Outsider: indischer Gemüsereis mit Röstzwiebeln und süß-saurem Kürbis

Donnerstag, 23. Februar 2023


Machen wir uns nix vor: ein paar wenig hunderttausend Unterschriften für ein Friedensmanifest sind lächerlich. Läppisch. In Anbetracht von nahezu 82 Millionen Deutschen. Dieses Ergebnis gibt mir viel zu denken. Ganz ehrlich: wie die zwei Initiatorinnen ging ich davon aus, dass sich gewiß eine Mehrheit findet, die sich klar zum Frieden bekennt. Wir haben schließlich zwei Weltkriege hinter uns. Aber nun unterhalte ich mich mit Bekannten und auch dort zeichnet sich das gleiche Stimmungsbild ab: die meisten befürworten den Krieg. Da mag meine kleine, rebellische Drôme außen vorstehen.

Eine gewisse Kriegsbegeisterung - wie sie zu allen Kriegszeiten erkennbar war - muss wohl das Resultat von Propaganda und/oder Massenhysterie sein. So zumindest lernte ich es im Geschichtsunterricht. Und nun frage ich mich, ob das heute viel anders ist. Gleiches gilt für die mir beschriebene Nazi-Mitläuferschaft. Ich hatte es für unmöglich gehalten, dass sich ein solches Verhalten wiederholen könnte. Das Wesentliche, die absolut übergeordnete Ebene heißt: Krieg oder Frieden. Und mit der Entscheidung für das eine oder andere Lager ist alles besprochen. Irgendwelche Kopf-Konstrukte zur Rechtfertigung gehören nicht in die wesentliche Ebene.  

Du sollst nicht töten* ist das erste Gebot der 10 Gebote - ansonsten beginnt der Fluch der bösen Tat. Nimm' alte Geschichtsbücher: die geographischen Karten sind überholt, haben sich mit den vielen Kriegen die Staatsgrenzen immer wieder verschoben (Elsaß/ Lothringen... um nur in der nächsten kleinen Welt/ Vergangenheit zu bleiben). Ich lebe egal mit welcher Nationalität - Hauptsache in keinem Kriegsgebiet!!! Wer Remarque gelesen hat, lernt leicht: im Krieg gibt es nur Verlierer - durch die Traumata auf Generationen. Da spielt es schnell keine Rolle mehr, wer die Scheiße angefangen hat...

Möglicherweise spielen Ängst mit hinein: die Angst, mit seiner Meinung alleine zu stehen, die Angst ungeschützt einem Aggressor ausgesetzt zu sein, die Angst Hab und Gut zu verlieren. So möchte ich mir erklären, dass Werte, die für friedliches Miteinander stehen, einer Hau-Drauf-Mentalität gewichen sind. Obgleich es mir eigentlich unerklärlich bleibt, denn in meiner Auffassung hatte sich die Friedensbewegung in den letzten Jahrzehnten in der Breite der Gesellschaft etabliert und verfestigt. Aber nein, selbst Bekannte, die noch mit viel Aufwand den Kriegsdienst verweigert und dafür 18 Monate Zivildienst geleistet haben, finden ein klipp und klares pazifistisches Statement gerade *schwierig*. Ich staune und staune. Und wache auf dabei.

Es bleibt nur, die rosarote Brille abzunehmen und zu versuchen, mich der /dieser Realität zu stellen: ich habe mich damit zu arrangieren, einer absoluten Minderheit anzugehören. Aber was bedeutet das in aller Konsequenz für den Alltag?

Im Gespräch mit dem Habib kam dabei eine Familiengeschichte hoch. Die Großeltern seiner verstorbenen Frau haben im 3. Reich jüdischen Familien zur Flucht in die Schweiz verholfen - und nie darüber ein Wort verloren. Selbst innerhalb der eigenen Familie nicht. Wie es der Zufall vieleviele Jahre später so wollte, landeten der Habib und seine Frau bei dem Einzug in die erste, gemeinsame Wohnung im gleichen Haus wie Nachkommen einer eben jener jüdischen Familien. Diese stellten ob des ungewöhnlichen Nachnamens den Zusammenhang her und berichteten dann, wie sehr sie den Großeltern zu Dank verpflichtet seien - auf diese Weise kamen die Geschehnisse überhaupt ans Licht. Und meine Wertung dazu: ich finde diesen Mut großartig obwohl ich die heutige israelische Politik nur unterirdisch bezeichnen kann - aber ich vermag eben Menschen und Politik auseinanderzuhalten.

Tue Gutes und rede nicht darüber. Habe Werte und lebe diese, aber gehe damit nicht hausieren. So in etwa lauten meine Rückschlüsse. Vielleicht ist es für das Gute das angeratene Beste, sich in Krisenzeiten klein, leise, still und unauffällig zu machen - so bleibt die meiste Freiheit in Denken und Handeln gegeben, so schützt man sich als Minderheit und andere Minderheiten am ehesten.



Man kann sich nie einsamer fühlen als in Menschenmassen - da stimme ich dem vorgestellten Künstler unten in seinen Einsichten bei. Aber Einsiedelei ist halt ebenfalls keine Lösung: *Du kannst nicht als Insel leben. Du brauchst deine Mitmenschen. Du siehst dich selbst als ein Spiegel in ihnen. Und du lernst von deinen Mitmenschen... Gutes und Schlechtes. Vorausgesetzt natürlich, du kommst mit den richtigen Leuten zusammen.* Mir tut es gut, Gleichgesinnten zuzuhören, die Herz über Kopf stellen, Geist über Materie und Demut vor der Schöpfung zeigen.

Ich lege direkt ein weiteres Rezept mit Blumenkohl nach - dieses Mal mit Kollege Romanesco. Wieder ein blumig-buntes Gewürzspiel, das auf diese Weise jedes Februar-Grau zu vertreiben weiß. Schön auch, der eingelegte Kürbis dazu. Wir haben ja noch derart viel eigenen Kürbis, der immer dringender verarbeitet werden sollte. Und der süß-saure Kontrast passt wunderbar zu dem Curry.


