unbekümmert: Lauch-Maccheroni-Gratin mit Veggie-Bolo

Montag, 30. Oktober 2023

 

Unbekümmert - das schöne Wort und einer der schönsten Zustände überhaupt! Unbekümmertheit scheint in immer weitere Fernen zu rücken in Zeiten, in denen menschliche Grausamkeit den Mediennalltag bestimmen. Wie soll man heute unbekümmert sein können, habe ich mich gefragt? Denn öfters schon zitiert diesen Goethe (aus diesem tollen Artikel vom DLF):

Dein Los ist gefallen verfolge die Weise,
Der Weg ist begonnen, vollende die Reise,
Denn Sorgen und Kummer verändern es nicht,
Sie schleudern dich ewig aus gleichem Gewicht.

Manchmal fühlt man sich wie Christopherus, das Leid der ganzen Welt auf den Schultern. Wie soll man rund laufen, wenn schwere Gedanken bedrücken? Sie werfen einen wirklich aus innerem Gleichgewicht. Manchmal reicht es aus im Außen zu sehen, was Menschen anderen antun können. Ein Mal Nachrichten gucken - *bums*, schon vorbei mit der Leichtigkeit. Mir gruselt.

Kindliche Sorglosigkeit und Bewußtheit treten scheinbar wie ein Gegensatzpaar auf. Du kannst entweder das eine oder das andere haben. Sobald die Bewußtheit dazu kommt, kommen auch die Sorgen dazu. Zwar ist es unmöglich etwas Zukünftiges komplett durchzudenken, aber alleine sich die Möglichkeit vieler Konsequenzen bewußt zu machen, reicht aus um Ängst zu schüren. Angst ist prinzipiell kein guter Ratgeber. Angst lähmt. Schlimmer noch: wer in seine Ängste rutscht, der wird darin auch untergehen. Der läßt von einem Unterfangen, das ihn ängstigt, besser die Finger.

Ein Beispiel: mit schlotternenen Knien vor Angst darf man kein Segelboot besteigen. Aber ohne ungeheueren Respekt vor den Naturgewalten ebenfalls nicht. Respekt ist das große Schlüsselwort, das Wissen, dass es Kräfte gibt, die vielviel größer sind als ich und die außerhalb meiner Kontrolle liegen. Sich diesen Kräften auszuliefern, hinzugeben und anzuvertrauen - und zwar in Bewußtheit, das ist für mich Spiritualität im Allgemeinen.

Ohne Naturbezug wird es schwierig. Überhaupt ist es eine entscheidende Frage, zu was sich der einzelne in Bezug setzt. Verblendete Wichte, die sich für die Krone der Schöpfung halten, beurteilen das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand - wie ein Frosch, der im Brunnen lebt. Je größer aber die Kraft als Gegenüber in der Vorstellung ist, je tiefer man diese Kraft fühlt, zu der man einen Bezug sucht, umso einfacher fällt Demut.

Wie Leichtsinn, darüber hatte ich es schon, ein Geschwister von Unbekümmertheit, erblühen die beide nur in Respekt und Demut. In leidvollen Lebenssituationen wird Demut ganz besonders zur Herausforderung. Daher greifen viele auf Rauschmitteln zurück, um sich der Situation nicht stellen zu müssen und ziehen die Illusion der Realität vor. Das kann ich sogar nachvollziehen, aber ich habe verinnerlicht, dass Flucht nur in die Irre führt. Und wie das so ist mit der Bewußtheit (eine phänomenale Eigenheit dieses mächtigen, geistigen Instruments): Bewußtheit läßt sich nicht rückgängig machen weil im Gemüt verwurzelt. Was ein Mal bewußt geworden ist, läßt sich nicht mehr umkehren. Was den Weg ins Bewußtheit gefunden hat, das bleibt (die Herdplatte ist heiß). Und was by the way der große Unterscheid zu *lernen* ist, mit dem Bewußtheit so gerne in einen Topf geworfen wird. Erlerntes kann wieder verlernt werden.

Um in Bewußtheit eine innere Sorglosigkeit herzustellen, gibt es in meiner Vorstellung nur eine Möglichkeit: sich ganz einer klügeren, weisen, geistigen Macht hinzugeben und anzuvertrauen, mit der man ständigen Umgang pflegt. Wo sollte man in der Not sonst Zuflucht suchen und wo Trost finden? Diese Herzensverbindung herzustellen, durch das tägliche innere Gespräch mit diesen unsichtbaren Mächten, ist der eigentliche, spirituellen Weges - unabhängig welchen Namen man Gott gibt. Und wer eine Hilfestellung benötigt, was eine individuelle Spiritualität unabhängig aller Religiösität bedeuten könnte, dem empfehle ich Goethes Glaubensbekenntnis: * Bekenntnis einer schönen Seele*. Es hilft auch zu unterscheiden, wer lediglich fromm daherschwätzt und wer weiß, was selig ist, weil bereits innig verbunden mit diesen Mächten - ein solcher diskutiert nicht mehr. Wie geht Glaube, fragt sich Goethe:

Ja, wer nur schildern könnte, was ich [im Gebet] fühlte. Ein Zug brachte meine Seele nach dem Kreuze hin, an dem Jesus einst erblaßte, ein Zug war es, ich kann es nicht anders nennen, demjenigen völlig gleich, wodurch unsere Seele zu einem abwesenden Geliebten geführt wird, ein Zunahmen, das vermutlich viel wesentlicher und wahrhafter ist, als wir vermuten. So nahte meine Seele dem Menschgewordenen und am Kreuz Gestorbenen, und in dem Augenblick wußte ich, was Glauben ist.

