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heißes Eisen - mediterrane Schmorsauce mit Tomaten-Gnocchi

Freitag, 4. August 2023

 

Warum begegnen mir so viele unerzogene Kinder? Ja, ich weiß, das anzusprechen ist ein heißes Eisen. Aber hey, als mittelalte (oder mitteljunge - wie ihr wollt) Kinderlose schreibe ich einfach ein paar Beobachtungen runter. Warum können Kinder nicht mehr *Guten Tag* und *Auf Wiedersehen* sagen? Das wäre doch die kleinste aller sozialen Gesten, die niemandem weh tun. Wir Dorfkinder hatten noch alle zu grüßen, die älter waren. Wo steckt das kindliche *Bitte* und *Danke* fest, die Grundregeln des Benimm? Warum quatschen Kinder gnadenlos dazwischen, ganz egal ob sich zwei gerade unterhalten? Warum haben die keinerlei Tischmanieren mehr? Warum muss ich so oft Zeuge werden, wie Kinder ihren Kopf durchsetzen, je unangenehmer, lauter und gewalttätiger sie werden? Ja, warum geben heute Kinder den Ton an und nicht mehr die Eltern? Das ist doch verdreht - ohne die Eltern wären die Kinder gar nicht überlebensfähig. Ist den orientierungslosen Eltern bewußt, was sie ihren Kindern mit dieser Führungslosigkeit für ihr weiteres Leben antun? Warum ordnen die Kinder sich nicht ein? Warum lassen sich Eltern so schlecht behandeln? In Frankreich ist man drauf und dran die Elternhaftung zu verschärfen - das kann es doch nicht sein. Warum sehe ich so viele Väter wie ein dummes Anhängsel neben Frau und Brut - warum lassen die sich das gefallen? Ja, wo ist denn da das harmonische Miteinander, die *freiwillige Kooperation* (auf die ich immer wieder zurückkomme)?

Meine Erziehung war noch sehr autoritär und vorallem durch Angst und Schrecken gekennzeichnet. Das kann keiner (mehr) wollen, das nimmt einem Menschlein die Kraft, um innerlich zu wachsen. Aber das Gegenteil kann auch keiner wollen, wenn durch keinerlei Vorgaben, Kinder egozentrische, hochmütige und herrische Eigenschaften ausbilden. Wie sollen die je beziehungsfähig werden?

Für alle, deren Ideal wie für mich der selbstbestimmte Mensch ist, der sich aufgrund einer eigenen Haltung und innerer Werte selbst zu führen weiß, ist die Freiheit immer begrenzt (alles andere ist Chaos und Willkür). Als Erwachsener habe ich mir den Rahmen selbst zu geben, als Eltern habe ich diese Begrenzung für meine Kinder zu ziehen. Und diese Art *Sandkasten* geben dem Kind dann die Möglichkeit, sorglos zu sein: andere kümmern sich um die Details. Innerhalb dieser roten Linien darf man sich frei ausprobieren, aber das Übertreten von ihnen birgt Konsequenzen. So ist die Welt nun mal angelegt...

Und ob später für sich als Erwachsener oder als Erzieher sollten die Regeln des Miteinanders von Vernunft und Anstand geprägt sein. Denn ich bleibe eisern dabei: ohne Wahrhaftigkeit, ohne Ehrlichkeit, ohne Offenheit - ob innerhalb einer Familie oder auch gegenüber anderen - ist kein Glück und keine Zufriedenheit möglich. Sowas kommt von sowas. Gegenseitig Schandtaten zu übersehen oder zu decken, damit ist gerade auf Dauer niemandem geholfen.

Ist es nicht der viel größere Liebesdienst, sich ab und an jemanden in den Weg zu stellen, den Kopf zu schütteln und zu fragen: was treibst du denn da? Dabei rührt mich dieses Reinhart Mey-Lied zutiefst, indem sich Eltern schützend vor ihr Kind stellen, selbst wenn es Dummheiten treibt, selbst wenn es von der Gesellschaft verurteilt wird - man hält als Familie zusammen. Und ich verstehe sehr wohl, dass die Familienbande oft mit tief gefühlten Verpflichtungen einhergehen - ich hatte es davon. Doch wie überall im Guten hat auch das seine Grenzen, nämlich dann wenn dabei gegen die oberste aller Verantwortungen sich selbst gegenüber verstoßen wird: die eigene Würde.

