Parkplatz: mit Käse überbackene Spinat-Krapfen

Sonntag, 7. April 2019


Bewaffnet mit einem Eimer, Plasiksack, Gartenhandschuhen, Gartenschere und dem Unkrautstecher (oder Beikräuter-Ausstecher - wie es euch beliebt) rücke ich aus Richtung Parkplatz. Ordnunghalten - eines der größten Menschheitsbeschäftigungsprojekte ever bevor es Smartphone gab. Gilt für drinnen wie draußen.

*Weißt du*, erkläre ich dem Habib, *der erste Eindruck ist einfach entscheidend. Gerade für Städter! Das ist mit das erste, was unsere Feriengäste sehen, wenn sie ankommen!* *Pfffhhh*, schnaubt der Habib unüberzeugt - dem sind Äußerlichkeiten wurscht. Und ausnahmsweise ist das nicht einfach nur ein Spruch sondern gelebte Philosophie. Auf Klamotte gibt der Habib so gar nix. Und das (Land)Leben ist auf seiner Seite: mit seiner schwarzen Wrangler-Jeans und seinem blauen Jeanshemd ist er tatsächlich meistens passend gekleidet. Manchmal mutmaße ich, dass seine Gelassenheit damit zusammenhängt, dass er einem Akademiker-Haushalt entstammt...

Ben, Fakt ist: unseren Parkplatz *sauber* zu halten, ist gleichermaßen eine Sisiphos-Aufgabe wie ein veritabler Kampf gegen Windmühlen. Bref: eine waschechte Illusion. *Unsere Feriengäste können froh sein, dass wir ÜBERHAUPT einen Parkplatz haben*, legt der Habib nach. Auf den sind wir - indeed und völlig zurecht - sehr stolz. Stichwort *Hanglage*. Üppige fünf Autos können DIREKT am Haus parken und wenden. Die Drôme ist bekannt für ihre malerischen villages perchés - mittelalterliche Dörfer, die an einen Hang geschmiegt liegen. Allermeistens darf man nämlich am Rande dieser Dörfer parken und seinen ganzen Scheiß (Einkäufe, Gepäck, Blumenerde...) zu Fuß kleine Gassen und Treppchen hochtragen (irgendwas ist ja immer).

Etwa 60 Quatratmeter ist unser Parkplatz groß. Mit Kies bestreut. Das verhindert, dass man bei Regenwetter direkt in Matsch steht. Soweit die Ausgangsidee. Aber mitnichten bleibt ein Kiesbett einfach ein Kiesbett. Ein Mal den Rücken gekehrt (gerade jetzt im Frühjahr) und *WUSCH* hat sich die Fläche von alleine renaturiert. 

Immer wenn ich kniend über den Steinen hänge, denke ich an Bekannte, deren Hof großzügig mit Kies ausgelegt ist. Bei jedem Besuch dort habe ich den Eindruck, als würden wir direkt auf einen Golfplatz zufahren. G-e-p-f-l-e-g-s-t! Ein bißchen neidisch bin ich schon, ich gebs zu. Strahlend weiße Kiesel. Kein Unkräutlein wächst dazwischen. Aber ich weiß auch wie das Wundermittel heißt, dass solche Erstaunlichkeiten vollbringt: Glyphosat. Ja, Kinners, da dürft ihr in Zukunft auch dran denken, wenn ihr eine sauberste Kieslandschaft vor euch seht. Sowas kommt von sowas... Ob es wohl hilft, wenn ich unseren Feriengästen bei der allersten Ankunft erkläre, dass unser Parkplatz deshalb so *natürlich* aussieht, weil wir ihn ohne Round-up *pflegen*?? Kein Mensch käme auf die Idee, wie oft ich dort Unkraut entferne. Aber zur Begrüßung gleich ein Essay über Glyphosat beginnen... auch nicht das Wahre!

Also hantiere ich mit meinem wichtigsten Utensil, dem Unkrautstecher. Den schwinge ich mittlerweile wie ein Derwirsch! Dass ausgerechnet das Grün, das man NICHT will, immer die tiefsten Wurzeln hat. Mysterium des Lebens, ehrlich. Hey, und ich bin geübt. Und schnell. Und motiviert. Und nach einem vollengagierten Nachmittag sieht nur der Eingeweihte (leider jedoch niemalsnie ein Aussenstehender), womit ich meine letzten Stunden verbracht habe.

Deshalb gehe ich anschließend direkt zum Habib: *Du, Habibi*, bitte ich ihn, *machst Du mir morgen *Ein Klavier, ein Klavier !!!!*, wenn wir wegfahren?* (zu einer glücklichen Partnerschaft gehört unbedingt, dass man formuliert, was man sich wünscht). Und unter *Ahs* und *Oh, wie ordentlich unser Parkplatz jetzt aussieht* steige ich dann mit glänzend roten Backen ins Auto.


