Die Worte des Propheten

Freitag, 7. Dezember 2018

Strebt das Unmögliche an!
Facht die Glut
der Herzen an bis sich an ihr
die Flamme der Freiheit entzündet...
Haltet die Träume offen
Du irrst durch die Welt wie ein Bettler,
aber du hast vergessen, dass du Gottessohn warst
Sie halten mich für verrückt,
weil ich mich weigere meine Tage gegen Gold zu verkaufen.
Und ich halte sie für verrückt,
weil sie glauben, dass meine Tage einen Preis haben
Wir sind eine Armee von Träumern
und deshalb sind wir unbezwingbar!!!
Die Wahlen gehen vorbei,
Die Kernenergie schreitet voran,
Die Abfälle bleiben!
Solidarität Bure (Bure = franz. Gorleben)
Ich liebe den Tag, weil er in deinen Augen ist...

frei leben

*La résignation est la suicide quotidienne*
Die Resignation ist der tagtägliche Selbstmord (auf TGV-Pfeiler)


Soyez sages commes des sauvages (eindeutig deutlich hübscher gesagt auf französisch)
Seid brav wie die Wilden (auf Rigips genau da gefunden...)




*Am Anfang war das Wort
Ist für die einen das Wort magische Grenze zum Geist, so reicht den anderen die pure Hülle. Wort-Jonglage als gefällige Anziehkunst. Von dem uns allen bekannten und zu meinem Erstaunen bekennenden Anhänger letzterem M. Buddenbohm entleihe ich mir die Überschrift *Worte der Propheten* für *entdeckte Botschaften im öffentlichen Raum*.

Gemäß der Geographie ist die Ausbeute von Mitteilungsfreude an nichteigenen Hauswänden hier im französischen Outback in keinster Weise mit der Hauptstadt zu vergleichen (wofür ich auf die legendär gesammelte Pariser-Streetartkunst bei Svea verweise). Aber vielleicht muß auch der Prophet zum Berg passen. Oder umgekehrt. Wer weiß das schon? Und nee, ich habe nicht eigenhändig gesprayt und groß zensiert habe ich ebenfalls nicht. So höchstpersönliches Zeugs à la *Marianne, je t'aime* überging ich - weil ja offenkundig nicht für mich bestimmt. 

Bleibt als finale Schlußfolgerung eigentlich nichts anders wie: Jeder bekommt den Propheten, den er verdient!

Surprise: Ravioli mit Ofen geröstetem Blumenkohl

Mittwoch, 5. Dezember 2018


Ich will ja kein Spielverderber sein, aber wenn doch jetzt alle gerade auf dem *Heal-the-world-Plastik-Vermeidungstrieb* sind (was ich durchaus unterstützenswert finde), sollte man dann nicht - konsquenterweise - auf Päckchen unterm Baum verzichten? Wegen dem Müll?

Oder handhabt ihr das so wie meine Omas, die beide eine Schublade voller glatt gestrichenem Geschenkpapier hatten. Tesafilm jeweils vorsichtig abgezogen (manchmal nimmts halt trotzdem die oberste, bedruckte Schicht mit und übrig bleibt ein weißer Tesa-Second-Hand-Indiz-Streifen). Daneben, ebenfalls auf Wiederverwertung wartend, das aufgewickelte Geschenk-Band. Ich bin sehr gespannt, ob Frau Novemberregen in ihrem Weihnachtskalender ganz in Anti-Christo-Mantier (also Enthüllungs-nicht Verhüllungskunst) uns eine solche Schranktür öffnet...

Eine andere Möglichkeit wäre die Geschenke im Geschenk zu verschenken. Also sollte man denn zufällig vorhaben, jemanden an Weihnachten mit Mütze oder Socken beglücken zu wollen...

Man könnte natürlich ebenfalls versuchen, sich der Kommerzialisierung des Jahresendes zu verweigern. Wäre halt die Gegenstromanlage.

Als Foodie halte ich euch die naheliegendste Idee als Vorschlag hoch: verpackt an Weihnachten einfach das Essen. Sprich: bereitet Ravioli zu. Eine Füllung in Pasta einzuwickeln ist das leckerste Päckchen... wo gibt! Genial, oder? Und man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Tradition und Umweltliebe. Um die dritte nicht zu vergessen: der gemeinsame Njami-Moment am Tisch. Ach, und wolltet ihr ein Raviolibrett verschenken wollen - das könnte möglicherweise in Kniestrümpfe passen...