Nun, eigentlich brauche ich mir keine Gedanken darüber zu machen, stimmts? Es sind eure Kinder und nicht meine. Vielleicht liegt es daran, dass ich seit langem meinen Birk mal wieder gesehen habe. Mittlerweile nun mit seinen insgesamt drei blondschopfigen Geschwistern. Und für dieses Mal hatte ich besondere Freude an der ungekünstelten, fröhlichen, warmherzigen Mutter dieses Wawuschel-Trupps, die die Nase kräuselt, wenn sie lacht.

 


Heute wird hier wieder mehr gekocht, als sich nur *Essen gemacht*. Obwohl - wenn man die Gnocchi gegen Nudeln austauscht, ist das schnelle, simple Landküche. Die Gnocchi (auch ohne Tomate und Parmesan) sind gerade meine liebsten: aus dem Froster geholt und aufgetaut, lassen sie sich wunderbar anbraten und haben einen schönen Biss.

Die Sauce besticht durch die Qualität der Tomaten: coeur de boeuf wären ideal dafür. Alles zusammen im heißen Ofen schmurgeln lassen, ergibt eine schlonzige Sauce, die bestimmt mit Pasta nicht minder schmeckt.

 

 Zutaten 2P:

1kg Coeur de boeuf (m: rot, gelb, orange)
1 mittlere Aubergine
3 Knoblauchzehen
2-3 EL schwarze Oliven
4 Zweige Rosmarin
2 TL Thymian
1 TL Rohrzucker*
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
Salz, Pfeffer
Olivenöl
1/2 Rezept Tomaten-Gnocchi
geriebener Parmesan

 

Zubereitung:

Den Ofen auf 220° Umluft vorheizen.

Aubergine in Würfel von ca. 2-3cm schneiden und auf einer mittleren Gratinform geben. Darauf die Oliven verteilen. Leicht salzen und pfeffern.

Dann fein gehackten Knoblauch und Rosmarin darüber streuen.

Die Tomaten überbrühen, entstrunken und enthäuten und in mittlere Stücke geschnitten auf die Auberginen setzen. Mit Thymian und Zucker sowie Piment würzen, salzen und pfeffern und mit ordentlich Olivenöl beträufeln.

Für 30-35min in den heißen Ofen schieben. Zwischendrin sanft umrühren, damit auch alle Aubergine-Stücke von Tomantensaft durchgegart werden.

Zusammen mit den Gnocchi und dem Parmesan servieren.

(Gnocchi auftauen lassen und in Olivenöl anbraten).

Anmerkung m: die Menge des Zuckers richtet sich etwas nach der Reife (und damit Süße) der Tomaten.

 

28 Kommentare

  1. Fängt vermutlich bei den Erwachsenen an, die auch häufig nicht grüßen und keine Tischmanieren mehr haben.

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    1. Ja, das denke ich auch: die Hauptursache ist die Orientierungslosigkeit der Erwachsenen - die sich dann u.a. in der Erziehung widerspiegelt.

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  2. Luitgard M.

    Hallo, ich finde Deine Rezepte wunderbar.

    Und Deinen Gedanken über das Nichtgrüßen, und alles. was Du geschrieben hast, gehört auch zu Meiner Meinung. In allem, was Du bemerkt hast!

    Viele Grüße Luitgard M.

