rationale Beziehungen: Zucchini-Krapfen mit confierten Kirschtomaten

Sonntag, 18. August 2019


*Plus mal Minus gleich Minus* schleuderte ich einst meiner um einige Jahre jüngeren Schwester als Diss entgegen, um ihr deutlich zu machen, dass sie in meinem Zimmer nicht erwünscht ist. Bad vibes only - schon immer zwischen uns beiden. Quasi angewandte Schul-Mathematik. Für irgendetwas muss man das Erlernte ja im Alltag brauchen können. Also testete ich, ob sich das Rechengesetz ebenfalls auf menschliche Beziehungen übertragen lässt.

Ich versuche euch meine Feldforschung (wie so gerne) an Beispielen zu veranschaulichen. Tatsächlich nämlich habe ich jede Menge Beziehungen parat, in denen eine Prinzessin (also eine echt märchenhafte) nie einen Vollhonk zu etwas anderem als einem Vollhonk transformierte. Und selbst in Begleitung eines Edelmanns bleibt allen Beobachtungen nach eine Hyäne stets nichts anderes als eine Hyäne. 

Nicht, ihr folgt mir: Plus mal Minus gleich Minus und umgekehrt. Ja, stattdessen greift das allgegenwärtige Ungerechtigkeitsprinzip der Erde: hat man einen Topf voll guter Kräuter und fügt ein Unkraut hinzu, dann kippt der Inhalt des ganzen Topfes. Hat man im Gegenzug den Topf aber gefüllt mit lauter Unkräutern, ändert ein zugefügtes Heilkraut auch nichts mehr. Das Ende vom Lied ist also, dass im Zweifelsfall Minus immer gewinnt und dabei das Gute mit ins Schlechte zieht. So meine Erfahrung. Leider. Lieber wärs mir auch, wenn das Spiel mit Rationalen Zahlen etwas anderes, etwas Erfreulicheres ergäbe. Aber Wunder rechnet die Mathematik nicht mit ein.

Jetzt wird es etwas komplizierter: Minus mal Minus soll Plus ergeben. Tja, und diesen Fall habe ich mir nun folgendermaßen zurecht gelegt: Tyrann und Domina - die formieren definitiv ein perfektes Match. Oder Klugscheißer und Dauernörglerin, Rotznase und Stiefellecker, Dragoner und Walküre - ebenfalls super. Giftspritze und Despot, Duckmäuser und Aufhetzer oder... Aber Prinzip vermutlich verstanden, das könnt ihr dann ohne mich fortsetzen, diese Art von Kombi kommt in jedem Bekanntenkreis vor. Also meine These lautet, dass der Zusammenschluß zweier solcher zu einem Paar, diese dadurch vom Markt nimmt und damit mehr oder weniger unschädlich macht für alle anderen. Zumindest im Paarungssektor. Klares Plus, oder?

Am einfachsten bleibt, dass Plus mit Plus multipliziert wiederum nur Plus ergeben kann. Eigentlich voll selbsterklärend. Eigentlich total logo! Angehäuftes Plus bleibt immer Plus. Plus und Plus ergibt immer nur noch mehr Plus. Da braucht man nicht mehr zu sagen.

In dem Moment fällt mir auf, dass ich die Multiplikation von rationalen Zahlen genauso gut mit Kochen hätte erklären können. Gerade jetzt, wo wir im Positiven rausgekommen sind. DUBB x DUBB = DUBB. Liegt auf der Hand, iss klar, oder? Beispiel? Krautkrapfen mal Wunder-Zucchinikeulen-Rezept gleich sensationell! Zumal die Dingerchen noch in confierten (!) Kirschtomaten baden, die mit Vanille parfümiert sind. Den Praxistest zu meinen Theorien werden die Zucchini-Krapfen mit nahezu vernichtender Wucht bestehen. Mache ich mir keine Sorgen, könnt ihr jederzeit überprüfen!


