World-Bread-Day: Dinkelbrot mit Saaten und Karotte

Freitag, 16. Oktober 2020


Mit dem heutigen World-Bread-Day kommt mir als erste Assoziation *Brot für die Welt* in den Sinn. Das hängt bestimmt damit zusammen, mit was ich meinen Geist gestern fütterte. Ich schaute die Arte-Doku über das Flüchtlingslager Moria und das Interview mit Erich Maria Remarque (via Buddenbohm). Und heute ist mein Kopf noch am Verdauen.

Ganz leicht ist es möglich, meine individuell-familiäre Frage von vorgestern - Kann man seine Herkunft vergessen? - weiterzuhäkeln auf ein Volk, ja gar einen Kontinent: Kann man seine eigene Vergangenheit vergessen? Wie kurz ist es her, dass viele Europäer selbst Flüchtlinge waren, Heimatlose, die zwischen den Grenzen hin und her getrieben wurden, uns keiner aufnehmen wollte und nun dreht sich das Täter-Opfer-Karussel weiter. Und der Mensch könnte zeigen, was er gelernt hat und der Politik seine ethischen Maßstäbe diktieren!

Ach, Kinners, ich wünsche mir mehr Menschen wie Erich Maria Remarque! Wie toll der ist! Wie schlicht, ernst, warm und bescheiden er seine Meinung äußert - mit eingestreutem, zurückhaltendem Lächeln. Nicht von ungefähr wurde das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe - *Zeit zu lieben, Zeit zu sterben* - sofort zu einem literarischen Meilenstein. Jeder Satz ein Appell an die Menschlichkeit! Und man möchte meinen, jedem Menschen ist die gleiche Menschlichkeit zu eigen. Mitnichten. Sonst gäbe es keinen Krieg.

*Das hat keine bestimmten Gründe, dass man pazifistisch oder gegen den Krieg ist. Das fand ich ganz selbstverständlich. Dafür braucht man gar kein Programm haben. Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg. Bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind. Besonders die, die nicht hinein gehen müssen und nicht ganz vorne stehen*, erklärt Remarque seine Einstellung zum Pazifismus. Bereits mit seinem ersten Buch *Im Westen nichts neues* machte er sich darüber Gedanken, welche Rückkopplung es auf junge Menschen hat, diese in den Krieg zu schicken wo sie doch stattdessen ins Leben geschickt gehören: *Es wurde zum ersten Mal gefragt, haben Menschen nicht einen Schaden davon getragen, oder irgendetwas davon getragen, dass sie im Krieg gewesen sind. Und alle ihre sogenannten sittlichen Grundsätze umschmeißen mussten. Man hat ihnen gesagt, du sollst nicht töten - aber du musst gut zielen, damit du triffst... nachher* schmunzelt er tiefsinnig über den Irrsinn dieses Widerspruchs.

Doch, ich wünsche mir im Außen mehr Menschen zu begegnen, die sich als Weltenbürger empfinden, die sich ohne Wenn und Aber für den Frieden, die Menschlichkeit und ein grenzübergreifendes Miteinander aussprechen - und erwarten, dass das von der Politik dementsprechend umgesetzt wird!

Zehn Jahre nach Erscheinen von *Im Westen nichts Neues* brach der 2.Weltkrieg aus. Es ändere sich doch nichts, so der Interviewer: *Ein Schriftsteller wie Sie malt dauernd Menetekel (musste ich nachschlagen - ein neues Wort für mich) an die Wand, aber gesehen werden sie nicht*, ob das seinen Schaffensdrang nicht beeinflusse?

*Nein. Niemals. Ich weiß, dass es nicht gesehen wird. Wir haben gesehen, dass es einen neuen Krieg gegeben hat. Aber das ist sogar ein Grund, weiter daran zu glauben. Denn was bleibt, wenn wir nicht daran glauben, dass ein Fortschritt möglich ist? Was bleibt? Es ist manchmal sehr schwer daran zu glauben, das gebe ich zu. Aber man muss daran glauben. Und man muss auch dafür arbeiten. [...]. Man kann nur sein kleines Bisschen tun - vielleicht hilft das auch was. Es ist der notwenige Optimismus des Pessimismus*, so beschließt Remarque das Interview.

 

 

Zorras Event des *World-Bread-Day* habe ich  in all den Jahren Bloggerei nur ein einziges Mal verpasst (2018). Ansonsten ist das ein echtes Lieblingsevent, denn Zorra sammelt mit viel Leidenschaft von ganz Europa Beiträge für diesen Tag. Ich freue mich schon auf die Zusammenfassung! Deshalb habe ich mir stets extra Lieblingsrezepte für diesen Tag bereit gehalten.

Dieses Jahr habe ich diese Gelegenheit zum Anlaß genommen, meine Brotbacklehrerin Marlene vom Sauerteigforum zu feiern. Im Sauerteig-Forum habe ich das Brotbacken gelernt - vorneweg von der Moderatorin Marlene. Dort findet sich ein riesiger Fundus von Marla21-Rezepten von ihr, den ich euch nur ans Herzen legen kann: die Brote funktionieren alle blind und mit der rechten Hand auf den Rücken gebunden! Liebe Marlene, solltest du je ein Brotback-Buch herausgeben: ich bin die erste, die es kaufen wird. Ich bin nach wie vor großer Fan!

