Kinder, bei diesem Rezept ist Vorsicht geboten! Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das so einfach weitergeben kann. Es braucht schon eine gestandene, moralische Haltung, um damit umgehen zu können. Mit diesen kleinen Schoko-Küchlein könnt ihr die Puppen tanzen lassen nach Gutdünken. Die sind sowas von eine Geheimwaffe!
Wie sagt Paule bereits, von der ich mich zu diesem Rezept habe inspirieren lassen: Wenn ihr jemanden, der Süsses mag, um den Finger wickeln oder euch bei ihm
entschuldigen möchtet, dann backt ihm diese Schokoladen Financiers und
ihr werdet alles bekommen, was ihr wollt! Glaubt mir!
Mit diesen Financiers habt ihr ein Pfand in der Hand, das euch den Weg bahnt, wohin ihr ihn lenken wollt. Ja, so leicht und schnell ist manchmal manipuliert. Das böse Wort Manipulation. Doch die Manipulation umgibt uns überall, sie ist allgegenwärtig, ihr ist nicht zu entgehen. Und meistens ist sie einem noch nicht einmal bewußt. Was übrigens eines der charakteristischen Merkmale der Manipulation ausmacht. Insgesamt umfassen vier typische Kennzeichen die Manipulation (ich habe mich schlau gemacht):
- Der Beeinflusste durchschaut die Technik nicht oder nur teilweise
- Der Beeinflussende übt das entsprechende Verhalten bewusst aus
- Der Beeinflussende versucht einen eigenen Vorteil zu erreichen
- Nachteile des Beeinflussten interessieren den Beeinflussenden nicht
Bereits bevor ich mich einschlägig ein bißchen eingelesen habe, sind mir direkt zig Beispiele aus dem alltäglichen Leben eingefallen. Jeder von uns kennt doch etwa die *Quengelware* direkt an der Kasse. Kein Geheimnis ist vermutlich auch, dass wir durch die meisten Geschäfte links herum geführt werden, weil die Wirtschaftspsychologie herausgefunden haben will, dass die Kunden auf diese Weise *kaufbereiter* sind. Aber nicht nur mit der Laufrichtung sondern ebenso wird mit Duft gearbeitet. Olfaktorische Neuromarketing nennt sich das dann. Ebenso was in Augenhöhe in den Regalen steht, ist bewußt gewählt uswusf. Wer eine ganz bestimmte Absicht verfolgt, der übergibt den Ablauf der Dinge äußert ungern dem Zufall.
Gerade was den Sektor des Konsum angeht, wird viel in Forschungsarbeit investiert, um entsprechend Manipulationstechniken anwenden zu können. So versuchen soziale Medien ihre Seiten nach den neuesten Hirnforschungen zu programmieren, um auf diese Weise ihre Nutzer maximal an sich zu binden - als kleines Beispiel rufe ich nur das *Endlos-Scrollen* auf, wodurch man deutlich länger digital an etwas kleben bleibt, als wenn Seiten immer wieder neu geladen werden müssen. Alle Social-Media-Apps beruhen auf dem Prinzip, Aufmerksamkeit zu gewinnen und ihre Nutzer süchtig zu machen, indem im Gehirn das Molekül für Lust, Motivation und Sucht freigesetzt wird: Dopamin - und das nicht rein zufällig, sondern die Software-Entwickler der Technologiekonzerne peilen eben diesen Effekt an.
Als kurioses Beispiel bin ich im Zuge meines kleinen Artikels über die englische Premierministerin Margaret Thatcher gestolpert, deren Biograph davon berichtet, dass diese Sprachtrainings besuchte, um ihre Stimme tiefer zu bekommen. Der wissenschaftliche Hintergrund dazu ist, dass Menschen mit tiefer Stimme auf andere (unbewußt) kompetent, physisch und mental stark, dominant und vertrauenswürdig wirken - so dass diese häufiger in Führungspositionen zu finden sind, als Menschen mit hohen Stimmlagen.
Hüpfen wir weiter zur Rhetorik (übersichtliche und kurz und knackige Auflistung!) die mit einer ganzen Litanei von Techniken aufwartet, um mit diesen andere von sich zu überzeugen - worüber man sich im Gespräch vermutlich nicht sehr oft Gedanken macht. Es würde eine Unterhaltung auch nicht zwingend erquicklicher gestalten. Doch andererseits will man sich ja nicht (un)freiwillig von anderen vor sich hertreiben lassen, damit die ihre Ziele durchgesetzt bekommen. Ach, man könnte ewig über Beeinflussung von außen sinnieren. Dabei habe ich den umgekehrten Bereich, nämlich den der Autosuggestion, noch gar nicht touchiert. Und von dem richtig großen Fass und der eigentlichen übergeordneten Kerndisziplin der Manipulation, der Propaganda, lasse ich lieber die Finger - da konnte man sich schon immer nur die Pfoten verbrennen (sehenswerte Arte-Doku zu Covid). Denn wie proklamierte einst Franklin D. Roosevelt: *In der Politik passiert nichts zufällig. Wenn es doch passiert, war es so geplant.*
Was euch aber alle nicht voreingenommen werden lassen sollte gegen diese Schokoladen-Financiers. Ohne jeden Firlefanz sind diese Dinger eine kleine Naturgewalt von Süßigkeit, die viele Verwandte ihresgleichen in den Schatten stellen. Und obendrein sind sie (als gäb es der Vorteile nicht bereits genug) noch richtig schnell zusammengerührt. Ich kann mich Paule nur anschließen: sie sind einfach wunderbar weich, saftig, fast cremig. Und das Topping aus salzigen Pistazien, leicht scharfem Ingwer und der fruchtigen, kandierten Orange erfüllen einen Haufen Sehnsüchte auf einen Streich. Aber überzeugt euch selbst! Sonst heißt es nachher noch, ich wollte euch beeinflussen...
