Lieblingsbrote, favorite bread recipes, pains préferés

Sonntag, 30. Januar 2022

 

 

       

        

Was treibt man, wenn man auf einmal viel Freizeit zuhause verbringt? Man fängt ein Rentner-Hobby an wie Brotbacken.

Wobei ich glaube, dass sich das längst gedreht hat. Das war damals als ich vor 15 Jahren mit dem Brotbacken begonnen habe neben Imkern der Klassiker. Heute schmückt man sich doch gerne auch als Hipster mit einem solchen Hobby, oder? Gut, was schreibe ich: keine Ahnung was in den Metropolen dieser Welt so läuft - je m'en fous ob mottig oder modern. Der Geruch von frisch gebackenem Brot im Haus ist an muckeligem Gefühl eigentlich nicht zu toppen. Schön, wenn das andere für sich genauso entdecken!

Ich bin schon immer Brotliebhaber - ganz besonders während meiner Trauma-Verarbeitungszeit. Ihr erinnert euch, dieses *Wer-sich-nicht-wehrt-kommt-an-Herd*-Dingens. Da ich nicht gekocht habe, ernährte ich mich von Stullen. Und die war schon immer vollkornlastig. Exakt das war auch der Grund, weshalb ich in Südfrankreich mit dem Brotbacken anfing: schlimmes Vermissen von deutschem Brot! Damals war ein Vollkornbrot kaum aufzutreiben. In Kombi mit Saaten sind sie hier nach wie vor schwer zu finden.

Tja, alte Liebe rostet nicht. Diese Art Brote sind nach wie vor meine allerallerhäufigst gebackene Sorte.

Weil Mails und Aufrufzahlen den momentanen Trend zum heimischen Brotbacken belegen, habe ich euch einige meiner Lieblinge aus dem Fundus herausgesucht. Denn ich selbst greife fast nur noch auf Rezepte von hier zurück. Warum in die Ferne schweifen.... ich habe schon so viel ausprobiert. Viele neue Fotos belegen, dass ich auf bestimmte Brote bevorzugt zurückgreife. Meine Bäckerei käme mit einer handvoll verschiedener Brote - trotz riesiger Auswahl - aus. Es braucht nur ein gutes Rezept und allein mit diesem kann man sich durch Austauschen von Getreide, Anschüttflüssigkeit und Saaten immer wieder aufs Neue beglücken.

Müßte ich mich auf 5 Brote beschränken, dann habe ich euch zwei davon bereits verraten. Und zwar in meinem Post *Backen mit Sauerteig... my way*. Das Paderborner von Gerd (für das ich mittlerweile fast nur Vollkorn verwende) backt sich quasi nebenher sowie das Bauernbrot von Günther (mit dem ich wieder und wieder spiele) - beides sind absolute Anfängerbrote, weil sie immer gelingen. Tatsächlich würde ich Newbies raten, sich an den beiden abzuarbeiten und sie in verschiedenen Ausführungen hintereinander weg zu wiederholen, um ein Gespür für die richtige Teigkonsistenz zu bekommen. Der damit einhergehende Erfolg wird bestimmt Freude bereiten. 

Dann zählen weiter dazu das Einkornbrot von Dietmar - Einkorn ist mein absolutes Lieblingsgetreide geworden. Nicht nur weil die Haute-Provence Anbaugebiet dafür ist, Farbe und Geschmack des Einkorns finde ich unschlagbar! Außerdem gehört auf die Liste ein weiteres Günther Brot und zwar sein Volles Roggen mit Sonnenblumenkerne. Günther schrieb mir, dass er die Idee mit den Sonnenblumenkernen von mir aufgegriffen hätte, worauf das Brot wieder besser im Verkauf lief... Zu guter letzt backe ich seit Jahren einfach gerne den Hamster mit richtig vielen Saaten. 

