abgefärbt: mediterrane Spätsommer-Ravioli

Sonntag, 30. September 2018


Bestimmt sind wir uns einig, dass die Umgebung auf uns abfärbt. Nach 13 Jahren hier in Südfrankreich merke ich, wie ich mich an das ein oder andere angepaßt habe.

Die Weite, die Stille, die Größe, die mit unserem Blick ins Tal einher geht, setzt vieles in andere Relationen. Mikrokosmos-Makrokosmos scheinen sich  bei uns in der Horizontlinie zu berühren. Das nivelliert doch einiges von ganz alleine - vorneweg  die Emotionen, mit denen die Medien versuchen, eine Nation zu füttern. Was hat das mit uns zu tun? Allermeistens rein gar nichts. Wenn, dann lasse ich es durch die Flimmerkiste in meine Nähe tragen und lasse zu, dass ich mitschwinge.

Unser Frieden tüncht alles in einen Heile-Welt-Modus. Das mag etwas abgekitscht klingen, ist aber genau so. Ausgewildert und ausgenüchtert schauen wir uns an, andere und in die Ferne. Doch, ich kanns nur bestätigen: in der Ruhe liegt die Kraft. Etwas feinfühliger wird man dabei wohl - das läßt sich nicht vermeiden. Sowas kommt von sowas.

Alles wird schnell intensiver: jeder Geruch, jedes Wort, jedes Lied, jede Miene. Wie bei einem ruhigen See. Da macht eben der kleinste Kieselstein sofort Wellen. Ganz à la *Beachte das Was, mehr beachte das Wie* (Goethe).  In die Ecke der Hochsensibelen wollen das manche gerne drücken. Aber dagegen wehre ich mich entschieden. Nein, nein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. 

Ich vergleiche die Sinne gerne mit einem fein eingestellten Radio. Je weniger Rauschen umso deutlichere Signale, bzw. gut funktionierende, klare Sinne. Oder: Ohren, die hören können und Augen die sehen können. Im Gegensatz zu Hochsensiblen, die ja überfordert sind von der Sinneswahrnehmung und diese - für mein Dafürhalten - überdrehen, überbewerten oder falsch einsortieren.

Nun, das Kuriose ist allerdings, dass das leider nicht gleichzeitig bedeutet, dass wenn die Sender des Radios ein Mal gut auf Empfang gedreht sind, dass das dann so bleibt. Es gilt: je lauter und hektischer die Umgebung, umso mehr sind meine Sinne übertönt. Kann man sich ja leicht vorstellen am Beispiel Geruch: sind davon viele starke in einem Raum, überlagert einer den anderen und sie verschwimmen zu einem Grau wie die Wasserfarben im Glas für den Malpinsel.

Aber auch Südfrankreich wabbert in mich über. So bin ich schon um Welten besser geworden, im Fünfe gerade sein lassen. Das *tant pis* (was soll's) rutscht mir mittlerweile ganz lässig über die Lippen. *Pffffhhh* schnaube ich, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Das ist das Savoir-Vivre. Warum die Dinge so streng und eng nehmen. Manchmal hilft es - wie die Südfränzis - mehr die Schulter zu zucken und ein wenig Abstand einzunehmen.

Oder mein Knoblauchverzehr. Der hat sich exponential vermehrt in den letzten Jahren. Logisch, reden wir von dem schönen, lila Knoblauch, für den die Drôme Anbaugebiet ist und nicht von dem weißen mit den kleinen, fisseligen Zehen. Kein Gericht ohne einen ordentlichen Schwung an Knoblauch. Ja, hier glaubt man fast, Knoblauch könne Wunder wirken. Im Prinzip wird er als Heilmittel für alles außer Liebeskummer eingesetzt. Und noch nie, wirklich noch nie ist mir passiert, dass jemand nachhakte, ob Knoblauch im Essen ist - wegen einer Gefährdung des Atems oder anderer Bedenken.

Heute feiere ich nochmals den Spätsommer - möglicherweise mit der letzten Zucchini des Jahres. Zumindest in Keulengröße. Und ich feiere wieder die Tomatenbutter in einer neuen Variante. Was kommt die seit ihrer Entdeckung gut an. Bon, man könnte sich jetzt streiten, was zuerst war: das Angebot oder die Nachfrage. Aus einer Kreuzung der Tomatenbutter mit diesen Ravioli bastelte ich diese Füllung. Ein voller Erfolg also. Wie könnte es anders sein samt dem Blog-Buster-Zucchini-Rezept...


Zutaten 2P:

Pastateig
100g Dinkel 630
90g Hartweizenmehl
2 Eier
Salz
Öl

Füllung
100g Ziegenfrischkäse, cremeux
45g Tomaten, getrocknet
1 EL Crème fraîche
2 Knoblauchzehen
1/2 Zitrone, Abrieb davon
2 EL Basilikum, fein gehackt

1 Blech: Keulenzucchini
mit Olivenöl
und Oregano
(m: gelb/ grün)

200g Kirschtomaten
ein Stich Butter
Vanille-Zucker (m: selbst angesetzt)
Salz, Pfeffer
Thymian

Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig sorgfältig einen homogenen Teig kneten, in Folie einwickeln und mindestens 1 Stunde kalt stellen.

Für die Füllung die getrockneten Tomaten in kochendem Wasser einweichen (Einweichwasser von getrockneten Tomaten nicht entsorgen - wird später gebraucht für Kirschtomaten in Pfanne). Dann alle Zutaten miteinander vermengen, fein pürieren und würzig abschmecken (dabei leicht überwürzen, denn die Intensität wird sich als Ravioli gegart etwas verlieren). In eine Spritztülle (oder einen kleinen Gefrierbeutel mit abgeschnittener Ecke) füllen.

Den Pastateig dünn auswellen (m: Marcato - Stufe 6 von 7), auf das Raviolibrett passend zuschneiden und dann nacheinander füllen. Vor dem Auflegen der zweiten Pastaplatte die Zwischenräume mit Hilfe eines Pinsels mit Wasser bestreichen. Das Raviolibrett mit Schwung wenden, gut festdrücken und in Ravioli schneiden. Auf ein mit Hartweizenmehl bestreutem Küchentuch auslegen und mit einem weiteren abdecken. So weitermachen bis Platten wie Füllung verbraucht sind.