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    1. Danke, dass du mir den Rücken stärkst, Luitgard - ich freue mich, dass wiederum dir meine Rezepte Freude bringen! viele liebe Grüße zurück

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  3. hach ja, über Erziehung und Manieren und all diese Dinge zu schreiben und zu reden ist heutzutags ein heisses Eisen, das ist so wahr...
    Dabei wäre es ein so leichtes Unterfangen, den Kindern von Anfang an diese Dinge vorzuleben und dann konsequent einzufordern. Nicht im Struwelpeterverfahren, nicht mit dem Vorschlaghammer, sondern weil man davon zutiefst überzeugt ist und in sich ein Bild davon trägt, wie das Kind sich später, als Erwachsener, wiederum aufrichtig und ehrlich, umsichtig und höflich etc. in einer Gesellschaft bewegen können sollte.
    Nein halt! nicht es "wäre", es IST ein Leichtes! Leicht daher, weil das andere unendlich viel schwerer wiegt in der Summe.
    Aber es braucht Zuwendung und viel Geduld. Und Zeit und Geduld und nochmals Zeit und Geduld und Zuwendung. Ja.
    Und leider haben das wahrscheinlich viele nicht mehr so wirklich... warum bloss ist es uns das heute nicht mehr wert?
    Pierina

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    1. Da schreibst du was, Pierina: das Vorleben ist das Maß der Dinge. Wasser predigen und Wein trinken - hat noch nie funktioniert. Kinder spüren fast tiergleich, ob etwas ernst gemeint ist, oder nicht. Gilt das *Nein* oder ist da noch Luft. Daher liegt es an der Charakterfestigkeit der Eltern wie gut Erziehung funktioniert. Direkt fühle ich mich an eine Lehrerin erinnert, bei der wir von der Unterstufe bis zur Oberstufe aufgespritzt sind von den Stühlen, wenn sie das Klassenzimmer betrat. Sie war sehr streng - aber dabei klar, eindeutig und gut strukturiert in ihrem Unterricht. Wir wußten, wo wir dran sind und begegneten ihr mit Respekt. Komischerweise fürchten sich so viele Eltern vor Strenge. Dabei gehört *über die Strenge schlagen* eben zur Kindheit dazu. Das ist aber nur möglich, wenn die Grenzen klar gesteckt sind. Und das was ich beobachte ist, dass Kinder ihren Eltern gnadenlos auf der Nase rumtanzen.
      Keiner behauptet, dass Erziehung leicht ist, weil dabei von den Eltern dauernd die eigene Haltung abgefragt wird. Eigentlich kann man im Umgang mit Kindern (und ebenso Alten) viel von der Gesellschaft ablesen - da steht es einfach im Großen und Ganzen nicht zum Guten. Ja, ich schließe mich deiner Frage an: warum ist uns das gute Miteinander heute nichts mehr wert?

      Vielen Dank für deinen bereichernden Kommentar und fürs Lautmachen, Pierina

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    2. die Gnocchi mit Auberginenragout haben wunderbar geschmeckt.... ; )

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    3. Oh, das lese ich - unter all den anderen Kommentaren zur Kindererziehung - hier aber auch gerne. Die Gnocchi sind doch wirklich super, oder? Und die Sauce... aber über Essen (mein Essen ;)) ist leicht schwärmen...

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  4. Wunderbare Worte in Deinem Beitrag, liebe Micha. Ich drück dich an mein altes Herz

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  5. Das ist eben ein Grund, dass es Erwachsenenhotels gibt. Ich selbst habe Kinder und Enkel, da läuft es eben anders. Erfahrungsgemäß habe ich festgestellt, je weniger die Kinder hatten, desto besser konnten sie sich später verwirklichen.
    Wie bekannt, die Eltern leben es vor.

    Das gilt auch für das Essen, je einfach, desto sinnvoller ist es oft. Einfach ein g'scheites Brot + Butter, ein paar Stück Obst dazu und es kann schmecken, so die Eltern es vermitteln wollen.

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    1. Als Großeltern darf man nix sagen, da ist man zu dicht dran und muss mit hartem Gegenwind rechnen bei der kleinsten Kritik. Und ja, bestimmt ist dieses Übermaß an Konsum ebenfalls Teil des Problems. Aber mehr noch halte ich an deinem nächsten Satz fest: es sind die Eltern, die die Richtlinien vorgeben à la *bei uns daheim läuft das so*.
      Und so kompliziert ist das eigentlich nicht, denn 'Was du nicht willst, was man dir tut...*, muss man gar nicht ausschweifend erkären. Wie beim Essen: einfach ist immer eine Bank!