Zutaten 2P:

110g Reis
350g Blumenkohl (m: Romanesco)
120g Kartoffeln (ca. 2 kleinere)
2 Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
1 1/2 TL Garam Masala
2 Kardamom
1 Stück Zimt
1 Stück Ingwer (ca. 2cm)
1/2 TL Curcuma
50g getrocknete Aprikosen 
Kokosfett

100g griech. Joghurt 


Zuereitung:

Reis mit kaltem Wasser abspülen. Mit 300 ml Wasser bedecken und ca. 20 Minuten einweichen. Blumenkohl putzen, waschen und in Röschen teilen. Zwiebeln und Ingwer schälen und fein würfeln. Kartoffeln schälen, waschen und in ca. 2 cm große Würfel schneiden.

2 EL Öl in einer Pfanne erhitzen. Ingwer und Knofi darin andünsten. Kartoffeln und Blumenkohl zufügen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Reis samt Einweichwasser, Curcuma, Masala, Kardamom, klein geschnittene Aprikose und 1 Stück Zimtstange zugeben. Weiteres Wasser angießen, dass das Curry knapp bedeckt ist und alles ca. 10 Minuten zugedeckt köcheln (falls noch etwas Flüssigkeit fehlt, diese zufügen und aufpassen, dass der Reis nicht anhängt).

Für die Röstzwiebeln Kokosfett in einer Pfanne erhitzen. Die Zwiebeln darin kräftig anbraten. Zucker ­darüberstreuen und karamellisieren lassen. Leicht salzen und pfeffern. Zwiebeln über den Reis geben. Joghurt dazu reichen.

Inspiration: lecker 

 

Süß-Sauer eingelegter Kürbis - ca. 3 Gläser:

500g Kürbis, in Stücke von ca 2cm
1 kleine rote Zwiebel
1 Knofi
2 Kardamom-Kapseln
1 Stück Ingwer, ca. 1,5cm lang
1 Nelke
2 Lobeer-Blätter
1/4 TL Salz
4 Piment-Körner
120ml Apfel-Essig
70g Zucker
ca. 150ml Wasser

 

Zubereitung:

Den Kürbis würfeln oder in Scheiben schneiden, die Knoblauchzehen und den Ingwer schälen und beides in feine Scheiben schneiden.

Den Essig mit Wasser und Zucker aufkochen. Wenn sich der Zucker gelöst hat, Knoblauch, Ingwer und die Gewürze dazugeben.

Nun die Kürbiswürfel in den Topf geben und solange auf mittlerer Stufe köcheln lassen, bis sie knapp noch bissfest sind.

Derweil die Gläser sterilisieren - dafür mit kochendem Wasser ausspülen.

Die Kürbiswürfel nun möglichst dicht in die ausgekochten Gläser schichten - zum Rand noch ein wenig Platz lassen. Den köchelnden Sud darauf in die Gläser giessen und diese sofort verschliessen. (Für längere Haltbarkeit die Gläser einwecken).


Winterschlaf: Blumenkohl-Scheiben mit Tahini-Crème

Sonntag, 19. Februar 2023


Bei Winterschlaf sehe ich einen speckig gefressenen Braunbären vor mir, der sich vor den kalten Temperaturen in einer Höhle verschanzt hat. Oder einen Igel, eingekugelt in Stacheln, Laub, die Nase dabei in den weißen Bauch gedrückt. Ein Eichhörnchen, das sich in seinem kuscheligen Kobel eingemummelt hat. Das sind meine ersten Winterschlaf-Bilder. Aber da fängt es schon an. Beim Igel liege ich noch richtig, der hält nämlich echten Winterschlaf - so wie auch Fledermäuse, Siebenschläfer und Murmeltiere. Beim Bär kommts schon drauf an: in Sibieren verschwinden sie wirklich für mehrere Monate im Tiefschlaf, in Europa hingegen wachen sie wie das Eichhörnchen immer wieder auf und machen lediglich eine Winterruhe. Ja, beim Eichhörnchen dämmert mir etwas, daher auch die angelegten, vergrabenen Vorräte. Eichhörnchen sind bei uns selten geworden.

Aber wo kommen auf einen Schlag wieder unsere Frösche im Gartenteich her - das war meine Frage. Sag bloß, die machen auch Winterschlaf? Daher rührt meine Neugier. Und wie meine kleine Recherche ergab, fallen Frösche in Winterstarre, so wie auch der Schmetterlingskollege kleine Fuchs oder andere Insekten oder ebenso wie Eidechsen - die dritte Möglichkeit der geruhsamen Überwinterung. Frösche vergraben sich im Winter entweder im Schlamm oder suchen kleine Mäusegänge, um in Winterstarre zu fallen. Dort gefriert es nur selten. Weil vor Frost müssen sie alle geschützt sein.

Das habe ich in der Schule doch bestimmt mal gelernt, sehr wahrscheinlich sogar. Zu meiner Verteidigung sei angefügt: es ist der erste Winter, in dem Frösche neben unserem Teich ausgeharrt haben. Schon erstaunlich, wie vieles man von Schulwissen vergißt. Und wie vieles von dem, einfach wieder aussortiert weil nicht benötigt wird. Nach der Schule habe ich exakt nie wieder eine Kurve berechnet. Schon damals stellte sich die Frage, wofür man das mal später brauchen könnte... Beschriftung eines Bohnenspross, heteromorphen Generationswechsel bei Farnen - alles Tand Tand-Wissen. Braucht es das wirklich? Irgendwie schon eine Form der Verbildung. Unangewendetes Wissen verschindet wie von alleine wieder. Zumindest bei mir.

In einer Doku über Hawaii erzählte eine Hawaiianerin von ihren Auslandserfahrungen - sie hatte mehrere Jahre in Europa gelebt. Ein ganz wesentlicher Unterschied zu Hawaii wäre, dass die Europäer Bücher sehr wichtig nehmen und ihr ganzes Wissen daraus beziehen. Die Hawaiianer aber würden vor alllem von der sie umgebenden Natur lernen, erzählte sie. Eine Naturentfremdung wie sie der Jugendreport Natur feststellt (davon hatte ich es vor 3 Jahren), wäre vermutlich auf diese Weise nicht möglich.

Nun, unser Garten erzählt mir, dass die Winterruhe langsam vorbei ist, und wir uns wieder ins Leben stürzen dürfen. Noch einen Monat haben wir wohl, in dem wir ums Heizen (zumindest abends) nicht ganz drumherum kommen werden, aber zwitschernde Vögel, Hundsveillchen und Schneeglöckchen bringen wieder Ton und Farbe sowie der Lust, sich draußen aufzuhalten.

