Entzauberung - afrikanischer Eintopf

Sonntag, 27. September 2020


*Entzauberung* gehört zu den Erfahrungen, die mir nicht oft passieren - aus dem einfachen Grund weil schnell enflammbare Strohfeuer, die ebenso rasch wie sie auflodern ihr Licht, ihre Wärme und ihren Glanz verlieren, nicht meiner Art entspricht. Umso erstaunter bin ich von mir selbst, dass mir das dieses Jahr mehrfach passierte.

Angefangen hatte es, dass ich in einer dieser Tausch-Buchhandlungen in Thailand *Das Hotel New Hampshire* von John Irving entdeckte und mich daran erinnerte, wie sehr ich es einst mochte. Also eingesteckt und diesen Sommer wieder aufgeschlagen, um nach einem Viertel der Lektüre gernervt aufzugeben. Keine Ahnung, was mich damals faszinierte, jetzt konnte meine Begeisterung so gar nicht geweckt werden. Warum nur hatte mir das Buch beim ersten Mal Lesen gefallen? Vielleicht wäre der gute Teil noch gekommen?

Oder aber Guido-Maria, der meine *zu Tisch mit -Serie* begründete, weil er mich mit seiner fröhlichen, Menschen zugewandten Art, seiner guten Beobachtungsgabe und seinem Mutterwitz zu erheitern wußte. Doch schon bevor das Studio von Shopping-Queen bei Guido-Maria zuhause im Erdgeschoß eingezogen ist, hat sich für mich das Format samt seiner Gallionsfigur tot gelaufen. Der Esprit ist einfach nicht mehr der gleiche...

Anfang des Jahres verlinkte ich auf den Virologen Drosten, den mittlerweile in Deutschland wohl jeder kennt. Ich kann es gar nicht richtig erklären, weshalb ich ihm mein Vertrauen entzogen habe. Frei und unabhängig sollte mein idealer Wissenschaftler arbeiten können - doch jemandem der derart unter Beobachtung der Öffentlichkeit steht, dürfte das wohl schwerlich möglich sein. Mais bon, das dürfen andere gerne anders sehen - das ist lediglich mein subjektiver Eindruck aber eben der Grund, warum ich ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenke.

Besonders überraschte mich, wie sehr sich meine Rezeption des Films *Die wunderbare Welt der Amélie* veränderte, den ich mal richtig super fand. Ja, die Hauptdarstellerin Audrey Tautou ist immer noch süß, ebenso hat der Soundtrack gute Momente oder kann man einzelne gute Ideen rauspicken, aber sonst...??? Der Film ist doch völlig überfrachtet, überladen, konfus, voller versprenkelte, verschnörkelte Details, die die eigentliche Geschichte totally erschlagen, vom Hauptgeschehen ablenken und Empathie unmöglich machen. Als wäre der Regisseur ein Messi, der jahrelang wild verschiedenste Schnipsel gesammelte hatte, nichts wegwerfen konnte, um dann ALLE mit Gewalt und wahllos in einem Film unterzubringen.

In dem Moment des erneuten Anguckens kam mir auch, dass ich einen weiteren Film dieses Regisseurs kenne - was mir bis dahin gar nicht bewußt war. Und das sogar von einer Vor-Premiere an einem lauen Sommerabend in einem Nachbarort von uns mitten auf dem idyllischen Dorfplatz (weil der Film teils dort gedreht wurde), und zwar unter der Anwesenheit eben dieses Herrn Regisseurs. Ein Film mit Sophie Marceau (genau, die von *La boum*), der auf deutsch *Vergiß mich nicht* heißt. Genauso überfrachtet, genauso verkopft, genauso an den Haaren herbeigezogen, genauso blutleer, genauso ohne wärmendes Gemüt. Ja, sogar noch etwas schlimmer.

Hey, aber umgekehrt *Verzauberung* hatte ich dieses Jahr auch - was ja nun mindestens den gleichen Seltenheitswert hat. Aber dazu ein anderes Mal...

 

 

Keine Woche ohne Eintopf, das unverzichtbare Durcheinander im Kochtopf, das immer gelingt, immer schmeckt und immer wärmt. Nix Zauber sondern schöner Alltag.


