Beschränkung: Mohnstriezel zu Ostern

Mittwoch, 17. April 2019


Eine große Passion von mir - seit ich schriftlich nachdenke - ist geworden, zu versuchen die Dinge in Zusammenhang zu bringen. Das Verknüpfen von Gedanken. Stricken mit Gedankenfäden. So verwebt sich dann dichter und dichter vor meinen geistigen Augen ein kleiner Gedankenkosmos.

Von dem Text über den Zwang der Menschen zu funktionieren hüpfte ich zu M.Buddenbohms Beobachtung von *stets bemüht, aber seltsam erschöpft* zu meinem geschätzten Philosophen Byung-Chul Han - auf den ich ja regelmäßig zurückkehre (aus dem einfachen Grund, weil wir uns einig sind). Ob vielleicht diese seltsame Überbewertung des Sports letztlich auch eine Krake des Turbokapitalismus ist? Versteht mich nicht falsch: gegen einen fitten Körper und  ausreichend Bewegung habe ich überhaupt nichts. Aber nur weil irgend jemand schneller, höher, weiter rennen kann (zum Beispiel), wird er in meinem Universum niemalsnie ein Held.

Die Mäßigung - wie wünschenswert sie doch meist ist. *Alles mit Maß und Ziel* - alter Goethe-Kalauer! Doch wenn es so einfach wäre... Unser Aufenthalt in Thailand (die Zusammenfassung steht nach Ostern an) hat mir sehr vor Augen geführt, wie wohltuend eine gewisse Beschränkung sich auf das allgmeine Lebensgefühl auswirkt. *Überprüfen Sie Ihre Haltung gegenüber Essen, Kleidung und Unterkunft. Indem Sie die Erwartungen zurückschrauben, fördern Sie Ihre Zufriedenheit*, meint der Dalai Lama. Unser kleiner Bungalow stand mitten in einem blühenden Garten, nicht weit vom Strand entfernt und wartete mit einer handvoll Quadratmeter auf: einer kleinen Küche samt einer Kochstelle, ein winziges Schalfzimmer und ein klitzzikleines Bad. Klar, hauptsächlich haben wir draußen gelebt - aber es fühlte sich extrem heimelig an. Vermutlich, weil wir uns diesen Ort auch so vertraut gemacht hatten. Der Kleiderschrank gefüllt mit überschaubarer Klamotte und das Essen wiederholte sich oft - einfach, weil wir uns so vegetarisch wie möglich ernähren wollten.

Unterwegs spielt Essen keine bedeutende Rolle für uns. Auf einer meiner Lieblingsreisen - wir waren mit dem 4x4 samt Dachzelt unterwegs - ernährten wir uns wochenlang hauptsächlich von Fladenbrot, Kiri-Käse und Mandarinen. Es war herrlich! Essen zur Religion zu erheben, halte ich für keine gute Idee. Anständig und mäßig und mit Freude - JA! Aber halt ohne Kapriolen. Kann man nicht schon froh sein, zu der Prozentzahl an Menschen zu gehören, die keinen Hunger leiden müssen?

Der Dalai Lama behauptet, das Grundübel zu kennen: „Wir wollen immer mehr und mehr und mehr.“ Reichtum, Schönheit, Karriere, den idealen Partner, perfekte Kinder, die neueste Mode, das teuerste Auto, Anerkennung, Status, Lob – in der Hektik agierten viele Menschen wie Automaten, deren Zweck allein das Geldverdienen sei. „Das ist vollkommen verkehrt“, mahnt der Buddhist. Nicht der monatliche Gehaltsscheck, sondern „der Zweck des Geldverdienens sollte das Glück der Menschen“ darstellen
Der Dalai Lama behauptet, das Grundübel zu kennen: „Wir wollen immer mehr und mehr und mehr.“ Reichtum, Schönheit, Karriere, den idealen Partner, perfekte Kinder, die neueste Mode, das teuerste Auto, Anerkennung, Status, Lob – in der Hektik agierten viele Menschen wie Automaten, deren Zweck allein das Geldverdienen sei. „Das ist vollkommen verkehrt“, mahnt der Buddhist. Nicht der monatliche Gehaltsscheck, sondern „der Zweck des Geldverdienens sollte das Glück der Menschen“ darstellen.
Wenn sich denn ein Zeitfenster öffnet, könnte man sich schon mal fragen, ob Konsum ein tragendes und ausfüllendes Lebenskonzept ist. *Wir wollen immer mehr und mehr und mehr*, findet der Dalai Lama. Reichtum, Schönheit, Karriere, den idealen Partner, perfekte Kinder, die neueste Mode, das teuerste Auto, Anerkennung, Status, Lob - in der Hektik agieren viele Menschen wie Automaten, deren Zweck allein das Geldverdienen sei. 