 


Ofengerösteter Blumenkohl ist ein Garant für ein gutes Essen. Vielfach belegt: sei es Ottolenghis Blumenkohl-Salat, Roberts Blumenkohl-Lasagne, als Veggie-Lahmacun,  als Blumenkohl-Sandwich, serviert mit Ravioli oder Gnocchi, als Puffer verarbeitet, zur Pizza, Flan, in der Pasta, zum Risotto oder als Suppe. Funktioniert immer einwandfrei!


Zutaten 2P:

1 kleiner Blumenkohl (m: ca. 400g)
einige Röschen vom Rosenkohl (optional)
4 EL Olivenöl
1 TL geräuchertes Paprika-Pulver
1 TL Sumac
1/4 TL Cumin
Salz, Pfeffer
2-3 EL Petersilie/ Minze/ Koriander
...
125g griech. Joghurt
1 EL Tahini (m: brauner)
2 Knoblauchzehen
1/2 Limette
Salz, Pfeffer
1 kleiner EL Tamari

 

Zubereitung:

Den Blumenkohl halbieren und die Hälften in ca. 2cm dicke Scheiben schneiden. Dabei die äußeren Stücke, die sich nicht mehr in Scheiben schneiden lassen, so verwenden.

Den Backofen auf 180° (Umluft) vorheizen, ein Backblech mit Backpapier belegen. In einem großen Topf Salzwasser aufkochen und die Kohlscheiben darin ca. 4-5min blanchieren. Mit einer Schaumkelle herausnehmen und durch Küchenpapier abtropfen lassen.

Öl, Salz, Pfeffer und restliche Gewürze zu einer Marinade verrühren. Übrigen Blumenkohlröschen und halbierten Rosenkohl damit marinieren, Die Blumenkohlscheiben auf das Blech legen, mit der restlichen Marinade bestreichen (reicht gerade so)  und im Ofen (Mitte) in 25-30 Min. goldgelb backen. 

Für die Tahin-Creme inzwischen den Knoblauch schälen und fein würfeln, von der Limette sowohl Schale wie auch Saft verwenden. Joghurt, Tahin, Zitronenschale und -saft, Salz, Pfeffer, Knofi und Tamari in einer Schale verrühren. .

Je nach vorhandenem Kräuter-Angebot diese mittelfein hacken. Die Tahin-Creme auf 2 Teller verteilen und leicht verstreichen. Den Blumenkohl aus dem Ofen nehmen, darauf anrichten, mit den Kräutern bestreuen und servieren.
 
Anmerkung m: Zusammen mit resten vom Vortag wurden wir zu zweit davon satt.

Quelle: Küchengötter

 

Haltung: pain de paix

Dienstag, 14. Februar 2023


Wenn ich mich in meinem Inet oder auch speziell meinem Blogistan umschaue, dann bin ich enttäuscht darüber, nicht viel mehr eindeutigen Friedensappellen zu begegnen: *Hört auf mit dem Totschlagen!*  Eben anstelle von vorgegebenen Solidaritätsbekundungen. Ich war mir einfach gewiß, dass es einen absoluten Konsens für Frieden und gegen Krieg gibt. Ähnlich einiger anderer Themen, wozu ich 2019 Erwin Pelzig mal verlinkt hatte. Aber gerade wenn es um etwas derart Grundsätzliches geht wie Krieg und Frieden, bin ich ohne weiter Nachzudenken davon ausgegangen, dass unabhängig von Partei oder Couleur der Wille zum Frieden die Mehrheit, ja die Basis dieser Demokratie ausmacht. So muss ich zweifeln, ob ich die deutsche Gesellschaft richtig beurteilt habe.

Weil wo enden wir denn, wenn man die Unterstützung von kriegerischen Konflikten weiterdenkt. Zwei streiten sich, dann schenkt ein dritter ihnen eine Machete und sagt: Klärt das unter euch! Oder wie jetzt? Als kleines Kind habe ich meine Schwester mal gebissen. Richtig kräftig. Den ganzen Tag ging daraufhin Schimpf und Schande über mich. Und obwohl alle wußten, dass ich kein Piranha bin, der in jedes vorüberziehende Fleisch seine Zähne schlägt, hat keiner nachgefragt: *Ja warum hast du sie denn gebissen?*

Aber ich will mich gar nicht in irgendwelchen Details verlieren. Jeder noch so bittere Kompromiss, jeder noch so teuer erkaufte Frieden ist besser als das Sterben von weiteren Menschen. Sind wir uns nicht einig? Das tut mir richtig weh, das zu aktzeptieren. Mir ist ein Türke so lieb wie ein Chinese, ein Russe, Italiener, Amerikaner, Palestinänser, Inder... Wenn wir neuerdings angehalten werden, dass unterschiedliche Geschlechter überholt sind, dann müßten uns verschiedene Rassen doch drei Mal wurscht sein.

Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer haben gemeinsam ein *Manifest für Frieden* aufgestellt, welches man hier unterschreiben kann. Natürlich werden sie - kennt man ja bereits - wieder angefeindet, Zuspruch aus den falschen Reihen zu erhalten. Bei einem derart dummen wie verdrehten Argument schwillt mir mächtig der Kamm! Nichts leichter als etwas in ein schräges Licht zu rücken. Wenn Ottolenghi morgen (Achtung: totally erfunden) einen Hundewelpen überfährt, finde ich seine Rezepte weiterhin toll - und sympathisiere deshalb nicht mit jemanden, der kleine Hunde tötet. Wenn zeitgleich mit mir ein Neonazi an der Obsttheke nach einem Apfel greift, kaufe ich ungeachtet dessen einen. Und nur weil sich ein Spakken unter eine Demonstration mischt, ist nicht zwangsläufig der generelle Protest falsch. Wenn  jemand etwas Richtiges sagt, bleibt es richtig, selbst wenn er dem zugeordnet falschen Lager angehört. Umgekehrt wird Scheiße nicht besser, selbst wenn sie einer vermeintlich anständigen Quelle entspringt.