Die Zucchini in dünne Scheiben hobeln. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und dünn mit Olivenöl einpinseln. Die Zucchini-Scheiben dachziegelartig darauf setzen. Nochmals mit Olivenöl bestreichen. Dann salzen, pfeffern und mit getrocknetem Oregano bestreuen. Bei 220° für ca. 25-30min in den Ofen schieben, bis die Zucchini deutliche Bräunung aufweisen kann.

Parallel die Kirschtomaten halbieren und in Butter zusammen mit dem Vanillezucker und dem Thymian schwenken. Etwas von dem Einlegewasser der getrockneten Tomaten zufügen und salzen und pfeffern.

Gleichzeitig reichlich Salzwasser zum Kochen bringen und die Ravioli darin al dente kochen. Die Zucchiniplatte in Streifen schneiden. Diese als erste zum Anrichten auf den Teller setzen, die Ravioli darüber geben, dann die Kirschtomaten und mit etwas frisch gehobeltem Parmesan bestreuen.


trotzig: opulentes Chili mit Mais-Fritters

Mittwoch, 26. September 2018


Kein Regen in Sicht. Und eigentlich zählt die Drôme zu einer der fruchtbarsten Gegenden von Frankreich. Weil zusätzlich zu viel Sonnenschein immer mal wieder ein Schauer runter geht. Azurblauer, wolkenloser Himmel. In der Wettervorhersage weiterhin Soleil soweit das Auge reicht. Meine hauptsächliche Gartenarbeit besteht nachwievor aus Gießen. Als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Und selbst die obligaten Wetter-Sprüchlein zur Begrüßung à la *On a du beau temps - c'est le principal* bleiben einem mittlerweile etwas im Hals stecken. So kann es doch nicht weitergehen?! Smalltalken heißt übrigens ins Französische übersetzt: *parler de la pluie et du beau temps* (über den Regen und das schöne Wetter sprechen) - und exakt so handhabt man das auch - mit positivem Grundton. Gerade bei Sonnenschein. Eigentlich.

Meine biologische Uhr drehte aber schon eine Weile weiter auf Herbst. Genug mit kurzen Hosen und barfuß laufen. Genug baden gegangen. Ich bin bereit für Socken. So wie der Garten bereit dafür ist, dass manche Beete umgestochen und für nächste Saison vorbereitet werden. Oder nochmals eine späte Saat ausgebracht wird. Das macht nur bei der Trockenheit überhaupt keinen Sinn. Der Boden ist hart wie Beton. Bei den Pflanzen im Garten geht es sowieso schon lange nicht mehr um Wachstum - vielmehr geht es ums Überleben. Einen ganzen Garten kann man unmöglich wässern...

Trotzig habe ich beschlossen, uns wenigstens ein herbstlich anmutendes Gericht auf den Tisch zu bringen. Einen Eintopf. Ein Chili. Ein Gericht, das auch kalte Zehen wieder zum Leben erwecken würde. Rein theoretisch. Ich vermelde, wenn dazu endlich auch Notwendigkeit besteht ...


Zutaten 4P:

1 rote Zwiebel
3 Knoblauchzehen
3 rote Paprika
1 Karotte
1 Stange Lauch
1 Stange Sellerie
1 kleine Zucchini*
100g getrocknete Bohnen*
1 Stück Kombu-Alge, ca. 5cm
1 Schluck roter Portwein
1 großer Schuß Rotwein
200g Ofentomaten
2 TL Thymian
1 TL Oregano
3 Lorbeerblätter
1/2 TL Pimenton dela vera
1 TL Paprika-Pulver
1/2 TL Kreuzkümmel
Harissa
(optional: ein Stückchen schwarze Schokolade
mindestens 70%)
Salz, Pfeffer
Olivenöl

100ml Kefir
50g Maismehl
150g Maiskörner (m: gefroren)
1 EL Sellerie-Stange, fein gehackt
1 Schalotte, fein gehackt
1 EL Sellerie-Grün, fein gehackt
1 Ei
Salz, Pfeffer
Öl zum Backen

Zubereitung:

100g Bohnen am Vortag in reichlich Wasser einlegen. Bohnen spülen und mit frischem Wasser und dem Stück Kombu-Alge ca. 45min köcheln lassen - abschütten und ca. 250ml von dem Kochwasser auffangen.

Die Paprika vom Kerngehäuse befreien, unter den Ofengrill legen so lange bis sie schwarze Blasen werfen. Die Haut entfernen und die Paprika in kurze, schmale Streifen schneiden.

Zwiebel, Knoblauch, Sellerie und Karotte fein würfeln. Lauch halbieren und in feine Streifen schneiden. Kleine geschnittenes Gemüse (inklusive Paprika) in dem Olivenöl anrösten bis die Zwiebel glasig ist. Dann die Gewürze zufügen und ebenfalls kurz mitrösten. Bohnen untermischen und die Lorbeerblätter zufügen. Mit Portwein und Rotwein ablöschen und einreduzieren lassen. Bohnen-Kochwasser sowie Tomatenconfit anschütten. Salzen, pfeffern und ca. 15min köcheln lassen bei geschlossenem Deckel.

Währenddessen die Zucchini in kleine Stücke (m: die Hälften gedrittelt und in Scheiben geschnitten) rüsten. Außerdem die Fritters zubereiten. Dafür alle Zutaten miteinander vermengen, beginnend mit Ei, Kefir und Maismehl - eas klümpchenfrei verrühren. Zuletzt die übrigen Zutaten untermengen. Dann ca. 12 Stück in heißem Fett ausbacken. Mit einem Eßlöffel kleine Häufchen in die Pfanne setzen und von beiden Seiten knusprig braten. Warm stellen

Die Zucchini nun unter das Chili rühren und weitere 10-15min köcheln lassen bei geschlossenem Deckel. Lorbeerblätter entfernen und mit Harissa, Salz und Pfeffer final abschmecken. Wer mag schmeckt hier noch mit einem Rippchen dunkler Schokolade ab. Das Chili zusammen mit den Fritters servieren. Aucfh prima zusätzlich: ein Löffel Crème fraîche.

*Anmerkung m: Die Zucchini kann gut durch eine Süßkartoffel ersetzt werden. Wer bereits gekochte Bohnen aus der Dose verwendet, der muß mit Gemüsebrühe aufschütten...

