Vermittler: Lebkuchen-Gutzli, vegan

Sonntag, 27. November 2022


Wenn wir unterwegs auf den Flughäfen dieser Welt gelandet sind, dann rußte dem Habib bereits am Gepäckband das Aufeinandertreffen mit einer seiner liebsten Berufsgruppe: den Taxivermittlern. *Ich bin doch nicht zu doof, mir selbst ein Taxi klar zu machen, als dass ich auf diese Mtherfcker angewiesen wäre!*  - deren Angebot selbstredend stets ein Vielfachen über dem üblichen Preises liegt (eh klar, die wollen schließlich mitverdienen). Gleiches gilt für die Märkte und Souks. Nicht jener, der mit Fleiß und im Schweiße seines Angesichts etwas herstellt, macht das eigentliche Buisness, sondern der Zwischenhändler, der lässig im Laden rumhängt und verkauft.

Die Plattform-Ökonomie wird zum Sargnargel des Mittelstandes, lautet eine Theorie (für tiefer Interssierte: s. Ernst Wolff). Tatsächlich kann man sich doch kaum noch eine Pizza bestellen, ohne dabei an Lieferando vorbeizukommen. Das kann man locker ausdehnen auf das Rufen eines Taxi, das Buchen eines Fluges, Hotels, den Kauf eines Pullovers, das Suchen eines Handwerkers.... just name ist... Jeder shoppt doch mittlerweile bei Amazon. Spätestens seit der Pandemie. Die einschlägigen Unternehmen à la airbnb, booking.com, Uber, Trivago... brauche ich gar nicht listen, um plastisch zu machen, wovon ich rede. Kennen wir alle.

Ginge das nicht genauso auch im viel Kleineren? In meiner Jugend hatte die Mitfahrzentrale noch ein Büro. Niedlich, oder? Und für was braucht es eigentlich eine europaweite Plattform für Second-Hand-Klamotte (Vinted). Der deutsche Kleiderkreisel war doch bereits sehr groß. Wen interssiert, wo ich in Berlin Pizza ordern kann, wenn ich mich in München aufhalte?

Tech-Giganten nutzen ihr Monopol. Und Monopol-Bildung ist der freien Marktwirtschaft zuliebe verboten. Zumindest wurde mir das so noch während meiner Schulzeit beigebracht. Das scheint überholt. Das Geschäftsprinzip der Plattformökonomie ist simpel: Ein Plattform-Unternehmen managt kein Produkt und keine Dienstleistung, sondern lebt davon, dass es Marktakteure miteinander verknüpft. Plattformen stehen also zwischen dem Produzenten einer Ware auf der einen Seite und dem Konsumenten dieser Ware auf der anderen Seite. Für was braucht man diese Raubritter also, die von allen nur Wegzoll kassieren? Nur damit etwas WWW vergleichbar wird?  Würde das nicht jeder Wald und Wiesen- Programmierer auch für einen Bezirk, eine Gemeinde, eine Stadt hinbekommen, eine solche Homepage zu entwerfen? Wollen wir nicht alle lieber *libre et indepandant* leben als angewiesen zu sein auf irgendwelche dubiosen *Dealer*? Dann lieber Einzelkämpfer und vernetzt im echten Leben! Und überhaupt: WIE sehr ich diese ewige, vorgegebene Bewerterei verabscheue! Ehrlich, was soll das?

 


Nun, über dieses Thema bin ich gestolpert, weil dank einer der vielen Plattformen, die ich selbst nicht nutze (Pinterest), gelangt gerade eines meiner Rezepte zu dem Fame, den es grundsätzlich verdient: meine Linzer. Die Aufrufzahlen steigen und steigen. Keine Ahnung, ob geholfen hat, dass ich wiederholt und wiederholt mit Tolltolltoll (DUBB) darauf zurückverwiesen habe. 

In der letzten Zeit habe ich selbst ebenfalls wirklich viel aus meinem Fundus gebacken. Logo, die Linzer gerade wieder. Aber auch die Nuss-Tarte mit Tonka (und etwas Lavendel - war super), den Marmor-Kuchen, den Butter-Sand-Kuchen sowie außdem den Kaffeekuchen. Wäre ich auf Insta, dann.... aber lassen wir das.