Und stellen wir uns doch eine Demonstration für den Krieg vor. Wer läuft den da vorneweg mit wenn nicht die Finstersten, die für Mord und Todschlag, für Gewalt und Zerstörung plädieren! Sollte sich bei einer solchen Kundgebung ein Hippie untermischen, er würde wohl die ganze Veranstaltung nicht unterlaufen können. Ich frage mich, wie gehirnamputiert muss man sein, um derlei Argumentationen zu folgen???!

Vermutlich sind die Extremos gar nicht das Problem. Die haben zumindest eine Haltung, wenn auch eine die zum Kotzen ist. Das Problem sind all die, denen das Rückgrat fehlt: die Mitläufer. Jene, denen die anderen einfach egal sind und für die nur entscheidend ist, Hauptsache selbst so bequem wie möglich durchzukommen. An der Stelle bin ich dann doch froh, in Frankreich zu leben, wo die landesweiten Demonstrationen sich auch gegen die Kriegspolitik richten und eben nicht alleine der Protest ist von *faulen Franzosen, die nicht länger für die Rente arbeiten wollen wie alle anderen in Europa*.

Schön weiterhin die Friedensnoten von Radio München, die für dieses Mal das grandiose Reinhart Mey-Lied *Nein, meine Söhne geb' ich nicht!* vorstellen. Die neue eingespielte Version gefällt mir nicht so. Viel mehr schätze ich besonders den eindrücklichen Text von Reinhard Mey und dafür braucht es nicht mehr als seine leise Art.

 

 

Warum ich heute am Valentinstag, dem Tag der Liebe, das Brot *pain de paix* - Friedensbrot getauft habe, brauche ich wohl nicht weiter auszuführen. Und komplett Verirrte, die einem erklären, dass Liebe und Hass zusammgenhören, nur weil sie generell den guten alten Kippling nicht verstehen können (*Ost ist Ost, und West ist West, und niemals treffen sich die beiden*), die bekomme ich kleiner Foodblog bestimmt nicht eingefangen.

Meine Herz schlägt seit Beginn an für Vollkornbrote. Nur machen freigeschobene Brote mehr Spaß beim Backen. Da klebe ich immernoch oft mit der Nase an der Backofentür und erfreue mich am Brotback-Fernsehen, während ich auf nichts Geringeres hoffe als einen vorbildlichen Ofentrieb.

 

Zutaten 2 Brote:

Sauerteig - 12-16 h bei Raumtemperatur:
120g Emmer-Vollkorn
120g Wasser
10g Weizen-ASG (aufgefrischt)
..
Quellstück:
100g Roggen-Vollkorn
100g Einkorn 
125g Joghurt
18g Salz
100ml Wasser
...
Hauptteig:
Sauerteig
Quellstück
400g Weizen T65
90g Dinkel 1050
1 EL Rübensirup 
30g Altbrot

9g Hefe
2 EL Walnuss-Öl
ca. 330ml Wasser 

 

Zubereitung:

Am Vortag Sauerteig und Quellstück ansetzen - Quellstück zeitgleich mit dem Sauerteig, Sauerteig etwa bei 23°, Quellstück kalt stellen.
 
Alle Zutaten (aber nur 300ml Wasser und ohne Öl) ca. 10min kneten. Erst gen Ende dad Öl und je nach Teigbeschaffenheit noch schlückchenweise etwas Wasser zufügen.

Den Teig in eine geölte Schüssel geben, 1x falten, abdecken, dann 45min Teigruhe, nochmals falten, dann weitere  45min nochmals ruhen lassen (also insgesamt 90min). Den Teig dabei warm stellen. Er sollte nach der Teigruhe sichtbar angesprungen sein. Den Teig teilen und rund wirken zu zwei Broten. Teiglinge in vorbereitete Gärkörbchen setzen (m: Mischung aus Weizenmehl und Maisstärke), darin nochmals 10min ruhen lassen, dann entweder im Warmen zur fast vollen Gare gehen lassen oder wie ich in den Keller stellen - dann braucht es etwas länger (bei mir knapp 90min) .

Den Ofen mit einem Backstein rechtzeitig aufheizen.

Die Brote einschneiden, mit Dampf bei 240° in den Ofen schieben. Nach 10min den Dampf ablassen. Insgesamt bei fallender Temperatur auf 200° insgesamt ca. 60min backen - die letzten 5min mit offener Tür. (Klopfprobe)´
 
 

12 von 12 - Februar 23

Sonntag, 12. Februar 2023



 

 



Die Nacht war klar, kalt und gut - ich habe tief geschlafen. Vor dem Porridge wird gehullahubst - meine Rückenschmerzen sind dadurch in Kombi mit Yoga nahezu völlig verschwunden.

Wir beschließen den sonntäglichen Wochenmarkt eines Nachbarorts zu besuchen. Unterwegs halten wir bei Jérémie und Laurence in *Miche et Baguette* und holen uns welche der Top Croissants dieser Gegend. Gut, dass ich vorher angerufen und Laurence gebeten hatte, mir zwei zur Seite zu legen - alle waren ausverkauft. Der warme Café tat gut - es war richtig zapfig. Erst in den Mittagsstunden lag Frühling in der Luft. Vorbei an den klassischen Gässchen, die so viele Dörfer hier ihr Eigen nennen, war ich sehr versucht, mir einen Tulpenstrauß in dem kleinen Deko-Laden mitzunehmen. Aber Schnittblumen, wenn im Garten doch die ersten Blütchen der Zierquitte Bereitschaft blinzeln... Vielleicht ein anderes Mal. Tulpensträuße sind schon schön!

*on veut des vieux jours heureux* (man möchte die alten, glücklichen Tage) klebt an einer Bushaltestelle - irgendwie schon, oder?

Daheim gibts ein Sonntagsessen, ein Lieblingsessen, ein waschechtes DUBB: kein Winter ohne MINDESTENS ein Mal Krautkrapfen. Zum Reinlegen. Immer fällt mir dazu wieder die Geschichte ein, wie Feriengäste, die diese Krautkrapfen zuhause nachgekocht hatten, bei ihrer Ankunft voll des Lobes dazu waren. (Der Applaus des kleinen Künstlers :). Und weil ich am Tag zuvor bereits das Sauerkraut zubereitete, waren die Krapfen schnell zu wickeln.

Der Nachmittag war gefüllt mit Telefonieren. Eine Freundin berichtete von den erfolgreichen Mühen eines Antrags für eine zweite Staatsbürgerschaft, eine andere suchte Trost, weil ihr Hund gestorben ist - ich kann sie mir ohne ihre treue Begleitung schwer vorstellen.