Zutaten - 8 Stück:
100g Vollrohrzucker*
100g geriebene Mandeln
15g Kakao
1 Pr Salz
140g Butter
1/4 TL Kardamom
25g kandierter Ingwer
25g kandierte Orange
25g salzige Pistazien
Zubereitung:
Die Butter vorsichtig bei niedriger Temperatur schmelzen und abkühlen lassen.
Die geriebenen Mandeln mit dem Kakaopulver in der Moulinette fein mahlen.
Die Eiweisse, Salz und Zucker mit dem Handmixer auf kleinster Stufe 1-2 Minuten anschlagen. Mandel-Kakao-Mischung hinzugeben und verrühren. Ebenso die geschmolzene Butter.
Abgedeckt über Nacht kühl stellen. Der Teig ist ungewohnt flüssig, wird aber durch die Kühlung wesentlich fester.
Am Backtag den Ofen auf 180°C vorheizen.
8 Mulden einer Muffinsform mit Backpapier auskleiden (m: nur den Boden) und die Ränder fetten.
Den Teig in die Vertiefungen verteilen. Pistazien mittelfein hacken, kandierten Ingwer und kandierte Orange kleiner hacken und gerecht auf die acht Muffins verteilen. In den vorgeheizten Ofen schieben und ca. 30 Minuten backen (m: etwas kürzer)
*Anmerkung m: der Vollrohrzucker macht sich besonders gut in den financiers/ wer mag, kann den Zucker etwas reduzieren - vielleicht backe ich sie das nächste Mal mit 80g Zucker und 120g Mandeln
Die Teigmenge ergibt ca. 24 Stück, wenn ihr die financiers wie Paule in der Mini-Muffin-Form (∅ 50 mm) backt - welche ich nicht besitze.
Sie financiers schmecken am zweiten und dritten Tag - wenn sie etwas durchgezogen sind - nur noch besser!
Inspiration: Paules.
Ei-Ei-Ei... Man braucht für diese financiers 4 Eiweiß - hier ein paar Rezepte, bei denen diese anfallen und verwertet werden wollen. Sonst habe ich sehr gerne verwendet für eine Mousse oder die Amarettini, die ich ebenfalls in sie Liste mit aufgenommen habe. Und auch einige Gnocchi benötigen oft nur das Eigelb (da stelle ich euch ja demänchst ebenfalls ein Board zusammen) oder viele Plätzchen. Kein Grund das Eiweiß zu entsorgen, denn man kann es hervorragend einfrieren: Eiweiß hält sich ca. 12 Monate im Froster.
Micha, von Dir reicht mir ein Wort, um überzeugt zu sein,d ass dieses Gebäck GANZ bald in unseren Ofen gehört. Zumal eh bald die Zeit der übrigen Eiweiße anbricht...
AntwortenLöschenHerzlich: Charlotte
Ich kann nur mit der ganz großen *DICKE EMPFEHLUNG*-Fahne wedeln, liebe Charlotte!
Löschenliebe Grüße zurück...
Dito, Charlotte, und genau dafür werde ich das selbstgemachte Orangeat verwenden, was ich "nach dir" bereits im Kühlschrank bunkere. Hannah
AntwortenLöschenSag bloß, Hannah, du stehst schon wieder in der Küche?! Wie geht es euch denn? Ich hoffe, du bringst mich mal wieder auf den neuesten Stand ;)
LöschenAber viel Mühe werden diese financiers nicht machen: schnell zusammengerührt - auch von Kinderhand - und SO lecker!
Nach klar -schließlich: "Gegessen werden muss" ;-) Das Kochen steht prioritär also recht weit oben, jedoch das Schreiben (und einiges anderes) muss ich hinten an stellen. So auch das Mailen. Aber ich melde mich. Bin auf jeden Fall da und lese mit und koche nach.
AntwortenLöschenSchönen Novembersonntag euch! Hannah
Das klingt sooooo lecker! Wird unbedingt am Wochenende gebacken. Und dann noch eine Runde Pasteis de nata und die Nachbarschaft wird auch im längsten Urlaub mit Wonne die Hühner versorgen ;o))
AntwortenLöschenSonnige Herbstgrüße aus dem Rheinland, Marion
Liebe Micha
AntwortenLöschenNun backe ich diese Financiers bereits zum vielleicht 4. Mal in relativ kurzer Zeit. Ich habe dieses Rezept mit deinem anderen vom Adventskalender etwas vermischt und der Einfachheitshalber in einer Cakeform gebacken... sooo fein, und sooo schnell gemacht! (Ich verzichte zum Teil sogar auf die Kühlschrankzeit.)
Herzlich, Pierina