Inspiration Fritters: Petra von Chili und Ciabatta 


falsche Freunde: Chicorée-Tarte-Tatin

Sonntag, 23. September 2018


Falsche Freunde enttarnen sich vor allem ausgenüchtert. Man hatte eine falsche Vorstellung von jemandem im Kopf, der sich im entscheidenden Moment als andere Person entpuppt. Mit Alkohol lassen sich solche Erfahrungen meist vermeiden, wechselt man von Deutschland nach Frankreich kommt man um derlei Erlebnisse nicht herum. Und zwar sprachlicher Natur. Zumindest bezeichnet mein Wortschatz-Buch eine ganze Rubrik dementsprechend...

Wie sehr mich die Verkreuzung dieser beiden Sprachen schon ins Stolpern brachte - und das immerhin mit Leistungskurs im Rücken - man kann es sich nicht ausmalen. Ach, das Leben, es ist voller kleiner Tücken. Nehme ich doch als erstes Beispiel mal das Wort *Negligée*. Kennt fast jeder Deutsche - klar, das schicke Fränzi-Wort für Reizwäsche, beziehungswiese diese kleinen, zarten Nachthemdchen mit Spaghettiträgern. Ihr seht es vor euch. Aber von wegen. In dem Zusammenhang weiß kein Franzose, von was die Rede sein soll. Das Wort gibt es wohl. Als Adjektiv und bedeutet dann *verwahrlost*. Also etwas KOMPLETT anders.

Oder nehmen wir das *Parterre*. Ein gängiges Wort im deutschen Sprachgebrauch - eindeutig entlehnt aus dem Nachbarland. Tja, nur übersetzt man das hier mit Blumenbeet und mitnichten mit Erdgeschoß. 

Ein weiteres sehr populäres Beispiel mit hübschem Fallstrick meint in einem Land (Deutschland) ein Gebäckstück: *un baiser*. Klingt französisch, wird französisch ausgesprochen, ist auch französisch, bedeutet allerdings *Kuss*. Die entsprechende Süßigkeit heißt hier einfach *une meringue*. Einen Stolperstein, den die ein oder andere vielleicht bereits kennt. Tsss, aber es gibt derer noch einige mehr.

Mein populärster Verdreher, der mich anfangs in Frankreich wiederholt stuzig machte, ist eine klassische Überkreuzstellung. Allerdings fühlt es sich an, als hätte man eine Vokabel falsch abgespeichert. Das Bild passt nicht zum Wort. Und zwar wird die heutige Tarte in Frankreich mit *Tarte Tartin aux endives* übertitelt. Chicorée heißt in Frankreich *endive* und Endivien wiederum *chicorée*. Bis heute muß ich mich zwicken, wenn es um diese beiden Salatsorten geht. Obendrein kann Chicorée auch noch Getreidekaffee meinen, das liegt aber mit am Ursprung dieses Kaffees, der aus dem wilden Chicorée, der Wegwarte, gezüchtet wurde.

So, ich hoffe, ich habe euch tüchtig verwirrt. Nun wird wieder entknotet und zwar mit dieser köstlichen Tarte Tatin, die sowohl als schönes Mittagessen für zwei Personen wie als Vorspeise für 4-6 Personen funktioniert. Regelrecht angefüttert wurde ich damit, denn ein lieber Feriengast (coucou Corinna) verwöhnt uns damit als Entrée für ein feines Menu. Ja, wer denkt, dass hauptsächlich ich versuche Feriengäste gelegentlich kulinarisch zu verwöhnen, der irrt. Das dreht sich immer wieder - ganz zu meiner Freude!


Zutaten - Form 24cm:

Teig:
70g Einkorn-Vollkorn
100g Dinkel 630
Salz
85g Butter, kalt
1 EL Quark
1 TL Thymian
Chili-Flocken

3-4 kleine Chicorée
1 EL Butter
1 EL Zucker (m: hellbrauner Rohrzucker)
1 TL Fenchelsaat (m: grob gemörsert)
Abrieb 1 Zitrone
flambiert mit Pastis
1 Knoblauchzehe
1 Schalotte
1 EL Korinthen (m: vergessen)
Salz, Pfeffer

Zubereitung:

Ofen auf 200° vorheizen. (m: Intensivbacken)

Die Butter in kleinen Flöckchen wie gewohnt mit den restlichen Zutaten unter das Mehl vermengen und mit wenig kaltem Wasser zügig zu einem glatten Teig verkneten. In Folie wickeln und mindestens 1 Stunde im Kalten ruhen lassen.

Chicorée rüsten, d.h. halbieren und den Strunk keilförmig rausschneiden. Knoblauch und Schalotte fein würfeln. Korinthen etwas in heißem Wasser einweichen.

Zucker zusammen mit der Butter in einer Pfanne schmelzen lassen und leicht karamellisieren lassen, restliche Zutaten zufügen, zuerst kurz Gewürze samt Schalotte und Knoblauch. Dann die Chicorée mit der halbierten Seite nach unten dazu setzen und mit einem guten Schuß Pastis flambieren.

Die Tarteform buttern, zuerst die Hälfte der Gewürze auf den Boden geben, dann den Chicorée dicht an dicht darauf verteilen, die restlichen Gewürze (ganzer Pfanneninhalt) sowie die Korinthen (die ich an der Stelle vergaß).

Teig etwas größer als Tarteform auswellen und darüber legen - dabei die Ränder nach innen krempeln. Mit einer Gabel mehrfach einstechen.

In den heißen Ofen schieben (2. Schiene von unten). 20min bei 200° backen und weitere 20min bei 180°. Aus dem Ofen nehmen und auf eine Platte stürzen.

Inspiration: Corinna bzw. Brigitte

.... mehr salzige Tarte-Tatin - bitte hier entlang....


lucky: Kartoffelkuchen mit Reblochon

Montag, 17. September 2018


In meiner Instagramwelt (zugegeben eine sehr überschaubare) mehrt sich ein und dieselbe Spezies von jungen, gertenschlanken Mädchen. Sie alle machen Yoga, ernähren sich vegan, surfen wenn möglich an Traum-Stränden, kleiden sich gerne in Bio-Baumwolle und schminken sich mit Bio-Kosmetik. Voll pc. Ein zertifiziertes, Scheckheft gepflegtes, Mainstream taugliches, TÜV geprüftes schönes Leben. 

