WW-Klimakterium III: Türkische Suppe mit Tahini

Montag, 12. August 2019


Ein Hilfsmittel, um den Menschen zur Erkenntnis zu führen, ist die Verfremdung. Die Fabel beispielsweise transformiert Geschichten ins Tierreich. Menschliche Eigenschaften werden auf Tiere übertragen, wodurch der Mensch distanziert sein eigenes Verhalten betrachten kann - auf dass ihm auf diese Weise lehrreiche Schlüsse möglich werden. Umgekehrt kann man ebenfalls Erkenntnisgewinn erzielen - nämlich durch Vermenschlichung.

Stellen wir uns die Erde als schwer erkrankten Menschen vor. Die Diagnose haben wir soweit gestellt. Und nun? Ganz klar: Veränderungen müssen her. In der Anamnese lässt sich immer und immer wieder beobachten, wie wenig bereit der Mensch für Veränderungen ist. Selbst Schicksalsschläge und schwere Krankheiten bewegen ihn selten, etwas grundlegend ändern zu wollen. Stichwort *Systemerhalt* - ein faszinierendes Phänomen.

Je gravierender eine Krankheit voranschreitet umso drastischere Veränderungen wären von Nöten. Sinnbildlich schiebt man die Dinge auf dem Tisch hin und her, versucht sie neu oder anders zu arrangieren, ist vielleicht sogar bereits, ein oder zwei Sachen davon zur Disposition zu stellen. Eher zu spät als zu früh. Jedoch irgendwann nützt es nichts mehr, etwas verbessern oder optimieren zu wollen. Das ganze System krankt. Die Platte müsste leer gewischt und komplett von vorne begonnen werden. Etwas, das im Großen wie im Kleinen sehr selten passiert. Der Energieaufwand, ein vorhandenes (selbst zerstörerisches) System zu erhalten, ist deutlich geringer, als ein neues zu installieren.

Übertragen auf die Klima-Debatte will ich veranschaulichen, dass es nichts hilft an dem jetzigen System mit den bekannten Auswirkungen herumdoktoren zu wollen. Es ändert am Wesentlichen nichts, wenn man noch ein bißchen akribischer Müll trennt, das Auto  öfters stehen lässt und auf die ein oder andere Flugreise verzichtet (wobei ich sowieso kein einziges leibhaftiges Beispiel parat hätte von jemanden, der dem Klima zuliebe auf sein Steak verzichtet oder Second-Hand-Klamotte kauft).

Auf der übergeordneten Ebene ist Fakt: Ein starker industrieller Sektor und Wohlstand in einem Land gehen fast zwangsläufig miteinander einher. Also je reicher ein Land, umso mehr Emissionen produziert es. Das gilt auch im Kleinen: Je reicher ein Mensch ist, umso mehr CO2 verursacht er - aus einer gemeinsamen Studie der Universität Antwerpen und der Freien Universität Brüssel geht hervor, dass die zehn Prozent der ärmsten Belgier viermal weniger CO2 verursachen als die reichsten zehn Prozent.

Reden wir über Klima, dann reden wir unausweichlich auch über Wohlstand.

Denn auf das Wachstum unserer Wirtschaft ist unser Wohlstand begründet, d.h. je mehr wir konsumieren, umso mehr kurbeln wir die Wirtschaft an. Gleichzeitig wissen wir zweifelsfrei: umso mehr ruinieren wir die Erde.

Nur wenn wir unseren Konsum grundlegend verändern, können wir unsere natürliche Lebensgrundlage erhalten. Es bedarf keiner meditativen-wissenschaftlichen-astro-physikalischen-betriebswirtschaftlichen Meisterleistung, um zu erkennen, dass wir also weniger (VIEL weniger) Dinge produzieren dürfen. Und diese wenigen Produkte müssten sehr langlebig sein - das geht einher, dass diese außerdem leicht und gut zu reparieren sein sollten. Deren Rohstoff-Bedarf sowie Energie-Verbrauch bei der Herstellung sollte im Verhältnis zu ihrem Nutzen und ihrer Haltbarkeit stehen und diese Produkte müßten obendrein in hohem Maße wiederverwertbar sein.

