12 von 12 - Juli 2022

Dienstag, 12. Juli 2022









Einer dieser frischen, klaren Morgen, die mit die schönsten Augenblicke des Sommers ausmachen. Ich stehe im Sommer normalerweise etwa um 1/2 6 auf - das ist jetzt schon wieder fast eine Stunde vor Sonnenaufgang. Porridge überspringe ich, kennt ihr wohl, obwohl ich euch eigenlich die japanische Weinbeere (coucou Kaminskys) zeigen wollte.

À bonne heure fahren wir auf den Markt. Und was soll ich sagen: nach all den Jahren Südfrankreich liebe ich unseren Marktbummel, das mediterrane Angebot mit dem sonnengeküßten Obst und Gemüse und den anschließenden Café mit der gleichen Begeisterung wie von Beginn an. Das alles empfinde ich als großes Geschenk. Ich kaufe herrliche Mara de Bois, eine große Portion Myrtilles aus der Ardèche und bekomme obendrauf überreife Aprikosen zum Marmeladekochen geschenkt. Tja, und auch dahingehend wiederhole ich mich: wir leben in einem echten Paradeiser-Paradies!

Anschließend haben wir ASU- weil Utilitäire müssen wir jährlich zur Kontrolle. Bei Patrik, genau, der mit den konsequentesten Vokuhila, den ich kenne. Ah, schnurrt er, als er mich sieht und wir bises austauschen, ich wäre une vraie beauté (doch flatterie das können se, die Fränzis). Mit der Folge, dass der Habib den restlichen Tag darauf hingewiesen wird, dass hier gerade eine *vraie beauté* um die Ecke wackelt... Tja, und auch das bleibt nicht unerwähnt: n-a-t-ü-r-l-i-c-h waren wir als Deutsche pünktlich da. Und n-a-t-ü-r-l-i-c-h brauchten wir wie immer für eine 5-Minuten-Kontrolle eine ganze Stunde. Aber es war sehr charmant ;) , gesprächig und immerhin im Schatten.

Auf dem Rückweg bitte ich den Habib anzuhalten, damit ich die blühenden Sonnenblumen fotographieren kann: sie markieren jedes Jahr den Zenit: den Anfang vom Ende des Sommers. Und die Wilde Karde mit Segelfalter, die am Rande eines goldenen, abgernteten Getreidefeldes daneben steht, halte ich parallel fest.

Daheim ist Päckchenzeit mit Günthers vollem Roggen Plus.

Der strahlende Sommertag will gelebt werden: ich verschwinde für ein gutes Stündchen an den Bach. Zum Lesen komme ich meist doch nicht - viel lieber lasse ich die Atmosphäre auf mich wirken. Es ist ein echtes Idyll und für mich ein Kraftort.

Gestern allerdings habe ich *Der Idiot* von Dostojewski abgeschlossen. Ein anrührendes Buch. Es handelt von einem jungen Mann, erzähle ich dem Habib, der am Mitgefühl und dem zu großen Verständnis für das Leid anderer zugrunde geht. Jemand, der offenherzig, vertrauensvoll, anständig, aufrichtig ist und sein Gegenüber zutiefst ernst nimmt, ohne jede Ironie, wofür ihn die Gesellschaft zum Idioten erklärt. 'Er erzählt von sich', fasst der Habib sofort zusammen. Ja, das tut Dostojewsky, er gibt eingebettet in einen Roman Episoden aus seinem Leben preiß - so gewährt er etwa Einblicke in sein Inneres in dem Moment, in dem er unmittelbar vor seiner Hinrichtung zum Tode begnadigt und seine Strafe zu mehreren Jahren Zuchthaus umgewandelt worden war. Nebenbei erhält der Leser eine Vorstellung davon, wieviel mehr die Gefühlsebene das Menschsein bestimmte, bevor er zum Kopffüßler mutierte...

Zurück nach Hause an den letzten Lavendelfeldern, die noch nicht abgeräumt sind. Ich koche die Aprikosenmarmelade. Und ich gehe bei einer Nachbarin vorbei, die uns Knoblauch geschenkt hat. Sie erhält als Dankeschön ein Gläschen fermentieren Knoblauch - ich werde auf dem Blog darauf zurückkommen... Ich bin länger weg, als ich dachte: Dorf halt, überall will geplaudert werden. Währenddessen gießt der Habib, eine lästige Arbeit, die uns nun seit 3 Monaten jeden Abend beschäftigt.

Yoga heute mit Tim, mit seiner angenehm, ungekünstelten, ruhigen Art und mit Sjanaelise, letzteren, kleinen Flow mache ich mittlerweile auswendig, weil sich der Körper danach SOOO wohliglich durchgestreckt anfühlt!

Wie füllte sich der Tag anderer am 12ten des Julis im Jahre 2022 - das schaue ich jetzt bei Caro von Draußen nur Kännchen, die die Eindrücke monatlich sammelt.

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