Wir versüßten uns den Sonntag mit den restlichen, süßen Stücken vom Vortag, die in Kürze verbloggt werden.

Und dann die tägliche Runde Yoga mit einer meiner liebsten Vorhüpferinnen: Kaylie Daniels. Spannend ist für mich, in welch unterschiedlichen Wegen man in Assanas finden kann,wie hier in den Flamingo: Erin von Five Parks Yoga zeigt die einfachere Möglichkeit, Kaylie die deutlich trickreichere... Tricky auch in 10sec Selbstauslöser in Position zu sein. Aber bei binds aller Art hat *Team Orang-Utan-Arme* die Nase vorn (*Team T-Rex-Arme* wiederum bei allen Armbalancen).

Der Abend wird gemütlich auslaufen, der Ofen brennt, Gelegenheit bei den anderen zu gucken, wie ihr Sonntag im Februar vorbei gegangen ist - wie jeden Monat bei Caro von Draußen nur Kännchen.

Big picture und der beste vegane Burger

Samstag, 11. Februar 2023


 DENKE GROSS, FÜHLE TIEF!

Während meiner Sturm-und Drangzeit habe ich mir viele Shirts bemalt und bedruckt. Kunststück - ich saß direkt an der Quelle. Als Theaterplastikerin mußte ich nur rüber zu den Theatermalern gehen und mir ein paar Buchstaben-Schablonen ausleihen. Leichter kann man von Hand nichts sauber Beschriften. Auf einem meiner Lieblingsshirts stand *Adore*. Für mein Darfürhalten etwas, dass nicht nur als Wort im Deutschen fehlt sondern vor allem im Erleben. So schwer ist ein wenig Schwärmerei doch nicht und wirkt für alle erhebend und beflügelnd. Sehr gerne bin ich also als wandelnde Litfaß-Säule mit dieser Botschaft durchs Leben gelaufen.

So wie es mir jetzt gut gefällt, mehr *Denke groß, fühle tief*- Impulse in die Welt auszuleiten. Und da bietet sich hervorragend an, einen Blick durch *den neuen Star der Astronomie* zu werfen: das James Webb-Teleskop.

Mitte Juli veröffentlichte die NASA die ersten Bilder des größten Teleskops ever und diese Bilder von Exoplaneten und von Galaxien kurz nach dem Urknall, übertrafen alle Erwartungen. Die Fachleute sind entzückt, ja ein *Adore* rauscht durch die Szene! Das Neun-Milliarden-Dollar-Instrument, das sich in den ersten Wochen nach dem Start im All vollautomatisch entfalten musste, funktioniert sogar besser als erhofft und zeigt gestochen scharf nie gesehene Vorgänge in den Tiefen des Kosmos. Schaut selbst, hier beispielsweise kann man einen Blick erhaschen. Und? Ist doch spektakulär, selbst wenn man von Tuten und Blasen keine Ahnung hat! Möglicherweise muss das seitherige Modell der Entwicklung der Erde dadurch neu angepasst werden, denn die Bilder des James-Webb-Teleskop erforschen komplettes Neuland, so dass Theorien um den Urknall durch neue Spekulationen angeheizt und mit diesen neuen Beobachtungen neu gedacht werden müssen.

Mich fasziniert, auf welch tönernen Füßen unser aktuelles Wissen stehen kann - weil es eben Detail-Wissen ist, dem der Schlußstein fehlt. Wobei die Erkenntnis, wie unvöllständig unser Wissen ist, eigentlich heilsam sein könnte. Wie fragte *mein Dokumentarfilmer*: Warum lernt der Mensch nichts dazu? Nun, weil er sich zu wichtig nimmt, jeder einzelne für sich genommen und als gesamte Menschheit. Hochmut genannt. Man kennt seine Grenzen genau so wenig wie seine Möglichkeiten. Und genau das wiederum macht den Drahtseilakt menschlichen Daseins aus: zwischen Bescheidenheit und gesundem Selbstbewußtsein. Einerseits braucht ein selbstbestimmter Mensch beide Füße auf dem Boden und eine gewisse Selbstsicherheit - vielfach zitiert - *Der Irrsinn beginnt da, wo man an seiner eigenen Wahrnehmung zweifelt*.

Andererseits geht Selbstverantwortung einher mit einem hohen Maß an Selbstreflexion. Mit der Konsequenz der Selbstbeschränkung. Wie Christian Morgenstern (coucou Evi) so schön formuliert: *Höher als alles Vielwissen stelle ich die stete Selbstkontrolle, die absolute Skepsis gegen sich selbst.* Wenn man nicht in der Lage ist, sich kritisch zu betrachten, dann verstummt die Gewissensstimme - aber auch, weil man zuvor alle Werte über Bord geworfen hat. Und dann eiert man je nach Strömung ohne innere Feste wie eine Amöbe durch seichte Gewässer.

Im Guten hat alles seine Grenzen, alles einen Rahmen - nur das Böse wuchert und ist maßlos. Diesem Grundprinzip folgend tippe ich darauf, dass Einstein mit seiner bekannten Vermutung in ferner Zukunft recht behalten wird.



 

Letztes Jahr habe ich im Resto einen lieblosen, glanzlosen, farblosen Burger gegessen - für sageundschreibe 19 Euro. Ich war richtig empört. Über meine Wahl, die Ausführung des Burgers, den Preis und überhaupt. Burger auf der Menu-Carte in der französischen Campagne - wie tief kann die französische Küche abgerutschen? Ja, ich übertreibe, ist klar, hätte ich halt was anders bestellt...aber keiner will einen schlechten Burger essen weder in der ländlichen, französischen Campagne noch sonst wo.

Tatsächlich ist das Erbe der Pandemie, dass seither vermehrt Burger auf den Menu-Karten zu finden sind. Man macht es sich in der Gastro jetzt leichter. Burger ist schnell zu basteln und obendrein mögen viele Burger. Ich esse Burger ebenfalls ganz gerne - alleine schon, weil man die Finger benutzen darf. Aber: er muss halt auch schmecken. Und appetitlich aussehen.