Bref: es bräuchte fundamentale Veränderungen, die unser seitheriges Wertesystem - und damit unumgänglich ebenso das kapitalistische Wirtschaftssystem -  betreffen. Derartige umwälzende Prozesse können nur Politik-Schaffende und Industrielle in Gang setzen. Nur von oben kann eine Gesellschaft/ eine Nation/ ein Kontinent/ die Welt zu einer solchen Kehrtwende geführt werden (*Die Treppe wird von oben nach unten geputzt* - Gesetz der Logik). Es bräuchte eine Oberschicht, die den Sinneswandel will samt einer Kraft à la Gandalf, die sich dem Bisherigen in den Weg stellt: DAS IST DEIN ENDE, TURBO-KAPITALISMUS!

So, und jetzt würde ich den sehen, der seinen Kindern allen Ernstes verklickert, dass wir uns in einem solchen Umbruch befinden?



Suppenzeit ist jederzeit. Und gerade wenn wir unterwegs sind, dann sind Suppen und Eintöpfe mittlerweile meine liebste Speise geworden. Mit der Auswirkung, dass ich uns - im Verhältnis zu früher - viel öfters eine solche zubereite.
 
Zutaten  2P:

1 rote Zwiebeln, fein gehackt
1 Msp Piment
1 Msp scharfes Paprikapulver
2 EL Tomatenpüree (m: 100ml Ofentomaten)
160 g rote Linsen
700-800ml Gemüsebouillon
1 Aubergine (ca. 260g)*
1 Tomaten, gehackt (m: Roma)
1 Zitrone, ausgepresst
Salz, Pfeffer
1 EL Tahini (Sesampaste)
Olivenöl

Knoblauch-Croûtons
Chili-Öl 
etwas frische Minze

Zubereitung:

Zwiebel fein hacken. Aubergine in Würfel von ca 0,5cm schneiden.

Zwiebeln in Butter andünsten bis sie glasig ist. Auberginenwürfel zufügen und ebenfalls leicht Farbe annehmen lassen, Gewürze und Tomatenpüree mitdünsten und die Linsen beifügen. Noch kurz weiter braten, dann mit Brühe auffüllen. Köcheln lassen, bis die Linsen gar sind.

Eine Kelle der Suppe aus der Pfanne nehmen und den Rest mixen, ungemixte Suppe wieder beifügen. Die gehackten Tomatenwürfel zugeben. Abschmecken mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer. 1 Esslöffel Tahini beigeben. Mit Croûtons, etwas Chili-Öl und Minze dekorieren.

Anmerkung m: Die Aubergine ist meine Zudichtung - verleiht der Suppe aber eine tolle Cremigkeit. Ebenso mochte ich den Hauch Minze als Deko vom Geschmack sehr!

Im Original wird seperat gekochter Reis (50 g Langkornreis) als Einlage in die Suppe gegeben und als Beilage werden türkische Mixed Pickles (in Salzlake eingelegtes Gemüse) und türkisches Fladenbrot vorgeschlagen.

Inspiration: Valentinas Kochbuch

Die Worte des Propheten: *Tanzt auf den Ruinen der alten, taumelnden Welt*

2 Kommentare

  1. Liebe Micha

    Dieses Thema beschäftigt mich schon seit einiger Zeit aber noch vierl mehr seit ich kürzlich ein Gespräch mit Graem Maxton im Schweizer Fernsehen gesehen habe (https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-philosophie/video/graeme-maxton-schafft-sich-die-menschheit-bald-ab?id=18695c3c-16f9-4570-8b72-62c6bd704f32). Das Buch das er geschrieben hat (CHANGE) bin ich gerade am lesen - SEHR lesenswert!
    Ich denke jeder einzelne von uns kann schon viel ausrichten, indem was wir kaufen oder eben nicht kaufen und mit unserem Stimmzettel indem wir die Partei wählen die mit Umweltschutz etwas am Hut hat.
    Liebe Grüsse
    Helene

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    1. Es gäbe viele Möglichkeiten, Helene, zweifelsohne, auch im individuellen Bereich, seinen Beitrag zu leisten. Das versuchte ich ja aufzuführen. Die eigentliche Frage bleibt: Wird die Obrigkeit - die die Macht hat - die Kraft, den Mut und den Willen aufbringen, ein System in ein neues zu transformieren? Oder glaubst du, dass diese Bewegung von unten passieren wird - dann reden wir von Revolution. Oder bleibt alles so wie es ist?

      liebe Grüße zurück in die Schweiz...

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