Was Brötchen angeht, so orgle ich tatsächlich gerade die Sonntagsdinkelbrötchen hoch und runter, verweise euch aber ebenso weiter auf die Ohmm-Shanties, Grobies Dreiecksbrötchen, die Wurzelknoten nach Marlene sowie die rustikalen Dinkelchen nochmals nach Dietmar.

Mein letztes Brot, das ich gebacken habe, war Julis Meisenknödelbrot mit Einkorn anstelle von Dinkel und überhaupt mit mehr Vollkorn - richtig super! Vielleicht ist was dabei für euch! Viel Spaß und gutes Gelingen!

das Böse 2/4: Cannelloni mit Kürbis, Mangold und Ziegenkäse

Sonntag, 23. Januar 2022

 

 

Die Welt betrachte ich durch die Brille der Homöopathie. All mein Wissen über die Homöopathie habe ich von meinem Habib. Mit ihm zusammen trat die Homöopathie in mein Leben. Viele Jahre hatte ich über die Bildhauerei versucht, mich von außen vorzuarbeiten, was einen Menschen im Inneren bewegt. Die Homöopathie drehte die Richtung meiner Bemühungen um: sie geht vom Inneren aus, dem Wesen, dem Kern. Ja, Homöopathie ist für mich DER Schlüssel für Goethes Ausspruch in *Das Märchen*: *Wie viel Geheimnis weißt du? - Drei, versetzte der Alte. - Welches ist das wichtigste? fragte der silberne König. - Das offenbare, versetzte der Alte.*  

Unabdingbare Basic für das Verständnis für Homöopathie ist, dass erst die Verbindung von Materie und Geist das Leben auf der Erde ermöglich, aber der Geist es ist, der die tote Form belebt! Wer hier schon nicht mehr mitkann, braucht gar nicht weiterzulesen.

Anfangs schien es mir völlig fancy, dass die Homöopathie in der Lage sein soll, die Inhaltskräfte der Natur beschreiben und auseinanderhalten zu können. Aber kommt es einem kompletten Frischling, der zum ersten Mal versucht auf der Tastatur seine zehn Finger unabhängig voneinander zu bewegen, nicht auch wie ein Witz vor, dass eine Klaviersonate von Beethoven für Menschenhände geschrieben sein soll? Es gilt wie für alles Streben: üben, üben, üben - was ebenfalls gute und weniger gute Spieler hervorbringt.

Und weil das Beschäftigungsgebiet der Homöopathie die beseelte Natur ist, scheint es mir gemäß meiner eigenen Entwicklung schwer vorstellbar, dass man Homöopathie über Theorie/Bücher erlernen kann. Viel mehr glaube ich - wie eigentlich für alle Künste - an das Meister-Prinzip. Es braucht jemanden, der dich einweist, einführt, der sein Wissen und seine Erfahrung in persona direkt und unmittelbar weitergibt. In meinem Fall lenkte der Habib mein Denken und meine Wahrnehmung. 

Der Habib faszinierte  mich mit der ersten Begegnung derart, dass ich es rasend spannend fand zu versuchen, die Welt mit seinen Augen zu betrachten. Was er erzählte, fiel mir zu Beginn schwer nachzuvollziehen. Aber jemand der trampend durch die ganze Welt zog, bevor Trampen überhaupt erfunden worden war, jemand der mit seinem Jeep zigfach ganz allein ohne GPS die endlose algerische Wüste durchquerte, jemand, der einzigartige, unverwechselbare Häuser entwirft, jemand, der im Schweiße seines Angesichts diesem Hang in der Drôme ein ganzes Anwesen abgetrotzt hat, kann so spinnert nicht sein (an den Taten werdet ihr gemessen...). Faktisch kannte ich niemanden, der mehr mit beide Füßen auf dem Boden steht wie er.