Zutaten 2-4P/ 8 Krapfen:

150g Mehl (m: D630)
30g Hartweizenmehl*
2 Eier
1 EL Öl
Salz

ca. 800g Zucchini
(m: 2 Stück, gelb/ grün)
etwas Sonnenblumenöl
etwas Sahne
1 EL Rosmarin, gehakt
2 TL Thymian, getrocknet
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
1 Ei
100g fein geriebener Bergkäse (m: Meule de Vercors)
(optional: Tapenade oder 
délice de tomate)
700g Kirschtomaten
Olivenöl
Vanillezucker
2 Knoblauchzehen
Salz, Pfeffer

Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig einen homogenen Teig kneten, in Folie packen und für mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
Ofen auf 220° (Umluft) vorheizen. 

Backblech mit Backpapier auslegen und dünn mit Sonnenblumenöl bestreichen. Zucchini in 1mm Scheiben hobeln und dachziegelartig dicht an dicht auf das Blech setzen. Dünn mit Sahne bestreichen, Kräuter darüber streuen, salzen, pfeffern und mit Piment würzen.

Für ca. 25min in den Ofen schieben bis sich goldbraune Stellen zeigen. Etwas abkühlen lassen.

Den Ofen kleiner schalten auf 200° (OU-Hitze). Die Kirschtomaten halbieren, den fein gewürfelten Knofi untermischen, mit Olivenöl beträufeln, würzen und für ca. 20min in den Ofen schieben. Dann für weitere 5-7min unter dem Grill kurz Farbe annehmen lassen.

Parallel den Pastateig dünn auswellen (etwas dünner als den für Krautkrapfen) - etwa 50cm auf 40cm. Das Ei verrühren und den ausgewellten Pastateil mit dem Rührei bestreichen. Mit Hilfe eines großen Messers (oder Spachtel) die Zucchini-Matte Stück für Stück auf dem Pastateig setzen. Nochmals würzen (wer mag verteilt jetzt noch etwas Tapenade oder délice de tomate - ich habe dann auch das restliche Ei darauf verteilt). Gleichmäßig mit Käse bestreuen. Von der langen Seite aufrollen. 

Zuerst die Enden abschneiden und dann in 8 gleichgroße Stücke schneiden. In einer ofenfesten Pfanne Öl erhitzen und die Krapfen mit der flachen Seite ins heiße Öl setzen. Deckel auflegen und kurz braten, bis die Unterseite golden Farbe angenommen hat, dann wenden, Deckel wieder auflegen und wieder braten. Die Gemüsebrühe anschütten, Deckel auflegen, Flamme kleiner drehen und ca. 10min garen. 

Zusammen mit den confierten Kirschtomaten servieren.

Anmerkung m: Tapenade oder délice de tomate geben jeweils eine schöne Würze - man sollte sich aber von eines von beiden entscheiden. Die Füllung schmeckt aber bereits so schon gut. Man bedenke auch, dass Nudel-Füllungen immer etwas überwürzt sein sollten, weil der Nudelteig Würze frisst...

Mehlmenge hängt von der Größe der Eier ab - ebentuell etwas mehr - meine Eier waren Größe M - der Teig sollte schon geschmeidig und nicht zu fest sein (da man ihn ja von Hand auswellen muss).


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10 Kommentare

  1. Mathematik und Chemie sind für mich auch nur sinnvoll in der Anwendung in der Küche... Um das Verinnerlichen des "Dreisatzes" bin ich echt froh und wende dieses "mathematische Handwerkszeug" häufig oft an - beim Umrechnen von Rezepten auf mehr oder weniger Menge... Sehr viel weiter geht mein mathematisches Verständnis dann aber auch nicht.... Dass ich sofort verstehe, dass dieser Krapfen einfach fantastisch schmecken muss, hängt mit einem solchen sicher auch nicht zusammen, sondern damit, dass ich die Geschwister alle sehr mag und da kann der nicht aus der Reihe tanzen... (bei Menschen funktioniert diese Folgerung leider nicht), beim Essen schon... Wird bald nachgekocht. Viele Grüße von Hannah (mittagsschlafnutzend ;-) und deshalb am PC)

