Paris ist weit weg VI: Espresso-Kuchen

Freitag, 5. Juni 2020


Ein großer Unterschied zwischen Süddeutschen und Südfranzosen ist die Picknick-Kultur. Ist sie in einer Region überhaupt nicht vorhanden, so ist sie in der anderen ein Volkssport. Essen geht bei den Fränzis ja IMMER!

Das fiel mir hier sofort ins Auge, ist ja auch nicht zu unübersehen: überall Picknickplätze mit Tischen und Bänken - fest installiert, bereit, vereinnahmt und in Beschlag genommen zu werden. Derlei Angebot kannte ich so in Deutschland vor allem von Autobahn-Parkplätzen. Und dort sehen die dann so nach naja bis ÜBERHAUPT nicht einladend aus.

Picknick-Kultur hingeben bedeutet, dass nicht nur von sehr vielen Menschen sehr oft gepicknickt wird, sondern dass es dafür die vielfältigesten Ausprägungen gibt. Manche lieben den Klassiker und breiten eine große Decke auf duftenden Wiesen unter schattigen Bäumen aus, wieder andere sind bis unter die Zähne ausgerüstet von Klapptisch plus passenden Stühlen, Tischdecke samt Servietten, Plastikgeschirr oder das einschlägige Sammelsurium befindet sich gar in einem dieser hübschen, geflochtenen extra dafür vorgesehenen Picknick-Körben. Es braucht nur einen hübsches, geeignetes Plätzchen und die kulinarische Landpartie kann starten.

Wir haben gar schon Touris entdeckt, die es sich im Vorgarten eines Nachbarn eingerichtet hatten - anscheinend übersehend, dass weiter hinten auf dem gepflegten Rasen ein bewohntes Haus steht... Soll ja passieren... Und je nach Saison, Region und Uhrzeit muss schauen, dass wer zuerst kommt auch zuerst mahlen kann - so beliebt ist das Picknicken hier.

Mir gefällt, dass Picknick keine Frage der gesellschaftlichen Schicht ist, sondern all diejenigen picknicken, die einfach Lust dazu haben. Bon, die Rockefellers-Arnaulds-Bezos dieser Welt klammere ich bei dieser Aussage aus - in dem Umfeld kenne ich mich nicht aus.

Was ich aber aus eigener Erfahrung versichern kann, ist, dass draußen zu essen den Appetit anregt, mit den Fingern zu essen sowieso und gerade mit Kindern sich ein solcher Ausflug besonders entspannt gestaltet.


Diesen Kuchen habe ich bei Eva entdeckt, von der ich schon oft und gerne Süßes nachgebacken habe. Einer meiner liebsten Standartkuchen ist der *dunkle Kirschkuchen*, der bei mir auch wirklich oft aufgerufen wird. Völlig zurecht - ein richtig toller, unkomplizierter Kuchen. Gleiches kann ich ebenso über den Picknick tauglichen wie Wanderrucksack geeigneten Espresso-Kuchen sagen. Von Petra habe ich die Umrechnung für eine 25er Kastenform übernommen - allerdings die Zuckermenge weiter gekürzt.

Kastenform 25cm:

165g Butter
220g Rohrzucker *
4 Eier
1 TL Vanille-Extrakt
(oder Mark einer Schote)
1 1/2 TL lösliches Espress-Pulver
200g Mehl
1 1/2 TL Back-Pulver
2 Pr Salz
120g Saure Sahne (m: crème fraîche)

Glasur*
125g Puderzucker
1 EL sehr starker Espresso 
20g Butter

Zubereitung:

Den Backofen auf 170°C vorheizen, eine Kastenform (25 cm) mit Backpapier auslegen (m: lediglich gefettet und mit Mehl bestäubt).

Die Butter und den Zucker mit dem Rührgerät gut schaumig rühren, die Eier nach und nach einrühren. Vanilleextrakt, Salz und den in 1 El heißem Wasser aufgelösten Espresso unterrühren.
Mehl und Backpulver zusammen sieben und im Wechsel mit der Crème Fraîche unter die Schaummasse heben.

Den Teig in die Backform füllen und glattstreichen. 45-50 Minuten backen (Stäbchenprobe!), dann noch 5 Minuten im ausgeschalteten Ofen lassen.