Gerne spicken sie ihre Bilder mit Hashtags wie #blessed oder #graceful und Teebeutelweisheiten wie #live your dreams out. Hey, nix dagegen. Solln se machen. Ich gönne jedem alles ( siehe Mme Vogel: *ich habe mein Leben, meine Liebe und sonst nix zu verlieren, wie könnte irgendjemand damit konkurrieren). Was mich nur irritiert: warum dabei eine einzige Lebensvorstellung reproduzieren? Warum nicht mal Yoga-Häkeln-Bonsai-Bäume-züchten. Oder Surfen-Singen-Seidenmalerei. Warum sich keinen individuellen Weg suchen, sondern einer Bewegung nacheifern? Und jeder ahnt, dass man nun mal nicht beides haben kann: Individualität und Gruppe.

Mir spielt mein hauseigenes Radio beim Gucken derlei Bilder gerne den alten, anstrengenden Kylie-Gassenhauer ein:*I should be so lucky, lucky, lucky, lucky*. Du meine Güte, sind die glücklich. Ein einziges verstreuen von glizzernden *Gute-Laune-Konfettis*. Aneinandergereihte, strahlende Selbstportraits mit unkaschiertem Bilderbuch-Ego. Da bekomme ich dann doch etwas Brechreiz. Bei diesem Vibe à la: *Und du könntest das auch sein, wenn du es nur so machst wie ich. Mir nach Richtung Grinsekatze, ich weiß, wie's geht*. Logo, da ist man sich seiner Funktion als Influencer bewußt.

Die Welt ist eine große Spielwiese. Darauf dürfen sich nicht nur alle Selbstinszenierer dieser Welt ausprobieren. Keine Zensur von mir. Muss jeder für sich selbst wissen. Nur wundern darf ich mich ja. Dass das so funktioniert. Dass denen das so *abgekauft* wird. Jeder, der seinen Kopf einigermaßen gerade auf das Untergestell gesetzt bekommen hat, stellt irgendwann (eher früher als später) fest, dass Leben alles andere als reines Zuckerschlecken ist. Selbst wenn man mal einen Lauf hat, braucht man nur nach rechts und links zu gucken, und sollte wieder reguliert sein. Himmel, was kann es Schicksalsschläge hageln!

Die Frauen des Naturvolks der Sahara, den Touareg, rufen in Momenten der Freude gerne diesen hohen, schwingenden Ton aus (Ululation), der so typisch ist für weite Teile Afrikas und Arabiens, nur dass sie sich dabei sanft mit der flachen Hand auf den Kopf schlagen. Bloß nicht übermütig werden, nur den Kopf dabei nicht zu hoch recken, keine schlafenden Hunde wecken. Uralte Weiseheit: Wenn das Pendel in die eine Richtung schwingt, dann schwingt es auch wieder in die andere. Für alles zahlt man einen Preis. Daher halten sie sich an die drei unscheinbaren Tugenden: Mäßigkeit, Nüchternheit, Bescheidenheit. Bon, die Mädels pflegen keine Instagram-Accounts und Follower und Werbedeals würden sich auf diese Weise wohl auch nicht rekrutieren lassen. Zumal *Follower* durch die Wüste bringen... oh, da könnte der Habib Geschichten erzählen...

Für uns gibts dazu ein fürstliches Salat-Plus-Essen. Kartoffel-Käse-Glück für alle, die Kartoffel-Käse-Glück zu schätzen wissen. Samt Tomatensalat und Blattsalat als blaublütige Begleitung...


Zutaten 2P - kleine Kuchenform:

600g Kartoffeln (m: Charlotte)
einige Blätter Salbei
1 Eier, groß
(oder 2 kleine)
100ml Sahne
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
60g Reblochon
Butter für die Form

Zubereitung:

Ofen auf 200° vorheizen.

Die Kartoffeln schälen und in feine Scheiben hobeln. Von den Salbeiblättern die Mittelachse entfernen und in feine Streifen schneiden. Käse leicht entrinden und in Würfel schneiden. Die Form buttern.

Eine Lage Kartoffelscheiben auf den Boden schichten, sowie auf den Rand (m: habe auch eine Schicht über die Kante geschichtet). Dann jeweils leicht salzen und pfeffern und etwas Salbei darüber geben sowie einige Käsewürfel. So weiter schichten und mit einer Lage Kartoffeln abschließen. Die Oberfläche mit flüssiger Butter bepinseln.

Sahne und Eier verquirlen und darübergießen. Falls die Springform nicht gut schließt, einen Bogen Alufolie von außen um die Form legen, damit nichts auf den Backofenboden tropft, oder die Form auf ein Backblech stellen. 

Das Gratin etwa 45min backen (gegebenenfalls abdecken mit Backpapier, sollte es zu dunkel werden) oder am Ende unter den Grill stellen, damit es goldbraun aussieht... Messerprobe: der Kartoffelkuchen ist durch, wenn das Messer ohne Widerstand durchgeht.

Vor dem Anschneiden noch wenigstens 5-10min ruhen lassen.


Jetzt gehts los: Rustikales Dinkelchen

Samstag, 15. September 2018


Brötchen backe ich immer wieder gerne zwischendurch. Alleine schon deshalb, weil sie sich ganz kurz entschlossen direkt auf dem Toaster auftauen lassen. Brötchen habe ich auch von Anfang an gerne gebacken. Man kann es sich ja gar nicht mehr vorstellen heute, aber damals - zu meinen Anfängen vor über 10 Jahren - gab es lediglich schriftliche Beschreibungen im Netz zum Brotbacken.

Nix mit speziellen Brotbackblogs, nix Videos, nix gute Brotbackbücher. Die einschlägigen Foren waren mein Anlaufhafen. Und da hieß es in den Erklärungen, wie man ein Brötchen in Form bringt (im Fach-Chargon *rundschleifen*): *die Teigkugel wie ein Kugellager in der hohlen Hand drehen - dabei darauf achten, dass der Teigboden leichte Bodenhaftung hat.* Mehr Infos für die Praxis waren nicht zu holen.

Aber hey, das funktionierte super. Sogar ohne Anschauungsmateriel. Gerade an  einer kleinen und sehr handlichen Menge läßt sich das Teiggefühl prima üben und man sieht und merkt besonders gut, wie sich auf diese Weise Oberflächenspannung aufbaut. Außerdem kann man kontrollieren, wie sich unten der Schluß (jahrelang bin ich mit den Augen über dieses Wort immer nur drübergehuscht und *Schuß* gelesen) bildet. Mit den Anleitungen, die heute im Netz greifbar sind, sollte die Hemmschwelle mit dem Brotbacken zu starten, nahezu ausgelöscht sein.

