Zeremonie: Frische Tagliatelle mit Butter-Kohlrabi
Mittwoch, 31. Januar 2018
Wenn ich auf Flohmärkten Orden entdecke, dann bleibe ich wie festgelebt stehen. Sehr faszinierend dieses Gehänge! Und immer, wirklich immer spiele ich mit dem Gedanken, zuzuschlagen. Ich finde die Vorstellung ja zu witzig, mich selbst mit Orden zu dekorieren. Um ganz adaptiert an *La Grande Nation* (in der immernoch einige Unverwüstliche bereits die französische Nationalität für eine Auszeichnung halten) ein bißchen Napoleon für Arme zu spielen. Man fängt schließlich nicht gleich mit der eigenen Kaiserinszenierung an, man bäckt ja zuerst mal kleinere Brötchen. Vielleicht für besondere Verdienste in der händischen Unkrautvernichtung rund ums Domizil.... beispielsweise. Nich, so angesteckt an einem schönen Wollpulli. Oder halt klassisch an dem Revers einer Jacke. Schon schick. Das wertet womöglich ein ganzes Outfit auf wie ein Broschenersatzeyecatcher. Jetzt rein unter dekorativen Aspekten...
Wobei ich aus eigener Erfahrung weiß, dass es heikel sein kann, mit dem zu kitzeln, was andere für eine heilige Kuh halten. Da sind SEHR schnell die Grenzen der Witzigkeit erreicht. Stichwort Fußball etwa. Über Fußball gelästert wurde hier schon mehrfach leidenschaftlich. Allein die Welt der Fanartikel, tssss... oder!? Auch so ein Flohmarktfund: die KSC-Kniestrümpfe. Ha, dachte ich einst als lebenslustige Karlsruherin, das kann man doch mal machen, so mit einem Jeansröckchen samt ambitioniertem Lokalcolorit. Tja, das dachte ich so lange, bis ich Rolf*, meinen nerdigen Arbeitskollegen traf, der mir mit Überschwang schier um den Hals fiel: *Ey, ich fasse es nicht, Micha, du auch KSC-Fan. Da könnten wir ja mal zusammen...* Ein unschönes Scharmützel nahm seinen Lauf. Mich aus der Sitaution wieder rauszuklabüstern, ohne dass unser kollegiales Verhältnis zu sehr Schaden nahm, glich einem Staatsstreich. Dewegen läßt man (wenngleich bedauernd seufzend) lieber die Finger von Dingen, die andere so bierernst nehmen. Wie eben halt Orden. Oder Vereinswimpel. Oder dergleichen
Aber Schungejunge, das Bild von dem abdankenden Prinz Philip, das mir ins Auge stach (ich hab' ja schließlich ein Blick dafür) macht wohl Eindruck: der besitzt ein ganzes LINIAL an Orden. Habt ihr gesehen: die Halterungsstange muß an beiden Seiten über das Revers hinaus verlängert werden. Ob Philippo noch blind alle aufsagen könnte plus deren Symbol? Wirklich, das volle Brett Orden. Mehr geht nicht. Nur halt nicht mehr ganz so zierend, da leidet jetzt die Optik, weil die Proportionen am Revers nicht mehr stimmen. Ob das Ding an der Kravatte auch ein Verdienst darstellt?
Sehr erheiternd übrigens seine Aussage über sich selbst, er sei der *erfahrenste Gedenktafel-Enthüller der Welt*. Mit den globalen Königshäusern habe ich es nun wieder gar nicht, weswegen ich an der Stelle doch recht froh bin, bereits als Kind an Fasching lieber Indianerin gespielt zu haben als Prinzessin. Nicht mein Tätigkeitsfeld - wenngleich womöglich das Verleihen von Orden wieder mehr Spaß bringen könnte...
Da paßt es doch ausgezeichnet, noch einen Schlenker zum aktuellem Szene-Geschehen zu drehen: ich freue mich für Kolleginnen, die sich ab sofort *gülden* nennen dürfen. Es freut sich doch gleich doppelt, wenn die Abstimmung in großen Teilen meinen eigenen Geschmack berücksichtigte (selbst der erwählte Food-Blog fand auch hier schon vor Jahren großen Gefallen). Herzlichen Glückwunsch! Jetzt muß nur dafür gesorgt werden, dass die Buddenbohm-Gang ebenfalls solch einen Pokal in Händen halten darf - dann bin ich mit dieser Verantaltung ganz im Reinen!
So, was essen wir den orden-tliches dazu? Tja, da landen wir nahezu vollautomatisch bei frischer Pasta - eine Alltags-Zeremonie, auf die wir besonders gerne zurückgreifen.
*Name von der Redaktion geändert
*Name von der Redaktion geändert
Zutaten 2P:
gleiches Rezept wie hier
2 Kohlrabi
70g Butter
1 Schuß Noilly Prat
fleur de sel
Pfeffer
1 Pr Zucker
1 Scheibe Brot vom Vortag, fein gewürfelt
etwas Thymian
1 Knoblauchzehe
Zubereitung:
Auf den
Zutaten für den Nudelteig mit Geduld und Sorgfalt einen geschmeidigen
Teig kneten, in Folie wickeln und mindestens 1 Stunde kalt stellen. Mit
der Nudelmaschine zu Stufe 6 von 7 auswellen, auf der Arbeitsfläche noch etwas dünner und schließlich zu Tagliatelle schneiden. In Nestern auf ein Küchentuch
ausbreiten.
Die Kohlrabi schälen und in Würfel von 1/2cm schneiden. In etwa 60g Butter den Kohlrabi glasig dünsten - der Kohlrabi sollte noch etwas Biss bewahren -, dabei den Schuß Noilly anschütten und mit Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker würzen. Dabei leicht überwürzen, denn die Nudeln schlucken einiges davon.
Parallel das gewürfelte Brot mit der restlichen Butter und dem Thymian und der halbierten Knoblauchzehe kross braten und zur Seite stellen.
Außerdem gleichzeitig reichlich Salzwasser zum Kochen bringen und die Nudeln al dente garen, abschütten, etwa Pastawasser auffangen und die Tagliatelle direkt mit dem Butter-Kohlrabi vermengen - gegebenenfalls noch etwas Pastawasser zufügen, um die Bindung sämiger zu machen.
Sofort mit den Croûtons servieren.