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  6. Genau so hab ich auch mal gedacht und habe immer noch ein schlechtes Gewissen, wie ich über meine grosse Schwester und deren Kinder gesprochen habe, wieviel besser ich das mal mache. Jetzt bin ich selbst Mama von zwei Mädchen und schäme mich über meine Arroganz.
    Gutes Benehmen, Freundlichkeit, Manieren sind mir wichtig, ich lebe sie vor und zeige sie auf. Sage jedoch niemals diesen dämlichen Satz: „wie sagt man???!!!“ zu meinen Kindern. Eben nicht autoritär zu erziehen und die Hilfsmittel Strafe, Angstmacherei, Erpressung und Belohnung nicht oder nur wenig verwenden zu können, stellt mich vor eine grosse Herausforderung, die unglaublich viel Zeit und Geduld in Anspruch nimmt und nicht immer von Erfolg gekrönt ist.
    Manche Eltern haben diese Energie/Kraft vielleicht nicht, sind schwach. Manche Eltern sind doof und erziehen ihre Kinder zu doofen Kindern. Mache haben Pech und haben einfach schrecklich nervige Kinder.
    Aber ja, das Thema ist ein heisses Eisen.
    Allerbeste Grüsse nach Frankreich.
    Christiane

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    1. Vielen Dank für deinen bereichernden Kommentar, Christiane. Keiner behauptet, dass Erziehung leicht ist. Nichts tun, die Dinge einfach laufen lassen, ist kein Leitfaden. Kindererziehung ist Arbeit und Elternpflicht. Aber wie mein Habib gerade sagt - weil wir uns paralell nochmal zum Thema unterhalten: es ist die Gemütsausbildung der Kinder, die so in den Binsen bei uns ist. In unserer verkopften Gesellschaft wird viel zu viel über den Kopf gemacht (gewaltfreie Kommunikation... ect.) Dabei ist gerade in den frühen Entwicklungsjahren zuerst entscheidend, dass die Kinder lernen mit ihren Gefühlen umzugehen und diese zu entwickeln - bis etwa 8 Jahre ist das maßgeblich. Wird sich aber nur noch darauf konzentriert, den Kopf zu fördern (der viel später dran ist, ausgebildet zu werden), dann basteln wir mit unseren Kindern eine kalte, verlogene Welt.
      Das intakte Gefühl macht auch später den Erwachsenen zu einem integeren Menschen.
      Heute ist der Begriff von *Liebe* völlig falsch belegt. Eltern wollen unbedingt von ihren Kindern geliebt werden und erdulden dafür alles. Aber das ist keine Erziehung. Da hast du völlig recht, dass Erziehung Arbeit ist und mit Energie und Kraft einhergeht. Nicht umsonst wurden Frauen früher von der Arbeit freigestellt: die hatten mit der Kindererziehung zuhause schon genug zu tun.
      herzliche Grüße zurück...

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  7. Mir geht es da wie Christiane: Mutter zu sein hat mich demütig gemacht. Ich möchte nicht über andere urteilen...natürlich wünsche ich mir, meine Kinder zu höflichen, zuvorkommenden Menschen zu erziehen...natürlich lebe ich ihnen Respekt vor...natürlich setze ich Grenzen und bin konsequent. Allerdings überrascht mich hier die Sicht vieler, die Erziehung - so scheint es mir zumindest - vor allem als „Bildhauerei“ begreifen. Um im bekanntem Vergleich zu bleiben: sind es nicht eher doch die Erziehungsberechtigten als Gärtner? Kinder lassen sich nicht alle gleich gut „erziehen“. Selbst Jesper Jul hat seine Idee des kooperierenden Kindes später revidiert und festgestellt, dass unter den Kindern immer eine Handvoll „autonomer Kinder“ zu finden sind. Ja, und diese Exemplare grüßen, wenn sie das möchten und nicht, weil das von ihnen erwartet wird.
    Ich jedenfalls freue mich über wohlerzogene Kinder, weiß aber auch, dass dies nicht allein Verdienst der Eltern ist ;)
    Liebe Grüße
    Vanessa

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    1. Das ist ein sehr schöner, weiter Aspekt, Vanessa, eine bereichernde andere Perspektive auf das Thema. Am mitgebrachten Charakter eines Kindes läßt sich schwer oder gar nicht schrauben.Autonome Kinder - grundsätzlich voller Respekt! Wenn autonome Kinder allerdings reine Querschläger sind, dann spricht das nicht für ein gut entwickeltes Gemüt. Und das Gemüt ist der Rohdiamant, auf dem alles weitere aufbaut!
      Ich danke dir für deinen Kommentar, Vanessa, mit lieben Grüßen zurück...