Diese Dinkelchen habe ich übertitelt mit *jetzt gehts los*, weil die Brötchen noch nicht einmal rund geschliffen werden müssen. Einfaches abstechen und aufs Blech setzen - das ist alles. Obendrein braucht es keinen Sauerteig, sondern das Rezept besteht aus einem einfachen, gereiften Hefeteig und gelingt garantiert, denn es stammt von meinem Brotbackhelden Dietmar. Die Kiste rutscht quasi von alleine.

Sowohl für absolute Beginner wie für Skeptikerinnen wie Zorra, die Brötchen nicht ganz über den Weg trauen. Zorra wünscht sich zu ihrem 14. Blog-Geburtstag Brötchen-Rezepte. Nur zu gerne komme ich ihrer Aufforderung nach - mit den herzlichsten Glückwünschen, Zorra! Schön, dich so konstant in Blogistan zu wissen! Mit diesen Dinkelchen hier sollten alle schlechten Erfahrungen vom Tisch gewischt sein!

Ein bißchen habe ich in dem Rezept noch rumgefummelt und Chia-Samen zugefügt. Ihr wißt: ich stehe drauf. Sie verbessern die Frischhaltequalität und man bekommt in den Teig mehr Feuchtigkeit. So gut finde ich sie, dass ich sie direkt zwei Mal hintereinander gebacken habe. Und bestimmt nicht zum letzten Mal!

Zutaten 9 oder 10 Stück:

Dinkel-Kochstück:
100g Wasser (100°C)
50g Dinkelvollkornmehl
Kochendes Wasser auf das Dinkelvollkornmehl schütten und ordentlich verrühren. Anschließend im Kühlschrank bis zur Weiterverarbeitung lagern.

Dinkel-Vorteig:
100g Wasser 4°C
75g Dinkelvollkornmehl
0,5g Hefe
Zutaten verrühren und 10-12Std bei Raumtemperatur reifen lassen.

25g Chia-Samen
70g Wasser 
mindestens 3 Stunden quellen lassen

Hauptteig:
175g reifes Dinkelpoolish
150g Dinkelkochstück
375g Dinkelmehl Type 630
Chia-Samen-Quellstück
210g Wasser 10°C
12g Salz
7g Honig
5g Hefe 

Zubereitung: 

Alle Zutaten 8 Minuten langsam und 3-4 Minuten schnell kneten.
Anschließend den Teig in eine geölte Wanne geben.

Nach 45 Minuten den Teig 1x falten und anschließend  im Kühlschrank bei 4°C gelagert.

Der Teig kann nun  mit der angeführten Hefemenge über einen Zeitraum von 12 – 14 Stunden im Kühlschrank gelagert werden. Sollte die Teigreife auf 20 – 24 Stunden verlängert werden, dann ist eine reduzierung der Hefemenge empfehlenswert!

Am nächsten Tag muss die Teigwanne vor der Weiterverarbeitung 1 Stunde zuvor aus dem Kühlschrank genommen werden.

Vor der Aufarbeitung muss das Backrohr bereits auf 250°C vorgeheizt werden.

Arbeitsplatte mit Roggenmehl stark bemehlen und die Teigwanne auf das bemehlte kippen - dabei vorsichtig vorgehen und den Teig schonend behandeln. Anschließend mit einer Teigspachtel nach Wunsch verschiedene Größen abstechen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech ablegen (bei meiner Version habe ich die bemehlte Seite auf das Backblech gelegt).

Zum Schluss können die Dinkelweckerl mit Kümmelsalz (m: schwarzer Sesam) bestreut werden.

Nach dem Abstechen die Teiglinge noch 30 Minuten garen lassen und anschließend mit kräftigen Schwaden bei 250°C backen.

Gebacken werden die Weckerl ca. 15-18 Minten (je nach Größe) bei gleichbleibender Hitze.

12 von 12 - September 2018

Mittwoch, 12. September 2018

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1. Richtung Erntedank präsentiere ich die absolute De-luxe-Variante unseres Porridge - viel Obst aus dem Garten: Birne, Apfel, Feige, Pfirsich plus späte Mara du Bois, die Königin unter den Erdbeeren. Wenn ein Tag schon so beginnt, dann läufts... Sieht man auch, oder?

2. und 3. Erste Garteneinheit. Die bemesse ich nicht nach Stunden sondern nach meinem *Grünabfälle-Sack*. Meiner hat ein Fassungsvermögen von etwa 270l - dicht gefüllt macht das eine Einheit. Drei gefüllte Säcke sind SEHR gut. Momentan wandelt es sich allerdings nicht sehr lustvoll durch den Garten. Keine Rosen, die wieder blühen, nur ein paar Astern, Cosmeen, Ringelblumen, Tobinambur, vereinzelte blaue Borretschköpfchen. Diese gelbe, glockige und leicht duftende Clematis trotzt Dürre und Hitze eigensinnig. Wenigstens verschleiern einige Wolkennetze den Himmel etwas - es schwitzt sich dennoch angemessen...

4. Dann fahren wir zur Müllablade der Nachbargemeinde (Details erspare ich euch) und kombinieren das mit einem Café-Stopp. Im Hintergrund übrigens das Abenteuer-Auto des Habibi - mehrfach Afrika erprobt!

5. Dort schauen wir auch gleich in die Lokalzeitung - deren Météo-Vorhersagen sind recht solide. Soweit das Auge reicht (bzw. die Wetter-Vorschau) kein Regen in Sicht. Au contraire. Bis Sonntag weiterhin 30°...

6. und 7. Gestern war ich mit einer Freundin wieder an der Gervanne baden. Fühle sich genauso an wie im Juli oder August. Das Wasser glasklar wie immer und die Sonne so heiß, dass man sich ein Schattenplätzchen suchen musste. Ein Schmetterling nimmt mich als Landeplatz. Leider ist der Schwund der Insekten dieses Jahr auffallend und nicht zu übersehen...

8. ein Salat-Plus-Essen - passend zu der Hitze. Gurke aus dem Garten, Tomaten aus dem Garten samt der Kartoffel *Charlotte* (mein erklärter Liebling: fest und von schöner gelber Farbe). Dazu ein Stückchen Salzbutter für mich und etwas Schnittlauchquark für den Habib. Nix zum Verbloggen aber für mich Landküche zum Niederknien...