Um ein konstitutionelles Mittel zu begreifen, braucht es mindestens zwei lebende Beispiele, um dahin zu kommen, dieses wiedererkennen zu können. Und ja, ist doch sensationell, oder , man kann solche Mittel wiedererkennen (wenn's nicht wahr ist, soll mir mein kleiner Finger abfallen). Und zwar mittels emotionaler Intelligenz, mittels Einfühlen (s. auch *Vom Geist Afrikas*) - nichts was ein Computerprogramm durch Auswertung von Details jemals leisten kann. Denn in der Homöopathie geht es um feinste Nuancen und stets um das Individuum, den individuellen Fall. Ganz mit Saint Exupéry *Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut.*

Jüngere Menschen haben Probleme, die Emotionen anderer wahrzunehmen, titelt die Zeit. Verkrüppelte emotionale Fähigkeiten sind der Preis für gesteigerte, aber auch verdrehte Verstandeskräfte. Viele Menschen in den Industrie-Nationen wiegen sich in dem Trugschluß, indigenen Völker deshalb überlegen zu sein, ohne überhaupt zu bemerken, dass der Kopf ihr Herz verkümmern ließ.

Gefühl und mentale Gedankenkraft müssen im Einklang stehen. Wird eines davon bevorzugt, so schrumpft das andere in gleichem Maße (Gefühlsdusselei = verdrehte Emotion). Ebenso wirken auch Körper und Spiritualität wechselseitig aufeinander. Letztlich aber müssen alle vier Wahrnehmungsebenen - Körper-Gefühl-Verstand-Spritualität - in stimmigen Austausch miteinander stehen. 

Erkenntnis ist ein ausgewogener, innerer und individueller Prozeß, der nicht übertragbarer ist -  zum xten mal der Goehte Ausspruch *Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdet es nicht erjagen*. So geht der beste Schutz der Wahrheit: sie offenbart sich nur jenen, die nach ihr suchen, die dafür bereit sind. Hingegen tiefes Wissen offen zu legen für alle, birgt große Gefahren. Vielleicht auch ein Grund, warum manches Wissen nur mündlich weitergeben werden sollte. Goethe machte aus seinem Missfallen über E.T.A.s Hoffmanns Kunstmärchen *Klein Zaches genannt Zinnober* keinen Hehl. ETA Hoffmann beschreibt darin das Wesen von Zinnober, das seine Kaltherzigkeit hinter einem falschen Schöngeist versteckt, in dem es sich der schöpferischen Schaffenskraft anderer bedient um seine Umgebung zu blenden. Was passiert, wenn eine solche Tarnung auffliegt vor Menschen, die Geist nicht verstanden haben, schildert Hoffmann ebenfalls: sie trachten Zinnober nach dem Leben und wollen ihn lünchen. "Todesstrafe" - geistig betrachtet völliger Blödsinn! *Geist* kann man nicht auslöschen.

ALLE Naturkräfte sind notwenig, um Leben auf der Erde überhaupt zu ermöglichen! *Was machst du an der Welt? Sie ist schon gemacht; der Herr der Schöpfung hat alles bedacht.* Ähnlich endet ebenfalls *Reineke Fuchs* - man hat zu aktzeptieren, wie die Welt beschaffen ist. Es ist wie beim Kasperle-Theater: um eine Geschichte zu erzählen, braucht es alle Handpuppen, aber *Kasperle, pass auf!!!!* vor dem Krokodil (den dunklen Mächten) - (s. dazu den Post: Landscape of fear: wer nicht auf der Hut ist, dem gehts an den Kragen). Sie sind alle nötig, wenn sich Kasper entwickeln soll. So waren im alten Ägypten dem Krokodil ganze Tempel geweiht. 