Zutaten 2P:

Pastateig:
100g Dinkel 630
90g Hartweizenmehl
2 Eier
Salz
Öl

Füllung:
150g Ziegenfrischkäse, cremeux
3 EL Parmesan, frisch gerieben
1 EL Crème fraîche
Knoblauchzehen, confiert
1/2 Zitrone, Abrieb davon
1/2 Bund Rucola
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette

1 Blumenkohl (ca. 700g)
1-2 EL Sonnenblumenöl
Salz, Pfeffer


Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig sorgfältig einen homogenen Teig kneten, in Folie einwickeln und mindestens 1 Stunde kalt stellen.

Für die Füllung alle Zutaten miteinander vermengen, fein pürieren und würzig abschmecken (dabei leicht überwürzen, denn die Intensität wird sich als Ravioli gegart etwas verlieren). In eine Spritztülle (oder einen kleinen Gefrierbeutel mit abgeschnittener Ecke) füllen.

Den Pastateig dünn auswellen (m: Marcato - Stufe 6 von 7), auf das Raviolibrett passend zuschneiden und dann nacheinander füllen. Vor dem Auflegen der zweiten Pastaplatte die Zwischenräume mit Hilfe eines Pinsels mit Wasser bestreichen. Das Raviolibrett mit Schwung wenden, gut festdrücken und in Ravioli schneiden. Auf ein mit Hartweizenmehl bestreutem Küchentuch auslegen und mit einem weiteren abdecken. So weitermachen bis Platten wie Füllung verbraucht sind.

Den Ofen auf 220°C vorheizen.

Blumenkohl in Röschen zerteilen. Sonnenblumenöl mit 1/2 TL Salz und etwas Pfeffer vermischen und die Blumenkohlröschen damit kurz marinieren. In eine ofenfeste Form geben und im Backofen ca. 35 Minuten lang rösten. Dabei mehrfach wenden.


Parallel die braune Butter zubereiten.

Und ebenfalls in der Zwischenzeit reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Kurz bevor der Blumenkohl fertig geröstet ist, die Ravioli im Salzwasser gar kochen, gut abtropfen lassen. Blumenkohl zu unterst im Teller anrichten, darauf die Ravioli setzen und mit brauner Butter beträufeln. 



Andere Essenspäckchen-Ideen
°  als Laubfrösche 
°  en Papilotte
°  nochmals gerollt

1. Advent: Bethmännchen aka Marzipan-Kartoffeln

Sonntag, 2. Dezember 2018


Mit dem Start in die Adventszeit schlägt in Südfrankreich das Wetter vor, es sich drinnen muggelig zu machen. Einiges bietet dafür 3sat mit seiner Dokumentarfilm-Woche. Leider bleibt mir dank Fck-Geoblocking der Zugriff auf die Mediathek verwehrt, aber innerhalb von DEU, AUT und CH sollte es klappen.

*Unser täglich Brot* habe ich vor Jahren bereits gesehen - ein lohnenswerter Einblick in die Produktionsweise industrielle Ernährung. Sollten die nächsten Generationen fragen, wie wir das zulassen konnten, stecken wir in Erklärungsnot. So mitten im Informationszeitalter. Schale Ausreden à la *Das wußten wir ja gar nicht* darf man stecken lassen....

Die preisgekrönte Doku *More than Honey* fasziniert kurzweilig mit seinen Einblicken rund um das Wesen der Biene sowie eines ganzen Bienenvolkes. Ach, und als amerikanischer Ernährungsindustrie-Hochleistungsimker muss man die überlebenden Bienenvölker mit Antibiotika behandeln... krass...

Besondere Freude hatte ich an *Weit* - ein Freiburger Pärchen macht sich für mehrere Jahre auf Weltreise. Prima genauso ihre kleine Serie *Ohne Flugzeug um die Welt (1)-(28)*. Wer beim Gucken kein Fernweh bekommt, ist definitiv auf anderem Holz geschnitzt wie ich. Jugend ganz nach meinem Gusto! 

Dabei demonstrieren sie eindrücklich, dass ein solches Unterfangen keine Frage des Geldes ist. Es braucht den Reisepass des richtigen Landes (was beneiden uns viele darum), viel Neugier, die Sehnsucht nach Natur und Landschaft und die Bereitschaft mit wenig und Veränderung gut zurechtzukommen. Wer genau hinsieht, der entdeckt in *Weit* auch eine Hommage von Patrick an Gwen - seine Kamera ist stets mit liebevollen Augen auf sie gerichtet. Und eindeutig: eine solche Reise schweißt zusammen - so schnell bekommt die zwei nichts mehr auseinander.

Was mir aus *Weit* als Wissensdetail für die Ewigkeit bleiben wird, ist, dass ein mittelgroßes Containerschiff 180 Tonnen Schweröl verbraucht. Am Tag! (Näheres siehe etwa hier). Da kommt einem die Dieselabgassteuer - auch Ökosteuer - wie ein schlechter Witz vor...