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  8. Auch mich hat das Muttersein demütig gemacht, wenn man völlig übernächtigt, zerrissen zwischen Beruf und Kindern die innere notwendige Klarheit verliert, die Kinder so gut spüren. Wenn klare Grenzen zum x-ten Mal überschritten werden und man selbst nicht mehr weiß, was man verlangen kann und was nicht. Oder erst im Nachhinein… Ich gehe sehr mit, dass Erziehung zu verkopft angegangen wird, dass damit die innere „Ganzheit“ verloren geht, denn kognitiv verstehen heißt nicht ganz und gar überzeugt sein oder mit Herz und Seele eigene Werte vermitteln. Das Vorleben dieser müsste damit einhergehen. Wie sehr wünschte ich mir mehr Besinnungspausen, um diese Klarheit wieder spüren zu können. Ständige eigene Ablenkung, das Untergehen im Alltag macht dies sehr schwer. Und auch für die Kinder, die umgeben sind von Konsum, Medien, Verlockungen, Werbung… Welch krasse Ausmaße dies hat und wie schwer es damit auch die Kinder haben, habe ich erst als Mutter gemerkt.
    Herzliche Grüße von Carla

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    1. Ich freue mich wirklich, Carla, wie gut hier mit dem Thema umgegangen wird. Auch wie du hier deine Gedanken dazu steuerst, offen bist und die/ deine Herausforderungen benennst. Erstmal geht es ja immer darum, sich Dinge bewußt zu machen - dann erst kann man etwas verändern... oder nicht. Und die eigene Klarheit ist, glaube ich, immer erstrebenswert - und wird vom Alltag immer wieder leicht verschüttet. Wohl dem, der Natur um sich hat, um darin etwas durchzuatmen. Aber ja, ich finde es keine leichte Zeit, Kinder beim Großwerden zu begleiten, weil ganz wie du es so gut beschreibst: das Außen lärmt sehr und umso mehr Kraft braucht es, dem etwas entgegen zu setzen. Danke, Carla, für deinen wertvollen Beitrag, ganz herzlich zurück...

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  9. Liebe Micha, du sprichst mir aus tiefstem Herzen, dem einer Mutter, Großmutter und dem einer Lehrerin, die 40 Jahre lang Schülern bis in die Klasse 12 versucht hat zu erklären, wie man rücksichtsvoll und freundlich mit einander umgeht. Noch heute erzählen mir viele der Ehemaligen, dass sie den Satz "Ein Danke kostet kein Geld!" immer behalten haben. Schwierig wird es bei den eigenen Enkeln, denn da sind die Verbindungen familiärer Art oft gar nicht hilfreich, um etwas anzumerken.
    Kinder leben nach dem, was ihnen Erwachsene vorleben, immer. Auch wenn sie später zeitweise versuchen, das Gegenteil zu betreiben. Und ja, Erziehung macht Mühe, darum spart man sie sich heute oft, indem man behauptet, das sei ja autoritär. Wer sich wirklich damit beschäftigt, der wird begreifen, dass man sowohl als Kind als auch als Erwachsener nicht ohne Grenzen leben kann. Alles andere ist Egoismus, den ja wohl keiner ertragen und in die Welt hinaustragen möchte. Danke dir für deinen Text, klug und bedacht wie immer! Herzlich, Sunni

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    1. Ist das Benimm, Sunni, nicht wie die Rinde an einem Baum? Höfliches Betragen hilft einer Gesellschaft im Miteinander: man hält sich auch Fremden gegenüber an bestimmte Verhaltensregeln und das vereinfacht Interaktionen. Wie sehr dann Aufmerksamkeit, Freundlichkeit usw. von inneren Werten mitgetragen werden, ist dann nochmals eine ganz andere Kiste. Aber SO schwer wenigstens die einfachsten Verhaltensformen anzuwenden, sollte es doch nicht sein, oder? Und da sind wir immer noch nicht bei *Knigge* und Konsorten ;) Vielen lieben Dank für deinen Beitrag, ganz herzlich zurück...