9. Anschließend richte ich *das Schwalbennest* - nun beginnt die Nachsaison und wir haben wieder Kapazität. 20% Nachlass übrigens. Also wer schon immer ein Mal durch den Naturpark Vercors wandern wollte, dabei Stille und Weite genießen und über südfranzösische Märkte flanieren... jetzt sofort... dann, bitteschön, weiter zu Sonne und Lavendel - bei uns seit ihr maxicosy aufgehoben...

10. Zweite Runde Garten, vorbei an Thekla im Willi-Kostüm...

11. Energie tanken mit dem letzten Stück der Feigentarte, mit der ich meine diesjährige Triologie der doppelten Lottchen beende. Nach den Schoko-Sablés und dem Pflaumen-Streusel. Für mich halte ich aber grob fest, wie ich die Tarte mit Feigen gemacht habe, denn ich mochte diese hier noch einen Takken lieber. (Thymian in die Pâte Sablée und Guß aus 400g Quark/ 50g Mascarpone/ 50g Thymianhonig/ 1 Zitrone - Abrieb und Saft/ 2 Eier/ 30g Speisestärke - gebacken mit Intensivbacken erste 20min/ insgesamt 50min)

12. Auf die Matte mit Online-Yoga. Man beachte die dreckigen Füße. Ich staune immer, wie dunkel meine Zehen in meinen Gartenballarinas werden können. Richtig scheckig. Die Leggins (so volle Influencerin-mäßig) habe ich aus Thailand (für alle, die es nicht interessiert). Nun drinke ich mit dem Habib auf der Terrasse ein Kronenbourg (mit ohne) und kaufe mir noch ein Kleid, mit dem ich bereits ein Weilchen liebäugle - das wollte ich euch eigentlich auch einstellen, aber dann wären es 13 Bilder. Abgesehen davon dass ich damit gegen die Regeln verstossen würde, finde ich 13 eine saudoofe Zahl.



Viele Einblicke mit 12 Bildern vom 12. des Monats sammelt mit großer Beharrlichkeit wie stets Mme Kännchen...

Blog-Buster: Obst in der Konserve

Montag, 10. September 2018


Unsere Nashi-Birne hat wunderbar getragen. Das bekommen auch direkt sämtliche Vögel und Ameisen mit. Gerade letztere sind bei uns im Garten unsere größten Fressfeinde. Nicht im Sinne ihrer Körpergröße, sondern der Menge, die sie wegtragen. Erdbeeren etwa - ein gemeinsames Lieblingsobst. Mehr als mit Schnecken müssen wir mit Ameisen teilen. Die nagen - jetzt im Falle der Nashi-Birne - zusammen mit den Wespen Löcher und schon sind auch Bienen und Hornissen zur Stelle. Wir teilen ja gerne. Iss ja gar nicht so. Aber eine Provision fürs Anbauen und Pflegen hätten wir schon gerne. Nur hält gerade sehr zuckeriges Obst ein Mal geerntet leider nicht lange.

Am liebsten essen wir sämtliche Früchte morgens zu unserem Porridge. Nur so viel verbraucht sich dabei nicht auf einen Schlag. Gut, dass ich mich für die Birnen eines Blog-Busters erinnerte. Ihr wißt, Nicole Stich ist für mich die große Schwester des Foodbloggens! Das läßt sich wunderbar an ihrem ersten Kochbuch *Delicious Days* demonstrieren, dessen Foodfotographie wie Rezepte nicht zu altern scheinen - wie *das kleine Schwarze*, das man einfach im Schrank hängen haben sollte und zu jeder Gelegenheit passt. Und wie lange ist sonst heute die Halbwertszeit eines Kochbuchs? Ich fürchte, der allgemeinen Schnellebigkeit angepasst...

Aus diesem Buch ist ihr Rezept der Birnen in Safran-Vanille-Sirup schon von Blog zu Blog gehüpft. Die sonnenblumengelben Birnen sehen zu verführerisch aus. Allerdings bin ich nicht der weltgrößte Fan des Geschmacks von Safran - daher habe ich die Dosis etwas reduziert. Ich wollte eigentlich nur die Farbe (bedenke: weniger Safran macht allerdings auch weniger leuchtend Gelb). Außerdem habe ich die Birnen gleich eingeweckt (auf meine bewährte Weise), so dass ich die Birnen nur kurz im Sud aufköcheln ließ und dann in den vorbereiteten Gläsern konservierte. Einen weiteren Teil der Birnen machte ich in einem Karamell-Vanille-Sirup ein. Vor Fressfeinden gerettet und im Vorratsregal für einen späteren Zeitpunkt gesichert!


Zutaten für 4-6 Personen:

250 g Zucker
1 Vanilleschote
1 Limette
etwa 1/2 TL Safranfäden
6 festere Birnen (m: Nashi)*

Zubereitung

600 ml Wasser und den Zucker unter gelegentlichem Rühren bei starker Hitze in einem weiten Topf zum Kochen bringen. Dann die Hitze zurücknehmen, so dass der Sirup nur noch leicht köchelt. Die Vanilleschote der Länge nach aufschneiden, Mark mit dem Messer herauskratzen und samt Schote zum Zuckersirup geben. Limette auspressen und den Saft sowie die Safranfäden ebenfalls zugeben.

Die Birnen entweder halbieren oder vierteln, dann entkernen und schälen, zum Sirup geben. Abgedeckt darin je nach Größe in bis zu 30 Minuten weich köcheln lassen, dabei die einzelnen Birnenstücke ab und zu behutsam mit zwei Löffeln umdrehen. Sie sind fertig, wenn man beim Hineinstechen mit der Messerspitze kaum noch Widerstand spürt (sie sollen aber auch nicht zerfallen).

Birnenstücke vorsichtig in ein hohes Gefäß geben (Einmachgläser eignen sich gut) und mit dem Sirup übergießen, bis alle Früchte bedeckt sind. Abkühlen lassen, dann abgedeckt im Kühlschrank mindestens über Nacht durchziehen lassen – erst dann nehmen sie die sonnengelbe Farbe des Safrans richtig gut an. Je länger man die Birnen im Safran-Vanille-Sirup ziehen lässt, desto ausgeprägter wird ihr Aroma. 

Anmerkung m (Ende Sep'18): das erste Glas geöffnet und die Birnen für absolut köstlich befunden - die Nashi-Birnen werden nun jedes Jahr derart konserviert !!