 


Alles, das im Ofen mit Käse überbacken wird, nennt sich hier automatisch Soulfood. Dieses Nudel-Gratin wartet mit zwei Schichten cremiger Lauch durchkreuzt von zwei Schichten Veggie-Bolo auf - das kann gar nicht anders, das muss schmecken.

 

Zutaten 1P /Gratinform für ca. 1,5l:

300g Lauch
30g Butter
15g Mehl
225g Milch
Salz, Pfeffer
Muskatnuss-Abrieb
....
160g Maccheroni
....
40g Grünkern
25g Soja-Geschnetzeltes
20g Sonnenblumenkerne
1 rote Zwiebel
1 Karotte
1 Stück Stangensellerie
3 Knoblauchzehen
150ml Gemüsebrühe
350g Ofentomaten
ein guter Schuß Rotwein 
1 EL Rosmarin, fein gehackt
1 TL Thymian, getrocknet
1 EL Tomatenmark
Rohrzucker
1 EL Soja-Sauce
2 EL Balsamico-Reduktion
Harissa
Salz, Pfeffer
1 Mozarella
Olivenöl

 

Zubereitung:

Zuerst die Bollo herstellen: Grünkern grob schroten und zusammen mit dem Soja-Geschnetzelten mit kochender Gemüsebrühe etwa eine halbe Stunde quellen lassen. Zwiebel und Knofi würfeln, Karotte und Sellerie in Brunoise schneiden. Zwiebeln in Olivenöl glasig dünsten. Gemüse kurz sowie Tomatenmark kurz mit braten, dann Rotwein anschütten und komplett einreduzieren lassen, nun Grünkern und Sonnenblumenkerne, Gewürze und Ofentomaten zufügen. Salzen, pfeffern, mit Zucker und Harissa würzen. Bei geschlossenem Deckel etwa 20 min köcheln lassen - zuletzt mit ofenem Deckel, bis die Bolo schön schmusig ist. Abschmecken mit Soja-Sauce und Balsamico-Reduktion.

Parallel die Lauch-Béchamel zubereiten. dafür den Lauch in feine Ringe schneiden (je nach größe vorher der Länge nach halbieren). In der Butter bei sanfter Hitze nahezu weich garen ohne Farbe annehmen zu lassen. Mehl einrühren, dann die Milch und immer gut mit einem Schneebesen glatt rühren. Salzen, pfeffern und mit Muskatnuss würzen.

Nudeln in reichlich Salzwasser al dente kochen. Dann unter die Lauch-Béchamel mischen.

Gratinform buttern.

Ofen auf 200°C vorheizen.

Zuerst die Hälfte der Lauch-Nudeln auf den Boden der Gratinform verteilen. Darüber die Hälfte der Bollo, dann wieder die Lauch-Nudeln - zuletzt mit Bollo abschließen. Den Mozzarella in Scheiben darauf verteilen, mit etwas Thymian bestreuen und im Ofen in etwa 30 min knusprig backen.

 

Quiche-ologie: Lauch-Tarte mit Münster und Birne

Freitag, 27. Oktober 2023


Ich lüfte keine Geheimnisse, wenn ich laut mache, dass ich mich hier ums Kochen kümmere. Und alles, was tagtäglich vollbracht werden will, Bedarf einer gewissen Routine. Im Idealfall ganz unverkrampft. Gegessen muss nun mal werden - das hat die Biologie für unsere Spezies so vorgesehen, dem kann man sich schlecht verweigern. Deshalb lieber eine Kür daraus machen als eine Pflicht. Ich zumindest bin in der Kür um Äonen besser als im Pflichtprogramm.

Fällt mir spontan gar nichts ein, dann schüttle ich mir eine Quiche aus dem Ärmel.

Mit Quiches und Tartes fing alles an, damals als ich nach Frankreich kam und als Küchenverweigerer der ersten Stunde versuchte einzusteigen in die Alchemie des Kochens. Quiche ist absolute Alltagsküche in Frankreich, eine Quiche kann hier auf dem Land eigentlich jeder. Selbst wenn man sonst am Herd keine Heldentaten vollbringt, aber eine Quiche fummelt sich allemal noch zusammen.

Stolpersteine gibt es bei einer Quiche nur zwei: der Teig für den Boden darf weder zu weich (klebrig) noch zu trocken (krümelig) sein. Und der Guß sollte beim Schneiden Standfestigkeit beweisen. Der Rest ist eine Frage des Würzens.

Ich habe schon einige Quiche-Rezepte verbloggt - auch mit Lauch, auch als Tarte Tatin mit Lauch.  Und - bien sûr - kristallisieren sich über die Jahre hinweg Vorlieben jeraus. Ich mag Tarteböden gerne ohne Ei, stattdessen verwende ich etwas Crème fraîche oder Quark - auf diese Weise wird der Boden plus croustillant! Für den Knusper-Effekt hilft außerdem eine gute Dosis Vollkornmehl. Pimpen kann man mit etwas extra geriebenem Käse, Kräutern oder klein gehackten Nüssen. Für den Guß nehme ich gerne auch einen Löffel Savora-Senf, eine echte Geheimzutat für einen unerwarteten Dreh und einst übernommen von Mme Pic.

