verquere welt - Kinderteller

Freitag, 8. April 2022

 

Wenn die Lehrerin morgens das Klassenzimmer betrat, fragte sie als erstes: *Wer ist der Erbfeind?* Und die Klasse sprang auf und brüllte im Chor: *Der Franzose!* Und die Lehrerin wieder: *Was ist der Franzose?* Und die Klasse dröhnte: *Der Erbfeind!*

Normaler Unterrichtsbeginn in Deutschland während der Schulzeit der Großmutter des Habibs, Oma Franziska. Und viel geändert hat sich seither nicht. Warum lernt der Mensch nichts dazu, hat mein Dokumentarfilmer das allwissende Orakel gefragt. Doch wer ganz genau hinschaute, konnte feststellen, dass der Frage das Fragezeichen fehlte. Es war eine Feststellung. Manches ändert sich nicht. Politik ist Politik und Krieg ein dreckiges Geschäft.

Nicht, dass ich denke, ich kann den Aggressoren dieser Welt erklären, dass man mit Waffen keinen Frieden schließen kann. Was schon Erich Maria Remarque nicht geschafft hat (wer nicht lesen mag, der kann sich in der Arte-Mediathek die gelungene Verfilmung von *Zeit zu leben, Zeit zu sterben* mit einer zauberhaften Liselotte Pulver anschauen), das vermag ich auch nicht. Ebenso unmöglich das kranke, pervertierte Narrativ der amerikanischen Filmindustrie, welches die Waffenindustrie nährt, gerade zu stellen, nämlich dass es soetwas wie einen guten Mörder gibt, jenen, den man dann zum Helden stilisiert, weil er *den Feind* eleminiert hat, weil er sich als Opfer verteidigen muss... Jene wachen wohl aus ihrer Verblendung nicht mehr auf. 

Aber ich habe hier die Möglichkeit auf die Aktion in der taz hinzuweisen, die bereits tausende Unterschriften gesammelt hat gegen die Hochrüstungspläne: wir sind viele, die für Pazifismus und Abrüstung stehen. Man darf sich das Gegenteil nicht einreden lassen. Nein, meine Söhne gebe ich nicht - eines dieser schönen, leisen Lieder von Reinhard Mey, das Steigbügelhalter macht, um mal entschieden Position zu beziehen: Nein, meine Einwilligung zum Gegeneinander gebe ich nicht! Und nein, ich werde den Teufel tun und mich in diesen Wahn mit hineinziehen lassen!

Die Welt verdreht sich eh zusehens. Und zwischen Lüge und Wahrheit scheiden zu können, kommt mehr und mehr der Aschenbrödelaufgabe gleich, Erbsen von Linsen trennen zu müssen. Allerorts Verwirrung und Desorientierung. Und selten zwischen all den Irrlichtern ein heller Moment. Heute einer mit Alice Schwarzer. Ich staunte sehr über mich, dass wir zwei, die Alice und ich, mal einer Meinung sind - und zwar in der Transgender-Diskussion (hier im *Stern*) die weltweit dauerbefeuert wird (warum eigentlich?).

Ich brauche sie ja nicht, die Emanzen. Das sind doch seit jeher immer diese bullenbeißrigen Brunhilde-Typen, die das here Schild der Gleichberechtigung vor sich tragen, aber denen es viel eher um Macht, Herrschaft, Unterwerfung, Wichtigkeit und Einfluß geht. Nichts, wofür ich je gekämpft hätte. *Emanzipation war für mich nie ein Wort*, pflegte meine Großmutter gerne zu sagen, kriegsverwitet wie sie war, Mutter von vier Kindern und obendrein einen bettlägrigen Vater pflegend. Die Freiheit, die ich meine, geht auch in Beziehung anders. Sorry, dafür brauche ich Emanzipation nicht. Und in der Gesellschaft, in der ich groß wurde, bin ich aufgrund meines Geschlechtes nie vor verschlossenen Türen gestanden. Das mag mit den Türen zusammenhängen, durch die ich treten wollte...