Zutaten 2P:

2 Karotten
1 Süßkartoffel
200g Buschbohnen
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
2 EL Erdnussbutter
150ml Mandelmich
150g Tomaten-Sugo*
200ml Gemüsebrühe
1 Stück Ingwer, Walnuss-Größe
1 TL Kreuzkümmel
1 TL Paprika-Pulver  
1-2 TL Senf (m: Savora)
Harissa
1 EL Mango-Chutney
Salz, Pfeffer

 
Deko: gehackte, gesalzene Erdnüsse

Zubereitung:

Zwiebeln und Knoblauch fein würfeln, Karotten und Süßkartoffel klein schneiden. Die Buschbohnen gipfeln, kleiner schneiden und separat in Salzwasser al dente kochen. Mit kaltem Wasser abschrecken und beiseite stellen.

Parallel die gewürfelte Zwiebel in Kokos-Öl anbraten. Kreuzkümmel und Paprikapulver kurz mitrösten. Passierte Tomaten, feinst gewürfelter Inger, Mandelmilch und Brühe hinzugeben, außerdem die Karotten und 5 Minuten kochen lassen. Dann die Süßkartoffeln zufügen und weitere 10-15min sanft köcheln. Erdnussbutter unterrühren zusammen mit dem Senf.

Die Buschbohnen in den Topf geben, salzen und pfeffern. Mit Mango-Chutney und Harissa abschmecken. Hier kann man - wenn man den Eintopf flüssiger mag - noch etwas Brühe anschütten. Zum Servieren mit gehackten Erdnüssen bestreuen. 

*Anmerkung m: bei uns gab es dazu gekochte Hirse. Wer mag kann die Buschbohnen mit Kidney-Bohnen austauschen. Mais macht sich ebenfalls gut in diesem Eintopf - so wie auch etwas fein gehobelter Weißkohl.



4 Kommentare

  1. Liebe Micha! "Amélie" fand ich schon damals unsäglich und habe die Schau nach etwa einem Drittel beendet. Aber das Gefühl kenne ich gut. Mir passiert das gerade häufig mit Essen, die ich beim ersten Mal grandios fand. Wenn es sich zum zweiten Mal gibt, stellt sich oft ein "Och, naja..." ein – keine Ahnung, warum. Dein Eintopf allerdings klingt nach einem Wohlfühlgarant. Kommt auf die Liste!
    Herzlich: Charlotte

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    1. Dann hast du es also direkt geschafft, Charlotte, diesem Hype nicht zu erliegen! Dann ist der andere Film definitiv auch nix für dich ;-)

      Ob du mit deinem eigenen Essen manchmal zu kritisch bist? Also wenn ich bei dir entdecke, was du so alles als *Outtakes* postets, also dann würde ich vermutlich schon lange nicht mehr bloggen... Gut, oder du brauchst halt gerade den Überraschungskitzel und nicht ein *Ach-kenne-ich-doch-schon*-Erlebnis. Aber ist ja eigentlich schon schade, wenn einem das eigene Esse nicht richtig schmeckt. Hey: für was ist man schließlich die Köchin :))?!!!!
      ganz herzlich zurück...

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  2. Ich kann das so gut nachvollziehen, geht es mir doch ganz oft so, das mir Bücher, Filme oder anderes Jahre später überhaupt nicht mehr gefallen.... ich denke, das hängt mit dem steigenden Alter und der steigenden Lebenserfahrung zusammen. Und es wäre doch zu schade, wenn wir uns nicht weiter entwickeln würden.....
    Wie es auch sei, der Eintopf wird ausprobiert! Beim Essen passiert mir das übrigens deutlich seltender, wenn man von irgendwelchen unsäglichen Süßigkeiten aus meiner Kindheit mal absieht!
    Herzliche Grüße und bleibt gesund
    Gabi

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    1. Ja, Gabi, das leuchtet mir ein, dass man sich weiterentwickelt und sich damit auch manches ändert. Aber ich bin da eigentlich ein recht konstanter Typ: wenn mir ein mal war richtig gut gefällt oder gefallen hat, dann bleibt das mit höherer Wahrscheinlichkeit so als nicht. Einfach weil ich auch nicht schnell loder. Und da ich selbst koche, schmeckt mir mein Essen eigentlich immer ;-)
      ganz herzlich zurück und bleib munter...

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