Ansonsten wird improvisiert. Denn selten, dass ich ein und dieselbe Tarte zwei Mal genau gleich backe. Ausnahmen bestätigen die Regel - die vier etwa fallen mir ein -  oder aber sämtliche Tarte Tatin-Rezepte:


Eine alte kulinarische Liebe ist Obst in salzigem Essen, der ich in der heutigen Quiche mal wieder Tribut zolle. Beim Käse darf man auf eigene Neigungen zurückgreifen. Ich mag Münster ja sehr gerne, wieso er hier den Zuschlag bekam, kann mir aber ebenfalls Raclette-Käse gut vorstellen, einen fourme d'ambert oder einen Bleu - er wird dem sanften Lauch und der süßen Birne einen Konterpart entgegen setzen.



Zutaten - Tarteform  22cm/ 2P:

Boden 140g Mehl (m: 80g Einkorn-VK, 20g R1050, 40g D1040)
70g Butter, kalt, in Flöckchen
30g Quark
2 EL Rosmarin, fein gehackt
Salz
kaltes Wasser
...
4 Stangen Lauch (ca. 500g)
2 Eier
75g Crème fraîche
Thymian
1 TL Kümmel
1/2 TL Cumin
Piment d'Espelette
Kräutersalz
100g Münster
1 kleine Birne
Sonnenblumenöl
Salz, Pfeffer

 

Zubereitung:

Für den Tarteteig die Butter in Flöckchen unter den Teig arbeiten und mit Hilfe des Quarks und des Wassers und zusammen mit den restlichen Zutaten zügig zu einem homogenen Teig verkneten. In Folie wickeln und minestens eine halbe Stunde kalt stellen.

Auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Teig auswellen und die gebutterte Form damit auskleiden, so dass ein Rand entsteht. Mit der Gabel mehrfach einstechen und etwa für 20min in die Tiefkühle stellen.

Das Dunkelgrün des Lauchs entfernen, je nach Notwendigkeit putzen, in dünne Ringe schneiden und in der Butter einige Minuten gar dünsten. Dabei mit Thymian würzen, außerdem mit Kümmel und Kreuzkümmel sowie Piment. Salzen, pfeffern Etwas abkühlen lassen.

Den Ofen auf 210° (m: Intensivbacken) vorheizen.

Die Crème mit den Eiern verquirlen und mit etwas Kräutersalz würzen. Die Hälfte des Lauchs auf den Tarteboden geben, den in Streifen geschnittenen Käse darauf verteilen, dann die andere Hälfte des Lauchs darüber geben und glatt streichen. Den Eierguß gleichmäßig darüber gießen. Die geschälte Birne fächerartig auf der Oberfläche setzen, leicht ölen und pfeffern. Die Quiche in den Ofen einschieben: 15min bei 210°, dann runterschalten auf 190° und weitere 20min backen, schließlich bei 180° - 5-10 min - gegebenenfalls abdecken, falls die Tarte von oben zu viel Farbe bekommt.

durchscheinen: Curry-Reissalat mit Räuchertofu und Fenchel

Freitag, 20. Oktober 2023


Könnte man nicht - habe ich mir überlegt - ein Krankenhaus nicht wie einen kleinen Mikrokosmos nehmen und von da aus auf alles Weiteres schließen. Im Krankenhaus steht das Leid zentral im Mittelpunkt, ganz in buddhistischer Tradition: der größte, gemeinsame Nenner alles Menschlichen ist der Wunsch, Leid vermeiden zu wollen. Im Alltag bekommt man sein Päckchen ganz gut kaschiert, aber im Krankenhaus liegt die Not mehr oder weniger offen. Die einen leiden sichtbar physisch, andere leiden psychisch oder mental - Ärzte und Pflegepersonal nicht ausgenommen, sei es Stress, Überforderung oder Überlastung. Da sitzen alle im gemeinsamen Boot des Leidens und das sollte... wie so eine Art Schicksalsgemeinschaft .... zusammenschweißen. Allumfassendes Mitgefühl als Elaborat, das sich auf diese Weise von ganz alleine einstellt - der Grundkern, der alle Weltreligionen eint.

Aber rein utopisches Kopfkino. Auch im Krankenhaus versammelt sich Gottes großer Zoo, ein buntes Sammelsurium aller Charaktere von sonnigwarm bis finstereisig, Leid hin oder her.

Und grundeigentlich dient ein Krankenhaus viel mehr als hervorragendes Beispiel wie entmenschlicht unser Umgang miteinander bereits ist. Der aktuelle AOK-Fehlzeiten-Report spiegelt wider, dass die psychischen Erkrankungen in den letzten 10 Jahren um satte 50 Prozent gestiegen sind. So was kommt von so was. Es krankt im Miteinander. Das moderne Krankenhaus besteht (klar, abhängig von der jeweiligen Abteilung, aber gerade wenn es um operative Eingriffe geht ) aus sehr viel Apparatemedizin, die menschliche Körper zu inspizierenden Objekten degradiert. Da braucht der Mediziner kein Fingerspitzengefühl mehr für das Wesen Menschen, sondern er benötigt seine volle Aufmerksamkeit im Umgang mit High-Tech-Maschinen. Alles mechanisiert, hochstandartisiert, hocheffizient. Vorbei die Zeit, in dem sich dir jemand gegenüber setzt und dich anschaut (wie in dieser Arte-Doku *Tibetische Medizin*), sich versucht einzufühlen, sich versucht in die individuelle Krankheitsgeschichte reinzudenken. Nein, die Standarts finden sich in allen Abläufen bishin zum Auftreten der Mediziner und der Krankenschwestern: automatisierte, sich immer wiederholende, leere Phrasen, professionelle Freundlichkeit ohne innere Beteidigung, sterilisierter Umgang mit Zimmernummern. Momente, in denen Mensch Mensch begegnet, sind nicht eingeplant und können nicht abgerechnet werden. Wenn doch, dann bleiben diese Augenblicke leuchtend im Gedächtnis.