Quelle: Nicole Stich - Delicious Days bzw. Küchengötter


Und wenn wir schon mitten im Thema sind: einen großen Schwung Karamell-Zwetschgen habe ich außerdem wieder eingemacht. Die sind im Winter eine echte Bank. Ob zu Vanille- oder Crème-Fraîche-Eis, zu Grießflammerie oder einem ordinären Grießbrei, zu Vanille-Pudding oder einer Mousse - egal. Ich finde es ein hinreißendes Gäste-Winter-Dessert. Ja, eigentlich sind die Karamell-Zwetschgen der Mme Ziii ein DUBB - die mache ich nun bereits zum dritten Mal. Aus voller Überzeugung!


Andersdenker: mediterrane Lasagne

Freitag, 7. September 2018



Die Spezies der Andersdenker füllt den übergeordneten Topf von der noch spezielleren Gruppe der Individualisten. Was sie eint ist das Gefühl in einer Gegenstromanlage zu schwimmen.

„Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die Meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“ (Albert Einstein)

Einer der bekanntesten und berühmtesten Andersmacher der Drôme ist der Facteur Cheval samt seinem Palais Idéal. Im vorletzten Jahrhundert sammelte der Briefträger auf dem Nachhauseweg Steine (immerhin einer Tour von über 30 Kilometern), um mit ihnen unermüdlich über 30 Jahre hinweg einen einzigartigen Phantasiepalast zu erbauen - inspiert von der Natur oder den Bildern, die auf den Postkarten abgebildet waren, die er tagtäglich austrug. Galt er zu Lebzeiten als Spinner und Außenseiter, beschert er heute seiner Gemeinde einen beträchtlichen Reichtum dank der vielen Touristen, die Hauterives nur wegen seines zauberhaften Palais besuchen.

Der Facteur kam mir in den Sinn, als ich diesen kleinen und beeindruckenden Film über den Förster und Naturschützer Hans Bibelriether im Fernsehen sah, unter dessen Leitung der Bayrische Wald von einem Forstbetrieb in einen Naturpark verwandelt wurde. Er stellte sich mit seinen Überzeugungen gegen Traditionen und sah sich hartem Widerstand gegenüber sowohl der Holz- wie Jagdlobby. Vor allem seine eiserne Haltung, kein Gift gegen den Borkenkäfer einzusetzen, sondern die Natur sich selbst regenerien zu lassen, um den Wald auf diese Weise zu renaturieren, weckte sehr viel Gegenwehr und kann im Nachhinein nur imponieren. Mittlerweile ist Bibelriether mehrfach ausgezeichnet und geehrt worden für sein Lebenswerk. Mehr allerdings als das berührte mich die Laudatio der Tochter auf ihren Vater: *Für mich ist mein Vater eines der größten Vorbilder einfach durch seine Charakterstärke. Ich kenne nur sehr wenige Menschen, die so geradlinig sind und so uneitel. Ich versuche ihm in der Beziehung nachzueifern, als dass ich auch versuche, das zu machen, was ich für richtig halte und auch nicht mich selbst in den Vordergrund zu stellen, sondern die Sachen, die wichtig sind im Leben.*

Diese Lasagne zeigt euch keine Weltneuheit, sondern ich habe Altbewährtes kombiniert. Etwas Vorlauf braucht es, bis die handgebastelte und traditionelle Lasagne so geschichtet in den Ofen geschoben werden kann. Aber wer noch nie so eine von grundauf selbstgemachte Pasta gegessen hat - hier sogar mit lauter Gemüse aus dem Garten - hat keinerlei Vorstellung, was er verpasst. Hausmannkost, wie ich sie nur aus der eigenen Küche kenne...


Zutaten 2-3P - 1kg-Kastenform:

Lasagneblätter
60g Dinkel 1050
40g Hartweizenmehl
1 Eigelb
(etwas Eiweiß)
1 TL grüne Oliven-Tapenade
Salz

1 große Zucchini
1 kleine Aubergine
400g Tomaten
1 rote Zwiebel
4 Knoblauchzehen, fein gehackt
2-3 EL frische Kräuter, kleingehackt
(m: Rosmarin/ Thymian/ Oregano)
2 Lorbeerblätter
100g geriebener Comte
Salz, Pfeffer
etwas brauner Zucker
Piment d'Espelette
Balsamiko-Reduktion
Olivenöl

Zubereitung:

Aus den Zutaten für die Lasagneblätter einen homogenen Teig kneten und mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Dann den Teig auswellen (m: mit Marcato - Stufe 6 von 7) - ergab 5 Blätter passend für meine Kastenform. In einer breiten, hohen Pfanne Salzwasser zum Kochen bringen und die Lasagne-Blätter nacheinander kochen, abtropfen lassen und auf einem Leinentuch glatt auslegen.

Backofen auf 210° Umluft vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und dünn mit Öl bestreichen. Die Zucchini in dünne Scheiben hoben (m: Börner - dünnste Stufe) und dachziegelartig auf dem Backblech ausbreiten. 2 feingehackte Knoblauchzehen und etwas gehackten Rosmarin darüber verteilen, salzen, pfeffern und etwas mit Olivenöl beträufeln - für ca. 25min in den Ofen schieben.

Die Aubergine ebenfalls in Scheiben hoben (m: Börner - zweitdünnste Stufe) - ebenfalls auf ein mit Olivenöl bestrichenes Backpapier auf einem Backblech auslegen... allerdings nebeneinander. Mit Olivenöl beträufeln und etwas getrocknetem Oregano. Ebenfalls für 20min in den Ofen schieben (m: zur Hälfte gemeinsam mit dem Zucchini - andere Hälfte auf 200° runtergeschalten und zu O/U-Hitze.

Die Zwiebel fein würfeln. In etwas Olivenöl die Zwiebel mit dem Knofi und den Kräutern andünsten. Die Tomaten dabei von ihrem Strunk entfernen, würfeln und ebenso wie die Lorbeerblätter in den Topf geben. Bei kleiner Hitze und aufgelegtem Deckel ca. 10min köcheln lassen. Würzen mit Salz, Pfeffer, Piment, Zucker und Balsamiko-Reduktion (dabei leicht überwürzen - die Lasagne schluckt noch etwas davon). Die Lorbeer-Blätter entfernen. Mit einer kleinen Roux die Sauce binden.

