das Böse 1/4 - Sonnenschein-Curry mit Blumenkohl und Orange

Sonntag, 16. Januar 2022

 

 

Anfang des neuen Jahres geht mir das alte noch hinterher. Und zwar hinterließ ein Gespräch über meinen Madagaskar-Aufenthalt bei mir nachhaltige Spuren. Es geht doch nichts über ein persönliches, zugewandtes Gespräch! Einer vom Tribe (coucou Axel) fühlte mir auf den Zahn und wollte genauer wissen, warum ausgerechnet Madagaskar mir derart den Helm verbogen hat.

So fing ich an aufzuzählen: die Not, das Elend, die Armut, der Betrug, die Kinderheime, die homöopathischen Kräfte des Maki, des Chamäleon, der roten Zinnobererde, der Rassismus, die Umweltzerstörung, der Sex-Tourismus, die schwarzen Messen... Ich hätte weiter- und weiterlisten könnten, aber am Ende war ich mit meiner Antwort selbst nicht zufrieden. Ja, wie eigentlich lässt sich diese tiefgehende Erfahrung zusammenfassen. Etwas, das übrigens die eigentliche Kunst einer homöopathischen Arzneimittel-Prüfung ausmacht, nämlich für Prozesse (Arzneimittelstufen) sowie für die Ursubstanz eine Überschrift zu finden - eine Gabe, die im hohen Maße der Habib besitzt und wie es ihm nur wenige gleichtun können.

Ich drehte das Thema in mir hin-und her und dann kam mir das zentrale Thema: auf Madagaskar hatte ich begriffen, dass das Böse böse ist, weil es böse ist, sein will und nicht anders sein kann. Das schüttelte mich damals bei meiner Rückkehr derart (unbewußt) ins Mark, dass ich kotzend über der Kloschüssel hing - ich wollte es schier nicht schlucken.

Das klingt erstmal lapidar - das Böse ist böse, weil es böse ist - doch eigentlich wußte ich bereits dank homöopathischer, konstitutioneller Mittel, dass sich das Wesen, der innere Kern eines Menschen nicht ändern lässt. Homöopathische Menschenbilder bilden das ganze Spektrum ab: von seelenlos bis beseelt. Und die Lehre der Miasmatik stellt dar, wie geistige Verdrehungen gesunde Seelen vernichtet. Denn akut - das gilt es zu unterscheiden - kann jeder mal böse handeln. Im Affekt kann jeder Mensch zum Mörder werden. Wird ein Verhaltensmuster aber chronisch, dann wird ein Geist ebenso unheilbar krank wie es ein Körper werden kann. Das bedeutet weiter: die Unsterblichkeit der Seele ist ein Mythos - ein falscher Mythos! Sonst hätte das Böse keine Konsequenz. Doch nichts, kein Gedanke, keine Tat, bleibt ohne entsprechende Folge!

Nun, trotz diesen  Wissens war ich regelrecht zwanghaft gepolt, mich stets auf die Suche nach dem berühmten guten Haar zu machen. Ja, ich war jahrelang die erste, die versuchte Schandtaten anderer zu entschuldigen (schwere Kindheit, Unsicherheit, Komplexe - so halt). Eben ganz getrieben von der Haltung: das kann man doch unmöglich so Scheiße stehen lassen! Das KANN (das DARF) keine Absicht gewesen sein! Womöglich ist aber genau dieses Ausweich-Verhalten ein degeneratives Phänomen unserer Zeit, denn im Mittelalter war den Menschen die Polarität und die Spaltung von Gut ud Böse bewußt - daran wurde nicht herumgedoktort und schon gar nicht glatt gebügelt in das heute allgemeingültige Narrativ: Jeder ist sowohl als auch. Merke: das mag für einzelne Taten gelten nicht aber für den Kern, nicht aber für chronische Verhaltensmechanismen !!!!

Ein Witz passt dazu gut, der mir gerade begegnet ist: *Ein Mädchen liegt blutend und ausgeraubt auf der Straße. Ein Polizist geht an ihm vorüber. Dann ein Arzt. Dann kommt ein Therapeut. Der schaut sich das Mädchen an und meint kopfschüttelnd: Also derjenige, der dir das angetan hat, braucht dringend Hilfe!*

Uns sind alle Beurteilungskriterien flöten gegangen. Wir wissen gar nicht mehr, auf welche Seite sich zu stellen ist, was anständig oder unanständig, absichtlich oder unabsichtlich getan wird, was noch in Ordnung geht und was nicht mehr, wer aus Affekt oder gezielt handelt. Aber exakt darin scheiden sich die Geister. Der Mensch hat das Interesse an der menschlichen Motivation verloren - und an der Konsequenz seines Denkens und Handelns. Wir sind versumpft im großen Einerlei. Wie heißt es so schön: was ist die größte Macht des Teufels? - Dass keiner an ihn glaubt! Oder aber die Vorstellung von allem Satanischen ist völlig schräg bzw. Hollywood geprägt - es muss schon grusel-thriller-splatter-mäßig Blut spritzen. Doch der ganz schlichte Ausgangspunkt von allem Bösen ist die Lüge.

Greife ich ein konstitutionelles Mittel heraus, dessen prägender Wesenszug ist zu spalten und zu lügen. Dieses konstitutionelle Mittel wird sehr schön von Goethe in *Reinecke Fuchs* beschrieben. Darin läßt Goethe den Fuchs sagen:

"Soll es euch nach Wünschen ergehn, so spart mir die Wahrheit! "
wiederholt ich ihm noch; denn führt sie jemand beständig
unklug im Munde, der leidet Verfolgung, wohin er sich wendet.