Eine Geschichte kam mir in diesem Zusammenhang wieder in den Sinn. Die verstorbene Frau meines Habibs, Ute, die gestern Geburstag hatte, arbeitete als Krankenschwester. Eine sehr alte Patientin wandte sich in ihrer Verzweiflung an sie: *Schwester, können Sie mir helfen? Ich würde so gerne sterben und kann und kann nicht.*

Und da zog sich Ute aus, legte sich zu ihr nackt ins Bett, umschloß sie mit ihren Armen und in Utes Armen verstarb die alte Frau nach kurzer Zeit.

Was eine Geschichte! Jeder wird merken, dass man/ dass ich mir diese Begegnung nicht ausdenken kann. Das ist genau so passiert. Was offenbart sich hier?! Was ein Geist strahlt da durch! Von wessen Geistes Kind war Ute in dem Moment getragen?! Sich nackt auszuziehen um jemanden Sterbehilfe zu leisten, das geht nicht über den Kopf. Da wägt man die Situation nicht gedanklich ab. Und Utes Verhalten geht auch weit über eine Sensibilität hinaus, was der andere in dem Moment gerade brauchen könnte. Das ist größer. Da wirkt die unsichtbare Welt wie medial durch. Und nun stellt sich die Frage, was muss passieren, um mit dieser transzendenten Welt so verbunden zu sein, dass man auf diese Weise tätig werden kann?



Dieses Jahr konnte man monatelang durchgrillen - auf allen Ebenen. Bei der Gelegenheit gab es hier wiederholt Reissalat. Nun, auch ohne Grillgedöns.

Wer hier ab und an mitkocht, hat längst durchschaut, dass mein mir liebstes Mittagsessen aus etwas Gekochtem und Gebratenem (Puffer) besteht sowie begleitender Rohkost besteht. DAS Grundgerüst, an dem ich mich im wahrsten Sinne irgendwie festgebissen habe. Die Puffer werden demnächst als Rezept erscheinen - ausgepuffert hat es sich hier noch lange nicht! Wißt ihr ja...

 

Zutaten 4P:

120g Reis
2 TL Curry
1/2 TL Curcuma
2 Lorbeer-Blätter
1/2 Granatapfel/ 1/2 Mango/ 1 pêche de vigne
1 Räucher-Tofu
1 mittelkleiner Fenchel
2 Knofi
1/2 TL Kreuzkümmel
Piment d'Espelette
100g Erbsen
2 EL Soja-Sauce
1-2 EL Apfelessig
Dill/ Basilikum/ Koriander
Oliven
Salz, Pfeffer
Kokosfett/ Olivenöl/ Sesamöl

 

Zubereitung:

Etwas Kokosfett in einem kleinen Topf erhitzen, Curry und Curcuma kurz anrösten, Reis zufügen, Lorbeer-Blätter, Salz und mit entsprechend Wasser auffüllen und bei geschlossenem Deckel weich garen. Lorbeer-Blätter entfernen.

Räuchertofu in Würfel schneiden und in Sesam-Öl knurspig braten und zur Seite stellen.

Fenchel putzen, halbieren, Strunk entfernen und in feine Scheiben hobeln. Zusammen mit dem Kreuzkümmel und dem fein gewürfelten Knoblauch in einer Pfanne in etwas Olivenöl rösten (m: 2-3 EL Gemüsebrühe angeschüttet, Deckel kurz aufgelegt) und den Fenchel dann so lange garen, bis er weich aber noch etwas Biss hat, dabei leicht salzen, mit Piment würzen und mit Ahornsirup würzen.

Nun die frischen Kräuter fein wiegen, das Obst der Wahl würfeln oder vorbereiten, die tiefgefrorenen Erbsen kurz garen und abschrecken und dann alle Zutaten miteinander in eine Schüssel geben. Würzen mit Soja-Sauce und Apfelessig, salzen und pfeffern - fertig.

Anmerkung m: sowohl mit unterschiedlichem Obst wie Kräuter zubereitet: Pfirsich mit Basilikum, Mango-Koriander, Dill - Granatapfel... mal mit mal ohne Oliven

 

World Bread Day: Brotweckerl

Montag, 16. Oktober 2023


Zorra richtet zum 18. Mal den World Bread Day aus und viele Blogger aus unterschiedlichen Ländern werden ihrem Aufruf wie jedes Jahr folgen und mitbacken.

Auch ich habe dafür extra gebacken. Ich bin ja eine recht faule Bäckerin geworden und schiebe am liebsten immer die gleichen Brote in den Ofen - daran hat sich nicht viel geändert.

Aber für den WBD habe ich mich mal wieder an einem neuen Rezept versucht und mich von Charlotte inspirieren lassen. Wer Erfahrung hat, kann es ja nicht lassen, dann doch noch immer etwas am Rezept rumzuschrauben. Zuallererst habe ich das Weizenweißmehl rausgekürzt. Eigentlich benutze ich kaum noch helles Weizenmehl. Ich glaube, das *Warum* muss ich gar nicht mehr so sehr erklären. Wen es dennoch tiefer interessiert, dem empfehle ich (ein Mal mehr) eine Arte-Doku und zwar *Gluten, der Feind in deinem Brot*. Und ja, da stellt sich heraus, dass einige wenige Player einen Großteil des Weizen-Weltmarktes unter sich aufgeteilt haben. Und die wenigen Weizensorten, die den Handel bestimmen, gehen alle im Prinzip auf eine genveränderte Weizenart zurück.

