Freipupser-Verein: Socca mit Kohlrabi und Erbsen in Tomatenrahm

Dienstag, 15. März 2022


Der Habib und ich sind nicht nur die weltweit kleinste Sekte, wir sind zeitgleich auch der kleinste Verein. Ganz zu Beginn unserer Beziehung meinte der Habib: *Gell, aber so einen Blödsinn wie Pupse verdrücken fangen wir gar nicht erst an!* Und wie jedes anständige Groupie stimmte ich meinem Guru aus voller Überzeugung zu - die Grenzen von Vereinsleben und Sektenstrukturen verschwimmen bei so einer übersichtlichen Mitgliederzahl... 

Wenn wir in Gesellschaft sind, dann leben wir unsere Freiheit im Umgang mit Körpergeräuschen nicht aus - zu groß ist die Konvention, dass das Schlimmste und Peinlichste, was einem passieren kann, ein Furz ist, der einem entfährt.

Schon öfters bin ich zurückgekommen auf meinen Meditationskurs in der Hauptstadt von Myanmar, Yangon, wo ich die Grundlagen der Vipassana-Technik erlernte. Entgegen aller tiefgestapelten Erwartungshaltungen (Erleuchtung) waren die 10 Tage Meditation über das burmesische Neujahr vor allem ultrakrass herausfordernd: das Sitzen, die Konzentration, die Zeitdehnung (!!!), kein Reden, dieses komplett auf sich selbst Zurückfallen. Und bei über 300 teilnehmenden Burmesen (Männer und Frauen getrennt) pupste es immer irgendwo im Raum. Du meine Güte, ging mir das auf den Sack! Aber in einem Land, in dem es zum normalen Usus gehört mit Inbrunst den Schleim von ganz unten hochzuziehen um auszurotzen, ist das schlicht eines: ganz normal (Was - by the way - sooo lange auch noch nicht bei uns vorbei ist. In der Kindheit des Habibs fanden sich Schilder in den Kirchen: *Auf den Boden spucken verboten!*). Tja, und bei all den Gefühlen, die beim anfänglichen Meditieren hochkommen, sind auch sehr viel negative darunter - die will man gerne katalysieren. Also macht man sie im Außen fest - und wenns nur am Pups von jemand anderem ist (Himmel, ist das symbolisch!).

Wenn Yoga mich eines gelehrt hat, dann dass Yoga ein Pups-Sport ist. Das passt so gar nicht in den makellosen Schein der bauchfreie Zweiteiler tragenden Mädchen, die Haare zum hohen Dutt geschlungen, die sich vor Makramée-Wandbehängen und Zimmerpflanzen verbiegen. Wird Yoga Richtung Abendstunden getätigt, dann wird Pupsen schnell unvermeidlich. Denn bei all dem Dehnen, Drehen und Entspannen werden auch die inneren Organe massiert - respekitve der Darmtrakt. Und mal ehrlich: leiden nicht viele von uns Mädels unter Blähungen? Was wohltuend, wenn sich der Wackerstein im Wamps auflöst!

Schade eigentlich, dass Rülpsen und Pupsen so verpöhnt geworden sind. Warum nur? Babys werden ja sogar mit Hingabe massiert für das erlösende Bäuerlein. Warum also kann man es nicht mehr nehmen wie Niesen: als eine natürliche Körperreaktion. Zumal Pupsen völlig virenfrei geschieht . Und wie sagt der Volksmund: *Laute Fürze stinken nicht, leise dafür fürchterlich*! Gut, bei den Stinkbomben wird die Umgebung notabene etwas in Mitleidenschaft gezogen. Begleitender Lachanfall ob des bröckelnden Schöngetue oft mit eingeschlossen. Aber könnte man sich bei einem lauten Pups nicht ebenfalls *Wohlsein* wünschen? Bei meiner Großmutter auf dem Klo hing eines dieser hölzernen Deko-Herzen auf dem in zierlicher Schrift zu lesen war: *Wenns Arscherl brummt, ists Herzerl gsund!*

Also bei Feriengästen könnte man über einen Zeitpass disskutieren um vorübergehend in den Freipupser-Verein aufgenommen zu werden. Allen anderen Unkonventionellen rate ich zu Ableger-Vereinen - dem Bäuchlein zuliebe und dem freieren Leben!