Zwei Kritierien, die mein heutiges Burger-Rezept erfüllt. Die Burger-Buns werde ich vermutlich nicht veröffentlichen, die haben keinen TÜV erhalten und die bereits verbloggen Buns (Goldie und Barbie) bleiben deutlich vorne. Für heute also lediglich das Burger-Pattie, das für ein veganes Pattie mit einer soliden Konsistenz aufwarten kann - was ich bei einem Pattie wichtig finde, nämlich dass die Zähne auf etwas Widerstand stoßen. Kommt auf jeden Fall unter die Top 3!

 


 

Zutaten - Pattie 4 Stück:

120g Reis, frisch gekocht (m: schwarzer)*
2 Lorbeerblätter
250g Pilze (m: halb Champignons/ halb Shiitake) 
1 kleine Zwiebel
3 Knoblauchzehen
Olivenöl
3 EL Tamari
1-2 TL Harissa
2 EL Balsamico
1 TL geräuchertes Paprika-Pulver
3 EL Petersilie
20g Leinsaat, geschrotet (m: Goldleinsaat)
30g Walnüsse, grob gehackt
40-50g Semmelbrösel
Salz, Pfeffer
.
Hoisin-Sauce

 

 Zubereitung:

Den Reis mit den Lorbeerblättern ansetzen und in Salzwasser weich kochen. Etwas abkühlen lassen, Lorbeerblätter entfernen.

Von den Shiitake die Stiele entfernen, sämtliche Pilze klein schneiden. Zwiebel und Knofi fein würfeln. Gemeinsam in Olivenöl etwa 6-7min braten. Dabei würzen mit geräuchertem Paprika-Pulver, Tamari, Harissa und Balsamico. Salzen und pfeffern. Kurz vor Ende die klein gewiegte Petersilie untermengen. Etwas abkühlen lassen.

Nun alle Zutaten in einen Food-Blender geben (m: Zauberstab verwendet) und derart anpürieren, dass noch Textur erhalten bleibt - die Masse soll dabei keinesfalls zu Mus gehexelt werden. Nochmals abschmecken (ein Burger-Pattie braucht Wums). Und gegebenenfalls - je nach Konsistenz - noch etwas Semmelbrösel (oder Panko) untermengen (m: war bei mir nicht nötig). 4 gleichgroße Patties formen und auf Backpapier setzen (oder in Gratinform...).

Für 1 Stunde nach dem Formen im Kühlschrank ruhen lassen.  

Dann von beiden Seiten in Öl (oder auf dem Grill) goldbraun braten. Zuletzt mit Hoisin-Sauce mit Hilfe eines Pinsels glacieren. Burger nach Lust und Laune zusammensetzen und reinbeißen.

Anmerkung m: WICHTIG: der Reis muss frisch gekocht sein, dadurch erst ist der Reis entsprechend *sticky* um die Pattie zusammenzuhalten!

statt schwarzem Reis eignet sich der Farbe zuliebe ebenso gut auch brauner Reis oder roter/ statt Semmelbrösel kann man teilweise oder ganz auch Panko verwenden/ bei uns gabs dazu eine Knoblauch-Sauce, auf die ich zurückkommen werde und marinierten Rettich, außerdem gegrillten Paprika und Gurken-Scheibchen sowie Salat und Ketchup.

2 Patties habe ich nach dem Ruhen im Kühlschrank eingefroren - aufgetaut lassen sie sich prima weiterverarbeiten, sprich: braten.

Inspiration: Love and Lemons 

 

Fürchte dich nicht: Kartoffel-Pilze

Dienstag, 7. Februar 2023


*Fürchtet euch nicht* - als mir dieser Satz gleich zwei Mal außerhalb des entsprechenden Kontext (Kirche) begegnete, staunte ich auf. Christliches Abendland hin oder her, aber christliche Inhalte sind doch aus dem Alltagsleben verschwunden, oder? *Fürchtet euch nicht!* habe ich schon ewig nicht mehr gehört. Aus der Kirche ausgetreten bin ich vor vielen Jahren; der Verwaltungsapperat des Klerus samt Institution Religion interssiert mich nicht. Und Religion hat mit Spiritualität ebenso wenig zu tun wie mit Esoterik - das habe ich erst vor kurzem klar voneinander getrennt. Trotzdem ist mein Aufwachsen klar christlich geprägt.

Ich frage mich, wie viele heute noch mit diesen drei Worten wie ich sofort an die entsprechende, kleine Bibel-Geschichte denken. Dabei zählt dieser berühmte Bibel-Text bestimmt zu den Top Ten der bekanntesten Episoden aus einem der ältesten Buch der Welt, in dem eben diese drei Worte fallen: die Jünger befinden sich in einem Boot auf dem stürmischen See Genezareth und stehen ganze vier Tage lang Todesängste aus. Da sehen sie, wie Jesus auf sie zukommt - über das Wasser laufend! Sie erschrecken ganz fürchterlich vor dem vermeintlichen Gespenst. Um die Jünger zu beruhigen sagt Jesus die bekannten Worte: *Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!*

Jetzt könnte man sich überlegen, ob es sich bei dieser Anekdote vielleicht um ein Übersetzungsfehler handelt. Vielleicht ist Jesus auch geschwommen - eine Fähigkeit, die damals vermutlich niemand beherrschte. Was egal wäre, denn ob Schwimmen oder Laufen hätte seinerzeits den gleichen Eindruck gemacht: beides gleich ungeheuerlich, beides gleich unmöglich - ein Wunder. Das Wasser trägt den Menschen nicht, niemand kann auf Wasser laufen.

Gerade in ihrer schlichten Bildhaftigkeit bleibt einem die Geschichte besonders tief im Gedächtnis. Und eben wegen diesen eindrücklichen Worten *Fürchtet euch nicht!* Wer mag, kann sich viel aus dieser Parabel ziehen. *Wer auf dem Wasser gehen will, muss aus dem Boot aussteigen*, las ich in dem Zusammenhang. Das hat mich direkt angesprochen. Man hat sich dem Leben zu stellen.Vertrauen beweist sich erst, wenn man den (vermeintlich) sicheren Hafen verläßt. Darin kann viel Heilung verborgen liegen, auch vor schweren Erkrankungen schützen. Nicht von ungefähr strotzen Weltumsegler nur so vor Gesundheit. Mut ist für das lebensgefährliche Leben doch eine alternativlose Tugend.