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  10. Liebe Micha, allem was zu schreibst, kann ich zustimmen, sehe mich als Mutter jedoch manchmal bei meinen eigenen Kindern als ratlos. Natürlich lebe ich, leben wir als Eltern, all' diese Werte und Verhaltensweisen vor, von denen wir uns wünschen, dass unsere Kinder sie verinnerlichen und nachtun. Zu Anfang meiner Mutterschaft hatte ich mir mal gesagt, dass ich so "doofe Sätze" wie: "Ich zähle bis drei" oder "Wie heißt das Zauberwort?" oder "Hast du Danke gesagt?" nicht verwenden möchte. 6 Jahre später habe ich sie schon öfters verwendet und mich jedesmal ein bisschen "ertappt" gefühlt, nun doch genau diese Worte zu benutzen... Erziehung empfinde ich wirklich als eine der größten und schwierigsten Aufgaben, die mir (und uns) auch einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Will man es doch "besser" machen, als man es selbst erlebt hat (beide hatten wir autoritäre Elternhäuser), möchte die jungen Seelen unbeschadet lassen, sie begleiten, nicht gängeln, nicht verbiegen... und dennoch geht es nicht nur mit Harmonie, Grenzen müssen gesetzt werden, werden ausgetestet... Aus meiner Erfahrung kann ich auch sagen, dass es einfach sehr unterschiedliche Kinder gibt. Was bei einem ein Kampf sein kann, läuft beim anderen und manches, was wo anders ein Drama ist, ist bei uns nicht der Rede wert. Ein Patentrezept gibt es sicher nicht. Gelernt habe ich aber auch, mich im Urteilen über andere Eltern zurückzuhalten. Auch wenn das nicht immer einfach ist.
    Was in Bezug aufs Umsetzen von Erziehung sicherlich allen zu gute kommt, ist eine gute Beziehung der Eltern mit- und zueinander und ein gefestigtes Ich beider Partner. Ist man selbst nicht "bei sich" wird's doppelt schwer mit der Erziehung der Kinder. Ist man nicht klar, ist man nicht sicher, ist man nicht ehrlich mit sich - das riechen die... Einen Aspekt möchte ich vielleicht noch einbringen, den ich auch ganz interessant finde und der mich manchmal etwas "tröstet", wenn ich an meinen Kompetenzen als Erziehende zweifle...: Wir alle wünschen uns Kinder, die zu selbstbewussten Menschen heranwachsen, Menschen, die mutig aufstehen, die Haltung haben, die nicht "mitlaufen", die nicht zu allem Ja sagen.... Dass diese Charakterzüge aber nicht erst mit 18 Jahren ausgeprägt werden können, sondern von klein auf geübt werden müssen, ist eine Sichtweise, die mir persönlich manchmal hilft in Konfliktsituationen etwas Ruhe zu bewahren... Es ist und bleibt ein ewiges Lernen als Eltern und als Kinder. Viele Grüße sendet Hannah