Ich weiche daher mittlerweile immer auf Dinkel aus. Wie Hildgeard von Bingen bin ich großer Dinkel-Fan. Wenngleich es auch da gilt, genauer hinzuschauen... wie überall... leider. Denn ursprüngliche Dinkelsorten - also sortenreiner Dinkel - ist gar nicht mehr leicht zu finden. Sehr oft wird unter Dinkel ein Dinkel-Weizen-Hybrid angeboten. Ja, heute steckt der Teufel permanent im Kleingedruckten. Mein Dinkel-Vollkorn nehme ich stets aus Deutschland mit und zwar von Davert (freie Werbung ;). Für Davert werden nur reine, nicht mit Weizen gekreuzte Dinkelsorten, wie "Oberkulmer Rotkorn", "Frankenkorn", "Schwabenkorn", "Holstenkorn", "Bauländer Spelz" und "Altgold" angebaut. Ist doch mal ein Hinweis, oder?

Davon abgesehen liebe ich an Dinkel einfach den guten Geschmack und seine Knetempfindlichkeit - das bedeutet nämlich: Dinkel darf man nur kurz kneten und man muss ihm immer wieder Päuschen zum Entspannen einräumen. Ideal für faule Brotbäcker wie mich.

Nun, um die Größe des Backofens voll zu nutzen, habe ich die Teigmenge erhöht und die Brötchen vergrößert. Man hat somit die Wahl, ob man den Teig in 12 *Bauarbeiter-Brötchen* teilt oder in 9 Brotweckerl (wie hier zu sehen), die man dann auch gut in kleine Scheiben schneiden kann. So oder so passen sie gut aufs Blech und den Teig muss man nur vorsichtig quadratisch ziehen, um dann die Teiglinge abzustechen. Ein Kinderspiel.

 


 Zutaten 12 Stück bzw. 9 Stück:

Roggen-Sauerteig - 12 h:
90g Roggen-Vollkorn
90g Wsser
9g ASG
.
Vorteig - 12 h:
110g Kamut-Vollkorn*
110g Wasser
2g Hefe
.
Quellstück - 8 h:
50g Leinsaat, geschrotet
50g Chia-Samen
14g Salz
175 Wasser
.
Autolyse-Teig:
Vorteig
100g Kamut-Vollkorn*
350g Dinkel 630
240g Wasser
 
Hauptteig
RST
Autolyse-Teig
QST
100g Dinkel 630
130g Wasser 
30g Walnussöl
Mohnsaat

 

Zubereitung:

Zutaten für den Sauerteig in einer Schüssel mischen und abgedeckt 12 Stunden bei Raumtemperatur zur Gare stellen.

Zutaten für den Vorteig mischen und abgedeckt 12 Stunden bei Raumtemperatur zur Gare stellen.

Leinsamen und Chia mit Wasser und Salz mischen und abgedeckt 8 Stunden bei 6–10 °C lagern (hier: Raumtemperatur).

Abends (Zeitplan s. unten) den Autolyse-Mehl mischen, ca. 2-3min kneten undabgedeckt 20 Minuten bei Zimmertemperatur ruhen lassen (Autolyse).

Hauptteigzutaten bis auf Wasser und das Öl zugeben und weitere 2 min unterkneten, dabei die Hälfte von Wasser und Öl schlückchenweise unterkneten. Weitere 15 min ruhen lassen. Nun wieder 2-3 min kneten und dabei schlückenweise restliches Wasser und Öl unterkneten. Der sehr weiche, klebende Teig löst sich am Ende des Knetvorgangs nicht von der Schüssel, aber vom Rand.

Abgedeckt anderthalb Stunden bei Raumtemperatur zur Gare stellen, dabei nach je 30 Minuten dehnen und falten. Anschließend über Nacht im Kühlschrank zur Gare stellen.

Teig anderntags entweder auf eine feuchte oder gut mit Mehl ausgestreute Arbeitsfläche kippen - hier zusammen mit Mohn - und 9 ca. gleich schwere Teiglinge abstechen / oder 12 Stück. Mit Mohn bestreuen.

Backstein im Ofen auf 250°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Teiglinge einschießen und mit Schwaden 20-25 Minuten mittelbraun backen. Nach 10 Minuten Schwaden ablassen und die Temperatur auf 230°C senken. Während der letzten 5 Minuten Backzeit die Ofentür einen Spalt breit öffnen, um eine röschere Kruste zu erhalten.

Anmerkung m: selbstredend habe ich Kamut schon gegen Dinkel-Vollkorn ausgetauscht. Hier zu sehen: erstere Variante. 


Zeitfahrplan:

7 Uhr morgens: Sauerteig und Vorteig hinstellen - ein wenig später das Quellstück/ 19 Uhr mit dem Autolyse-Teig beginnen/ nach Falten etwa 21 Uhr in den Kühlschrank/ backen - nächster Tag, m: nach 12-14 h im Kühli)

Inspiration: Charlotte aka Milchmädchen bzw. Lutz Geissler

 

12 von 12 - Oktober 2023

Donnerstag, 12. Oktober 2023













Sommer im Oktober. Der Morgen beginnt immer noch barfuß mit Blick ins Tal von der Terrasse, obgleich der Sonnenaufgang bereits recht spät ist (Foto 2).