*Was am Ende bleibt, ist die Erfahrung* resümieren sie ihre Doku. Das erinnerte mich, wie mühselig der Habib in den Seminaren den Teilnehmern versuchte zu vermitteln, dass der Sinn des Lebens die Erfahrung ist. Über diesen Satz darf man ruhig mal innehalten. *Der Sinn des Lebens ist die Erfahrung!*

Denn *Nein*, das hat rein gar nichts mit *Lernen* zu tun. Genau diese Diskussion schloß sich jedes Mal an. Generell werden diese zwei Qualitäten miteinander verwechselt. *Lernen* meint die Theorie, das Abrufen von geübten, trainierten, einstudierten Mustern. Erfahrung hingegen ist die Praxis, das Erleben. Das höchstpersönliche Hinausgehen in die Welt. Keine Theorie, kein Lesen, kein Seminar kann die eigene Erfahrung ersetzen. Nichts hat auch nur eine annähernde Tiefe. Erst mittels Erfahrung kann der Mensch Erkenntnis gewinnen. Und erst durch Erkenntnis kann der Mensch beginnen, sich Kraft seines Willens aus sich selbst heraus zu formen.

Kulinarische Tradtionen werden bei *grain de sel - Salzkorn* gepflegt. So komme ich zum ersten Advent mit einem neuen Plätzchenrezept ums Eck. Wer Marzipan-Kartoffeln liebt, der wird auch diese Bethmännchen mögen. Beim nächsten Mal würde ich mir das Glasieren mit Eigelb sparen - das tut für diese Plätzchen rein gar nichts. Vielleicht könnte man sie stattdessen durch etwas Kakao rollen?


Zutaten - ca. 35 Stück:

250g Marzipan, grob gehackt
1 Eiweiß
70g Puderzucker, gesiebt
65g Mandeln, gemahlen (m: geschält)
40g Mehl (m: D630)
2 TL Orangenwasser 
(oder 3 Tropfen Rosenwasser)

60g Mangeln, ganz, geschält, halbiert

Zubereitung:

Alle Zutaten von hand zu einer homogenen Masse verkneten und eine gute Stunde klat stellen. 35 Kugeln formen (Teig klebt etwas dabei, Hände leicht anfeuchten hilft). Je 3 Mandelhälften auf die Kugeln drücken - mit der Spitze nach oben. Dann die Bethmännchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen.

(Wer mag glasiert die Bethmännchen mit Eigelb (+ 1 EL Wasser verquirlt) (würde ich beim nächsten Mal nicht mehr machen) - das schützt wohl vor schnellerem Austrocknen.

Im vorgeheizten Ofen bei 150° (O/U-Hitze) ca. 15min backen. Abkühlen lassen und dann in einer Dose aufbewahren.

Quelle: Brigitte


Realitätsabgleich: Kürbis-Pü mit Holunder-Birnen-Rotkraut und karamellisierte Kastanien

Donnerstag, 29. November 2018


*Woauh! Eure Aussicht ist ja in echt noch schöner wie auf den Fotos. Sonst ist es ja allermeistens gerade andersrum.* Einen Satz, den wir so oder so ähnlich immer wieder von unseren Feriengästen hören. Und ja, selbst die Einheimischen anerkennen *la belle vue* und sagen: *Gigors hat den schönsten Blick der Region!*

In all den Jahren, in denen ich jetzt hier lebe, hat mich kein Motiv öfter nach dem Foto greifen lassen wie eben dieser malerischen Panoramablick (sämtliche Leserschaft sollte wissen, wovon ich schreibe). Und ich bekomme (wenn überhaupt) nur ein Zipfelchen eingefangen. In einem breiten, ausgedehnten Tal schwingen sich in unterschiedlichen Tiefen kleine Gebirgs-und Hügelketten, durch die verborgen sich die Drôme schlängelt. Rechts und links wirkt die Landschaft wie eingerahmt: im Osten von dem schroff aufsteigenden Hochvercors, das je nach Sonnenuntergang zum Alpenglühen gebracht wird, im Westen vom kleinen Saint Pancras (der Heilige Pankratius), zu dessen Fuße die romanische Kirche steht und an dem vorbei gelinst man bis rüber in die Ardèche sehen kann. Zentral im Süden liegt alle Blicke auf sich ziehend der markante *Les trois Becs*, auf denen eine der schönsten Wanderungen der Gegend führt (gefühlt ein Achttausender mit Sicht an klaren Tagen bis zum Mount Blanc). 

Dabei schauen wir in nahezu unbebaute Natur, nachts kann man die erleuchteten Punkte an einer Hand zählen, ganz im Gegensatz zu den schier unendlichen Sternen am Firmament. Oft stehen auf den Wiesen um das Haus Schafherden (sie gehören der reichsten Bauernfamilie), ansonsten finden sich kleinteilige Felder, die verschieden bestellt sind, neben großen Waldflächen mit altem Baumbestand.