Ganz fatal wird es in der Miasmatik, der Seuchenlehre, denn Seuchen sind hochansteckend und viele davon sind chronisch und unheilbar - nicht nur körperlich, ebenso geistig! Dabei geht es bestimmt nicht um das Richten oder Verurteilen von anderen. Ganz im Gegenteil. Wer noch tiefer vordringen will, nämlich zur Miasmatik - die krankhafte Verdrehungen des Geistes - muss sich ganz zur Verfügung stellen. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Dem eigenen Denken auf die Schliche zu kommen, fällt schwer. Denn unser Denken macht unsere Existenz aus, das stellen wir innerlich auf einen goldenen Sockel. Wie aber diesen Sockel ins Wanken bringen - etwa zur Bereinigung? Es gibt Methoden wie die der öffentlichen Beichte. Oder durch Familienaufstellungen, um dunklen Geheimnissen ans Licht zu verhelfen. Geistige Nacktheit macht höllisch Angst - wirkt aber unbeschreiblich befreiend für die, die sich dazu überwinden.

Es gilt sich klar zu machen: all die unterschiedlichen Lebenskräfte sind angelegt, um einzelne Menschen zur Urteilsfähigkeit zu verhelfen (was will ich, was will ich nicht) und damit zur Bewußtwerdung. Die ganze, irdische Schöpfung opfert sich, um einzelne zum Baum der Erkenntnis zu führen, zum eigenen, individuellen und wahrhaften ICH. Vergiß nie:

DIE LÜGE IST DER ANFANG UND DER GRUND ALLEN ÜBELS AUF DER ERDE

 


Ein offenes Geheimnis ist meine Liebe zu der italienischen, frischen Pasta. Kürbis und Mangold zählen für mich zu den großen Gemüse-Dream-Teams: sie heben sich gegenseitig und ergänzen sich hervorragend. Exakt aus diesem Grund habe ich die beiden - Kürbis & Mangold - schon sehr oft zusammengebracht.

Ziegenkäse macht darauf den perfekten Dreiklang. Diese Kombi habe ich diesen Winter schon 2 Mal als Lasagne auf den Tisch gebracht. Nun als neue Spielart in der gefüllten Version als Cannelloni. Njami, njami - also wenn man sich auf diese Weise nicht das Leben schöner kochen kann, dann weiß ich auch nicht...


Zutaten 2P:

Cannelloni-Blätter:
100g Mehl (m: D1050)
1 Ei
1 EL Olivenöl

350g Kürbis, geschält, in 1cm Streifen (Butternut)
150g Mangold
2 Knoblauchzehen
10 Salbei-Blätter
1 Zweig Rosmarin
1 Ziegenfrischkäse (oder 150g Ricotta)
70g Ziegen-Gauda (m: Tomme de Brebis), geraspelt
 Harissa
1 TL Koriander, geschrotet
1 TL Kreuzkümmel, geschrotet
Salz
1 Pr Zucker

Béchamel:
25g Butter
2 (kleine) EL Mehl
Weißwein
Milch
Salz
Muskatnuss
Pfeffer
2TL Thymian-Blättchen 
Ziegen-Gauda zum Überstreuen

Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig einen geschmeidigen, elastischen Teig kneten und eingewickelt mindestens eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Ofen auf 210°C vorheize. Backblech mit Backpapier auslegen, mit Öl bepinseln und die Kürbisstreifen glatt darauf legen. Mit wenig Öl bepinseln. Salzen, pfeffern und für ca. 15min im Ofen garen. Etwas abkühlen lassen, dann den Kürbis kleiner wiegen

Mangold putzen, Stiele von Blätter trennen. Getrennt von einander klein schneiden. Knofi fein hacken, ebenso die frischen Kräuter. In etwas Öl Mangoldstiele mit Knofi und Kräutern andünsten - dann auch Koriander und Kreuzkümmel zufügen und ebenfalls mitbraten. Dann das Mangoldgrün untermischen, etwas Gemüsebrühe anschütten, Deckel auflegen und Mangold weich garen - dauert je nach Größe etwa 10 min. Der Mangold sollte weich und das Wasser verdampft sein. Salzen, pfeffern.

Kürbis und Mangold mit dem Ziegenfrischkäse/ Ricotta und dem Gauda mischen und nochmals gut nachwürzen.