Im Advent gehts wie gewohnt ans Plätzchen backen. Meine acht Lieblings-Plätzchen habe ich euch letztes Jahr verraten. Die werden sich stabil im Olymp halten. Für Schoko-Maniacs verlinke ich euch noch die DUBB Schoko-Sablés mit fleur de sel sowie die neu entdeckten Super-Schoko-Busserl.

Zum ersten Advent stelle ich euch heute vegane Lebkuchen vor, die uns sehr gut gefallen. Professionell würden sie schmecken, urteilt der Habib. Und schnell gebastelt sind sie ebenfalls, was meiner Art der  Zuckerbäckerei sehr entgegen kommt. Da reißt mir nämlich schnell der Geduldsfaden. Sogar energiesparend sind sie, da man sie nicht backen muss (das neueste aller Güte-Siegel). Sehr fein - mache ich bestimmt wieder! Jetzt stecke ich beim Frühstück die erste Kerze am Adventskranz an (selbstgedrehte Mischung aus Blautanne und Zeder), gen abend, wenn der Ofen brennt, raucht sicherlich auch ein Räucherstäbchen, dazu wird das erste Plätzchen in den Mund geschoben - Adventgemütlichkeit ist echt nicht schwer!


Zutaten 15 Stück:

150g Nüsse, geröstet, gemahlen (m: 100g Mandeln/ 50g Haselnüsse)
50g Nüsse, geröstet, gehackt (m: Walnüsse)
35g Datteln
20g Aprikosen, getrocknet
50ml kochendes Wasser
50g Nussmuss (m: Mandeln)
25g Ingwer, kandiert (oder Cranberries/ kandierte Orangenschale)
25g Marzipan
1 TL Zimt
1/4 TL Nelke, gemahlen
1/4 TL Kardamom, gemahlen
Pr Piment
Pr Ingwer, gemahlen
100g Schokolade (m: 70% Kuvertüre + etwas Kardamom)

 

Zubereitung:

Datteln und Aprikosen klein schneiden, mit kochendem Wasser übergießen, abdecken und ca. 10min ziehen lassen - dann pürieren. Alle Zutaten - außer der Schokolade) zu einem homogenen, leicht klebrigen Teig vermengen (m: per Hand).

Kugeln von etwa 25g formen, diese flacher drücken und auf eine Platte (oder Kuchenform) mit Backpapier ausgelegt setzen. Für etwa 1/2 Stunde (oder auch Stunde) ins Tiefkühlfach stellen - dadurch werden sie griffiger (also leichter zu händeln, da nicht mehr klebrig).  

Die Schokolade überm Wasserbad schmelzen (m: noch einen Stich Kokosfett zugefügt außerdem Kardamom) und die dickeren Plätzchen (flachgedrückten Kugeln) in die Kuvertüre tunken. Für das letzte Drittel habe ich noch etwas Kokosraspeln untergemischt (ebenso gut ein wenig gehackte Nuss) und die Plätzchen eher mit der restlichen Kuvertüre bestrichen (mit Hilfe eines Teelöffels). Wieder aufs Backpapier setzen und trocknen lassen. 

Dann in einer Plätzchendose aufbewahren.

 

Akzeptanz: All-I-Need-Stew mit marinierter Aubergine

Sonntag, 20. November 2022


Ihre beiden Vorgänger habe ich mit Begeisterung gelesen, nun veröffentlichte Dörte Hansen  ihr drittes Buch *Zur See*. Im Zuge dessen schaute ich mir das Interview mit ihr darüber an auf der Frankfurter Buchmesse. Könnte ich mir eine Freundin backen, dann wäre sie wie Dörte. Ich mag ihr Gespür sehr für Brüche und Umbrüche, sowohl in der Gesellschaft, in Familien, im Individuellen, in geschichtlichen Abläufen. Mit viel Mitgefühl aber auch Humor legt sie den Finger ihrer Betrachtungen auf diese offenen Stellen.

Vielleicht sprechen mich ihre Beobachtungen deshalb so sehr an, weil sie eine Auseinandersetzung mit dem sind, was ich als Thema selbst in mir drehe und wende, seit mich letztes Jahr die Stromschnellen zerdellten. Meine Solbruchstellen kamen zum Vorschein und brachten mich und mein Selbstbild sehr ins Wanken. Ich dachte, ich würde stabiler stehen, schon mehr in mir ruhen, gefestiger sein. Dann kam der Sturm und ich zitterte in ihm wie Espenlaub.