Während der Habib und ich im Nachbarort an der Drôme (Foto 4 und 5) einen café (Foto 3) trinken gehen (richtig, genau gegenüber von da) und unser Tag aus einem kunterbunten Mix von allem Möglichen bestand (bezeugen können es Monsieur Grenouille und Madame Papillon), wußte unser fröhliches Drei-Mädels-Gespann (Foto 8) aus dem Himmelsnah (Foto 9) ihren Urlaubstag in vollen Zügen auszukosten - siehe Bild 1 und 10

Eine Premiere, dass mir Feriengäste helfen, den 12er - Caros monatliches Blogevent bei *Draußen nur Kännchen* - mit Bildern zu füllen. Aber die Drei demonstrieren ja wirklich bilderbuchmäßig, wie man es sich schön machen kann bei uns (Foto 1 😍!!!). Und weil mir so viele ihrer Fotos derart gut gefallen haben, flogen bei mir einige einfach raus - Mittagessen seht ihr dann ein anderes Mal, Porridge kennt ihr sowieso und das Abendbrötchen (Foto 11) ist dafür eine Preview für den WBD von Zorra in wenigen Tagen. Eine Runde Yoga zwischen Himmel und Erde - und schon ist der Donnerstag quasi fertig gelebt.

fishing for good vibes: arabischer Eintopf

Freitag, 6. Oktober 2023


Wir leben ganz selbstgewählt so, wie wir leben: auf dem Land, mit viel Himmel und viel Weite, großem Garten, Quellwasser aus dem Wasserhand, in Stille und am Dorfrand. 

Manchmal müssen wir möglicherweise aufpassen, nicht einen Hang zu *Waldorf und Stratler* von der Muppet Show zu bekommen. Dank dem Verständnis von homöopathischen Menschenbilder und dem damit einhergehenden noch tieferen Verständnis der Unterschiedlichkeit von Geist, lebt sich weniger im schönen Schein als viel mehr in der nüchternen Realität. Hinzu kommt, dass unser Zuhause ein sehr purer Ort ist und nicht viele Möglichkeiten bietet, sich hinter Maquilage zu verstecken. So kommt es, wie es kommen muss: *Man spürt die Absicht und ist verstimmt*. Man erkennt Motivation und Beweggründe recht leicht selbst hinter Süßholzraspelei.

Aber Täuschungsversuche bleiben dafür eben oft nur Versuche. Für mich ein großer Schatz, wenn ich Lug und Trug erkennen darf - und es bleibt gleichzeitig immer ein Streben. Ich will in Wahrheit und Wahrhaftigkeit leben, dementsprechend zieht mich meine Sehnsucht und mein Beten in diese Richtung. Aber es nimmt dem Tand dieser Welt definitiv das Lametta. Also schüttelt man den Kopf und grandelt notabene halt hin und wieder. Schon gar nicht darf man den Fernseher anstellen oder Nachrichten im Internet lesen - das bewirkt automatisch den *die zwei Alten vom Balkon-Effekt*.

Dabei mag ichs gerne schön. Schön friedlich, schön harmonisch, schön miteinander. Zwischendurch bastle ich mir - in guter Pippi-Tradition - solche kleinen Momente. Ganz unkompliziert, denn ich bleibe eine entschlossene Verfechterin der ganz bewussten Wertschätzung dessen, was gut ist. Oder einfach dessen, was mir gefällt. Aus Self-Care-Gründen. Beim Einkaufen in einer meiner Lieblingsbäckereien, wo eines meiner Lieblingsbaguettes gebacken wird (gar nicht so einfach, sich hier festzulegen: jedes Dorf hat seine Handwerksbäckerei und es gibt eine GROSSE Auswahl guter Baguettes und Croissants) fiel mir die Frisur der jungen Verkäuferin auf: sie hatte sich so zwei Marusha-Dutts auf der Stirn gedreht (in Youtube-Tutaorials heißen die heute bestimmt anders) und das verlieh ihrem runden, gutmütigen, eher schlichten, rotbackigen Gesicht etwas Freches. Es stand ihr wirklich gut. Und das sagte ich ihr dann auch. Ja, findste, liächelte sie etwas unsicher. Und ich nickte lachend. Und die Kundin hinter mir lachte auch und freute sich mit am Moment. *BLING*  - good vibes only. Überhaupt nicht schwer.

Kein Mensch redet von dieser amerikanischen *oh my god-really-amazing-great-fantastic*-Attitude. So viel Zuckerwatte bleibt einem ja im Hals stecken. Aber dazwischen - zwischen Schleimerei und der kompletten Ignoranz seines Gegenübers - ist ja noch jede Menge Spielraum für ein Gramm Komplimente to go. Und gerade wir Mädels können uns gegenseitig leichterdings ein wenig schmeicheln über den kreativen Spaß an Mode.

Hey, wir haben alle unsere Sorgen! Wer kennt die Tage nicht, an dem einen so eine kleine, freundliche Bemerkung über den Tag rettet weil innerlich beladen. Und dann kommt ein wenig Aufmunterung von außen genau richtig, selbst wenn sie scheinbar oberflächlich sind. Entscheidend sind die glitzernden Augen - you can't start a fire without a spark (und die nächste Zeile wandle ich stets ab ins VIEL Schönere *this comes from higher* ;)

 



Wir sind im 2. Jahrtausend angekommen, irgendwie mitten in Sience-Fiction-Zeiten. So viel Zukunft hat die Menschheit nicht mehr. Und wir ahnen alle, wie die Menschheitsgeschichte endet. Und miemen Vogelstrauß, was will man machen. Im Heldenweltrettertum verfängt man sich gedanklich besser nicht.