Aber ganz und gar mit Alice, die sich deutlich gegen die Mode-Erscheinung stellt, sein Geschlecht zu verändern, gerade wie es einem Jugendlichen in den Sinn kommt. Was nicht zu verwechseln ist mit der Thematik der kleinen Gruppe echter Transsexueller. Ein verquerer Hype - darin stimme ich mit Frau Schwarzer überein: *Bei dieser ganzen Debatte wird meiner Meinung nach Natur mit Kultur verwechselt. Ich gehöre zu den Menschen, die die kulturelle Geschlechterrolle abschaffen wollen [...]* Jetzt aber geht man plötzlich her und sagt: 'Das biologische Geschlecht muss geändert werden.' Wir können die Natur aber nicht abschaffen.*

Sehr gut gesagt! Was stimmt denn mit der Natur auf einmal nicht mehr? *Was machst du an der Welt, sie ist schon gemacht, Gott der Schöpfer hat alles bedacht... (Goethe). Für mich kulminiert genau darin die Problematik unserer Zeit, ja genau das ist DER Brennpunkt unserer Zivilisation: das Rumdoktoren an der Natur, die Hybris des Menschen, sich über seine Herkunft zu stellen, das Missachten natürlicher Grenzen, das Sezieren ohne Zusammenhang, das Vergiften des eigenen Biotops. 

 


Für mich sind diese mit Käse gefüllten Kartoffel-Plätzchen ein echter Kinderteller. Vielleicht weil ich selbst als Kind so gerne Schupfnudeln gegessen habe? Dazu etwas Rahmgemüse, das nahezu alle Kleinen mögen. Nun, wer weiß, nur weil die Kinder, die ich kenne, das mögen, sind deshalb ja nicht alle Kinder gleich. Vielleicht aber kocht ihr eure Zwuggel mit diesen Kartoffel-Plätzchen tatsächlich so appetitlich, wie ich mir das in meiner Phantasie vorstelle. Die kleinen, zufriedenen, satten Momente am Tisch - wie leicht ist sich daran zu erfreuen!


Zutaten 8 Stück:

450g Kartoffeln (m: Mona Lisa)
1 Ei
50g Hartweizengrieß
50g Mehl (m: Einkorn-VK)
Salz, Pfeffer
1 kleine Zwiebel
1/2 Bund Petersilie (oder Bärlauch)
Saint-Nectaire, in Würfel geschnitten (oder ein anderer, schmelzender Käse)
Butter/ Öl


 Zubereitung:

Die Kartoffeln in ausreichend kaltem Wasser aufsetzen und als Pellkartoffel garen - dauert je nach Größe etwa eine halbe Stunde.

Die Zwiebel fein würfeln und in etwas Butter glasig dünsten. Kurz vor Ende die fein gewiegte Petersilie zufügen (jetzt im Frühling passt auch gut Bärlauch).

Die Kartoffeln schälen, etwas ausdämpfen lassen und noch warm durch die Kartoffelpresse drücken. Mit dem Grieß und dem Mehl mischen, Zwiebel und das Ei zufügen, gut salzen und pfeffern und daraus rasch einen homogenen Teig kneten (nicht zu lange kneten, sonst wechselt Teigkonsistenz in komisch- speckig).

Einen großen Eßlöffel der Masse auf die Hand geben, flach drücken, mit Käsewürfel füllen, dann die Teigenden darüberklappen und gut verschließen und so fortfahren, bis 8 Kartoffel-Plätzchen gefüllt sind. In etwas Sonnenblumenöl von beiden Seiten goldbraun anbraten.

 

Anmerkung m: Dazu passt jedes Rahmgemüse - bei uns gab es Erbsen und Möhren, die ich mit jungem Knoblauch und Zitronenschalen-Abrieb gewürzt habe. Alternativ macht sich auch Rahm-Kohlrabi dazu gut, Lauch oder die ersten, jungen Mai-Rübchen. Die Plätzchen schmecken selbst kalt gut.

 

Geschwister im Blog-Universum:

     ****   Herbst-Kartoffel-Calzone   ****

     ****   Mozzarella-Kartoffel-Schnitzel   ****

 

 

Das war eine zweite, *erwachsenere* Version mit Soja-Geschnetzeltem, Pilzen und Münster gefüllt

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