Wessen Absichten getragen sind von einem reinen Herz, der darf darauf hoffen *von guten Mächten wunderbar geborgen* zu sein. Warum sollte Bösartigkeit beflügelt werden von höheren Kräften? Glaube, Liebe, Hoffnung - ich kann mir nichts vorstellen, was mehr durch die Stromschnellen einer jeden Biographie hilft als dieses Drei-Gestirn. Wer dazu auf keinerlei eigene Erfahrungen zurückgreifen kann, dem kann ich aushelfen mit einem Beispiel. Ein junges Paar macht sichtbar, dass Liebe Berge zu versetzen mag - egal wie hart das Schicksal zuschlägt: nach einem schweren Unfall kämpft sich Matze zurück ins Leben. Mit unerschütterlicher Gewissheit steht ihm dabei seine Freundin Tamara zur Seite: *Wir rocken das!* Dem Herz können Flügel wachsen, da kommt der Kopf nie hin - inklusive sämtlicher Motivationstrainer.

*Fürchte dich nicht* ist ein Satz, den  man sich öfters vorsagen kann, finde ich. Ihr wißt ja, ich gehöre *Team Rerun an: schnell nervös, leicht bedroht. Rückenwind von ganz oben tut mir gut als Vorstellung. Darum bitte ich täglich. Gerade im Hinblick immer bedrohlicheren Szenarien wie etwa wenn man UN-Generalsekretär António Guterres genau zuhört: "Ich befürchte, die Welt schlafwandelt nicht in einen größeren Krieg hinein - ich befürchte, sie tut dies mit weit geöffneten Augen". Aber welchen Einfluß haben wir, hatten die Menschen früher auf derlei Ereignisse? Sicher ist: Sturm bläst verläßlich immer wieder... und da muß man halt so tapfer wie möglich durch. 



Auf einem Herbst-Buffet würden diese Kartoffel-Pilze neben diesen kleinen Kastanien-Brötchen stehen. Beides nette Essensspielereien. Wobei die Konsistenz von diesen Kartoffel-Pilzen schon irgendwie befremdlich sind - ähnlich vielleicht wie von Bubble-Tea (nie getrunken) oder Fertig-Kartoffel-Klößen (kommt in meiner Küche nicht vor).

Sie erinnerten mich an das Buch *Kitchen* von Banana Yoshimoto. Als ich das Buch einst auf Koh Phangan eintauschte, freute ich mich, denn ich war mir gewiss, dass das ein Buch für mich ist. Stattdessen klappte ich es in der Mitte genervt zu. Als “Kitchen” 1988 in Japan erschien, wurde es zum Kultbuch, es wurde millionenfach verkauft und gewann die wichtigsten Preise des Landes. Man sprach sogar von “Bananamania”. Mir erschließt sich in keiner Weise, warum das Buch derart gefeiert wurde. Vorallem der Zugang zu den beschriebenen Gefühle (deren Banalität, deren Unklarheit, die Distanziertheit) der Hauptprotagonistinnen blieb mir komplett verwehrt - ich habs null verstanden. Und deshalb nicht zu Ende gelesen.

Vielleicht verstehe ich auch dieses Gericht nicht ganz. Eigentlich ist es als *Snack* gedacht. Ich habe uns daraus ein Mittagessen gebastelt und zwar zusammen mit diesem Gemüse.


Zutaten 2-3P/ 18 Stück:

250 g Kartoffeln (geschält)
125 g (Kartoffel-)Stärke (m: Kartoffelstärke)
1/2 TL Salz 
10ml Sojasauce
5g Zucker
1 Knochblauch (geschält und fein gewürfelt, ohne grünen Trieb)
Cayennepfeffer
2 Lauchzwiebeln
Eiswasser zum Abschrecken
100 ml Pflanzenöl
für die Ganitur
1 Lauchzwiebel
1 TL Sesam (hell)

 

Zubereitung:

Kartoffeln weich kochen, abgießen, in den Topf zurückgeben und gut ausdampfen lassen. Durch eine Kartoffelpresse in eine Schüssel drücken. Ausgekühlte Masse mit Stärke, 75ml Wasser und Salz zu einem festen Teig verkneten.

Sojasauce, Zucker, Knoblauch, Cayennepfeffer und in dünne Ringe geschnittene Lauchzwiebel in Schälchen bereitstellen.

Vom Kartoffelteig mit den Händen Kugeln von je ca. 25g formen und auf ein Blech setzen. Nun jede Kugel in die flache Hand legen und die Öffnung einer kleinen Flasche (m: kleine Kronenbourg-Bierflasche mit Flaschenhals von ca. Ø 2 cm verwendet) hineindrücken: So entsteht die Form eines Champignons. Flaschenöffnung ab und zu in Öl oder Wasser tauchen, da der Teig klebt. Kartoffelpilze in einen großen Topf mit kochendem Salzwasser geben. Wenn sie an die Oberfläche gestiegen sind, noch zwei Minuten ziehen lassen (zur Kontrolle ruhig mal einen aufschneiden, er sollte durchgegart sein). Pilze mit dem Schaumlöffel in eine Schüssel mit Eiswasser geben und kurz abschrecken, sie ziehen sich dabei zusammen. Mit dem Schaumlöffel herausholen und auf einem Küchentuch abtropfen lassen, dann in einen ausreichend großen Topf schütten. Die vorbereiteten Zutaten darüber verteilen.

In einem kleinen Stieltopf das Öl auf 150 Grad erhitzen, es muss deutlich heißer als 100 Grad sein. Öl über die Pilze gießen, nun steigen die diversen Aromen auf. ­Umrühren. Pilze in Bowls verteilen, mit feinen Lauchzwiebelringen und hellem Sesam garnieren.