Hinzu kommt, dass die Aussicht mit den Jahreszeiten und den Uhrzeiten jedes Mal wechselt und sich in immer wieder neuen, anderen, so nie gesehenen Stimmungen zeigt. Es ist nicht zu fotographieren, nicht zu malen, nicht zu beschreiben. Kennt ihr die Nietzsche-Aussage aus *Also sprach Zarathustra*: *Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, dann blickt der Abgrund auch in dich hinein.* Gleiches gilt für diese Weite. Eigentlich kann man eine Woche lang nichts anders machen wie nur ins Tal starren. Was gerade diejenigen am allerwenigsten schaffen, die nur für eine Woche zu uns nach Südfrankreich runtergefahren sind - die schießen besonders leidenschaftlich wie eine Flipperkugel umher, um so viel wie möglich abzuhaken...
 
Es dämmert einem, dass die Kulisse ein und dieselbe bleibt, während eine Generation von Mensch nach der anderen hier durchzieht - immer ein anderes Schauspiel aufführend... Der Habib hat auf unserer Homepage dazu schön geschrieben!

Nun, lange Rede, kurzer Sinn: bei dem heutigen Food-Bild handelt es sich um gegenteiligen Fall: es schmeckt um Welten besser als es aussieht. Soll heißen: ich bin mit dem Foto nicht wirklich zufrieden, gerade weil es echtes Komfort-Essen ist: das cremige Pü, das geschmorte Blaukraut mit der köstlich-tiefsinnigen Holundernote und die karamellisierten Kastanien.... hmmmm.... ihr hättet es riechen müssen. Für zierliches Anrichten fürs schnelle Shooting fehlte einfach die Disziplin. Wie die Kirsche auf der Sahnehaube im Süßen, so macht im salzigen Pendant zwei-drei Löffel Unami-Gemüse-Jus (der wird euch im Winter bei mir noch öfters begegnen) genau dieses i-Tüpfelchen. Fazit: zum Reinsetzen!


Zutaten 2P*:

Rotkohl:
800g geputzter, entstrunkter Rotkohl
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
1 TL Vanille-Zucker (m: selbst angesetzt)
200ml Rotwein
100ml Portwein
125ml Gemüsebrühe
1 Lorbeerblatt
5 Pimentkörner
1 Nelke
1/2 TL schwarzer Pfeffer
1 Splitter Zimtrinde
1 Birne
50ml Holundersaft (m: eigener)
1 Streifen unbehandelte Orangenschale
1 Scheibe Ingwer
Salz, Pfeffer
Öl

Pü:
150g Kartoffeln
350g Kürbis (Butternut)
50g Sellerie
50g Sahne
Salz, Pfeffer
Muskatnuss
etwas Sahne
1 Stich Butter

karamellisierte Kastanien s. hier

Gemüse-Jus s. hier

Zubereitung: 

Den Kohlkopf in feine Streifen hobeln. In einem Topf die fein gewürfelte Schalotte zusammen mit dem klein gewürfelten Knoblauch glasig dünsten, dann den Vanillezucker kurz mitrösten und karamellisieren lassen. Rotwein und Portwein angießen und auf ein Drittel reduzieren lassen. Brühe und Kraut hinzufügen, etwa 1 ½ Stunden bei milder Hitze zugedeckt mehr ziehen als köcheln lassen.

Nach einer Stunde das Lorbeerblatt einlegen. Den Piment, , die Nelke, den Pfeffer und den Zimt in ein Gewürzsäckchen (oder Teebeutel) füllen, verschließen und zu dem Blaukraut geben.

Die Birne schälen und vierteln, das Kerngehäuse entfernen und  in schmale Spalten schneiden. Die Birnenspalten etwa 10 Minuten vor Ende der Garzeit mit 50 ml Holundersaft in das Blaukraut geben.

Ebenso Orangenschale und Ingwer einlegen, einige Minuten ziehen lassen und wieder entfernen. Das Lorbeerblatt und das Gewürzsäckchen ebenfalls entfernen. Abschmecken mit Salz und Pfeffer.

Für das Pü Kartoffeln, Kürbis und Sellerie schälen und würfeln. In Salzwasser aufsetzen und so lange kochen, bis das Gemüse gar ist. Abschütten und gut ausdämpfen lassen. Butter und Sahne (wer mag ersetzt etwas der Sahne durch Milch) nach und nach angießen, pürieren und je nach gewünscher Konsistenz noch etwas Sahne zufügen. Salzen, pfeffern, und mit frisch geriebener Muskatnuss würzen.

Alles hübsch anrichten (also quasi etwas anders wie ich) und mit dem Jus beträufeln.

*Anmerkung m: der Rotkohl wird für 4 Personen reichen - demnächst zeige ich euch, was ich mit den Resten für uns zubereitet habe...

Inspiration Blaukraut: Variante von Schuhbeck


Alle Jahre wieder... Best of Weihnachtsbäckerei

Dienstag, 27. November 2018

https://salzkorn.blogspot.com/2017/12/dubb-held-lebkuchen.html

Alle Plätzchen, die man gebacken hat, kommen auch weg. Advendszeitgrundgesetz. Insofern könnte man fast behaupten, dass es nahezu egal ist, was man aus dem Ofen zieht. Aber auf jedem Plätzchenteller rufen halt einige Süßis lauter *Hallo* aus der Menge hervor als andere. Eine Plätzchen-Parade habe ich euch vor zwei Jahren zusammengestellt und unter den Keksen habt ihr eh die völlige Übersicht (eines der wenigen Boards, die totally up to date sind... ja, Baustelle... je sais...).

Hier bekommt ihr für heute meine Lieblinge. Und ich tat mich schwer, mich auf 12 zu beschränken. Weil eigentlich wollte ich noch auf so viele andere hinweisen, die es mehr als verdient hätten, aber hey, 12 ist eine gute Zahl, also belasse ich es jetzt für dieses Mal bei dieser Auswahl - ansonsten gibts ja eben die zwei anderen Inspirationsboards... hinter jedem Bild versteckt sich der Link zum Rezept!


https://salzkorn.blogspot.com/2013/11/mesdames-et-messieur-voila-hilda-ii.htmlhttps://salzkorn.blogspot.com/2011/11/auf-die-patzchen-fertig-los-gateaux-aux.htmlhttps://salzkorn.blogspot.com/2013/11/hilda-hoch-zwei.html



https://salzkorn.blogspot.com/2012/12/kulinarischer-adventskalender.htmlhttps://salzkorn.blogspot.com/2011/12/vanillekipferl-gipfel-2011.htmlhttps://salzkorn.blogspot.com/2016/12/die-schnellsten-platzchen-von-mexico.html



https://salzkorn.blogspot.com/2011/12/einweihung-zum-4advent.htmlhttps://salzkorn.blogspot.com/2013/04/gezierter-gewurzkuchen-mit-kakao.htmlhttps://salzkorn.blogspot.com/2015/11/keine-meuterei-um-bounty.html



https://salzkorn.blogspot.com/2016/12/nikolaus-schoko-ingwer-butter-platzchen.htmlhttps://salzkorn.blogspot.com/2017/09/jahreszeitenwechsel-mit-apfelschlangerl.htmlhttps://salzkorn.blogspot.com/2017/12/dubb-held-lebkuchen.html



Konditional: Tarte Tatin aux Coings

Sonntag, 25. November 2018


Würde ich ein Kochbuch veröffentlichen, dann wüßte ich ohne zu Überlegen sofort einige Rezepte, die auf jeden Fall ihren Platz darin fänden. Konditional total. Ihr wärt die ersten, die erführen, wenn dergleichen anstünde...

Irgendwie scheint mir ein gedrucktes Buch mit papiernernen Seiten haltbarer, dauerhafter, wertiger als Rezepte in dem Fundus eines Blogs in WWW.  Dabei umweht das gute, alte Buch langsam ein Hauch von Nostalgie. Und für eine papierne Hochzeit braucht man gerade einmal ein einziges Jahr verheiratet sein. Das schaffen die meisten Ehen in Deutschland. Nun, wie nachhaltig ist wohl ein einmal gepostetes Rezept im Netz? Keine Ahnung. Leider wirkt es eher so, dass die Rezepte eines Blogs in Kürze vergessen sind, wenn ein Blog nicht weiter gewartet wird, sprich: ständig mit neuem Inhalt gefüttert wird. Oder bedient ihr euch noch an dem Quell so wunderbaren Blogs wie dem von Alex oder Mme Hedonisten - um nur zwei stillgelegte zu nennen, die ich sehr schätze.

So oder so, ganz egal wie man es dreht oder wendet: ich bin stolz auf mein Tarte Tatin-Rezept, beeindrucke, verwöhne und franzosisiere gerne Gäste damit und liebe an ihm seine rustikale, schlichte Raffinesse. Und meine perfekt-ideale-galaktische Tarte Tatin ist die beste ever von Welt. Eh bien, c'est comme ça!

Prima dafür eignen sich für eine weitere Variante Quitten, die eine leicht saure Note von Natur aus mitbringen. Wollt ihr damit ein Menu beenden, dann würde ich auf jeden Fall anraten, die Tarte Tatin vorher mal Probe zu backen. Für die richtige Konsistenz des Karamells braucht es etwas Erfahrung. So wie ich es beschrieben habe bei der Apfel-Tarte Tatin-Herstellung - das gilt auch für die gedrehte Tarte mit Quitten. Gleichfalls, dass ich ein Crème fraîche-Eis dafür als optimale Begleitung halte...