Boliviens Präsident Louis Arc kritisierte auf der UN-Vollversammlung treffend: „Das grausame System der kapitalistischen Ausbeutung stellt die Produktion und Reproduktion des Kapitals über den Schutz des Lebens der Menschen und der Existenz des Planeten“. Bis April 2023 habe die Welt mehr als 2,24 Billionen US-Dollar in Waffen und die Kriegsindustrie investiert, die besser in den Frieden und die Entwicklung der Länder investiert worden wären. Aussagen, die ich hier gerne nochmals hochhalte. Tja, die alte Sybille-Berg-Leier, es ändert sich halt nix.

Hmmm, ihr merkt mir an: man könnte doch dezent frustrieren  Der Garten mit seiner staubtrockenen Dauer-Trockenheit, seiner Endlos-Sonne und Durchschnitts-26Grad, der mir sonst verlässliche Therapie bietet, lenkt mich gerade nicht ab, sondern verströmt: Sommer im Oktober macht keinen Spaß. Also daddle ich im WWW nach Eskapismus. Und bringe euch dieses Fundstück mit: die Brautkleid-Strickreise einer jungen Frau bis zu ihrer Hochzeit. Beides überhaupt nicht mein Thema, aber Kika ist derart *normal-freundlich*, dass man ihr gerne zuguckt - am Ende transportiert immer die Sympathie zwischen Menschen eine Geschichte.

Das Wetter suggeriert zwar anderes, aber mir war noch Wohlfühl-Eintopf. Mit oder ohne zusätzlichem Reis/ Fladenbrot ein köstlicher Teller. Sehr gut gefiel mir, Karoffeln und Auberginen im Ofen zu garen, bevor sie in den Schmortopf wandern.

 

Zutaten 4-6P: 

200g rote Linsen 
2 Auberginen (ca. 600g)
2 Kartoffeln (ca. 500g)
1 Zwiebel (ca. 250g) 
6 Knoblauchzehen
Olivenöl
Salz, Pfeffer
 je EL Kreuzkümmel, Koriander, Paprika
Harissa
1 TL Kurkuma
2 EL Tomatenmark
3 Tomaten (ca. 350g)
2 EL Butter (m: Kokosfett)
frischer Koriander zum Bestreuen

Zubereitung:

Die Linsen waschen und 30 Minuten einweichen. DieAuberginen sowie die Kartoffeln in mittlere stücke (ca. 3cm) würfeln. Die Auberginen- und Kartoffelwürfel auf einer mit Backpapier ausgelegte Backform verteilen. 

Olivenöl darüberträufeln und mit Salz, schwarzem Pfeffer, Chilipulver und eine fein gehackte Knofi (oder Knofi-Pulver) würzen. 30 Minuten bei 200 °C (Umluft) backen. In einem  Schmortopf die fein gehackte Zwiebeln und fünf geriebene Knoblauchzehen anbraten. Mit Kreuzkümmel, Koriander, Chilipulver, schwarzem Pfeffer und Kurkuma würzen. Etwas heißes Wasser, Tomatenmark, die gewürfelten Tomaten und Harissa hinzu. 

Die eingeweichten Linsen dazugeben und mit heißem Wasser bedecken. Bei mittlerer Hitze 30 Minuten kochen lassen. Dann die gebackenen Auberginen und Kartoffeln sowie wenn nötig zusätzlich heißes Wasser hinzufügen. 10 Minuten köcheln lassen, dann gehackten Koriander untermischen. In einer kleinen Pfanne zwei Esslöffel Butter (30 Gramm/ m: Kokosfett) mit einem Teelöffel Chilipulver oder Paprika schmelzen. Die Buttermischung über die Linsen gießen und mit Koriander garnieren. Mit Brot oder Reis servieren. Genießen!

Quelle: your yemeni kitchen (YT) 

Anmerkung m: ich habe mit den Mengenangaben etwas gespielt - hat dennoch gut gepasst und geschmeckt /reicht für 4-6 Personen plus Reis oder Fladenbrot!

 

besternt - Lieblingstarte mit Walnuss und Zwetschgen

Sonntag, 1. Oktober 2023


Der Habib und ich unternahmen für kurze Zeit einen Rollenwechsel: nicht wir vermieten die Ferienwohnung sondern wir verkrümelten uns zwischendrin einfach selbst zum Urlauben. Ca changes les idées - das bringt auf andere Gedanken. Und tatsächlich brachte der Perspektivwechsel einiges an Bereicherung für mich. Abgesehen davon, dass wir ein übertrieben launig-klassisches Touri-Programm gefahren haben ob der Kürze der Zeit, fühlten wir uns in dem Appartement sehr wohl. 

Tatsächlich haben wir über die bloodyfcking Monopolistenplattform gebucht, die wir umgekehrt als Betreiber dissen. Christine, unsere sympathische Vermieterin, klagte mir schwer ihr Leid, dass die an der Decke klebende Anspruchshaltung der Gäste ihr zunehmend das Leben schwer macht... was sich ohne Umschweife in der Bewertung niederschlagen würde. Über das Bewertungssystem von dieser Plattform muss ich bestimmt nicht mehr viel schreiben - die meisten haben darüber mit Sicherheit schon Unterkünfte gebucht. Das wird man ja anschließend als Gast sehr kleinteilig befragt sowie animiert in unterschiedlichen Kategorien (Sauberkeit, Ausstattung, Lage, Einchecken usw...) Sterne zu vergeben. 

