Topf und Deckel: Nudelschnecken-Gratin mit Mangold

Dienstag, 12. Dezember 2023


Ich liebe Kennenlern-Geschichten. Ich sammle Kennenlern-Geschichten. Ihr wißt Bescheid. Nun, es ist, wie es ist: jedem sein Fachgebiet. Wer mir unter die Finger kommt, wird einschlägig befragt. Und ich kann in Kennenlern-Geschichten lesen wie andere im Kaffee-Satz. Oder so. Erzähle mir den Anfang und ich destilliere dir daraus die komplette Geschichte. Gut, nichts einfacher: dafür muss man lediglich das kosmische Gesetz begriffen haben, dass sich mit jedem Beginn die weiteren Geschehnisse daraus nur noch auswickeln. Dann kann jeder leicht erkennen, dass im Anfang bereits das Ende verwoben ist... und der Rest ergibt halt das Dazwischen.

Die Kennenlerngeschichte von Michael Ende und seiner Frau Ingeborg wurde direkt unter meinen Lieblingen archiviert: Auf einer Silvesterparty von Freunden begegneten sie sich zum ersten Mal. *Die damals bekannte Vollblutschauspielerin, "rothaarig, feurig und schick", wie Michael Ende erzählte [und 8 Jahre älter als er selbst], steuert direkt auf ihn zu, während er hinter einer von Plastik-Efeu überwucherten Theke den Barkeeper mimt, und sagt: "Angelehnt an die Efeuwand dieser alten Terrasse..."  Michael Ende erwidert prompt "Mörike" - tja, und nicht nur das Zitat ist erkannt, das geheime Loswort ist gefallen: Team Kunst und Literatur. Schön, oder? Bis zu ihrem Tod blieben sie ein Paar.

Folgerichtig liebe ich alle Kuppelshows, die der Markt zu bieten hat. Gibt es was Schöneres, als anderen beim Verlieben zuzusehen. Wer verliebt ist, platzt über sich hinaus. Der sieht nicht nur im Objekt seiner Begierde vor allem die Vorzüge, die ganze Welt erscheint im liebenswerter. Es ist die wundersam schillernd Phase, in der jeder über sich hinausgehoben wird, da strahlt selbst das kümmerlichste Exemplar Mensch weit über seine Möglichkeiten. Das mag anfangs alles etwas unbeholfen, täppisch und ungeschickt vonstatten gehen - so oft verliebt man sich ja nicht - meine großzügige Gewogenheit tut das keinen Abruch, mir wird in keinster Weise langeweilig beim Beobachten.

Das für mich Erstaunlichste ist, dass diese mediale, öffentliche, professionelle Kuppelei sogar gar nicht mal selten aufgeht. Ob bei *Bauer sucht Frau* oder *Hochzeit auf den ersten Blick* - es gibt zahlreiche, erfolgreiche Kuppel-Beispiele vorzuweisen. Ich verlinke jetzt nicht, vermutlich könnt ihr mir auch ohne exemplarische (Film)Referenzen folgen. Tsss, dass das so funktioniert, verrückt, oder!? Gut, der Bauer wirft noch Haus, Hof und eine Existenz mit in die Wagschale. Das zieht wohl zusätzlich. Und bei der anderen Kuppelsendung mit der direkten Hochzeit, brüstet man sich ja, dass *aus Wissenschaft Liebe wird*. Das *Matching-Team* um drei *Matching-Experten* (seufz, was eine Berufsbezeichnung, h-e-r-r-l-i-c-h, nur zu studieren in Castrop-Rauxel) wertet jede Menge Daten aus, um schließlich zwei zu kombinieren. Eine der *Expertinnen* meinte, ihre Bewerber würden jedes Jahr zahlreicher und sie würden immer häufiger hören, dass auf diese Weise der potentielle Partner ja auf Herz und Nieren geprüft worden wäre - sinngemäß: heute wisse man ja nicht mehr, was so alles frei rumläuft... Naja, beim letzten deutschen Stadtbesuch waren die Litfaß-Säulen mit *Dein Schritt juckt mich auch* plakatiert... Man ahnt, was sie damit sagen will und dass ein bißchen Jucken im Zweifelsfall das kleinste Problem ist...