Zutaten 4P - für 4 Ramequins* à 12cm Durchmesser:

180g Mehl 
90g Demi-Sel-Butter
2 TL Orangenblütenwasser 
etwas Tonka-Bohnen-Abrieb
(oder Vanille)
1 EL Crème fraîche
etwas kaltes Wasser

2 Quitten
ca. 3 EL Orangensaft
(oder Mandarinensaft)
70g Zucker
30g Butter
1Pr Salz

Zubereitung:

Die Butter in Flöckchen in den Tarteteig einarbeiten und zügig zu einem homogenen Teig kneten. In Folie packen und 1 Stunde kalt stellen.

Die Quitten abreiben, entkernen, schälen und in dünne Streifen schneiden. 15g Zucker in ca 500ml Wasser auflösen und aufkochen lassen, die Schnitze darin etwa 3min kochen, abschütten und abtropfen lassen.

Den Ofen auf 210° (O/U-Hitze) vorheizen, Ofengitter auf der zweiten Schiene von oben einschieben.

Die Ramequins buttern. Den Teig vierteilen, zu Kugeln rollen und etwas größer als die Rammaquins (also so 13cm Durchmesser) auswellen.

Den Zucker mit der Prise Salz karamellisieren lassen, Butter und Quitten-Schnitzen zufügen, ebenso den Orangensaft und das Karamell wieder flüssig und leicht zähflüssig werden lassen (dauert bei mir etwa 2-3min).

Die Quitten auf die Ramaquins verteilen, den Teig auflegen, die Ränder rundherum nach innen stülpen, mit einer Gabel die Oberfläche mehrfach einstechen und für ca. 30min backen.Aus dem Ofen holen,  4-5min ruhen lassen, dann stürzen. Schmeckt am besten lauwarm...

*Anmerkung m: Ramaquins sind kleine Auflaufformen, wie es sie in F in allen Größen gibt - bevorzugt, um damit Crème brûlée herzustellen...


Gelbstich: Paprika-Gulasch-Eintopf

Freitag, 23. November 2018


Nicht nur Knigge weiß: Politik und Religion sind am Tisch Tabu-Themen. Ich weiß das auch. Nichts verhagelt zuverlässiger die Stimmung und im Schlepptau dann den Appetit, wie wenn ein Gespräch beim Essen eben dort landet.

Ich gehöre zweifelsohne Team *Pro-Harmonie* an. Nicht nur als Köchin, ich komme prinzipiell sehr gut damit zurecht, wenn alles und alle andauernd im Qi bleiben. Exakt deshalb vertiefe ich mich seltenst ernsthaft in Politik. Das, was der Habib an Infos an mich heranträgt, reicht mir dicke. *Pffhhhh*, schnaube ich, *Fett schwimmt oben, so wird es immer bleiben und dafür wird gesorgt.* Womit diese Diskussion für mich beendet wäre. Mehr Interesse zeige ich für die örtliche Bürgermeisterwahl... alle 6 Jahre - damit bin ich politisch quasi ausgelastet. Ganz ehrlich, kann man als politisch Erwerbstätiger gute Karmapunkte sammeln? Es dünkt mir schwierig.

Ganz um Politik führt dieser Tage jedoch kein Weg vorbei. Im wahrsten Sinne. Heute nun bereits zum zweiten Mal sind wir in stockendem Verkehr gestanden, der gestaut wurde von den *Gillets jaunes*. Wie wohl hinlänglich aufgeführt, bin ich der denkbar schlechteste Ansprechpartner um genauere Fragen dazu zu beantworten - hier können sich Interessierte ein wenig einlesen. Stein des Anstosses, der das klassische Fass zum Überlaufen brachte, sind die stetig steigende Benzinpreise. Über die ich mich auch schon ärgerte.

Wir, la population rurale (= Landbevölkerung), sind absolut alternativlos auf das Auto angewiesen - (meine Rede). Hey, und ich bin gerne Fahrrad gefahren. Jahrelang hatte ich in Kalle überhaupt nur ein Fahrrad als Fortbewegungsmittel. Mit meinem Umzug hierher mottete ich es dann ein. Ich bitte euch! Ich bin umgeben von hochgradigem *Tour de France*-Gelände. Die geht IMMER irgendwo hier doch. Und kommt jetzt bloss nicht auf die Idee, mir ein Elektro-Tandem-Liegefahrrad schenken zu wollen (Insider für regelmässige Leser ;).