Den Pastateig dünn in Bahnen ausrollen (m: Pastamaschine Marcato). Daraus 12 Rechtecke von etwa 10cm x 13cm schneiden. In einer hohen, breiten Pfanne Wasser zum Kochen bringen und die Rechtecke nacheinander darin kurz garen und auf einem sauberen Küchentuch auslegen.

Die Béchamel zubereiten. Dafür die Butter in einem kleinen Topf schmelzen und das Mehl zufügen. Immer konstant rühren wenn nach und nach Weißwein und Milch angeschüttet wird - direkt auch den Thymian dazugeben -, so lange rühren, bis eine cremige Béchamel entsteht. Würzen mit Salz, Pfeffer und Muskat.

Ofen auf 180° vorheizen.

Eine Gratinform buttern. Die Cannelloni mit dem Gemüse füllen und einrollen. Nebeneinander in die Gratinform setzen, mit der Béchamel übergießen und mit etwas Ziegengauda bestreuen und für etwa 30min in den heißen Ofen schieben.

Anmerkung m: etwa die gleiche Zutatenliste auch zur Herstellung für eine Lasagne verwendet - dann wird nur der Ricotta herausgekürzt und die Béchamel mengenmäßig etwas erhöht. Den Kürbis kleiner zu scheiden, ist dafür nicht nötig - den kann man auf die Lasagneblätter verteilen, wie man ihn aus dem Ofen holt. Alles andere bleibt sich gleich.


das Böse 1/4 - Sonnenschein-Curry mit Blumenkohl und Orange

Sonntag, 16. Januar 2022

 

 

Anfang des neuen Jahres geht mir das alte noch hinterher. Und zwar hinterließ ein Gespräch über meinen Madagaskar-Aufenthalt bei mir nachhaltige Spuren. Es geht doch nichts über ein persönliches, zugewandtes Gespräch! Einer vom Tribe (coucou Axel) fühlte mir auf den Zahn und wollte genauer wissen, warum ausgerechnet Madagaskar mir derart den Helm verbogen hat.

So fing ich an aufzuzählen: die Not, das Elend, die Armut, der Betrug, die Kinderheime, die homöopathischen Kräfte des Maki, des Chamäleon, der roten Zinnobererde, der Rassismus, die Umweltzerstörung, der Sex-Tourismus, die schwarzen Messen... Ich hätte weiter- und weiterlisten könnten, aber am Ende war ich mit meiner Antwort selbst nicht zufrieden. Ja, wie eigentlich lässt sich diese tiefgehende Erfahrung zusammenfassen. Etwas, das übrigens die eigentliche Kunst einer homöopathischen Arzneimittel-Prüfung ausmacht, nämlich für Prozesse (Arzneimittelstufen) sowie für die Ursubstanz eine Überschrift zu finden - eine Gabe, die im hohen Maße der Habib besitzt und wie es ihm nur wenige gleichtun können.

Ich drehte das Thema in mir hin-und her und dann kam mir das zentrale Thema: auf Madagaskar hatte ich begriffen, dass das Böse böse ist, weil es böse ist, sein will und nicht anders sein kann. Das schüttelte mich damals bei meiner Rückkehr derart (unbewußt) ins Mark, dass ich kotzend über der Kloschüssel hing - ich wollte es schier nicht schlucken.

Das klingt erstmal lapidar - das Böse ist böse, weil es böse ist - doch eigentlich wußte ich bereits dank homöopathischer, konstitutioneller Mittel, dass sich das Wesen, der innere Kern eines Menschen nicht ändern lässt. Homöopathische Menschenbilder bilden das ganze Spektrum ab: von seelenlos bis beseelt. Und die Lehre der Miasmatik stellt dar, wie geistige Verdrehungen gesunde Seelen vernichtet. Denn akut - das gilt es zu unterscheiden - kann jeder mal böse handeln. