Zwiebel-Hallelujah: Zwiebelfladen auf Kartoffelboden

Mittwoch, 6. November 2019


Isabel von Lecker Lezmi hat in der Kiste aller guten Erinnerungen einen festen Platz. Dank ihrer Empfehlung wohnten wir während unseres Zwischenstopps Richtung Iran im (ganz bestimmt) schönsten Viertel Istanbuls. Die knappe Woche dort reichte aus, um großer Istanbul-Fan zu werden, und das obwohl uns die Stadt frostig empfing und einen halben Meter Schnee vor die Füße schmiß. Ich war ganz begeistert von den kleinen Läden, Cafés, Restos, den vielen Katzen samt der Freundlichkeit der Menschen. Und nach all den Jahren Wühlen in der Kunstgeschichte war es für mich ein großer Moment leibhaftig in der Hagia Sophia zu stehen (deren Statik by the way bis heute nicht ganz geklärt ist!).

Passend holte ich mal wieder Isas Kochbuch *Yemek* vor, aus dem ich bereits diese Linsensuppe ausprobiert habe und feststellte, dass dort noch einiges nachgekocht werden will...

Mit Isabel spielte ich zu ihrer *aktiven Bloggerzeit* mal Triko-Tausch. Dabei stellte sie mir unter anderem die Frage: Ein total unterschätztes Lebensmittel ist... - wozu mir damals rein gar nix einfiel. Ein kleinwenig zeitverzögert weiß ich jetzt eine Antwort: *die Zwiebel*. Die gute Zwiebel ist doch das kleine, unauffällige Stiefmütterchen in der Gemüsekiste, oder? Alleine für unseren jährlichen Zwiebelverzehr würde unsere Gartenfläche in keinster Weise ausreichen. Ich müßte wirklich mal vom wöchentlichen Verbrauch hochrechnen, wieviel Kilos wir zu zweit im Jahr verzehren! Vermutlich würde eine erstaunliche Zahl herauskommen...

Mit Zwiebel-Anschwitzen beginnt zwiefelsohne nahezu alle Küchenmagie, nur um dann sämtlichem anderen Gemüse den Steigbügelhalter zu machen. Dabei kann Zwiebel auch Solo-Künstler und stellt alle anderen in den Schatten, greife ich als Beispiel mal heraus:

* als Topping auf der Mejara
* oder so unverzichtbar in den Käse-Knöpfle 
* wie auf diesem Flammkuchen

Und dann gibt es ja ungeheuer schöne Zwiebeln. Gerade bin ich regelrecht verknallt in die rosa-bronzefarbenen Rocodoro, die mein Markt-Dealer feil bietet. Sie brachten mich auf die Idee, mal wieder die Zwiebel in den Mittelpunkt zu stellen. Außerdem hatte ich just diese Pinsa Romana von Robert aus dem Ofen gezogen - so wie die Synchron-Gruppe - und war wieder begeistert, was einen tollen Knusper-Effekt etwas Reismehl bringt!


Zutaten:

Vorteig:
50g Dinkel-Vollkorn
50g Wasser
1g Hefe (frisch)

Hauptteig:
Vorteig
130g Kartoffeln, gekocht
130g Dinkel 630
20g Reismehl
8g Hefe
1 Pr Zucker
1/2 TL Salz
1 1/2 EL Olivenöl
80-90ml Wasser

Belag:
ca. 400g Zwiebeln (m: Rocodoro)
3 TL Thymian
50g Radicchio
100g Bleu de Brebis, gewürfelt
(oder fourme d'Ambert)
1/2 Birne
(oder ein Schuß weißer Port)
Salz, Pfeffer 
Sonnenblumenöl


Zubereitung:

Am Abend zuvor den Vorteig klümpchenfrei verrühren, bei Raumtemperatur mindestens 1 Stunde anspringen lassen, dann in den Kühlschrank stellen. 

Die Kartoffeln als Pellkartoffeln garen, abschütten, pellen etwas abkühlen lassen und fein reiben. Die Hefe im Wasser zusammen mit dem Zucker auflösen. Alle Zutaten für den Teig mit Hilfe einer Küchenmaschine (Handkneter...) zu einem homogenen, geschmeidigen, leicht klebrigen Teig kneten - mindestens 6 Minuten. An einem warmen Ort zugedeckt den Teig gehen lassen bis er sich verdoppelt hat.

Zwiebeln schälen, je nach Größe vierteln oder halbieren und in feine Streifen schneiden. In dem Öl mit Thymian mit Geduld golden rösten. Kurz vor Ende entweder mit Port ablöschen oder die in der Länge nach feine Streifen geschnittene Birne untermischen. Zuguterletzt den ebenfalls in Streifen geschnittenen Radicchio untermengen.

Backofen mit Pizzaofen 240° vorheizen (m: Instensiv-Backen). 

Den Teig halbieren und zu zwei Fladen formen (m: dafür bereits auf Backpapier verfrachtet) und eine weitere Viertelstunde gehen lassen. Dann mit den Zwiebel-Mischung belegen und den Käse darauf verteilen. Zusammen oder nacheinander (selon le goût) im heißen Ofen knusprig backen.

Geschwister im Blog-Universum:



13 Kommentare

  1. Ich bin der "Zwiebel-Magie" auch restlos verfallen. Leider bekommt man hier in Hamburg selten wirklich gute...
    Dein Fladen sieht grandios aus!
    Liebe Grüße,
    Eva

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Was wäre Kochen ohne Zwiebelanschwitzen, Eva, oder? Unvorstellbar?
      liebe Grüße zurück... und schön, mal wieder etwas bei dir zu lesen!

      Löschen
  2. Sieht super appetitlich aus auf diesem wunderschönen Teller!!! Werde ich auf jeden Fall nachmachen und hoffen, dass es gelingt. Denn so einen interessanten Teig hatte ich noch nie :) Da freue ich mich schon drauf! Lieben Gruß, Hanne :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das will ich doch auch hoffen, Hanne, dass dir die Fladen gelingen - nichts Foodblogger-erschütternder als wenn ein Rezept nicht funktioniert :) Ich hoffe also, es wird euch schmecken, herzliche Grüße zurück!

      Löschen
    2. Und es hat geschmeckt! Und wie :) Meine Bedenken bezogen sich auf den Teig, da ich keine Küchenmaschine habe..... Ich habe es nur ganz kurz mit den Händen verknetet und dabei ein wenig mehr Mehl genommen. Und es hat einwandfrei funktioniert! Vielen Dank für dein Rezept, liebe Micha :) Das nächste mal probiere ich die Steinpilz-Variante. Lieben Gruß - Hanne

      Löschen
  3. Ich bin auch "Team Zwiebel". Die Fladen sind auf jeden Fall schon vorgemerkt!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe ja, Stefanie, auch immer wieder Phasen in der Küche - falls du verstehst ;) - und gerade bin ich voll auf Reismehl: etwas Reis in die Getreidemühle geschmissen und an einen Teig gemacht und alles wird irgendwie knuspriger!

      Löschen
  4. Es ist wirklich ein Phänomen- alles, was du hier bloggst, möchte ich am liebsten sofort nachkochen bzw. essen ;-) Der Kartoffelteig hatte mich schon in der Steinpilzvariante sehr angelacht. Die (extrem erfolgreiche) Pilzsuchsaison haben wir für dieses Jahr abgeschlossen (es sei denn...) und so werde ich sicher bald die zwiebelige Variante nachkochen. Und es stimmt natürlich wirklich: Die Zwiebel, im Gemüseregal meist ganz unten, weil kein Gemüse Superstar bzw. verkannte, und jeder braucht sie und was wären wir ohne? Wobei die Rocadoro eigentlich schon starverdächtig hübsch aussehen. Liebe Grüße von Hannah

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Zwei Küchen - eine Appetitlichkeit :) Oder, Hannah :)?! Hier gabs jetzt auch schön Pilze, aber in *meinem* Waldrevier ziehen gerade ganze Kohorden durch - das hat sich leider deutlich zu sehr rumgesprochen... Aber nichtsdestotrotz: genau heute wird nochmals was mit Pilzen kredenzt. Mail folgt aber herzliche Grüße schicke ich schon mal vorweg!

      Löschen
    2. Liebe Micha, heute endlich habe ich dein "Kartoffelkissen" gebacken und hierbei deine beiden Rezepte "verheiratet" - Teig wie oben, Belag mit Steinpilz (aus der TK). Es hat uns sehr geschmeckt. Eine Frage habe ich zum Teig und seiner Konsistenz: Er war bei mir wirklich recht klebrig. Ich habe ihn dann so gehen lassen und hatte beim Formen der Fladen aber das Problem, dass ich den Teig gleich aufs Backpapier gelegt hatte und er dort klebte. Sollte man ihn zuvor auf einer großzügig bemehlten Arbeitsfläche bearbeiten (wie beim Steinpilzfladen erwähnt) oder ist die klebrige Konsistenz gerade der Garant für die weiche Fluffigkeit? Ich sende dir und euch ganz herzliche Grüße und zwei große Boules heiße Schokolade mit kühler Sahnehaube! ;-) Hannah

      Löschen
  5. Oh, das liest sich ganz und gar köstlich..... mir läuft gerade das Wasser im Munde zusammen und diese Fladen stehen jetzt ganz oben auf meiner Herbst-Nachkochliste!
    Danke dafür
    Liebe Grüße
    Gabi

    AntwortenLöschen
  6. Nicht zu vergessen die medizinischen Superskills der Zwiebel, die im Körper so einigem an den Kragen gehen, das da nicht hingehört. Bin auch großer Fan, in jeder Form. Und der Zwiebelfladen sieht sehr köstlich aus! Ganz liebe Grüße

    AntwortenLöschen
  7. Ohja, hier auch ganz grosse Zwiebelliebe. Schon als Kind gehörten geröstete Zwiebeln zu meinem Lieblingsessen. Pur versteht sich!

    AntwortenLöschen

Für Kommentare gilt: die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) wurden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.