Eigentlich schon ein waschechtes Wunder, wenn sich zwei Menschen finden und ineinander verlieben, findet ihr nicht? Großes Mysterium! Für die, die an die große Liebe glauben, stellt sich die Geduld als die härteste Probe heraus. Die anderen finden schneller was zum Hacken. Und heute gibts jede Menge digitale Unterstützung bei der Suche nach dem einen oder anderen. Je nachdem halt.

Dieser Artikel (via Geo) thematisiert nachvollziehbar, dass Dating-Apps zwar das Kennenlernen erleichtern, die Suche nach einem echten Partner aber eher erschweren. Leute, ich schreibe bei völliger Ahnungslosigkeit, Dating-Apps sind komplett unbespieltes Gebiet - und ich bin nicht traurig darüber. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass der Habib und ich auf dem Weg nie zusammengefunden hätten.. ich erzähle ja bereits ein bißchen.... 

Herausgegriffen aus dem Artikel weil gefällig habe ich mir den Vergleich, den Psychologen erstellten, die zum Thema menschliche Entscheidungsprozesse forschen: und zwar dass bei Dating-Apps Menschen beurteilt werden wie ein Fertiggericht nach Zutatenliste und Kalorienangaben - doch wie das Gericht schmeckt, weiß man deshalb noch lange nicht.

 

 

Ein Bild, mit dem ich als Foodie arbeiten kann. Das Auge allein verführt, die Beschreibung gibt eine Vermutung, aber letztlich hilft beim Essen eben wie im echten Leben nur der Selbstversuch, wenn mans wirklich wissen will: nachkochen und mit allen Sinnen ein eigenes Urteil fällen.

Wenn es sehr üsselig draußen ist - so richtig grau, dunkel, regenschwanger, feuchtkalt - dann kann mich das oft dazu animieren, uns eine handgemachte Pasta auf den Tisch zu bringen. Pasta-Schnecken habe ich uns schon lange nicht mehr zubereitet, dabei sind sie eine ungemein bequeme Art, gefüllte Nudeln zu basteln. Godfather aller Pasta-Schnecken bleiben die Krautkrapfen. Diese heutige Zutaten-Kombi ist altbewährt und in meinem Geschmacksuniversum sehr beliebt: Kürbis - Mangold - Ziegenkäse... kann nix mit falsch laufen. Außer, dass ich mich bei solchen Gerichten tendenziös überfresse.


Zutaten 2-3P:

Pastateig:
200g D1050
2 Eier
1 EL Olivenöl
...
350g Mangold
1 kleine Zwiebel
3 Knoblauchzehen
etwas Gemüsebrühe
2 TL Thymian
100g Ziegenkäse, cremeux*
1 EL crème fraîche
Salz, Pfeffer
Olivenöl
....
250g Ofentomaten
250g Kürbis (m: Butternut)*
etwas Gemüsebrühe
Harissa
2 Lorbeer-Blätter
1/2 TL Ras el Hanout
Salz, Pfeffer
eine Prise Rohrzucker
ein Schlückchen Rotwein
...
etwas geriebener Käse zum Bestreuen (m: Tomme de brebis)


Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig einen homogenen Teig kneten, in Folie packen und für mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
 
Die Pasta-Sauce zuerst zubereiten. Dafür den Kürbis schälen und würfeln. In etwas Kokosöl kurz anrösten, dazu auch das Ras-el-Hanout mitrösten, bis es zu duften anfängt. Nun Ofentomaten, Brühe und Rotwein anschütten, Lorbeerblätter dazugeben und bei geschlossenem Deckel weich garen. Salzen, pfeffern, würzen mit Harissa und etwas Zucker. Fein pürieren. Die Sauce sollte cremig sein aber nicht flüssig.

Für die Füllung Mangold waschen, Stiele vom Grün entfernen und getrennt voneinander klein schneiden. Zwiebel fein hacken, ebenso die Knoblauchzehen. Zwiebel in heißem Olivenöl glasig braten, kurz vor Ende den Knoblauch zufügen, dann die Mangoldstiele mit dem Thymian. Ein wenig Gemüsebrühe anschütten, Deckel auflegen und etwa 5min garen. Dann das Mangoldgrün untermischen und weitere 5 min garen Salzen, pfeffern und gewürfelten Käse und Crème zum Mangold schmelzen lassen. Die Flüssigkeit sollte nahezu verkocht sein. Etwas abkühlen lassen.

