Schaue ich aus dem Fenster, dann blicke ich auf eine kleine, romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Hinter dem Haus, einige Höhenmeter weiter oben, finden sich die Mauerreste einer Burg aus dem 11. Jahrhundert. Die Vergangenheit kennzeichnet um mich unübersehrbar die Landschaft. Alles hinterlässt Spuren. Alles ist geprägt von Vorausgegangenem - die gesamte Menschheitsgeschichte, sowie das Schicksal jedes einzelnen. Nichts und niemanden kann man sich losgelöst nur für sich vereinzelt denken. Jeder ist verwoben und verknüpft in ein Geflecht von Beziehungen und Systemen - unbewußt oder bewußt, absichtlich oder unabsichtlich.
Für mich gilt: je größer die Zusammenhänge, die ich einsehe, umso tiefer die Erkenntnis. Wer hier schon ein Weilchen mitliest, weiß, dass ich meine Steckenpferd-Themen habe, auf die ich immer wieder zurückfinde. So mache ich kein Geheimnis daraus, dass mein größtes Ideal der freie Mensch ist.
Genau das lenkte mein Augenmerk auf die jüngsten Forschungsergebnisse, wie menschliches Verhalten von den Vorfahren beeinflußt wird. Der Ahnenkult der indigenen Völker kommt nicht von ungefähr. Man versteht sich als Glied einer Kette, eine Linie, die man fortführt - ein Bereich, in dem Psychologie und Medizin mittlerweile gemeinsam forschen - ich schrieb bereits über die unbewußte Feuerwehrleiter innerhalb der Familie.
Im Deutschlandfunk ist gerade ein sehr spannendes Interview anzuhören: Vererbte Wunden - Wie Traumata über Generationen weiterwirken mit der Autorin des Buches *Kriegsenkel*, Sabine Bode, und der Psychoanalyterin und Leiterin des Instituts für Traumabearbeitung, Dr. Marianne Rauwald. Anfangs wird in der Sendung auf den Stand der Epigenetik verwiesen - Versuche mit Mäusen zeigten die Übertragung von Fehlverhalten bis in die vierte Generation (s. genaueres bei den Untersuchungen von Professor Mansuy). Außerdem wird verdeutlicht, dass die Weitergabe von Verhalten über verschieden Kanäle läuft - üblicherweise einer Mischung aus biologischer und psychologischer Übertragung. So wurde etwa festgestellt, dass die mütterliche Darmflora bereits im Mutterleib auf das Kind übertragen wird (s. Professor Macpherson) - ein faszinierender, weiterer Baustein.
Bei Trauma-Patienten denkt man vorrangig an Kriegsüberlebende, Flucht und/ oder sexuellen Missbrauch. Bekannt und dennoch nicht minder erschütternd: *Das was wir da sehen, ist wie schillernd das Verhältnis ist zwischen Opfern und Täterschaft und wie leicht es passieren kann, dass jemand der selber den Missbrauch erlebt hat, an den eigenen Kindern zum Täter wird.* (Dr. Rauwald)
Geschichten, die sich wiederholen und wiederholen - in wechselnden Rollen. Der Stoff, aus den Dramen und Dilemma sind. Der Mensch - geschmiedet an seine Vergangenheit.