Das gleiche Mittel zeichnet auch das Grimmsche Märchen *Bruder Lustig*. Es gibt Menschen, die gezielt andere belügen und betrügen zugunsten ihres eigenen Vorteils. Wie die vielen Fabeln veranschaulichen: der Fuchs muss nur lange genug labern, irgendwann wird der eingewickelte Rabe den Käse schon fallen lassen. Der Erfolg spricht für den Fuchs.

Das wußte ich alles, bevor ich nach Madagaskar reiste. Und doch wollte ich es einfach nicht wirklich wahrhaben. Ganz wie unsere Nachbarin, eine Frau mit einem gleichbleibend nachsichtigen Lächeln im Gesicht, die die Überzeugung vertritt, dass alle Menschen gut sind - doch sämtliche Fenster ihres Hauses ließ sie vergittern. Mit diesem Widerspruch lebte es sich bequem(er). Ich war wohl geprägt wie sie von all diesen schönen Poesie-Album-Sprüchen:

Liebe besiegt alles...Weich ist stärker als hart, Wasser ist stärker als Fels, Liebe ist stärker als Gewalt (Hesse). Die wahre Ambition der Frau ist die Ermutigung zur Liebe (Molière)...uswusf.

Bref, ich träumte den schönsten aller Jungmädchenträume: da muss nur ein bißchen meiner Liebe (so viel Eitelkeit muss sein) drauf, dann wandle ich gar einen Saulus zu einem Paulus. Am Schluß steckt in jedem Menschen ein kleines bißchen Liebenswürdigkeit - man muss sie nur herauskitzeln.

Nach Madagaskar kann ich diese Illusion, diese Verblendung nicht aufrecht erhalten. Gespielte, vorgegaukelte Freundlichkeit ist eben keine echte Freundlichkeit. Zu echter Freundlichkeit ist das Böse gar nicht in der Lage. Das Böse kann nicht anders als böse sein. Und es kann auch nicht anders als sein Gegenüber zu Opfern, Personal oder Nutz- und Wirtstieren zu unterjochen. Das Böse kennt keine Verbundenheit sondern nur Seilschaft, das Böse kennt keine Dankbarkeit sondern nur Nutzen, das Böse kennt kein Gesetz sondern nur Willkür (Zitat eines Miasmatikers: *Wenn ich die Wahl habe zwischen Gott und der Willkür, wähle ich die Willkür*), das Böse kennt kein Gewissen sondern nur Skrupelosigkeit, das Böse kennt keine Wahrhaftigkeit sondern nur Täuschung, das Böse kennt keine Empathie sondern nur Taktieren, das Böse kennt nur Manipulation und keine Freiheit. Das Böse ist böse, weil es nicht anders sein will wie böse - das ist nicht zu ändern, daran kann man nicht rütteln, da gibt es nichts zu retten! Es gilt auch umgekehrt: *Es ist, was es ist* (Erich Fried)

 



Das schreit nach einem Konter-Rezept, um nach schweren Gedanken wieder in leichtere Gefilde zu wechseln. Und da warte ich heute mit einem wirklich sonnig-gelbem Curry auf. Dabei ist das indische Curry so ungewöhnlich wie köstlich, so alltäglich wie feierlich, so unkompliziert wie raffiniert. Ein Glück, bekomme ich Rezepte-Empfehlungen von einstigen Feriegästen (coucou Stephanie) einfach zugeschickt. So macht man sich bei mir immer beliebt! Ich fand das Curry absolut super!


Zutaten für Kamala Phoolkopi:

500g Blumenkohl, in kleine Röschen geteilt
4 Kartoffeln, in 2cm Stücken geschnitten
1 TL Kurkuma
4 EL Öl
2 Lorbeerblätter
1 EL Ingwer, frisch gerieben
2 Zwiebeln, fein gewürfelt
1 TL Cayenne (m: etwas weniger)
2 TL Kreuzkümmel
1 TL Rohrzucker
3 Orangen, filetiert
3 grüne Chili-Schoten (m: nicht aufzutreiben)
Salz
125ml Wasser (m: Gemüsebrühe)

Garam Masala:
4 Gewürznelken
1 Zimtstange
2 Kardamomkapseln 

Zubereitung:

Die Blumenkohlröschen und die Kartoffelstücke in einer Schüssel mit dem Kurkuma mischen. Öl in einem schweren Topf stark erhitzen und das Gemüse darin in 2-3min anbraten - dann zur Seite stellen.

Nun in dem gleichen Topf Lorbeerblätter und Garam Masala geben und 1 min braten. Ingwer, ZwiebelnCayenne, Kreuzkümmel und Zucker zufügen und weitere 1-2 min braten bis die Gewürze leicht zu bräunen beginnen - um sie vor dem Verbrennen zu schützen gegebenenfalls etwas Wasser zufügen. 

Nun das Gemüse und die Orangenfilets von 2 Orangen zufügen (die Filets der dritten Orange dienen zur Dekoration) und 125ml Wasser (m: Gemüsebrühe) anschütten (m: brauchte bei mir etwas mehr, zusätzliche Brühe gab ich wie nötig nach und nach dazu). Etwa 15min mit geschlossenem Deckel sanft köcheln lassen, dabei immer wieder umrühren, bis die Kartoffeln gar sind. 5min vor Ende die grünen Chilis zufügen. Zum Servieren mit den restlichen Orangenfilets dekorieren.

Anmerkung m: bei mir brauchte das Curry etwas länger, damit die Kartoffeln durch waren - dicke Empfehlung, eindeutig gästetauglich!

Quelle: *Indien - das Kochbuch* von Pushpesh Pant

 

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