Mein Prof von der Kunstaka kommt mir in den Sinn - damals bereits mehrfacher Millionär. Er schwärmte von einem seiner schönsten Urlaube: als junger Kerl ohne Geld in den Taschen überquerte er mit zwei Freunden die Alpen auf dem Fahrrad, unterwegs übernachteten sie in Scheunen auf dem Stroh... Erlebnisse, die man nicht kaufen kann...
 
Nochmals komme ich auf den Dalai Lama zurück. Er wurde gefragt, was ihn am meisten überrascht; er sagte: *Der Mensch, denn er opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen. Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wieder zu erlangen. Und dann ist er so ängstlich wegen der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt; das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart lebt; er lebt, als würde er nie sterben, und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt.*



Ostern verbinde ich mit Hefegbäck. Das hat sich in den letzten fünf Jahren nicht geändert. Nur vertraue ich mittlerweile auf meine altbewährten Rezepte. Eigentlich kennt ihr die Zutaten für den Mohnstriezel schon. Der Hefeteig ist nichts anderes wie der Schuedi und die Füllung gleicht nahezu den Mohnstriezel-Plätzchen (von denen ihr ebenso fein die Nuss-Füllung für den Zopf aufgreifen könnt) Ich habe lediglich alles neu kombiniert. Vielleicht kann ich so vormachen, wie schön sich mit guten Rezepten spielen läßt.

Zutaten:

Hefeteig:
300g Mehl
135ml Milch
40g Butter
30g Zucker
1 Ei
1/4 TL Salz
20g Hefe

Mohnfüllung:
140g Mohn, gemahlen
50g Butter
120ml Milch 
80g Marzipan
40g Mandelblättchen, fein gehackt
1 Orange, Abrieb davon
1/4 TL Kardamom
1 Ei

Streusel:
60g Mehl
60g gehobelte Mandeln
60g Rohrzucker
60g Butter, kalt in Flöckchen
1TL Sugar-Spice

Aprikosenmarmelade
etwas Zuckerguß


Zubereitung:


Hefe in 3 Esslöffel Milch auflösen und beiseite stellen. Restliche Milch, Butter und Zucker erhitzen, bis die Butter geschmolzen ist. Auf mindestens 38°C abkühlen lassen, sonst sterben die Hefekulturen ab. Ei unterschlagen.

Mehl in die Rührschüssel der Küchenmaschine geben. Milchmischung und aufgelöste Hefe hinzufügen. Alles 4 Minuten auf Stufe 1 (von 4) kneten. Salz hinzugeben und auf Stufe 2 weitere 8 Minuten kneten. Zugedeckt an einem warmen Ort ca. 40 Minuten ruhen lassen.

Für die Mohnfüllung Mohn, Butter, Milch, kleingeschnittenen Marzipan und Gewürze kurz aufkochen, gut verrühren und 30min quellen lassen. Dann das Ei untermischen.

Die Zutaten für die Streusel miteinander homogen verkneten und kalt stellen.

Den Teig entgasen und kurz entspannen lassen, dann auswellen auf etwa 40cm x 30cm. Mit der Mohnfüllung bestreichen und von der langen Seite her aufrollen. Den Zopf auf ein Blech, das mit Backpaier ausgelegt ist, umsetzen. Nun mittig der Länge nach durchschneiden und die beiden Hälften miteinander gegeneinander verdrehen. Abgedeckt nochmals etwa eine knappe Stunde gehen lassen.

Den Ofen auf 200° (O/U-Hitze) vorheizen. 

Den Zopf mit Wasser bestreichen und die Streusel darauf bröselig verteilen und etwas andrücken.