Aber mal runtergebrochen von den Extremen, woran lässt sich vorbelastetes Verhalten an Menschen erkennen? Im Zweifelsfall ist es deutlich weniger auffällig, als man meinen möchte. Diese drei typischen Symptome kann man diagnostizieren:
1. Ängste/ Depressionen, die ihren Grund nicht aus der eigenen Erfahrungswelt ableiten können
2. trotz großer Leistungsorientierung, hapert es in der Umsetzung: diese Menschen können ihr Potential nicht entfalten
3. ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Eltern, das sich schwer auflösen lässt
Gar nicht mal so spektakulär, oder? Aber exakt das macht die Wurzeln von Blockaden und Beziehungsstörungen aus. Genau das behindert einen Menschen, frei aufzuspielen und ein bewußter und eigenverantwortlicher Mensch zu werden. *Von der Kraft, die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet.* (Goethe). Oder Cicero: *Nicht zu wissen, was vor der eigenen Geburt geschehen ist, heißt immer ein Kind zu bleiben.*
Anders gesagt, in der Familienvergangenheit stochert man nur aus Leidensdruck. Es klemmt und man versteht nicht warum. Eine zentrale Wesensfrage bleibt dennoch: Was haben meine Lebensschwierigkeiten mit mir zu tun? Wie schreibt Marie von Ebner-Eschenbach: *Feuer läutert, verdeckte Glut frisst an.* Nur an eben diese Glut vorzudringen, ist das größte Problem. Manchmal wollen gerade die Menschen, die Auskunft geben könnten, nicht reden. Ein anderes Mal sind sie bereits tot.
Alleine - darüber waren sich beide Interview-Gäste einig - schaffe man eine solche Aufarbeitung nicht. Von Vorteil sind Therapeuten mit historischem Denken (Trauma-Spezialisten), Hilfe bieten Selbsthilfegruppen wie *die Kriegsenkel* oder man kann sich an das WAST in Berlin wenden, die Wehrmachtsauskunftsstelle, wo die Kriegsmilitär-Biographien der Großväter oder Väter einzusehen sind. Vollständig wird eine solche Suche in der Vergangenheit nie. Das ist nicht das Anliegen. Nimmt man als Vergleich ein Puzzle, bei dem viele Stellen offen bleiben, dann reicht es aus, wenn man erkennt: es ist eine Katze (als Beispiel).
Was meist auch falsch verstehen wird, ist, dass es bei der Recherche nicht um Schuldzuweisung geht, sondern man will benennen können, aufdecken, thematisieren, anerkennen, verarbeiten, auflösen. Und das geht nun mal nur, wenn eine solche Geschichte ins Licht, ins Bewußtsein, ins Gespräch gezogen wird - dann erst wird Distanz möglich, dann kann sie Teil der Lebensgeschichte und irgendwann zu Geschichte werden.
Zweifelsohne ein steiniger Weg. Was lockt, sind jedoch Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann. Dinge wie mehr Ausgeglichenheit und Frieden, mehr Erfülltheit und eine vertrauenswürdige Partnerschaft. Und eigentlich eine gnadenvolle Vorstellung, dass man überhaupt hoffen kann, dass sich unsichtbare Fäden durchzuschneiden lassen, die einen Menschen in automatische Verhaltensweisen zwingen.
Alors, zu schwerer einleitender Kost reiche ich dafür umso unkompliziertere Hausmannskost, wie man sie wohl auswärts ebenfalls nicht kaufen könnte. Wie Susanne mag ich Blumenkohl seit Kindertagen gerne mit einer schlichten Béchamel-Sauce. Oft ein Alltagsverlegenheitsgericht. Und sowas von totally old-school. Hier umgewandelt in ein Gratin mit Buchweizen-Crêpes...
Für mich gilt: je größer die Zusammenhänge, die ich einsehe, umso tiefer die Erkenntnis. Wer hier schon ein Weilchen mitliest, weiß, dass ich meine Steckenpferd-Themen habe, auf die ich immer wieder zurückfinde. So mache ich kein Geheimnis daraus, dass mein größtes Ideal der freie Mensch ist.
Genau das lenkte mein Augenmerk auf die jüngsten Forschungsergebnisse, wie menschliches Verhalten von den Vorfahren beeinflußt wird. Der Ahnenkult der indigenen Völker kommt nicht von ungefähr. Man versteht sich als Glied einer Kette, eine Linie, die man fortführt - ein Bereich, in dem Psychologie und Medizin mittlerweile gemeinsam forschen - ich schrieb bereits über die unbewußte Feuerwehrleiter innerhalb der Familie.