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    1. Der Dreisatz, liebe Hannah, wurde bei mir auch erst dank Küche zu rüstigem Handwerkszeug - den kann man (gerade fürs Brotbacken) ständig gebrauchen. Ansonsten nach jedem Satz großes, einvernehmliches Kopfnicken! Chemie allerdings fasziniert wieder in der Kombi mit Homöopathie - hätte ich nur einst in der Schule besser aufgepasst! ganz herzliche Grüße, auch an die Mittagsschläferin :)

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    2. Liebe Micha, so viele gute Sachen habe ich in den letzten Tagen (!!) von dir nachgekocht, eines davon war dieser Zucchinikrapfen. So was von gut! Danke an dieser Stelle auch für die cm Angabe. Ich fühle mich bedacht ;-) Liebe Grüße von Hannah
      P.S.: Wie bekommst du die Zucchini so schon geschichtet? Ich bewundere das nicht zum ersten Mal und denke jetzt muss ich doch mal fragen... Wenn ich hoble und dann auf dem Blech verteile, kommen niemals Reihen dabei heraus (logisch) du nimmst doch nicht etwa jede Scheibe nochmal einzeln in die Hand? Geschmeckt hat's natürlich auch mit Freestyleröstung

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    3. Die Zucchini-Krapfen fand ich auch volle Sonntagsessen, liebe Hannah! Und du kennst mich: schneller ist besser als SEHR akkurat ;-)! Ich hoble die Zucchini (mit meinem Börner-Hobel), dabei ergeben sich Stapel, die ich dann dann nehme und auf dem Blech in die Breite schiebe. Ist das gut erklärt? Verstehst du, was ich meine? Auf diese Weise passt besonders viel Zucchini dicht an dicht auf ein einziges Blech...
      sonnige Grüße!!

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  2. Was ein schöner Zucchini-"Strudel". Hab zwar keine mehr im Garten, aber daran solls nicht liegen. LG

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    1. Und in des Strudels Herzen schlägt ein Lamiacucina-Rezept! Das sollte selbst mit Garten-fremden Zucchini schmecken müssen!

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  3. Danke für dieses super Rezept. Die Krapfen gab's gestern zum Abendessen und bestimmt nächste Woche gleich nochmal :-)
    LG Sandra

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    1. So, Sandra, macht mit Foodbloggen am allermeisten Spaß, nämlich wenn ich direkt und umgehend eine Rückmeldung wie die deine bekomme. Denn exakt so lese ich Foodblogs auch am liebsten: wenn sie mich zum Nachkochen inspirieren und es mir dann obendrein richtig gut schmeckt! Vielen Dank also für deine supi Rückmeldung!

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  4. Liebes Salzkorn,
    es wurde allerhöchste Zeit für meinen allerersten selbst gemachten Pastateig.
    Das wunderbare Zucchini-Rezept von Robert/Susanna in perfekter Kombination mit Deinen Krapfen (samt etwas Tapenade), dazu ein einfacher Salat: ein Feiertags-Schmaus, wie er besser nicht schmecken kann!
    Du hast Dein bezauberndes Bild vom 12. Mai durch Holunderblütensirup und brautweiße Blütendolden ersetzt. Beste Wünsche für Dich und Habib gehen aus Schleswig-Holstein zu Euch auf die Reise gen Süden.
    Dank für das Rezept und herzlichste Grüße,
    Sandkorn

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    1. Schön, liebes Sandkorn, dass du auch noch hier kommentierst! Ich habe dieses Gericht auch geliebt. Und es bestätigte mir - ein Mal mehr: man KANN sich das Leben schöner kochen ;-)

      Ja, Bild wurde ersetzt - geht ja nicht um die eigene Bespiegelung, sollte aber ein Gruss an lange Wegbegleiter sein. So wie du es bist!

      ganz herzliche Grüße zurück ins schöne Schleswig-Holstein!

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