*Die Wunde ist der Ort, an dem das Licht in dich eindringt* sagt Rumi. Ein Satz, der 2021 für mich Epoche machte. Und seither suche ich für mich nach einer tieferen Heilung. Neu im Notfallset sind für mich seither die Atemübungen des Dalai Lama. Die Atmung gilt in sämtlichen Meditationstechniken als zentrales Instrument, um in den Augenblick zu finden, um sich zu zentrieren, um zur inneren Ruhe einzukehren. Auch das übergeordnete Ziel von Yoga - für all jene, die es nicht zur reinen körperlichen Ertüchtigung praktizieren - versucht über bewußtes Ein-und Ausatmen, Achtsamkeit zu lehren.

Die letzten Jahre waren für viele von uns anstrengend. Das Außen tönte laut wie nie: ständig neue Katastrophen, Veränderungen, Bedrängungen, Anmaßungen, Unzumutbarkeiten. Manchmal kam ich mir vor wie in einer Gegenstromanlage. Nur irgendwie den Kopf hochhalten. Das benötigte bereits derart viel Kraft, dass wenig Energie für anderes übrig blieb. Sogar das Wichtigste von allem: sich um den Frieden in sich selbst zu kümmern, sich auf sich selbst zu besinnen - Selbstverantwortung.

Irgendwie war ich oft abgelenkt. Wohlwissend: die Wirklichkeit findet nur im Jetzt und Hier statt. Einzig und allein im Zusammentreffen von Zeit und Raum eröffnen sich Möglichkeiten. Wer zweifelt, darf James French demonstrieren lassen, wieviel Kraft steckt in a present mind and mindfullness. Leider, sehr leider stellt sich Aufmerksamkeit und Präsenz nicht automatisch ein. Automatisch degeneriert man - wie das Wort schon sagt - zum Automaten. Zum Zombie. 

In diesem Zusammenhang stieß ich auf Thich Nhat Hanh, den bekannten buddhistische Mönch aus Vietnam, der Anfang des Jahres gestorben ist. Ganz simpel erklärt er, dass wir zuallerst in uns selbst ankommen müssen, dass jeder einzelne eine Verbindung zu sich selbst herstellen muss. Es gibt kein anderes Zuhause als in uns selbst, in unserem Körper und Geist. Darin haben wir es uns einzurichten wie auf einer Insel. Ohne dass wir das nicht geschafft haben, brauchen wir uns überhaupt um gar nichts weiterzubemühen.

Und schon erreichen wir das große Wort *Akzeptanz*. Nur in Frieden und Ruhe kann ich mir Dinge, Geschehnisse, Erlebnisse, mich selbst anschauen. Wenn ich nicht in der Lage bin, alles so anzunehmen, wie es ist, dann verflüchtigen sich Frieden und Ruhe. Alles hängt zusammen.



Es bedarf bestimmt keiner tieferen Weisheit, um einzusehen, dass man den Lauf der Welt nicht ändern kann. Wirklich ändern kann ich nur mich selbst. Und vor sich selbst rennen wir am meisten weg. Wir kommen doch kaum mehr zum Nachdenken, wie soll man da noch Gelegenheit finden, sich selbst zu begegnen. Doch manchmal sind die Zusammenstöße mit sich selbst unausweichlich. Etwa, wenn man in Situationen gerät, in denen alles in einem *Nein* schreit. Weit, weit weg ist alle Akzeptanz, alle Einwillung, aller Friede.

Das sind die Momente, in denen wir eigene Solbruchstellen berühren. Was in mir will wahrgenommen und angenommen werden. Vor was in mir will ich denn eigentlich den Blick abwenden? Dunkelheit sei deine Kerze - halte die Kerze ins Dunkle, sagt Rumi. *Wie kann ich im gegenwärtigen Moment bleiben, wenn er sich unerträglich anfühlt?* - auf eben diese Frage antwortet Thich Nhat Hanh (unten für euch und mich zum Erhalt eingestellt).