Mich selbst belohne ich zuverlässig mit frischer Pasta. Die Krautkrapfen zählen zu meinen DUBBs - das wisst ihr ja. Feedback von Nachmachern, die mir schrieben, wie köstlich erst die Reste waren, die sie im Ofen mit Käse gratiniert hatten, riefen mich auf den Plan. Bei uns gibts nämlich bei den Krautkrapfen nie Reste. Das, was übrig bleibt, wird abends kalt weggefressen. Aber schon länger schwebte mir eine Käse-Tomate-Variante vor. Et voilà, voilà, mit meiner fabulösen Käse-Füllung und einem Glas Ofentomaten - so läßt es sich leben. Allerdings bleibt das Original das Original. Die Krautkrapfen entscheiden das heimische Topf-Rennen für sich mit einem Hundertstel Vorsprung!


Zutaten 2-4P/ 8 Krapfen:

150g Mehl (m: D630)
30g Hartweizenmehl
2 Eier
1 EL Öl
Salz

500g Spinat
1 Brötchen vom Vortag (ca. 80g)
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1 Eigelb
120g Saint Marcellin
Muskatnuss
Salz, Pfeffer
1 EL Tomaten-Confit
Piment d'Espelette

Comté, gerieben
Sonnenblumenöl
ca. 100ml Gemüsebrühe

1 rote Paprika, im Ofen gegrillt und gehäutet
Piment d'Espelette
Salz, Pfeffer
Pimenton de la vera


Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig einen homogenen Teig kneten, in Folie packen und für mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Für die Füllung das Brötchen in Wasser einweichen und sehr gut ausdrücken. Spinat waschen, von den Stielen und der Mittelrippe befreien, in kochendem Wasser zusammenfallen lassen, blanchieren, gut ausdrücken und fein hacken. Zwiebel fein hacken, ebenso die Knoblauchzehen. In etwas Butter glasig braten. Den Käse klein schneiden. Alle Zutaten für die Füllung in einer Schüssel gut vermischen, grob pürieren und würzig abschmecken (Füllungen prinzipell immer leicht überwürzen).

Den Pastateig dünn auswellen (etwas dünner als den für Krautkrapfen) - wieder etwa auf 55cm x 35cm. Die Füllung dünn auf dem Pastateig verteilen. Von der langen Seite aufrollen und in 8 gleichgroße Stücke schneiden. In einer ofenfesten Pfanne Öl erhitzen und die Krapfen mit der flachen Seite ins heiße Öl setzen. Deckel auflegen und kurz braten, bis die Unterseite golden Farbe angenommen hat, dann wenden, Deckel wieder auflegen und wieder braten. Die Gemüsebrühe anschütten, Deckel auflegen, Flamme kleiner drehen und ca. 10min garen. 

Für die Sauce alle Zutaten zusammen erhitzen, pürieren, abschmecken und warm stellen.

In der Zwischenzeit den Ofen auf 200° (O/U-Hitze) vorheizen. Über die Krapfen den Käse streuen (sollte die Flüssigkeit völlig verdampft sein, dann noch ein wenig Brühe anschütten, so dass die Krapfen ebenso darin sitzen) und die Pfanne auf der zweiten Schiene von oben für gute 5min gratinieren lassen. Die Krautkrapfen mit der Sauce zusammen servieren.

Wildtupen - jeden Früling aufs Neue einfach schön!

20 Kommentare

  1. Und ich hab den Spinalt gestern schon unwissend zu Spaghetti gemacht....
    Schönen Sonntag wünscht Margot

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    1. Spinat und Spaghetti - also, liebe Margot, da gabs schon schlimmere Spinat-Schicksale... Unter deinen Händen mache ich mir um den Spinat keine Sorgen :) sonnige Grüße nach M...

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  2. SCHON GESPEICHERT,,,,, tolles REZEPT,,,,freu...freu

    wünsch da no an feinen TOG
    bussale bis bald de BIRGIT

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    1. Tatsächlich, liebe Birgit, ohne falsche Bescheidenheit: das IST ein supi Rezept :)... mit vielen lieben Grüßen...

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  3. Liebe Micha, deinen Parkplatz kenne ich zwar nicht, finde es aber absolut zumutbar, wenn er glyphosat-ungepflegt ist - ja sogar sehr sympathisch! Nachdem wir es hier in Bayern geschafft haben, ein Volksbegehren zum Artenschutz durchzubringen, kann ich nur sagen: jede Blüte zählt :-) Liebe Grüße, Susanne

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    1. Dann hoffe ich, dass zusätzlich Kopf und Wahrnehmung sich verändern: à la geschleckt = künstlich = tot - versus - wildwüchsig = natürlich = lebendig! Denn bisher erhalten die Bekannten-Nicht-Golfplatzbesitzer viel mehr Lob. Und das obwohl die nur sprühen und ich auf Knien rumrutsche mit gekrümmten Rücken und verkratzten Händen. Gmmpfhhh...

