Gastbeitrag: Erdbeerbisquitrolle von Hannah

Sonntag, 10. Mai 2020


Neulich im Bioladen I
Seit einigen Wochen gibt es nun unter meinen Gastbeiträgen ein kleines „Über Mich“. Da ist nun auch nachlesbar, dass mein Mann und ich einen kleinen Bio-Laden führen. Hier herrscht natürlich im Zeichen der Corona Pandemie nun auch seit Wochen Ausnahmezustand, was gerade von meinem Mann (ich bin derzeit nicht aktiv im Ladengeschehen dabei, weil wir ja unsere kleine Tochter daheim haben), viel Kraft, Flexibilität und starke Nerven abverlangt. Und auch hier -wie schon von Micha treffend bemängelt- ärgern wir uns über die absolut schwammigen und realitätsfernen Worte der Politiker: Da gab es am 20.03.20 die Rede von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann in der er unter anderem proklamiert, dass der Ladenbesitzer „verpflichtet ist mit den Kräften, die er hat“ dafür zu sorgen, dass die Zugangsbeschränkungen für seinen Laden eingehalten werden und er „organisieren muss“, dass „weder im noch vor dem Laden Schlangen entstehen“. Wir hörten diese Worte Freitag abends um 22.30 Uhr und mussten nun eine Lösung finden, wie diese Forderung am nächsten Morgen ab 9.00 umzusetzen ist. Drei Kunden - dass es drei sein dürfen, schlossen wir aus dem „Versammlungsverbot“, was ebenfalls zu diesem Zeitpunkt ausgesprochen wurde - dürfen sich gleichzeitig im Laden aufhalten, sieben wollen rein, eine Schlange darf nicht entstehen… Was macht man mit der Mutter, die mit ihren zwei Kleinkindern einkauft? Gelten die als „Eins“ oder als „drei Kunden“, während draußen fünf andere warten? Wirklich konkrete Aussagen fehlen und letztlich muss man sich alles irgendwie selbst zusammen schustern – von angemessenen und durchführbaren Zugangsbeschränkungen, Hygienemaßnahmen, Mundschutz nähen…

Völlig unbeeindruckt von dem ganzen Zinnober zeigen sich indes viele Angehörige der Risikogruppe Ü 70, 80, 90 Jahre. Weiterhin kommen sie täglich in den Laden, kaufen ihren Tagesbedarf, zahlen bar, das Angebot ihnen die Einkäufe zu liefern, lehnen sie dankend ab: „Ich will mich doch bewegen.“ Irgendwo auch verständlich.

Als unbeeindruckt, unzuständig und unzulänglich bewiesen sich auch diverse Behörden: Der Sohn einer Mitarbeiterin kam von seinem (aufgrund Corona abgebrochenem) Auslandsaufenthalt aus Kanada zurück. Am Flughafen Frankfurt erkundigte sich der pflichtbewusste junge Mann (seines Zeichens Pfadfinder), ob es für ihn irgendwelche Quarantäne Vorschriften gäbe, er irgendwas beachten müsse… Am Flughafen sagte man ihm, dass man nichts dergleichen wüsste und er sich bitte beim örtlichen Gesundheitsamt melden solle. Das tat er dann brav und auf seinen Anruf hin wurde ihm hier mitgeteilt, dass man dafür nicht zuständig sei, er solle sich bitte beim Ordnungsamt melden. Auch das tat er und auch hier war man eher überrascht und sagte ihm dann, man würde ihm ein Formular senden, das könne er ja mal ausfüllen und sie würden es zu ihren Akten heften. Als ich diese Geschichte hörte, musste ich wirklich auch lachen, denn wer kann von sich sagen, dass er mit 19 Jahren dermaßen pflichtbewusst gewesen ist und quasi seinem Quarantäneerlass hinterhertelefoniert? Wie dem auch sei, der Pfadfinder hat sich jetzt selbst 14 Tage lang Quarantäne verordnet. Wenn’s sonst hier niemand genau nimmt, dann wenigstens er…. Für mich hinterlässt diese Begebenheit wieder einmal das Gefühl einer gewissen Willkür der Maßnahmen ausgesetzt zu sein.