Nun, jedenfalls erstaunt es mich doch, dass die Bewegung der Gelb-Westen bis ins Hinterland Wellen schlägt. Tja, die sozialen Netzwerke - als Organisationshilfe offensichtlich Bombe! Was uns aktuell ins Auge stach: zunehmend zeigen sich Autofahrer solidarisch, indem sie ihre gelben Westen gut sichtbar vorne auf die Amatur legen. Vive la France - Liberté, fraternité, égalité - und die französische Bereitschaft zur Solidarität (gerade wenn es gegen die Obrigkeit geht) beeindruckt mich nun wiederholt. Eigentlich ein Teil der Brüderlichkeit, die Solidarität, oder? Schön wäre es ja, wenn die nicht an nationalen Grenzen Halt machen würde. Mais bon... ich werde es nicht beeinflussen. Sollten die französischen Benzinpreis zu wackeln anfangen, hätte ich nichts dagegen...


Unsere letzten, frischen Paprika habe ich verwertet in einem wohligen, wärmenden Eintopf. One-Pot-Dingens wird das ja gerne genannt, wenn man Hipster sein will. Dabei klingt *Eintopf* doch schon herrlich dampfend!

Zutaten 2P:

1 rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
50g Sellerie
50g Soja-Geschnetzeltes
2 Kartoffeln
3-4 Paprika (rot/ grün)
3-4 EL Gemüse-Jus
1 EL Balsamico
1 TL Paprika-Pulver, mild
2 Msp Pimentón de la vera
Harissa
Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer
Olivenöl

(optional: Crème fraîche)

Zubereitung:

Getrocknetes Soja-Geschnetzels mit gleicher Menge kochendem Wasser übergießen und quellen lassen.

Kartoffeln schälen und in Würfel schneiden ca- 1-2cm. Paprika entkernen (wer mag häuten, nachdem sie unter dem Grill lagen oder mit dem Sparschäler schälen) in kleine Streifen schneiden. Sellerie in kleine Würfel von 1/2cm schneiden.

Zwiebel und Knoblauch fein würfeln. In einem Schmortopf beides in Olivenöl glasig dünsten. Paprika zufügen, ebenso den Sellerie, sowie Papria-Pulver und Pimenton und ca. 3min weiterbraten. Soja zufügen. Jus und soviel Gemüsebrühe anschütten, dass alles völlig bedeckt ist. Deckel auflegen und ca 5min köcheln lassen. Kartoffeln untermischen und weitere 15min garen, bis die Kartoffeln gar sind aber noch nicht verfallen. Mit Harissa und Balsamico abschmecken. Salzen, pfeffern.

Wer mag serviert den Gulasch mit einem Teelöffel Crème faîche.


Lebensreise: Paprika-Flan

Montag, 19. November 2018


Die grosse Unbekannte, oder ihren Gatten Faktor X, die mögen wir nicht. Der wird die Tür vor der Nase zugeschlagen wie unliebsamem Überraschungsbesuch. Außerdem passt die in unseren gut organisierten, durchstrukturierten, vorausdurchdachten Alltag so gar nicht hinein. Durcheinander und Chaos, wo eben noch Ordnung herrschte (zumindest ungefähr), kann keiner wollen. In Zeiten von Handy gibt es zudem keinerlei Gründe, sich vorher nicht anzumelden. Wirklich nicht. *Zufällig in die Gegend verirrt und dann einfach geklingt* - das passiert heute keinem Menschen mehr. Einfach so. Bref: es kann nur als astreines Assi-Indiz bewertet werden

Komischerweise ist es beim Reisen gerade das, was nachher wie Junk die Blutgefäße durchströmt: die Ungewissheit. Ja, ich behaupte: die besten Momente ereignen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit dann, wenn man null Erwartungen hat und die Dinge einfach geschehen lässt. Nicht, dass ich das sofort gekonnt hätte. Oder immer könnte. Bei meiner allerersten Reise, bei der ich drei Monate alleine unterwegs war, gelang mir das gerade einmal eine handvoll Tage. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich die besonders intensiv im Gedächtnis habe. Und weil ich generell eher der Typ bin, der gerne stets ein Tag im voraus informiert wäre. Um die Zahnbürste noch einpacken zu können... oder so. Für Spontanität im Hause Falk ist der Habib zuständig.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass in unseren Breitengraden dem Leben nach aller Regel der Kunst aus dem Weg gegangen wird. Wir dünken uns in Sicherheit, wenn nur alles geregelt ist. Je größer wir den Bogen um Lebendigkeit ziehen, umso mehr hoffen wir, so ungeschoren wie möglich davon zu kommen. Dabei wissen wir ganz genau, dass wir uns in die Tasche lügen, dass wir einer  - weit verbreiteten - Illusion unterliegen. Das ist nicht die Wirklichkeit. Und der Preis, den wir dafür bezahlen ist hoch: das Glitzern in den Augen geht verloren.