Um den Kreis heute zu schließen, zu dem *All-You-Need-Stew*, das ich mit der Reihe zu *Das Böse* kombiniert habe, lenke ich mit dem *All-I-Need-Stew* den Blick auf *das Böse* in mir selbst: Hochmut und Angst und all dem Unglück oder gar Verdrehungen, das daraus resultiert als Konsequenz. Wie kann ich mich dem stellen? Und wie kann ich das Unannehmliche in mir transformieren und erlösen? Denn ganz mit der Bibel: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? (Matthäus). Mag spirituelles Streben Privatvergnügen sein, so kenne ich doch keinen anderen Schlüssel (s. Schiller) zur Selbsterkenntnis, der gleichzeitig hilft, sich abzugrenzen vor der Verlogenheit anderer.

 

Das All-You-Need-Stew bereite ich nahezu wöchentlich zu - das ist ja so super abzuwandeln. Diese Lieblingsvariante kombiniert das nussige Quinoa mit diesem Karotten-Pü der Extraklasse, das nichts anderes ist als ein noch geheimgehaltenes DUBB. Damit ich euch aber auch noch zu etwas gänzlich Neuem inspirieren kann, zeige ich euch außerdem die marinierten Auberginen - eine Idee für die letzten ihrer Art für diese Saison.



Zutaten 2P:

Stew:
140g Quinoa*
Kokosfett
250g Gemüsebrühe
1 Lorbeerblatt
1 Zweig Thymian 
1 Knoblauchzehe, gequetscht

300g Karotten 
Kokosfett
Salz
Ahornsirup
1/2 TL Koriander, geschrotet
1/4 TL Zimt
1/4 TL Kreuzkümmel
Piment d'Espelette
1/2 Orange, Abrieb davon und Saft
Pfeffer
2 EL Kokoscrème (oder Mandelmus)
etwas Zitronensaft (oder weißer Balsamico)
Salz, Pfeffer 

3 kleine Auberginen
Olivenöl
fleur de sel
Pfeffer 
2 Knoblauchzehen
4 Zweige Minze
einige Stiele Petersilie
Piment d'Espelette
Rohrzucker
Zitronensaft 

 

Zubereitung:

Quinoa waschen, gut spülen, dann in Kokosfett kurz anrösten. Gemüsebrühe anschütten, Gewürze zufügen, Deckel auflegen und bei kleiner Hitze in ca. 20 min weich garen. Dann Lorbeerblatt, Thymianzweig und Knofi entfernen.

Für das Karottenpü die Karotten bürsten und in feine Scheiben schneiden. Mit Salz marinieren und stehen lassen, bis sie etwas Wasser gezogen haben. Die Gewürze in etwas Kokosfett rösten, Karotten zufügen und bei kleiner Hitze und geschlossenem Topfdeckel weich dünsten. Zuletzt abschmecken mit Orangenschale und -saft, Zitronensaft, Kokoscrème und Ahornsirup. Mit dem Zauberstab pürieren und das Quinoa unterziehen - nochmals abschmecken.

 
Auberginen der Länge nach halbieren und in Spalten von etwa 2cm schneiden.
Den Backofen auf 220° (Umluft 200°) vorheizen. Auberginenspalten in einer Schüssel in reichlich Öl wenden, mit Fleur de Sel und Pfeffer würzen. Dann auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und im Ofen (oben) in 15-20 Min. goldbraun und weich garen.
 
Währenddessen den Knoblauch fein würfeln, Kräuter ebenfalls fein hacken. Alles mit Zitronensaft, Fleur de Sel, Pfeffer, Zucker und Olivenöl mischen. Die Auberginen aus dem Ofen nehmen und gut mit der Marinade durchmischen - idealerweise 3 Stunden marinieren lassen.
 
*Anmerkung m: Man könnte die Karotten auch direkt in dem Quinoa garen, aber ich mag die pürierte (musige) Konsistenz lieber. Je nach Hunger und Beilagen kann man die Menge des Quinoa ruhig auf 180g erhöhen, die der Karotten auf 500g.
 