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    1. Ja, da schreibst du was, Hannah: wer selbst innerlich wankt, kann keinen Halt bieten. Das ist auf andere Weise die Orientierungslosigkeit beschrieben. Und bestimmt klappern die eigenen Kinder stetig und beharrlich ab, wie weit sie gehen können. Ich kenne jemanden, da reicht ein Blick, und es ist umissverständlich klar, dass an dem *Nein* nichts mehr zu rütteln ist. Wie ernst ist es jemandem mit den gesetzten Grenzen? Wie ernst ist es gemeint mit den eingefordertem Verhalten? Welchen Umgang dulde ich mir selbst gegenüber, wo spiele mit und wo nicht mehr?
      Dieses viel zu viel mit dem Kopf zu machen, kommt bei dir auch gut raus. Kein Mensch lebt Beziehung, in dem er sagt, und wir leben Werte wie Respekt, wie Mitgefühl, wie Beistand - Beziehung lebt sich im jetzt und hier, heute und im Augenblick, jeden Tag... und da zeig sich, was gelebt wird - nicht an einer vermeintlichen Überschrift, an einem *Konzept*.
      Ich finde den Bibel-Gedanken sehr schön: eure Kinder sind nicht eure Kinder. Das nimmt viel Druck raus, viel Narzißmus, viel Selbstspiegelei: man begleitet kleine Menschen in ihrer Entwicklung, um sie nachher in die Freiheit zu entlassen.
      Ansonsten zeigt sich besonders gut in Erziehung, dass das Gegenteil von *gut gemacht* eben *gut gemeint* bleibt....
      vielen Dank fürs Lautmachen, Zeitnehmen und Gedankenmachen, mit viele lieben Grüßen zurück...

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    2. Eure Kinder

      Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
      Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
      des Lebens nach sich selber.
      Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
      Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

      Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
      aber nicht eure Gedanken,
      Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
      Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
      aber nicht ihren Seelen,
      Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
      das ihr nicht besuchen könnt,
      nicht einmal in euren Träumen.



      Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
      aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
      Denn das Leben läuft nicht rückwärts
      noch verweilt es im Gestern.

      Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
      als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
      Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
      und er spannt euch mit seiner Macht,
      damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
      Laßt eure Bogen von er Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
      Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

      Khalil Gibran
      (* 06.01.1883, † 10.04.1931)

      Ich las diesen Text Jahre bevor ich selbst Kinder hatte und dachte mir damals schon: Das klingt gut, das klingt richtig, das versuche ich zu verinnerlichen und zu leben - was s.o. nicht immer einfach ist.

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  11. die Menge an Kommentaren zeigt schon, wie heiß das Eisen wirklich ist. Eigentlich müsste es man dann ja auch gut schmieden können, um im Bild zu bleiben, aber bei dem Thema prallen leider oft Welten aufeinander. Da schon vieles gesagt wurde und ich eigentlich nichts mehr hinzuzufügen habe, möchte ich nur bemerken, wie sehr mich das von dir verlinkte Lied von Reinhard Mey berührt hat – ein wirklich toller Text. Auch mir kamen die Tränchen. Liebe Grüße, Lara

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    1. Ach ja, Lara, geht dir bei dem Lied wie mir ;) Ist doch wie eine Geschichte vorgesungen bekommen, oder? Und zwar von einem Erwachsenen für andere Erwachsene, bei dem man fühlt, was er fühlt - schön, dass so etwas möglich ist!

      Es freut mich sehr, dass hier die Gemüter so ruhig bleiben im gegenseitigen Austausch und nicht hochgegiggelt wird aneinander - obwohl man darüber so leicht ins Streiten gerät... freut mich wirklich, wenn man einfach Gedanken austauschen kann, selbst wenn man etwas (heutige Erziehung) kritisch sieht... ganz viele liebe Grüße zurück....

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  12. Man könnte den Kreis um das heisse Eisen noch leicht vergrössern, in dem man sagt, dass in Familien generell nicht gerne genau hingeschaut wird, wenn es um die Beziehungen untereinander geht.

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    1. Ja, kein Widerspruch von meiner Seite. Allerdings hat in meiner Welt alles Ordnung und Sinn. So haben in diesen ganz bewußt zusammengestellten Familienkonstellationen auch alle irgendetwas miteinander zu tun: um bestimmte Erfahrunge zu machen, die wiederum zu bestimmten Erkenntnissen führen sollten...

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  13. Eine tolle Ausführung über manche Erziehung von heute. Ich durfte mir schon anhören, dass ich zu streng bin, wenn ich "danke" und "bitte" erwarte und dazu noch erwarte, dass meine Tochter mit geschlossenen Mund isst, sitzen bleibt beim Essen und und und...
    Zurück zum Rezept, es klingt spitze und ich bekomme Lust es auszuprobieren, tolle Zutaten 😊.

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