Orchideen: salade aux fenouils, anis et pamplemousse

Dienstag, 14. März 2023

 

Früher - mindestens schon eine Dekade her - stellten Orchideen für mich der Inbegriff des Spießbürgertums dar. Da blüht diese zierlich verästelte, zarte Pflanze mit fast schon unnatürlicher Schönheit in den Fenstern zur Straßenseite und dahinter, hinter Blume und dem drappierten Vorhang-Gazé tobt Krieg: Ehepaare, die sich gegenseitig zu leid leben, Eltern, die ihren Kindern das Leben zu Hölle machen und Geschwister, die in Hauen und Stechen verstrickt sind. Aber das ist egal, wichtig ist der schöne Schein, versteckt hinter einer feengleichen, exotischen Plfanze.

Der angepasste Bürger, dem das Ansehen der Gesellschaft so wichtig ist, dass er dafür bereit ist, alle Energie für den äußeren Anstrich aufzuwenden, wird im Zuge dessen bei größtmöglicher verblendeter Selbstgerechtigkeit seine Innerlichkeit ebenso einbüßen wie einen gesunden Selbstbezug. Beeindruckend beschrieben von Leo Tolstoi in *Der Tod des Iwan Iljitsch*, ein Buch, das bei der Zusammenstellung II *Bücher meines Lebens* bestimmt nicht fehlen wird.

Für mich war das damals ein wesentlicher Gründe, warum ich mich so jung habe tätowieren lassen. Tattoos eigneten sich wunderbar als Rebellion gegen dieses verlogene Fassadentum. Ich dachte mir, wer sich an der angemalten Haut stört, weil seine Beurteilungskriterien derart oberflächlich sind und er nicht bereit ist, etwas genauer zu schauen, der sortiert sich doch dann idealerweise von alleine aus. So jemand brauche ich nicht in meinem Umfeld. Jugend halt. Alles mit großen Ausrufezeichen versehen, alles Statement! Und weil ich mich in der Künstlerwelt bewegte, begegneten mir zu meinem Erstaunen kaum Resentiments: den Künstlern billigt der Spießer mehr Freiheiten zu.

In der Jugend kann man sich schwer vorstellen, dass sich Dinge ändern, dass die Zeit weiterzieht und vergeht und mit ihr die ein oder andere Einstellung. Keiner konnte ahnen, dass sich die Haltung zu Tattoos derart drehen würde. Mittlerweile sind bald mehr Menschen tatöwiert wie nicht. Und die Tattoo-Fans leben heute genau das, was meinen Widerwillen einst erweckt hatte: die dekorierte Äußerlichkeit bzw. die Huldigung des Körpers.

Tja und etwas anderes hat sich ebenfalls gedreht: ich mag die Orchidee. Hier im ländlichen Frankreich sieht man die Blume seltener als Fensterschmuck und der Habib und ich wohnen eher ohne Zimmerpflanzen. Die machen mit großem Garten keinen wirklichen Sinn. Stattdessen gehört meine eigentliche Leidenschaft den heimischen Wildorchideen. Die sind weniger üppig wie ihre tropische Verwandtschaft aber bei genauerer Betrachtung nicht minder schön. Ein bißchen nerdig finde ich mein Hobby schon, oder? Aber meine Begeisterung hängt ganz entschieden mit der Drôme zusammen. Hier ist die Flora Obelix-gleich in den großen Orchideen-Topf gefallen. Felderweise stehen sie dicht an dicht und färben ganze Wiesen mit ihren Farben. Man muss schon sehr dump sein, um sich nicht an dieser Wildblume erfreuen zu können. Mehrfach habe ich euch an meiner Passion hier schon teilhaben lassen. Auf unserer Homepage *Sonne und Lavendel* erhielten sie eine eigene Seite.

Mit dem Riesenknabenkraut, auch Roberts Mastorchis genannt (oder...) beginnt jeden Frühling aufs Neude die Wildorchideen-Saison und meine Vorfreude auf ihr Blühen. Jedes Jahr aufs Neue bin ich gespannt, ob ich eine *neue Orchidee* erbeuten kann und habe die Hoffnung auf einen Frauenschuh seither noch nicht aufgegeben.

 


Am Ändern ist sich außerdem meine Haltung zu Pampelmoussen. Diese Frucht hat der liebe Gott nicht für mich erfunden. Ich laufe an ihnen vorbei, ohne sie zu bemerken. Ich übersehe sie, sie fallen mir einfach nie auf zwischen Orangen, Mandarinen und Zitronen. Es bedarf dann schon einer weiteren Inspiration von *les petits fournaux* um hier das welterste Rezept mit Pampelmousen vorzustellen. Ich mochte die Kombi von Fenchel, Anis und Pampelmusen sehr, ja, es war als würde ich damit ein kleines unbekanntes Geschmacks-Universum entdecken, eines, das sich lange vor mir versteckt hielt.


Salat 2P:

1 Fenchel (ca. 200g)
1 Pampelmuse
1 TL Anis
2 EL Olivenöl
1 EL Walnussöl
2 TL Ahorn-Sirup
1/2 TL Piment d'Espelette
Salz, Pfeffer
1 Avocado
optional: einige Wildkräuter (zur Dekoration)

Zubereitung:

Fenchel rüsten, halbieren, vom Kern befreien und in feine Streifen hobeln.

Die Pampelmuse schalen und filitieren - dabei den Saft über einer Schüssel auffangen und den restlichen Saft in eben diese Schüssel pressen.

Das Olivenöl erhitzen und den Anis darin kurz rösten, bis er beginnt zu duften, dann den gehobelten Fenchel darin kurz wenden, dabei mit Piment würzen, salzen und pfeffern.

Den Fenchel in den Zitrus-Saft geben, mit den Früchten mischen und mit Ahorn-Sirup abschmecken. Etwas abkühlen lassen, dann das Nuss-Öl zufügen. Kurz vor dem Servieren die klein geschnittene Avocado sowie mit den Wildkräutern dekorieren. Idealerweise mariniert der Salat mindestens eine halbe Stunde.

Anmerkung m: Original war der Salat ohne Avocado - schlichter ist auch lecker


 

Prima Gelegenheit, mal wieder Pamplamoose einzuspielen, die ich euch schon 2x angeprießen habe - und zwar hier zum Szegediner Grünkern-Gulasch und zum Schokoladenkuchen mit Maronen und Haselnüssen - weil der Spaß am Musikmachen so herrlich rüberkommt und das eine sehr smoothe Covernummer von Red Hot Chili Peppers ist...


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