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    2. ... gerade wenn ich zusätzlich an diesen Waxing-Wahn denke - der mir dazu thematisch sehr gut zu passen scheint ;-)

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  4. Liebe Micha, jedesmal wenn ich mitten in meinem-ähm eigentlich unserem!! aber das ist eine andere Geschichte- Kiesplatz knie und Kleinzeugs zwischen den Steinchen rausrupfe denke ich lustigerweise an dich. Keine Ahnung warum, ist aber tatsächlich so... vielleicht weil du dann und wann deine aktuelle Jätarbeit erwähnst und gleich noch ein leckeres Menü für danach lieferst?
    Die Krapfen sehen lecker aus. Ob die Füllung auch zu Omelette passen würde? Ich probiere das sicher mal aus, da ich keine Pastamaschine habe.
    Grüsse, Pierina

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    1. Oh, Pierina, DAS nehme ich aber als Kompliment! Beim Jäten habe ich nämlich normalerweise sehr schöne Gedanken... Ich schließe einfach mal von mir auf dich :)! Und dieses Pastagericht eignet sich wirklich prima für Nicht-Pasta-Gerichte. Gelle, Pierina, aber meine kleine Pastamaschine hat in meiner Küche einen festen Platz. Wie sonst nur der Schnellwasserkocher, die Getreidemühle und die Aufladestation vom Zauberstab. Ich wollte es nur nochmals erwähnt haben... ;)

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    2. Aj Micha, das wurmt mich jetzt, das mit der Pastamaschine.... ich glaube, da muss ich doch nochmals über die Bücher, resp ans Sparschwein:-)
      Vielleicht sollte ich mir tatsächlich auch so ein Dingerchen zutun....

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  5. Guten Morgen Micha,
    mein Mann hat die Tage Geburtstag. Für unsere Gäste wird es eine Pasta mit Fleisch geben und für die Vegetarier, deine oben beschriebenen Spinatkrapfen mit Käse überbacken. Ich selber werde deine Variante bevorzugen, ganz klar! 😊 Dir einen guten Start in die Woche!

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    1. Oh, ClaWi, darüber freue ich mich aber sehr. So ein bißchen sitze ich auf diese Weise mit an der Festtagstafel! Ach, das freut mich wirklich! Und die Spinatkrapfen lassen sich prima vorbereiten. Zum Servieren vorher nur in den Ofen schieben zum Gratinieren (und Aufwärmen). Einen schönen, harmonischen und appetitlichen Geburtstag für den ClaWi-Mann :)

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    2. So Micha, jetzt muss ich dir nochmals antworten. Alle Menschen, mit denen ich mich ( und das sind nicht wenige) über meine Passion des Kochens unterhalte empfehle ich seit Jahren wärmstens deinen Blog. Ich empfehle ihn nicht nur wegen der Rezepte sondern erzähle ihnen auch oft von deinen für mich sehr inspirerenden Gedanken bzw Beiträgen. Zudem wissen meine Freundinnen, dass ich spätestens nächstes Jahr bei dir in Südfrankreich Urlaub machen will, um dich und deine schöne Gegend kennenzulernen. Wird Zeit nach 6 Jahren Blog-Lesens 😉👍 Der ClaWi Mann dankt unbekannterweise für die Wünsche ...LG Claudia 😊

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    3. Dann freue ich mich ab sofort auf das Kennenlernen nächstes Jahr, Claudia!
      Vielen Dank für deine lieben und zauberhaften Zeilen - hach, ich fühle mich richtig durchgekrault von dir :)!

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  6. "Machst du mir ein Klavier, ein Klavier..." Herrlich!!! Das trifft es sehr gut! :D

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    1. *Tschakka*, liebe Schnee, nichts zutiefst erfreulicher als wenn man sich in seinem Humor verstanden fühlt :)!

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  7. Liebe Micha,
    Kies und Unkraut kommt mir sehr bekannt vor..., und ich lobe dich (ungesehen) ganz dolle für deinen schönen Parkplatz!
    Danke für das Krapfen-Rezept und die schönen Fotos.
    Herzliche Grüße Lotte

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    1. Das geht mir runter wie Öl, Lotte! Und das Lob nehme ich - da dringend nötig - zugerne an. Du solltest mal meine Hände sehen (und die Knie meiner Arbeitshose) und DANN den Parkplatz. Komm... egal... *Ein Klavier, ein Klavier!* :) Außerdem sieht es schon weniger grün aus - wengleich auch nicht wirklich *gepflegt*... herzlich zurück!

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