Machen wir uns nichts vor: Das Leben ist lebensgefährlich. Und es endet tödlich. Lässt sich nicht ändern. Habe ich selbst mal um die Ohren gehauen bekommen, als junges Mädchen von einer Zufallsbegegnung im Zug. Joh, keine Erkenntnis für die man länger meditieren müsste, aber damals für mich ein Knüllersatz. Und im richtigen Moment. 

Trotzdem gewinnt die Angst vor Fremden gerne die Oberhand. Auf der ganzen Welt scheint *das Andere* bedrohlich. Das dachte ich, als ich auf dem empfehlenswerten Blog *Outthere* am Ende dieses Posts las, wie sie die Gefahren ihrer Reise erlebten. Im Gespräch mit anderen nämlich vorallem als deren Vorurteile!! Super gefiel mir auch der tolle Bericht ihres Amazonas-Abenteuer, insbesondere dem Abschnitt *Am Rande der Komfortzone*, in dem sie eben den Mehrwert so schön schildern. Was keiner nachvollziehen kann, der es nicht selbst erlebte. Für mich hatte da Madagaskar viel zu bieten. Mit dem Durchstehen von Entbehrungen und Unwohlsein stellt sich im Nachhinein eines ein: Angst baut sich ab und Welt wird größer. Ich nennt es ja Ambrosia. (By the way gleiches Prinzip gilt für diesen erstaunlichen Erfahrungsbericht = Durchstehen mit erstaunlichem Effekt... als weiterer Mutmacher).

Um eine letzte Perle zum Thema anzureihen, passt dazu ein Schatzmoment der letzten Tage: ich wachte auf, nachdem die ganze Nacht ein Sturm um das Haus peitschte. *Fühlst du dich eigentlich immer behütet und geborgen*, fragte ich an den Habib gekuschelt. *Hmmm*, murmelte der noch halbschläfrig, *es kann halt so viel passieren.* *EBEN!* antwortete ich aufgeraut von dem brausenden Wind. *Dann passiert es halt* sagte mein weiser Habib...

So, Vorspeise, liebe Leserschaft. Zurück zum Fundament eines Foodblogs und hier zu einem bevorzugten Start in ein Menu, dem Flan. Mit Erbsen habe ich ihn zuerst gezeigt, mit Blumenkohl, Karotten, Spargel - und jetzt mit Paprika. Es wurde direkt nach dem Rezept gefragt. Was hiermit erfüllt ist...


Zutaten 4 Stück:

175g Paprika, rot
2 Eier
100ml Sahne
1/2 TL Paprika, rot
1 Msp Pimenton de la verra
Piment d'Espelette
Salz, Pfeffer

1 Avocado
1/2 Mango
1/2 Limette, Saft davon
2 Spritzer Workchester-Sauce
Salz, Pfeffer
1 Bund Schnittlauch
2 EL Chicorée, fein geschnitten

Zubereitung:

Paprika unter den Grill legen, bis die Haut schwarze Blasen wirft, dann häuten. 

Den Ofen auf 150° (Umluft 130°) vorheizen

Die Eier mit der Sahne und der Paprika fein pürieren. (wer darauf achten will, dass die Flans eine feine, glatte Struktur bekommen, der rühre nur mit einer Gabel glatt (nicht den Pürierstab), damit sich kein Schaum bildet. Mit den Gewürzen abschmecken.

Vier ofenfeste Förmchen großzügig ausbuttern, (m: Boden mit kleinen, runden Backpapier-Schalonen ausgelegt - dann klappt das Stürzen auf jeden Fall) damit die Flans sich später gut stürzen lassen.

Die gefüllten Förmchen in ein tiefes Backblech (m: rechteckige Backform) stellen und so viel kochendes Wasser dazugeben, dass sie zu etwa zwei Drittel darin stehen. Die Flans etwa 45min im Wasserbad garen (Stäbchenprobe). Vor dem Stürzen 5-10min ruhen lassen. Mit dem Messer vom Rand lösen (m: nicht nötig gewesen) und lauwarm oder kalt servieren

Für den toppenden Salat Avocado und Mango in Würfel von etwa 1/2cm schneiden, Schnittlauch in Röllchen und den Chicoree in feine Streifen (auf dem Foto vergessen ;). Alles miteinander vermengen und mit Limettensaft, Workchester-Sauce und Salz und Pfeffer abschmecken. Mit Hilfe eines Servierrings auf den gestürzten Flans anrichten. Wer mag serviert noch etwas grünen Salat dazu... Bei mir gabs als Boden aus der letzten Garten-Aubergine eine Art Auberginen-Kichererbsen-Humus angelehnt an diese...