Den Kuchen herausnehmen, etwa 5 Minuten ruhen lassen, dann aus der Form stürzen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Aus den Glasurzutaten eine Glasur herstellen und diese gleichmäßig auf der Oberseite des Kuchens verteilen (Achtung: trocknet schnell - m: weggelassen).

*Anmerkung m: ich habe den Zucker weiter gekürzt und bin mir sicher, uns wäre der Kuchen viel zu süß geworden bei der angegebenen Menge. Raffinierten Zucker verwende ich nur noch äußerst selten - ich greife lieber auf Rohrzucker zurück. Auf die Glasur habe ich verzichtet - macht sich aber bestimmt ganz gut dazu.




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8 Kommentare

  1. Liebe Micha,
    gestern schnabulierten wir diesen Espressokuchen, bedauerlicherweise nicht zu einem Picknick. Als kleine Abänderung nahm ich Dinkelvollkornmehl und Honig zum Süßen. Ein super Rezept, uns hat es klasse geschmeckt, hab vielen Dank fürs Teilen.
    Liebe Grüße
    Sigrid

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    1. In deiner Variante, Sigrid, hätte uns der Kuchen bestimmt auch geschmeckt! Schön, dass du dich hast so schnell inspirieren lassen - auf diese Weise lese ich ja Foodblogs am liebsten: wenn sie mich direkt in die Küche schicken ;-)
      viele liebe Grüße zurück...

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  2. Liebe Micha
    Warum erfasst mich bloss immer dieses schmerzlich-süsse Gefühl von "Heimweh", wenn ich Deine Bilder betrachte!
    Liebe Grüsse
    Brotbär

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    1. Da müssen wohl zweifellos, Herr oder Frau Brotbär, südfranzösische Gene in dir schlummern - eine andere Erklärung fällt mir da nicht ein ;)

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  3. Auch hier: Sofortige Nachbackung! Mit 175 g Zucker im Teig und der halben Menge Glasur. Zwei Personen, ein Wochenende und kein Krümel mehr da!
    Dank & herzliche Grüße: Charlotte

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    1. Und auch deine Zuckermenge, Charlotte, wird bestimmt ausreichen - gerade in Kombi mit der hälftigen Glasur. Schön, dass er euch geschmeckt hat. Evas Kuchengeschmack hat meinen meist auch getroffen. Und für Süßkram mache ich einfach nicht gerne viel Aufwand in der Küche...
      ganz herzlich zurück...

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  4. Liebe Micha, meine beiden jüngeren Enkel (9 und 11) haben mit sanfter Begleitung deinen Espressokuchen gemacht: 150 g Zucker und lediglich zwei Eier, dafür etwas Milch - er mundete sehr, wie schon erwähnt, die halbe Glasur reicht. Herzlichen Dank! Und noch zur Picknickkultur: in Süditalien, das ich gut kenne, bevorzugt man auch gut erreichbare Orte (erreichbar mit dem Auto), das Essensangebot erlebte ich immer extrem vielfältig, so ein richtiges Schwelgen. Oder es kam mir so vor, weil ein Picknick in der Schweiz doch erst verdient werden musste (an einen passenden, einsamen Ort wandern) und die Leckereien eher unter dem Titel "rucksacktauglich" liefen. Kulturelle Vielfalt, herrlich!
    Lieber Gruss nach Frankreich, Lisa

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    1. So lasse ich mir das Ranführen ans Kochen und Backen gefallen, Lisa! Schön, wenn Enkel eine solche Oma haben! Also uns wäre die Zuckermenge PLUS noch die Glasur auch viel zu süß geraten. Ohne Glasur wäre ich vielleicht auch noch auf 200g Zucker runtergegangen - aber das ist ja Geschmackssache. Und ich hoffe, der Kuchen hat allen Generationen geschmeckt!

      Und deine Anfügung stimmt: die Picknickplätze in Südfrankreich liegen sehr oft einfach neben einer Strasse. Da die aber ja nicht viel befahren sind, mindert diese Lage das Naturerlebnis beim Essen nicht... Lustig auch, wie du meinst, dass man sich in der Schweiz das Picknick erst *verdienen muss* :-)
      viele liebe Grüße zurück...

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