Für heute ein letztes Beispiel aus dem Ladengeschehen, was meinem Mann das Ladnerleben derzeit manchmal etwas schwer macht: Einer Kundin, die in der vergangenen Tagen immer wieder nach frischer Hefe gefragt hatte, konnte mein Mann sagen, dass heute endlich wieder eine Verpackungseinheit mitgeliefert worden sei. Erfreut ging die Dame zum Kühlregal und kam mit 10 Päckchen zurück. Zehn!!! Zwölf Päckchen sind in der Packung drin. Liebe Leute, wofür braucht ihr SO VIEL Hefe auf einmal? Und dass Hamsterkäufe keinen Sinn machen, und lediglich denen wirklich schaden, die nicht hamstern, sollten wir doch alle spätestens aus der Klopapiergeschichte gelernt haben.  Genug davon – wende ich meinen Blick in die Natur wird mir einmal mehr bewusst wie wie wohltuend und verlässlich diese doch immer ist. Mag auch das Weltgeschehen hohe Wogen schlagen, die Natur zeigt sich gänzlich unbeeindruckt und es wurde Frühling, die Obstbäume blühten, die Zwiebelblüher schoben sich aus der Erde, die Wiesen erst gelb von Löwenzahn, dann silbern von Pusteblumen und ganz verlässlich kommt jetzt die Erdbeerzeit. Und da ich von Michas Blog auch Verlässlichkeit gewohnt bin, Stichwort „Service Blog“ , reiche ich euch hier das Rezept für eine Erdbeer- Pistazienbisquit-Rolle durch. (Aus gegebenem Anlass: Ein Kuchen, der übrigens ganz ohne Hefe und mit sehr wenig Mehl auskommt.)

 
Das Rad bzw. die Rolle habe ich auch nicht neu erfunden, sondern mich dabei an zwei – ebenfalls sehr leckeren - Rezepten Erdbeertörtchen auf Pistazien-Biskuit und Erdbeer-Roulade mit Basilikum-Crème aus Michas Erdbeerrezeptefundus orientiert. 

Zutaten:

4 Eiweiß
4 Eigelb
80 g Rohrzucker + zum Bestreuen des Bisquits
40 g Speisestärke, gesiebt
40 g Mehl (h: Dinkel Vollkorn, gesiebt)
1/2 TL Weinsteinback-Pulver
40 g Pistazien, gemahlen

500 g Erdbeeren
250 g Quark 20%
100 g Mascarpone
125 ml Sahne
80 g cremiger Honig
3 EL Orangensaft, frisch gepresst
1 TL Zitronenzesten
Mark ½ Vanilleschote
6 Blatt Gelatine

Mittelfein gemahlene Pistazien zum Bestreuen

Zubereitung:

Ofen auf 180°C vorheizen.

Mehl und Speisestärke sieben mit gemahlenen Pistazien und Backpulver vermischen.

Eiweiß mit 2 EL Wasser sehr schaumig schlagen. Zucker einrieseln lassen und dabei weiter rühren. Bei sehr langsamen Rühren ein Eigelb nach dem anderen leicht unter die Eiweiß schlagen.

Das Mehlgemisch unter die geschlagene Eiweiß-Zucker-Mischung heben.

Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech etwa 1- 2 cm dick verstreichen. 10 Minuten backen. Das Blech herausnehmen, den Bisquit mit etwas Rohrzucker bestreuen. Ein zweites Backpapier in Backblechgröße darüberlegen. Indem man beide Backpapiere zusammenhält den Bisquit drehen, sodass es nun auf der mit Zucker bestreuten Seite auf dem zweiten Backpapier auf dem Blech liegt. So auskühlen lassen. (Derart bleibt der Bisquit so biegsam, dass man ihn später rollen kann.)

250g der Erdbeeren mit dem Honig und den Zitronenzesten pürieren. Mit Quark und Mascarpone vermischen. Die Gelatine nach Packungsvorgabe in kaltem Wasser einweichen und anschließen ausdrücken. In dem Orangensaft auf kleiner Flamme auflösen lassen und mit der Erdbeer-Quarkmasse sorgfältig vermischen. Kühl stellen

Wenn die Gelatine anfängt anzuziehen, die Sahne steif schlagen und unterziehen. Masse wieder kühl stellen.

Restliche 250 g Erdbeeren in kleine Stücke schneiden.

Papier vorsichtig vom Bisquit abziehen und die Crème auf den Teig streichen. Anschließend die kleingeschnittenen Erdbeeren gleichmäßig auf der Crème verteilen.
Bisquit von der langen Seite her einrollen und im Backpapier eingepackt mindestens 4 h – gerne auch über Nacht - kühlen. Vor dem Servieren mit den gemahlenen Pistazien bestreuen.