Und ehrlich, ich weiß nicht, was es da rumzudoktoren gibt: über Sämtliches kann man sich üblicherweise im Vorhinein informieren, das ist alles sehr gut beschrieben. Passt mir die Lage nicht, dann suche ich mir eine andere Unterkunft aus. Und ich wüßte nicht, was ein nagelneuer Teller oder ein unbenutzer Stuhl so anderes kann als ein gebrauchter, und ob man nicht auch zurechtkommt mit einem Flusen in einem Eck für die Dauer von wenigen Tagen. Zumal ein fabrikneu eingerichtetes Zimmer eh den Charme eines Möbelhauses verströmt, oder? Außerdem hat man ein Appartement gemietet und kein Appartementverleiher. Hey, man hat Urlaub, man will es sich schön machen, eine gute Zeit haben. Da achtet man (ich) doch automatisch auf die schönen Dinge und sucht nicht das Haar in der Suppe. Aber das Spiel kennt man ja. Man kennt es aus Familie und Beziehungen: wer kritisieren will, der findet was zum Hacken. Oder ebenfalls schönes Beispiel das perfekte Dinner. Leider nicht 100 prozentig perfekt, das hat man nun mal genau zu nehmen... wenn man schon mal gefragt wird... Und viele werden gerne gefragt, womöglich im verblendeten Glauben, damit anderen einen Dienst zu erweisen und Orentierungshilfe zu bieten, weil die ja alle zu bescheuert sind, sich selbst ein Urteil zu bilden.

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich beschißener finde: das Bewertungssystem oder wie die Menschen damit umgehen. Und mit meiner Kritik stehe ich nicht alleine da - es reicht ein wenig quer zu lesen, um einen sehr guten Eindruck von der Ungerechtigkeit zu erhalten, die daraus für die Gastgeber resultiert - ohne dagegen wirklich etwas tun zu können. Am Ende schaut nämlich alles nur nach einer beknackten Zahl, das reicht als Info, um die genau geht es schließlich.

Weil wo fließt eigentlich mit in die Bewertung, dass jede Unterkunft eine Geschichte hat, der *Hoster* dort vielleicht im Elternhaus aufgewachsen ist, oder das Haus renoviert oder wie mein Habib gar komplett neu erschaffen hat. Aber kann man den *Charakter* eines Ortes und seine Eigenheiten in Zahlen ausdrücken? Wie fängt man Ambiente und Atmosphäre ein? Schwupps, und da sind wir mal wieder bei einem Lieblingsthema von mir: dem Fühlen!

Es rührte mich sehr, dass Christine meinte, dass wir die ersten wären, die erkannt hätten, dass ihr Zuhause eine Seele habe - seit 2017... seit sie bei dieser Plattform ist. Das konnten wir gar nicht glauben. Was ist los mit der Welt?

Aber was will man erwarten von dem allgorithmischen System einer Plattform, die nur vermittelt aber nichts produziert und das Kritisieren nicht nur impliziert sondern provoziert. Maß und Zahl seziert und tötet dabei. Lebendig ist nie perfekt, bestimmt nicht steril und ein bunter Ort niemals ein *Superhost* . 




Sämtliche Sterne erhält seit jeher diese Tarte mit Mandeln, Himbeeren und Pinienkerne. Ein ähnlich freundliches Feedback habe ich die Tage in den Kommentaren erhalten für die Tarte mit Blaubeeren, Minze und Frischkäse. Tartes habe ich wirklich einige tolle Evergreens, die ich selbst ebenfalls seit vielen Jahren schätze. 

Meine Nusstarte ist ganz leicht zu verwandeln in eine wunderbare Spätsommer-Tarte, die die letzten Nüsse verbraucht, bevor die neuen fallen und der reichhaltigen Zwetschgen-Ernte versucht, gerecht zu werden. Durch die anhaltende Trockenheit sind die Zwetschgen recht fest und nicht sehr saftig. Ich konnte so locker 600g auf die Nussmasse setzen. Früchte mit viel Saft würde ich mengenmäßig etwas reduzieren. Ansonsten kam diese Tarte derart gut an, dass ich sie direkt 2 Mal hintereinand gebacken habe.

 

Zutaten:

Boden:
200g Mehl
110g Butter, kalt
60g Zucker
1 Prise Salz 
1 EL Crème fraîche
etwas kaltes Wasser


Guß:
50g geröstete, gehackte Walnüsse
100g geröstete, gemahlene Walnüsse
100g Butter
80g Rohrzucker
3 Eier
1-2 El brauner Rum
 je 1 EL Lavendel und Rosmarin, fein gehackt

ca. 600g Zwetschgen*


Zubereitung:

Die Butter in Flöckchen mit den restlichen Zutaten für den Tarteboden zügig zu einem homogenen Teig verarbeiten und zu einer Kugel formen, in Folie packen. Diesen für mindestens eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
 
Die Tarteform butten, den Teil ausrollen und die Form samt Rand damit auskleiden. Den Boden mehrfach mit einer Gabel einstechen und die Form (eingehüllt in eine Tüte) für etwa 15min in die Tiefkühltruhe stellen.

Den Backofen auf 200° vorheizen (Umluft)
 
Die Butter schmelzen. Zucker und gemahlenen Mandeln in eine Schüssel geben und die geschmolzene Butter unterrühren. Die Eier zugeben und kräftig schlagen, bis die Masse aufhellt. Zuletzt die gehackten Nüsse, Rum und Kräuter unermischen.
 
Die Mandelmasse glatt auf dem Tarteboden verstreichen. Dann die entkernten Zwetschgen darauf setzen und etwas in die Masse drücken. In den heißen Ofen schieben und ca. 45min fallend auf 180° backen.

Schmeckt am besten durchgezogen am nächsten Tag.