Die Kastenform buttern und nun die Lasagne zusammen basteln: 2 EL von der Tomatensauce, Lasagneblatt, 1/4 von den Zucchini (dafür die Zucchini auf dem Bleck der Breite nach in 4 Streifen schneiden) auf die Pasta legen, ein Viertel von den Auberginen-Scheiben, etwas geriebener Käse, 2 EL Tomatensauce, Lasagneblatt... das 3x wiederholen - abschließen mit einem Lasagneblatt, etwas geriebenem Käse, getrocknetem Oregano und etwas Olivenöl. Bei 190° (O/U-Hitze) für ca. 25min in den Ofen schieben.


Heikel: Gemüse-Frikadellen aus der sonnigen Aubergine

Dienstag, 4. September 2018


In puncto vegetarische Küche verfüge ich mittlerweile über etwas Erfahrung. Gerade weil ich Gnocchi sehr gerne esse und dementsprechend oft zubereitet habe, weiß ich, dass es sich dabei um ein heikles Gericht handelt. Es braucht ein funktionierendes Rezept, sonst kann man die tüchtig vermasseln. Oberätzend, wenn die Gnocchi auf der Zielgeraden im Wasser auseinanderfallen. Schließlich wurden die kleinen Dinger mit Liebe handgerollt. Passierte mir gerade erst wieder mit einem Rezept von Tim Mälzer. Und das, als ich mein neues Gnocchi-Brett (coucou Hannah!) ausprobierte. Da verlasse ich mich lieber auf meine bewährte und große Auswahl! Nur manchmal juckt halt doch der Reiz des Neuen...

Ähnlich heikel erwiesen sich Gemüse-Frikadellen. Auch die sollten zusammenhalten und sich nicht kurz vorm Servieren in der Pfanne in ihre Bestandteile auflösen. Alles schon erlebt. Meine vegetarischen Buletten habe ich unter *Puffer* zusammengefasst. An denen arbeite ich mich ähnlich ab wie an Gnocchi. Dieses Rezept in der SZ aus Auberginen fiel mir direkt in die Augen. Ein schönes Spätsommeressen! Aber ich habe so meine Zweifel, dass die, so wie dort beschrieben, wirklich klappen. Mit Blick auf Zutatenliste und Zubereitung würde ich fast wetten, dass die Masse viel zu feucht zum Formen wird. Die Grundidee gefiel mir aber und so wandelte ich sie nach Blog-Rezepte-Garantie ab - soviel Nischen-Selbstgewußtsein muss sein.

Schließlich habe ich über die Matrix alle meine Kochkenntnisse. Und von Anfang an - selbst als blutige Anfängerin - konnte ich mich auf die Blog-Rezepte immer verlassen. So will ich jetzt - wo ich die Seiten von Leser zu Blogger gewechselt habe - diesen Anspruch an meine Rezepte natürlich weitertragen. Kochen soll Spaß machen. Dafür müssen die Rezepte gelingsicher sein. Dann wird das auch was mit *sich das Leben ein Quäntchen schöner kochen*.


Zutaten 6 Stück/ 2P:

400g Aubergine*
60g Brot (m: Baguette), fein gewürfelt
20ml Milch
1 Ei, groß
60g Ziegenfrischkäse
2 Knoblauchzehen, fein gehackt
2 TL Thymian
1 TL Oregano
1 EL Basilikum, fein geschnitten
1 EL Polenta (Instant)
Piment d'Espelette
Salz, Pfeffer

1 Ei
Semmelbrösel
Salz, Pfeffer 
Sonnenblumenöl

350g grüne Bohnen
400g Tomaten
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
1 Zweig Minze
1/2 Salzzitrone
3 EL Olivenöl
2 EL Cirde-Essig
Salz, Pfeffer

Zubereitung:

Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Den Backofen auf 220°C vorheizen.

Die Auberginen schälen und in gut 1 cm dicke Scheiben schneiden. Das Backpapier mit etwas Olivenöl bepinseln, die Auberginen einlagig darauf verteilen, salzen und mit weiterem Olivenöl bepinseln. Das Blech für etwa 35 Minuten in den Backofen schieben, bis die Auberginen goldbraun sind (wenn nötig wenden - nicht unbedingt wichtig). Aus dem Ofen nehmen und leicht abkühlen lassen. Kleinwürfelig schneiden.

Parallel das Brot klein würfeln und mit der Milch einige Minuten marinieren und leicht einweichen lassen. Knoblach fein hacken. Ziegenkäse würfeln. Nun alle Zutaten für die Buletten miteinander verkneten und gut würzig abschmecken. Mit feuchten Händen 6 Frikadellen formen, auf einen Teller setzen und im Kühlschrank ein Viertelstündchen ruhen lassen.

In der Zwischenzeit den Salat zubereiten. Die Bohnen gipfeln, wenn nötig in mundgerechte Stücke schneiden und in Salzwasser bißfest garen (wer mag gibt in das Kochwasser eine Messerspitze Natron, damit die Bohnen ihr Grün beibehalten). Schalotte fein hacken, ebenso den Knoblauch. Von der Salzzitrone das Fruchtfleisch entfernen und die Schale in feine Streifen schneiden. Auch die Minzblätter in feine Streifen schneiden. Bei den Tomaten den Strunk entfernen und je nach Größe halbieren, vierteln oder achteln. Die Marinade aus Öl, Essig, Salz und Pfeffer zubereiten. Die abgeschüttenen und gut abgetropften Bohnen direkt mit dem Dressing vermengen. Die übrigen Zutaten nun auch unter den Salat mischen.

Das Ei in eine kleine Schüssel schlagen und verquirlen. Semmelbrösel in eine weitere Schüssel geben. Die Buletten nacheinader durch das Ei, dann durch die Semmelbrösel ziehen.

Öl in einer Pfanne erhitzen. Wenn an dem Stiel eines Holzlöffels Blasen aufsteigen, ist das Öl heiß genug zum Braten. Die Frikadellen von beiden Seiten in ca. 4min goldbraun knusprig braten.

Salalt mit Auberginen-Bulettchen servieren. Schmecken lassen ;-)!
 
*Anmerkung m: bei den Auberginen griff ich auf die von Petra inspirierte und übernommene Zubereitungsweise zurück.  

Verwandte Auberginen-Bratlinge finden sich hier!

Inspiration: SZ-Kochquartett