Daneben erkennt ihr Altbekanntes: der Super-Tofu oder die Zucchini-Bällchen
 
 

Feeder: Spitzkohl-Wickel mit Polenta

Freitag, 11. November 2022

 

Die Tage habe ich mich mit einem Jüngling unterhalten. Sehr gut sogar, nämlich offen, zugewandt und gegenseitig interessiert. 20 Lenze ist er frisch und bereits ein wenig schwunglos, was den Elan für die Zukunft angeht. Wirtschaftsingeneurswesen studiert er im dritten Semester ohne Visionen, was er dann beruflich mal damit anstellen will. Geld verdienen halt.

*Hmm*, meinte ich, *wird ja irgendwie auch immer schwieriger, noch einen dieser guten Berufe ausfindig zu machen, die überhaupt eine Existenz ermöglichen.* Entweder man fristet sein Dasein in einem dieser Bullshit-Jobs. Oder aber man wird regelrecht gefressen von seiner Erwerbstätigkeit und das Leben besteht nur noch aus Arbeiten. 

*Jetzt mal rein von der Beschäftigung, wenn es nur darum ginge, mit was du dich besonders gerne auseinandersetzt - ohne jeden finanziellen Hintergedanken - was würdeste denn dann machen*, fragte ich ihn. Er schaute mich verwirrt an. Ganz so, als hätte er sich dem Thema von dieser Seite noch nie genähert. Sehr lange brauchte er nicht zu überlegen: *Feeder*, sagte er. Ich so: *Hä??? Kannst du mir das wiederholen?* *Feeder.* *Was soll das sein?* Professioneller Gamer bezeichnet man so, werde ich aufgeklärt. Noch nie gehört. Tsss, da sieht man mal: ich lebe hinter den sieben Bergen. *Ich bin in Bezug auf Videospielen nahezu jungfräulich*, bekenne ich. Keinerlei Playstation-Erfahrung vorzuweisen. Ein bißchen Gameboy (Tetris/ Super-Mario) und *Breakout* (das Nostalgie-PC-Spiel beschreibe ich umständlich, weil ich natürlich den Name nicht kenne). Ich muss also nachhaken.

*Ja, und was spielst du dann so? Ballerspiele?* *Auch*. *Und alleine oder verbindest du dich im Netz mit anderen?* *Mal so, mal so* *Und mit deiner Freundin, mit der spielst du ebenfalls?* Ja, zuletzt ein Fantasy-Spiel, das hätte ihnen gut gefallen. *Ich spiele einfach gerne, zum Beispiel nach der Uni ein Stündchen, das entspannt mich, das bringt mich runter* erklärt er sich, *nur um damit Geld zu verdienen, dafür bin ich zu schlecht. Das gilt gleichfalls fürs Programmieren*.

Ich erzähle ihm von einer Arte-Doku, die der Habib und ich kürzlich gesehen haben: *Das Geheimnis der Hieroglyphen*. Wir waren beide total fasziniert mit welcher Obsession dieser junge Franzose sich im 19. Jhdt hinter dieses Rätsel geklemmt hatte, getrieben von Neugier, angefeuert von eigener Motivation. *Tja*, seufzte mein Frischling, *soetwas muß man halt erst einmal finden, etwas für das man brennt.*

Das berührt mich, wie er das sagt. Hat unsere heutige Gesellschaft samt technischen Errungenschaften der Jugend womöglich die Phantasie genommen, frage ich mich. Wo sind die Träume, die Sehnsüchte, die Spielplätze um sich ausprobieren zu dürfen. Wo sind die Möglichkeiten geblieben?

Und eine weitere kleine Anekdote kommt mir in den Sinn und zwar von einem Mathelehrer in der Grundschule. Er beginne seine Stunde oft mit einer Knobelaufgabe, damit hätte er die Rasselbande meistens eingefangen und schnell begeistert. Intrinsische Motivation nennt das die Pädagogik. Ist doch interessant, dass Jungmenschen sich besonders gerne selbst ausprobieren wollen, oder? 