 


Vielleicht bin ich heute ein kleines bißchen übermütig, dass ich über ein derartiges Thema blogge. Einfach weil wir seit einigen Tagen auch wieder Freiatmer sind - die Maskenpflicht ist aufgehoben und der pass sanitaire wird seit heute nicht mehr benötigt für das soziale Leben. Es war stimmungsmäßig ein kleines Fest heute als wir in der nächsten Kleinstadt unterwegs waren. Man konnte es regelrecht mit Händen zu greifen, wie alle aufleben. So viele offensichtlich gut gelaunte Menschen! Und die Terrassen der Cafés waren so voll wie zuletzt im Sommer. Um lediglich eine einzige kleine Episode rauszugreifen: in meinem kleinen Stamm-Bioladen gibt es seit vielen Monaten eine Lieblingsmitarbeiterin, von der ich nur die Augenpartie ihres Gesichtes kenne. Und heute bestätigten wir uns unsere gegenseitige Sympathie strahlend von einem Ohr zum anderen. Offene Mimik - da reichen Worte nicht hin... Guter Moment, um mal *Danke für alles* zu sagen!

Zurück zu dem Organ, für das wir alle wohl zu allererst kochen: dem Bauch. Vieles sprießt und treibt gerade - Zwiebeln, Knoblauch, Lauch - das fördert Winde und Töne. Etwas, was dem Kohl, Wintergericht Nummer 1, ebenfalls nachgesagt wird. Wer streng konventionell leben und nicht unangenehm auffallen will, sollte diese Lebensmittel meiden.

Wer meiner Rezeptidee heute folgt, hat in einer halben Stunde ein feines Essen auf dem Tisch stehen. Die Socca, Kichererbsenpfannkuchen, werden ein echter Beilagenkeeper und wandern direkt in die vegane Hall of Fame zu den Buchweizen-Crêpes und den Linsen-Pfannkuchen. Definitiv lösen sie die bereits vor 11 Jahren verbloggen Kichererbsenerbsenpfannkuchen ab (schon wieder Ottolenghi)! Unkompliziert und lecker - genauso wie ich Alltagsküche liebe!

 

Zutaten 2P:

Socca:
120g Kichererbsenmehl
250ml Wasser
Salz
1 TL Thymian (optional)

eine mittlerer Kohlrabi
100g Erbsen
2 junge Knoblauch-Stangen, in feine Ringe geschnitten
2 EL Kokos-Crème
etwas Gemüsebrühe
1 EL Tomaten-Confit (alternativ: Tomaten-Pesto)
Salz, Pfeffer
1 Pr Rohrzucker
Piment d'Espelette 
Olivenöl

Zubereitung:

Das Kichererbsenmehl mit dem Wasser, dem Salz und dem Thymian verühren mit dem Schneebesen (droht keine weitere Gefahr der Verklumpung) und mindestens 4 Stunden oder länger quellen lassen (m: über Nacht quellen lassen).

Die Kohlrabi schälen, stiften und in Olivenöl golden anbraten, die Crème einschmelzen lassen, außerdem das Tomaten-Confit und die Brühe. Ebenso das Weiß des Knofi zufügen. Würzen mit Salz, Pfeffer, einer Prise Zucker und Piment. Deckel auflegen und bei leichter Hitze garen lassen. Kurz vor Ende die Erbsen zufügen. Nochmals abschmecken und zum Servieren mit dem Grün des jungen Knoblauch bestreuen.

Parallel die Socca backen (m: in einer kleinen Pfanne von 15cm Durchmesser). Dafür die beschichtete Pfanne gut erhitzen, wenig Olivenöl reingeben und den Kichererbsenteig schwenkend eingießen. Wenn der Crêpes kleine Bläschen bildet, dann stimmt die Temperatur. Den Crêpes Farbe annehmen lassen, dann wenden und fertig backen. Ergibt 8 Crêpes.

Zusammen mit dem Kohlrabi-Gemüse anrichten.

Inspiration Socca: SZ

 

Startschuß der Wildorchideen-Saison 2022

Kommentar veröffentlichen

Für Kommentare gilt: die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) wurden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.