©Hannah Nußbaumer, lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Ettenheim, wo sie mit viel Leidenschaft einen Bio-Laden betreiben. Hannah liebt als Gartenarchitektin das Leben mit und im Garten, das Sammeln, Ernten und Kochen. Ohne ihre beiden Herzensmenschen um sich herum wollte sie nicht sein, und ohne schöne (Kinder)Bücher, Stifte und der Möglichkeit sich draußen zu bewegen würde ihr etwas fehlen. Das Binden von Blumenkränzen, das Herstellen eines Hefeteiges sowie das (Er)kennen der uns umgebenden Umwelt sollte ihrer Meinung nach den gleichen Stellenwert haben wie Algebra und Grammatik.

4 Kommentare

  1. Hallo Hannah,
    in unserem Bioladen ist es so geregelt, dass pro 20qm 1 Kunde rein darf. Die Steuerung erfolgt über die Anzahl der Einkaufswägen, die sind verpflichtend. Jeder kauft nach Möglichkeit alleine ein. Hefe gibts nicht im Kühlregal, sonder auf Nachfrage einzeln auf die Hand :-)
    Vielleicht holft das bei der Umsetzung...
    Viel Glück und gute Nerven wünscht Margot

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    1. Ja, Margot, die 20qm Regel kam dann irgendwann später auf und das kommt bei unserem 100qm großen Laden dann auch hin - 3 Kunden, 2 Verkäufer. Mit den verpflichtenden Einkaufswägen ist das wieder so ne Sache - es gibt Kunden, die sich weigern einen Einkaufswagen zu berühren - trotz Desinfektionsmittel etc. Und ja, schön wäre es, wenn jeder nach Möglichkeit alleine einkauft, aber nicht alle Menschen denken so weit. Ich versuche mich natürlich auch in deren Lage reinzuversetzen und da ist der Einkauf dann eine willkommene "Abwechslung" und Möglichkeit die eigenen vier Wände zu verlassen... Hefe und Eier nur unterm Ladentisch - ist ne Idee, haben wir auch von Kollegen so gehört, die es so machen - aber irgendwie hat mein Mann eben doch immer auf das solidarische Bewusstsein seiner Kunden gehofft. Manchmal vergeblich. Manchmal klappt es. Es ist und bleibt einfach schwierig und eine Gratwanderung. Danke für die guten Wünsche. Glück und gute Nerven können wir schließlich alle gut gebrauchen! Hannah

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  2. Unser Bioladen beschränkt, wie zahlreiche andere Händler auch, auf maximal 3 Stück. Das haben Sie doch in der Hand, oder nicht?
    Und nein, es ist nicht zwangsläufig Willkür, sondern ein Zeitproblem: Die Verantwortlichen müssen in Windeseile eine Entscheidung treffen und sie an die Behörden etc. kommunizieren. Ich mache Verbandsarbeit für einen systemrelevanten Bereich . Sie kommen um halb8 an Ihre Arbeitsplatz, es gibt eine neue Verordnung, Sie müssen sie lesen, verstehen und um 8 folgen ersten Nachfragen dazu. Mglw. entscheidet oder verweist man dann auch mal nicht sofort perfekt. Das hat nichts mit Willkür zu tun, sondern damit, dass die Hotliner ganz unten in der Kette auch nur Menschen sind. Genau wie Sie in Ihrem Bioladen.

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    1. Nun ja, natürlich hat man es als Ladner "in der Hand" - die Frage ist jedoch zum einen wie setzt man diese "Erziehungsmethoden" durch und wie fassen die Kunden - unterschiedlicher Gemüter und Ansichten - sie auf. Z.B. gerade jetzt, wo die Stimmen nach Lockerungen immer lauter werden, wird man von einigen Kunden sehr unschön und verständnislos angegangen, wenn wir noch weiter an den bestehenden Regelungen festhalten. Und dann ist es einfach auch so, dass man als Ladner zwar Zugangsbeschränkungen, Hefeindividualverkauf, Mindestabstand etcpp. "in der Hand" hat, man hat aber auch noch zwei andere Dinge zu tun und möchte und kann nicht seine ganze Zeit und Energie in die Erziehung der Kunden investieren. Wie oben auch gesagt - es ist und bleibt eine Gratwanderung. Und wie Sie oben auch erwähnt haben - so wie Sie sind auch wir nur diejenigen, die die Anordnungen "von oben" ausführen bzw. weitergeben. Und wenn diese unklar, schwer verständlich oder praktisch nicht - oder nur sehr schwer- umsetzbar sind, wird es einfach undurchsichtig und damit macht sich das Gefühl der Willkür breit. Ich wünsche auch Ihnen weiter gute Nerven. Hannah

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