach Südfrankreich oder überhaupt...
AntwortenLöschenVon Mitte Deutschland (Nähe Köln) Richtung Süden (München/Lenggriess) ist schon ein Unternehmen ;-)
Lecker kochen ist immer gut:-)
Liebe Grüsse nach Frankreich,
Britta
Liebe Micha.
AntwortenLöschenwie bewundere ich deinen Lebensweg, wer kann schon so einen Post schreiben! Wie Aschenputtel, an der sich alle bereichert haben von der eigenen Familie mit Schwester und Verwandtschaft vorsätzlich ständig betrogen, hintergangen, behindert und klein gehalten bis du deinen Habib getroffen hast, dann von der Familie und "Freunden" wegen eurem Altersunterschied mit Dreck beworfen, und dein Habib gleich mit, von Möchtegern und inhaltslosen Wichtigtuern. Ale haben Politik gemacht. Und dann wurdest Du immer mehr zu einer glücklichen, zufriedenen, klugen und freien Frau, der viele nicht mehr das Wasser reichen können, eine Frau mit Haltung, ehrlich und rechtschaffen. Dafür musstest du schmerzhaft bezahlen. Ich bewundere dich! Dein Freund John.
Danke, lieber John!
LöschenDanke für deinen Beistand und deine treue Unterstützung!
Unterwegs da draußen viel Rückenwind und Mast- und Schotbruch!