Anmerkung m:  der Teig läßt sich leicht formen und verhält sich auch während der Zubereitung formstabil/ die Pilze sind größer als ich dachte: kein Haps sondern muß man zum Essen schon halbieren/ die Öl-Marinade habe ich deutlich reduziert, da ich sie Pilze ja mit Gemüse serviert habe

Quelle: SZ-Kochquartett 

 

Laß dich nicht länger von der Angst sondern von der Liebe führen in eine bessere Welt

Transrapid: Malai Kofta

Donnerstag, 2. Februar 2023

 

Als wir in China waren - genau genommen in Shanghai - sind wir mit dem Transrapid gefahren. Das stand jetzt nicht auf meiner Bucket-Liste. Vorneweg deshalb, weil ich keine Bucket-Liste besitze. So etwas benötigen meiner Meinung nach nur Spakken, die dann nachher auch in einer Stau-Schlange am Gipfelgrad des Mount Everest stehen. Selber schuld - kein Mitleid. Die Motivation dahinter verschließt sich mir. Das ist doch getrieben vom gleichen Spirit wie Klo-Kritzeleien à la *I was here*. Warum macht man das? Ich finds strange. Meinen Lieblingsklo-Spruch habe ich, glaube ich, hier sogar schon mal festgehalten. Unten an einer Klotür, die nicht ganz zum Fußboden schloß sondern einen Spalt offen ließ, stand: *VORSICHT  LIMBOTÄNZER!* Finde ich bis heute witzig; der Spruch bleibt mir ewig...

Und jetzt mal in der Magnetschwebebahn gesessen zu haben, hat wenig nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Weder spürt man die Beschleunigung noch die Geschwindigkeit besonders, noch rauscht die Landschaft so krass an einem vorbei, wie ich mir das vorgestellt hatte. Sensationen gehen defintiv anders. Jedes Fahrgeschäft auf der Kirmes geht mehr ab. Aber ich bin wohl für dergleichen auch nicht die richtige Zielgruppe. Warum man sich in irgendwelchen Karusells bis zur Übelkeit durchschwenken läßt, erschließt sich mir ebensowenig. Oder Bungee jumping? Kitzel für Scheintote. Augenblick-Kicks sind nicht mein Junk. Vielleicht weil nach meinem Erleben die schönsten und tiefsten Momente wie zufällig entstehen und sich nicht inszenieren lassen. Aber bitte, wer meint. Paragleiten würde ich hingegen mal ausprobieren...

Anyway, jetzt habe ich eine große Schleife gedreht, um bei meinem heutigen Rezept rauszukommen, den Malai Kofta, dem indischen Tomaten-Curry mit Kartoffel-Küchlein. Eigentlich esse ich sehr gerne indisch, meistens ist es mir dann aber für die tägliche Alltagsküche zu viel Gedöns, die Zutatenliste zu lange, die Vorbereitungen zu ausufernd... Und dann bleibts beim *eigentlich*.

 

 

Jetzt habe ich diese Malai Kofta schon zigfach zubereitet - ein Zwischenseufzer für die herrliche Kardamom-Note - und es auf diese Weise umgemodelt, dass ich von einer Version Malai Kofta - Transrapid sprechen möchte, eine abgekürzte und abgespeckte Variante: eben unkomplizierter und ohne Frittieren. Das mag dann vielleicht nicht mehr original sein, aber who cares. Das ist meine Linzertorte auch nicht und die ist trotzdem le top du top. 

Und dieses-mein Malai Kofta schmeckt uns einfach super. Das ist der Grund, warum ich es derart oft auf den Tisch gebracht habe. Und (bien sûr) weil sie easy zu kochen sind. Die indischen Kartoffel-Küchlein funktionieren sowohl mit (selbstgemachtem) Paneer, mit Ziegenkäse und mit Tofu - alles ausprobiert. Up to you.

Mit Blick ins hauseigene Bloguniversum könnte meine Malai Kofta der exotische Bruder von diesem Teller sein...


Zutaten 2P:

250g Ofentomaten*
100ml Kokos-Crème
150ml Wasser*
3 Knoblauchzehen
1 Zwiebel
2 Nelken
3 Kardamom-Kapseln
1 1/2 TL Garam Masala
1 Stück Zimt
Chili (m: Harissa)
Ingwer, ca. 2cm
Salz, Pfeffer
Rohrzucker 
Kokosfett
...
350g Kartoffeln (als Salzkartoffeln gekocht)
100g Paneer (m: Ziegenfrischkäse)
1 1/2 EL Speisestärke
80g Erbsen
1 Karotten (ca. 100g, geraspelt)
1 kleine handvoll Rosinen
1 Stück Ingwer
1 Knoblauchzehe 
2 EL Petersilie oder frischer Koriander, gehackt
Salz, Pfeffer
1/2 TL Koriander, geschrotet
1/4 TL Kreuzkümmel
1/4 TL Kardamom
Ghee/ Kokosfett/ Pflanzenöl
 

Zubereitung:

Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden, in Salzwasser aufsetzen und gar kochen.

Parallel die Sauce zubereiten. Dafür Zwiebeln und Knofi fein würfeln. In Kokosfett anschwitzen. Zimtstange, Nelke und angequetsche Kardamom-Kapseln in ein Teebeutel geben und mit Küchengarn zubinden. Zusammen mit dem Garam Masala und dem geschälten, klein geschnittenen Ingwer ebenfalls ein wenig mitrösten. Tomate, Wasser und Kokoscrème anschütten. Salzen, pfeffern, eine Prise Zucker zufügen sowie etwas Harissa und bei kleiner Flamme etwa 15 min einköcheln lassen. Teebeutel entfernen, die Sauce mit dem Zauberstab pürieren und nochmals abschmecken.

Die gekochten Kartoffeln abschütten, etwas ausdämpfen lassen. Knofi und geschälten Ingwer fein würfeln. Karotte bürsten und grob raspeln, Alle Zutaten für die Kartoffel-Küchlein miteinander vermengen und zu flachgedrückten Kugeln formen - ergibt14 Stück à ca. 50g. Je nach Wunsch in Ghee/ Kokosfett oder einem anderen Pfanzenöl von beiden Seiten golden backen. Die fertigen warm stellen, bis alle gebraten sind.

Sauce in tiefe Teller geben, ein wenig Kokosmilch darüber ringeln und dann die Kartoffelküchlein in die Sauce setzen. Wer mag dekoriert mit etwas Petersilie.

Anmerkung m: die Ofentomaten und das zugefügte Wasser kann man ersetzen durch 400g passierte Tomaten/ Es ist reichlich Sauce im Verhältnis zu den Küchlein, aber ich finde das eine gelungene Kombi/ 7 Kartoffel-Küchlein erscheinen viel für eine Person - wir bewältigen das gut/ Und: coucou Stephanie - vielen Dank für die Anregung und die Idee mit den Erbsen und Karotten in den Küchlein!

Inspiration: Cook with Manali