Den Striezel auf der zweiten Schiene von unten einschieben (m: mit Dampf) und ca. 35min backen.

Die Aprikosenmarmelade (etwa 3 EL) mit ein wenig Wasser erhitzen und grob aprikotieren (= optional). Abkühlen lassen.

Dann - wer mag - den Zopf mit Zuckerguß ebenfalls grob besprenkeln. Voilà!


Als kleines Special stelle ich euch nochmals ein Oster-Board mit Hefe-Gepäcken aus der Blog-eigenen Bäckerei zusammen. Darüber hinaus gibt es außerdem das Board Osterschleckereien I und Osterschleckerein II (mit Überschneidungen bei den unangezweifelten Gassenhauern ;)







9 Kommentare

  1. Ach was ist das tolles Hefegebäck auf deinem Oster-Board!
    Auch bei mir gehört ein Osterzopf immer zu Ostern. Besonders hübsch ist er mit eingebackenen bunten Eiern.

    Deine Gedanken zur Mäßigung kann ich übrigens absolut nachvollziehen. Weniger Auswahl, vielleicht eine selbst auferglegte, bedeutet meist auch weniger Kopfzerbrechen. Was koche ich, was ziehe ich an, was ist die nächste Anschaffung... Das kann sehr befreiend sein! Erlebe ich immer wieder wenn ich nur mit Rucksack-Gepäck unterwegs bin :-)

    Hach und ich freue mich auf deinen Thailand-Bericht.
    Liebste Grüße
    Alexandra

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    1. Oh, Alexandra, mit eingebackenen, bunten Eiern... der fehlt mir noch im Repertoire. Hast Du ein Lieblingsrezept dafür?

      Und ja, ich schließe mich dir an: nehme ich als Beispiel unser morgendliches Porridge. Bums, das gibt es einfach jeden Morgen als Frühstück. Wie du schreibst: darüber denke ich einfach nicht mehr nach. Und das hat etwas Befreiendes - wenngleich im kleinsten Rahmen. Aber irgendwo muss man ja anfangen :)

      herzliche Grüße zurück...

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  2. Liebe Micha, ich kann deine Worte nur unterstreichen. Das ewige Rennen nach "mehr, weiter, schöner, höher...und vor allem mehr als der neben mir" macht krank. Es ist die Hauptsucht unserer Zeit. Mein Mann und ich versuchen seit langem, dieses Spiel nicht mitzumachen und ernten oftmals sehr erstaunte, wenn nicht entsetzte Blicke. Es ist uns egal. Ich freue mich schon sehr auf den Reisebericht! Habt gute Ostertage! Sunni

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    1. So sehe ich das auch, Sunni: das ist die Hauptsucht unserer Zeit. Manchmal bin ich gar der Überzeugung, dass die wenigsten Menschen wirklich für Frieden gemacht sind - sie halten es schier nicht aus, wenn etwas gleichbleibend gut bleibt...
      Euch auch, liebe Sunni, schöne, fröhliche Ostern!

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  3. i will von jeden ein STICKAL haben,,,,,freu,,,,,freu

    wünsch da no an feinen ABEND
    bis bald de BIRGIT

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  4. Dein Mohnstriezel sieht super lecker aus...ich möchte auch ein Stück...bitte.

    Lg
    Dagmar

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  5. Liebe Micha,
    danke für den schönen Text und den Aufruf, im Jetzt zu leben. Wenn es immer so einfach wäre ... jeder Erinnerung daran ist aber gut!
    Frohe Ostern,
    Sarah

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  6. Dieser Mohnstriezel - perfekt gelungen (Danke für cm Angabe ;-)) Ich könnte mir kein Gebäck vorstellen, was besser zu diesem sonnigen, lichtvollen Ostermontag voll Sonne, Kinderlachen, Bienensummen und Fliederduft gepasst hätte! Danke... Liebe Grüße und bis bald! Hannah

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  7. > Auf einer meiner Lieblingsreisen - wir waren mit dem 4x4 samt Dachzelt unterwegs
    BREITES Grinsen auf meinem Gesicht ;-) und die Oster-Board Bilder darf ich meiner liebsten gernicht erst zeigen ;-)

    Sehr schön alles :-)

    Liebe Grüße Axel

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