Im Deutschlandfunk ist gerade ein sehr spannendes Interview anzuhören: Vererbte Wunden - Wie Traumata über Generationen weiterwirken mit der Autorin des Buches *Kriegsenkel*, Sabine Bode, und der Psychoanalyterin und Leiterin des Instituts für Traumabearbeitung, Dr. Marianne Rauwald. Anfangs wird in der Sendung auf den Stand der Epigenetik verwiesen - Versuche mit Mäusen zeigten die Übertragung von Fehlverhalten bis in die vierte Generation (s. genaueres bei den Untersuchungen von Professor Mansuy). Außerdem wird verdeutlicht, dass die Weitergabe von Verhalten über verschieden Kanäle läuft - üblicherweise einer Mischung aus biologischer und psychologischer Übertragung. So wurde etwa festgestellt, dass die mütterliche Darmflora bereits im Mutterleib auf das Kind übertragen wird (s. Professor Macpherson) - ein faszinierender, weiterer Baustein.
Bei Trauma-Patienten denkt man vorrangig an Kriegsüberlebende, Flucht und/ oder sexuellen Missbrauch. Bekannt und dennoch nicht minder erschütternd: *Das was wir da sehen, ist wie schillernd das Verhältnis ist zwischen Opfern und Täterschaft und wie leicht es passieren kann, dass jemand der selber den Missbrauch erlebt hat, an den eigenen Kindern zum Täter wird.* (Dr. Rauwald)
Geschichten, die sich wiederholen und wiederholen - in wechselnden Rollen. Der Stoff, aus den Dramen und Dilemma sind. Der Mensch - geschmiedet an seine Vergangenheit.
Aber mal runtergebrochen von den Extremen, woran lässt sich vorbelastetes Verhalten an Menschen erkennen? Im Zweifelsfall ist es deutlich weniger auffällig, als man meinen möchte. Diese drei typischen Symptome kann man diagnostizieren:
1. Ängste/ Depressionen, die ihren Grund nicht aus der eigenen Erfahrungswelt ableiten können
2. trotz großer Leistungsorientierung, hapert es in der Umsetzung: diese Menschen können ihr Potential nicht entfalten
3. ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Eltern, das sich schwer auflösen lässt
Gar nicht mal so spektakulär, oder? Aber exakt das macht die Wurzeln von Blockaden und Beziehungsstörungen aus. Genau das behindert einen Menschen, frei aufzuspielen und ein bewußter und eigenverantwortlicher Mensch zu werden. *Von der Kraft, die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet.* (Goethe). Oder Cicero: *Nicht zu wissen, was vor der eigenen Geburt geschehen ist, heißt immer ein Kind zu bleiben.*
Anders gesagt, in der Familienvergangenheit stochert man nur aus Leidensdruck. Es klemmt und man versteht nicht warum. Eine zentrale Wesensfrage bleibt dennoch: Was haben meine Lebensschwierigkeiten mit mir zu tun? Wie schreibt Marie von Ebner-Eschenbach: *Feuer läutert, verdeckte Glut frisst an.* Nur an eben diese Glut vorzudringen, ist das größte Problem. Manchmal wollen gerade die Menschen, die Auskunft geben könnten, nicht reden. Ein anderes Mal sind sie bereits tot.
Alleine - darüber waren sich beide Interview-Gäste einig - schaffe man eine solche Aufarbeitung nicht. Von Vorteil sind Therapeuten mit historischem Denken (Trauma-Spezialisten), Hilfe bieten Selbsthilfegruppen wie *die Kriegsenkel* oder man kann sich an das WAST in Berlin wenden, die Wehrmachtsauskunftsstelle, wo die Kriegsmilitär-Biographien der Großväter oder Väter einzusehen sind. Vollständig wird eine solche Suche in der Vergangenheit nie. Das ist nicht das Anliegen. Nimmt man als Vergleich ein Puzzle, bei dem viele Stellen offen bleiben, dann reicht es aus, wenn man erkennt: es ist eine Katze (als Beispiel).
