Während ich Himbeeren pflücke, kommt mir immer wieder ein Märchen in den Sinn. Und zwar genau dann, wenn mir eine der Beeren zwischen den Fingern durchkullert und zwischen den stupfeligen Sträuchern zu Boden fällt. Dann überlege ich mir jedes Mal, ob ich mich hinterher bücke, um sie wieder einzusammeln, oder ob ich sie als Tribut zolle... an die Natur, ihre Fruchtbarkeit, den Himbeergeist oder all die Tiere, die darunter leben. Wie auch immer...
Nun, ich habe den Titel des Märchens vergessen, ich dachte, es müsse so ähnlich heißen wie die Oper von Georges Bizet, aber ich wurde nicht fündig. Gut, die Geschichte ist schnell erzählt. Ein Perlenfischer sitzt am Meer und wäscht an der felsigen Küste seine glizzernden Perlen in einem Korb, der über und über gefüllt ist mit der funkelnden Pracht. Da passiert es ihm, dass ihm eine Perle aus dem Korb ins Meer fällt. Hastig stellt der Fischer seinen Korb zur Seite, um der Perle hinterher zu springen. Den Geiz, nicht eine Perle entbehren zu können, obwohl er doch bereits einen ganzen Korb damit gefüllt hat, erzürnt das Meer und mit der nächsten Welle tost es über die Klippe, fegt den Korb hinweg und verstreut die Perlen zurück in die Tiefen des Meeres.
Komisch. Beim Johannisbeerpflücken oder beim Jostabeeren abrupfen denke ich da nie daran. Aus denen mache ich mir einfach auch nicht so viel, da ist loslassen, hergeben und teilen deutlich einfacher.
Die französische Küche bietet eine Reihe wundervolle Dessert-Klassiker. Viele davon habe ich euch bereits vorgestellt, vorgebacken und vorgekocht. Sei es meine herrliche Tarte Tatin, der Dauerbrenner Crème brûlée, DIE Osternachspeise île flottante, die zarteste aller Versuchungen das Mousse au Chocolat-Törtchen, eine von unzähligen Varianten des Clafoutis, die Verrines au Marron ou Chocolat, fruchtige Tartelettes, den ungewöhnlichen aber einnehmenden gateau au chocolat, das seidige Bitterorangen-Schoko-Eis oderoder. Einen weiteren französischen Dessert-Klassiker zum Dahinschmelzen stelle ich euch heute vor: das Blanc-Manger, eine liebliche Mandelcrème, die zu Früchten und Kompott aller Art passt. Ich habe es mit der Vielfalt an Beeren serviert, die der Garten gerade bietet, aber gerade auch Pfirische oder Aprikosen (vielleicht mit ein wenig Verveine vermengt) begleiten diese Crème aufs Unwiderstehlichste. Promis!
Zutaten 6-8P:
70g Mangelblättchen
7 Blatt weiße Gelatine*
500ml Mandelmilch, ungesüßt
500g Sahne
50g Zucker (m: Rohrzucker)
100g Mandelmus
gemischte Beeren/
Kompott mit Pfirischen und Verveine
marinierte Aprikosen...
Zubereitung:
In einer Pfanne die Mandelblättchen so lange rösten, bis sie Farbe annehmen. Gelatine in
kaltem Wasser einweichen. Mandelblättchen, Mandelmilch, Sahne sowie den Zucker in einen kleinen Topf geben und bei massiger Hitze in ca 5min einreduzieren lassen. Von der Flamme ziehen und das Mandelmus klümpchenfrei unterrühren.
Gelatine
ausdrücken und die noch warme Mandelmilch geben und unter Rühren auflösen. So etwa 30min abkühlen lassen lassen. Abschmecken unf falls nicht süß genug, nochmals etwas nachzuckern. Alles durch ein feines Sieb streichen und
in Gefäß füllen, mit dem sich gut portionieren läßt.
Je nach Gästeanzahl und gewünschter Größe des Desserts 6 bis 8 kleine Portionsförmchen (bei 6 à 200 ml Inhalt) mit kaltem Wasser ausspülen
und die Mandelcrème eingießen. Mit Folie abdecken und für mindestens 4
Stunden, im Kühlschrank anziehen lassen - besser über Nacht.
*Anmerkung m: Ich finde, die Menge reicht gut für 8 Personnen - das ist aber in eurem Ermessen. Die Begleitung ist wie bereits beschrieben vielfältig. Ich hatte unsere Beeren lediglich mit einem Rest gerade gemachter Marmelade und etwas eigenem Holunderblütensirup mariniert. Gerade letzteres stellte sich auch als Super-Match zum Blanc-Manger heraus!
Quelle: Brigitte
Ganz wunderbar, diese Gedanken, vor allem die Idee, dem Himbeergeist Tribut zu zollen... Der Himbeergeist! Ich bin verliebt :-)
AntwortenLöschenGanz entzückt bin ich über deine zahlreichen Links zu den französischen Desserts! Die werde ich mir gern zu Gemüte führen.
AntwortenLöschenDas heutige findet man unter der eingedeutschten Bezeichnung "Blamaschee" auch im berühmten Kochbuch-Klassiker der Prato aus dem 19. Jahrhundert, aber mit Unmengen an Eiern...
lg
Das sieht wirklich sehr hübsch aus :) Gerade bin ich auch ganz verliebt in die vielen Beeren-Sorten!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Ela
Liebe Michaela,
AntwortenLöschenseit vielen Jahren verfolge ich deinen Blogg und lasse mich von deinen wunderbaren Geschichten und Rezepten inspirieren. Vielen herzlichen Dank dafür. Sehr viele deiner Rezepte gehören zu meinen absoluten Lieblingen - aber genau wie du "muss" ich immer mehr meiner Vorräte selber machen, weil sie einfach viel besser sind als alles andere ;-) Ich habe auch einen Garten und die Himbeeren sind mir die liebsten... auch wenn bei mir eine runter fällt, schweifen meine Gedanken ab, aber ganz anders als bei dir ;-) wenn ich sie nicht aufhebe denke ich mir, dass ich vielleicht undankbar bin, weil ich diese eine Beere nicht genau so schätze wie die andern und zu faul bin um sie zusammen zu lesen.....und fühle mich dabei nicht sehr gut..... nun in Zukunft denke ich vielleicht auch an den Perlentaucher und an den Himbeergeist dem ich mit der einen Beere huldigen darf.
Vielen herzlichen Dank für deine immer wieder inspirierenden Rezepte und Geschichten - herzliche Grüsse aus der Schweiz.
Eveline