Ofen auf 190°C (OU-Hitze) vorheizen.
 
Den Pastateig dünn rechteckig auswellen (etwas dünner als für Krautkrapfen) - etwa auf 55cm x 35cm. Die Füllung dünn auf dem Pastateig verteilen. Von der langen Seite aufrollen und in 8 gleichgroße Stücke schneiden

Ca. 2⁄3 Tomatensoße in eine ofenfeste Form geben. Die Nudelrollen hochkant nebeneinander hineinsetzen. Restliche Sauce darübergeben, nun den geriebenen Käse darauf verteilen und mit Olivenöl etwas beträufeln. Im heißen Ofen ca. 20 Minuten backen

 

Anmerkung m: Lieblingskürbis bleibt bei mir der Butternut/ Saint félicien ist eine Käse-Alternative oder eben ein anderer cremiger Charakterkäse/ ich hatte zuletzt noch ein paar tiefgefrorene confierte Kirschtomaten in die Sauce gemischt

 



.Geschwister im Blog-Universum:

 

    ****    mit Käse überbackene Nudelschnecken

  ****    Rotolo ripieno

  ****    Nudelrollen mit Kürbis und Linsen

   ****    Krautkrapfen 

   ****    Zucchini-Krapfen mit confierten Kirschtomaten
 

 

5 Kommentare

  1. Das war mal wieder in jeder Beziehung Vergnügen pur! Viel Genuss Dir weiterhin!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das Vergnügen beruht ganz auf meiner Seite :) Danke, Petra, und fröhliche Weihnachten!

      Löschen
  2. Meinen Partner habe ich tatsächlich über eine Onlineplattform kennengelernt. Ich war erst ein, zwei Tage dort angemeldet, dann hat er mich angeschrieben und wir haben bald unsere Nummern ausgetauscht. Was für ein Glück! Denn ich meldete mich kurz danach wieder ab. Dieses Bewerten nach oberflächlichen Kriterien und das Einteilen in Schubladen - da werden einem unbewusste Vorurteile oder Erwartungen deutlich vor Augen geführt und das war keine schöne Erfahrung.
    Im echten Leben wären wir aber aneinander vorbeigelaufen und deshalb bin ich für diesen Umweg trotzdem unglaublich dankbar - denn allen Vorstellungen, Erwartungen und Ansprüche zum Trotz habe ich nun einen Partner, den ich mir "alleine" nie ausgesucht hätte und nun der beste Mensch ist, der mir passieren konnte <3

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Was eine schöne Geschichte, Anja! Vielen Dank fürs Teilen - du ahnst, dass dein Beitrag ganz nach meinem Geschmack ist und ganz leicht fällt es mir, dabei über den Schatten meiner Vorurteile zu springen: siehste, man KANN sich über Dating-Plattformen finden. Zu gerne laß ich mich da vom Gegenteil meiner seitigen Einstellung überzeugen - der Himmel geht seltene und ganz bestimmt überraschende Wege. Genau das bestätigt meine eigene Liebesgeschichte ebenfalls, dass man von einem solchen Ereignis regelrecht überrumpelt wird! Schöne Weihnachten, Anja, euch beiden :)!

      Löschen
  3. Ooooh das sieht so lecker aus und ich liebe auch die Krautkrapfen (um meinen Mann zu zitieren: Das beste Sauerkrautgericht, das er jemals gegessen hat). In solchen Momenten finde ich es sehr schade, dass wir hier mit der Familie aus Allergiegründen keine Tomatensauce essen können. Hab viel mit Saucenalternativen herumexperimentiert, aber nichts ist so gut wie echte Tomate... muss mal überlegen, ob ich das irgendwie anders hinkriege. Ein tolles Winteressen! Liebe Grüße und ein frohes neues Jahr aus Köln, Lara

    AntwortenLöschen

Für Kommentare gilt: die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) wurden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.