Was meist auch falsch verstehen wird, ist, dass es bei der Recherche nicht um Schuldzuweisung geht, sondern man will benennen können, aufdecken, thematisieren, anerkennen, verarbeiten, auflösen. Und das geht nun mal nur, wenn eine solche Geschichte ins Licht, ins Bewußtsein, ins Gespräch gezogen wird - dann erst wird Distanz möglich, dann kann sie Teil der Lebensgeschichte und irgendwann zu Geschichte werden.
Zweifelsohne ein steiniger Weg. Was lockt, sind jedoch Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann. Dinge wie mehr Ausgeglichenheit und Frieden, mehr Erfülltheit und eine vertrauenswürdige Partnerschaft. Und eigentlich eine gnadenvolle Vorstellung, dass man überhaupt hoffen kann, dass sich unsichtbare Fäden durchzuschneiden lassen, die einen Menschen in automatische Verhaltensweisen zwingen.
Alors, zu schwerer einleitender Kost reiche ich dafür umso unkompliziertere Hausmannskost, wie man sie wohl auswärts ebenfalls nicht kaufen könnte. Wie Susanne mag ich Blumenkohl seit Kindertagen gerne mit einer schlichten Béchamel-Sauce. Oft ein Alltagsverlegenheitsgericht. Und sowas von totally old-school. Hier umgewandelt in ein Gratin mit Buchweizen-Crêpes...
Zutaten 2P:
1/2 Rezepte Buchweizen-Galette
500g Blumenkohl
200g Kirschtomaten
20g Butter
1 EL, gehäuft, Mehl
250ml Blumenkohl-Kochwassersud
50ml Sahne
Salz, Pfeffer
1 TL Savora-Senf
1 Schuß Weißwein
80g Raclette-Käse
20g Käse, geraspelt (m: Comté)
Zubereitung:
Die Galettes backen. Ergibt 5 Stück - einen habe ich freiwillig/unfreiwillig zerhackt (es steht zwar in meiner Beschreibung bei den Galettes, aber ich sollte mich auch daran halten: die Pfanne zum Ausbacken muss recht heiß sein und die erste Seite des Galette muss durchgebacken sein, sonst kann man ihn nicht wenden, weil er am Pfannenboden hängenbleibt - eben diesen ersten habe ich zerhackt. Eine gute Entscheidung, denn der wird auf der Oberfläche des Gratin schön knusprig).
Blumenkohl in kleine Röschen teilen, in kaltem Wasser aufsetzen, aufkochen lassen, 2min köcheln lassen, abschütten, Sud auffangen. Blumenkohl in einer Schüssel zur Seite stellen.
Die Butter im gleichen Topf schmelzen lassen, das Mehl mit einem Schneebesen einrühren, und etwa 3min anschitzen (das nimmt den Mehlgeschmack), Sud angießen unter stetigem Rühren und dabei aufpassen, dass sich keine Klümpchen bilden. Sahne und Weißwein zufügen, nochmals 3-4min leicht köcheln lassen. Würzen mit Salz, Pfeffer und Savora-Senf. Käse, Blumenkohl-Röschen und halbierte Kirschtomaten untermischen.
Ofen auf 210 vorheizen.
Eine Gratinform abwechselnd mit Blumenkohl und Galette schichten: oberste Etage mit Blumenkohl enden lassen. Darüber den zerhackten Galette streuen und den klein gewürfelten Raclette-Käse.
Den Auflauf für etwa 20min in den Ofen schieben. Zum Servieren mit etwas gehackter Petersilie bestreut.
Inspiration: Susanne aka Magentratzerl
Inspiration: Susanne aka Magentratzerl
Die Bücher von Sabine Bode fand ich sehr aufschlussreich! Liebe Grüße, Alpenveilchen
AntwortenLöschenoder die von Claudia Haarmann... die Galettes als Gratin gefallen mir natürlich sehr... Liebe Grüße von Hannah
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