Die Inspiration zu dem Dinkelbrot ging von Marlene  aus. Allerdings habe ich - ebenfalls mit ihrer Hilfe - das Brot umgestellt von Madre auf Sauerteig. Vielleicht muss ich mir irgendwann doch noch eine Madre züchten. Nur so ganz weiß ich nicht wofür, wenn die Brote ebenso mit meinem Sauerteig so hübsch und locker werden. Das ist übrigens mein erstes Kastenbrot für den WBD. Mit toller Frischhalte-Qualität! Komisch, echt, ich wundere mich, wo sich gerade Kastenbrote besonders unkompliziert backen lassen! Zumindest habe ich es mir so lässig wie möglich gemacht!


Zutaten - 2 Brote 750g

Sauerteig, 14-16 Stunden ca. 25°C :
200g Roggen-VK
200g Wasser
20g R-ASG, aufgefrischt
 
Quellstück, 3 Stunden vorher, oder über Nacht im Kühlschrank
50g Sonnenblumenkerne
40g Leinsaat, geschrotet,
30g Sesam
30g Chia
8g Fohlsamenschalen
18g Salz
260g Wasser

Brotteig:
Sauerteig
Quellstück
300g Dinkel-Vollkorn
140g Dinkel 630
4g Hefe
100g Wasser
150g Kefir
2 EL Walnuss-Öl

80g Karotte

Zubereitung:

Sauerteig-Anstellgut rechtzeitig auffrischen und dann den Sauerteig dementsprechend am Vortag ansetzen. Quellstück mindestens 3 Stunden vorher vermenge. Oder ebenfalls am Vorabend, nach 10 Minuten nochmals durchrühren, abdecken und in Kühlschrank stellen.

Brotteig - außer Walnuss-Öl und Karotte - 5 Minuten kneten, abdecken, 20 Minuten ruhen lassen. Nochmals 5 Minuten kneten. In der letzten Minute Öl und geraffelte Karotte zufügen. Teigruhe für 40 Minuten. Nach der Hälfte der Zeit falten.

Zwei 750g Formen buttern (m: mit geschrotetem Leinsaat und Mohn ausgestreut). Den Teig auf beide Formen verteilen (wer mag darf den Teig rund und länglich formen - ich habe ihn einfach in die Form gelöffelt und glatt gestrichen).

Die Brote abgedeckt im Warmen gehen lassen bis sie knapp den Rand erreicht haben. Stippen.

In den auf 250°C vorgeheizten Ofen mit Dampf schieben. Nach 10min ablassen, dann fallend auf 200°C ca. 50min backen. Weitere 5min ohne Form - Klopfprobe!

Inspiration: Marla vom Sauerteigforum


Hier habe ich euch alle Brote der letzten Jahre meiner Beteiligung am WBD zusammengestellt. Ich hoffe, ich bringe den ein oder anderen von euch noch dazu, die Unterlage eines der größten Genüsse dieser Welt - Butterbrot -  selbst zu basteln! Das Bild ist mit einem Link jeweils mit dem Rezept verbunden:

 

6 Kommentare

  1. Dein Brot sieht sehr lecker aus...schöne lockere Krume.
    Lg Dagmar

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    1. Danke, Dagmar! Oder? Schöne Krume? Wie ein Kastenbrot von außen aussieht, ist ja nicht so wichtig ;) liebe Grüße zurück...

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  2. Solang es Leute gibt, die Geld an Krieg verdienen, wird es ihn wohl geben. Und das Wort muss ich auch gleich noch nachschlagen. Der World Bread Day liegt mir wirklich am Herzen umso mehr freue ich mich, dass du immer mit so leckeren Broten dabei bist.

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    1. Ein tolles Event, liebe Zorra, dem ich gerne, sehr gerne treu bleibe! Herzlichen Dank für deine Mühe, Arbeit und Leidenschaft, das jährlich zu organisieren!

      Tja, und so lange es Menschen gibt, die ein unfriedliches Herz in sich tragen, so lange wird es wohl Krieg geben. Plus dem Scheiß Verdient dahinter - ganz mit dir!

      Ich freue mich schon auf die Zusammenfassung vom WBD!

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  3. Gratulation, dein Brot sieht wunderbar saftig aus!

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  4. Das Brot macht Lust es nachzubacken. Sieht sehr saftig aus und hält sich bestimmt lange. Danke für dieses Rezept und auch den Tip mit dem Brotbackforum. Ich selbst habe mal einen Brobackkurs gemacht und dort sehr wertvolle Anregungen erhalten inkl. Sauerteig, den ich nun seit Jahren hege und pflege. Den Madre habe ich auch mal angezüchtet, wusste aber nicht so recht, was ich mit ihm machen soll. Liebe Grüße von Andrea

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