Wird ja im Alter nicht anders: lieber selbst entdecken als irgendetwas nachlabern oder bloß hinterhertigern auf ausgetrampelten Pfaden. Ach, seufze auch ich jetzt innerlich, dass Freiheit sowie innerer Antrieb SOOO entscheidend sind, denn erst dank selbstgemachter Erfahrungen entwickle ich meine Fähigkeiten weiter - sowohl im Materiellen wie im Geistigen. Erst müssen Sinne und Wahrnehmungen verfeinert werden und reifen dank vielfältiger Erlebnisse, dann wächst die Neugier und Faszination an der Welt fast von alleine mit. Und auf diese Weise bildet sich dann Humus, auf dem sich Geist weiterentwickeln kann, nämlich zu einem Wesen, das sich selbst zu bestärken weiß und sich selbst immer besser kennenlernt - das Gegenteil von dem im Außen gefütterten Egoismus und Narzissmus. Versteht ihr den Unterschied? Versteht ihr, was ich meine?



Der Herbst bleibt warm. Keinerlei vorwinterlichen Momente zu verzeichnen. An einem Tag, an dem der Himmel ausnahmsweise mal nicht aufreißen wollte, gabs dann trotzdem einfach so ein Vorgefühl auf die kalte Jahreszeit auf dem Tisch. Krautwickel. Weil Bertrand von der Lebensgemeinschaft unseres Dorfes auf dem Markt so hübschen wie steltenen Spitzkohl verkauft hat - an dem konnte ich nicht vobeilaufen. Gute, alte Hausmannskost, wie ich sie uns immer wieder gerne auf den Teller bringe und direkt erneut mit einem Schwung Grünkern... wenn ich schon dabei bin. Ich glaube, dann mache ich daraus einen Triple und präsentiere mit der nächsten Rezepte-Idee wieder etwas mit Grünkern!

 

Zutaten 2P - 6 Wickel:

1 mittlerer Spitzkohl
Füllung:
75g Grünkern
Oregano
150g Pilze
1 Schalotte
2 Knofi
2 EL Peterslie, fein gehackt
Thymian
geriebener Käse (m: Comté)*
Olivenöl
1 EL Tamari
Harissa
Salz, Pfeffer

Sauce - Wickel:
150ml Brühe
2 EL Tamari
1 TL Rübensirup
2 Lorbeerblätter

120g Polenta 
Gemüsebrühe (m: hälftig mit Mandelmilch)
1 EL Mandelmuß 

Zubereitung:

Grünkern grob schroten.  Mit 150ml kochender Gemüsebrühe übergießen und 1/2 Stunde - 1 Stunde ziehen lassen.

Für die Füllung die Schalotte, den Knofi und die Pilze fein hacken. Zusammen in etwas Olivenöl anbraten. Dann restlichen Zutaten für die Füllung zugeben - außer Käse und Petersilie. Noch etwas Brühe angießen und bei zugedecktem Deckel und leichter Hitze weitergaren lassen - ca. 10-15 min. Dabei immer wieder umrühren und aufpassen, dass die Masse nicht anhängt. Gegebenenfalls noch etwas Brühe zufügen.( Füllung soll aber nicht zu feucht werden).. Zuletzt Petersilie und Käse untermischen und nochmals würzig abschmecken.

6 Blätter vorsichtig von dem Spitzkohl lösen, die mittlere Rippe flacher schneiden und in ausreichendem Salzwasser einige Minuten garen, abschütten (Sud auffangen) und abtropfen lassen. 

Die Füllung auf die 6 Kohlblätter verteilen und in die Kohlblätter einschlagen. Wer mag, wickelt noch Küchengarn herum, dann kann man gut die Kohlwickel auch von beiden Seiten anbraten (m: nicht gemacht).

Sonnenblumenöl in einer Pfanne erhitzen und bei starker Hitze die Wickel auf ihrer Bodenseite (also da, wo der Wickel offen ist) anbraten, bis sie unten mindestens eine schön gold-braune Farbe angenommen haben. Dann Hitze auf kleine Flamme reduzieren, Brühe, Tamari, Rübensirup und Lorbeerblätter zufugen, Deckel auflegen und ca. 10-15min köcheln lassen.

Parallel die Polenta nach Packungsanweisung zubereiten. Zusammen mit den Wickeln und der einreduzierten Sauce servieren.

*Anmerung m: den restlichen Spitzkohl habe ich in einer Pfanne scharf angebraten mit Thymian und Kräutersalz - und dazu serviert/ Käse kann man rauskürzen, hilft aber, die Füllung etwas zusammenzuhalten/ Veganer ersetzen den Käse durch eine vegane Variante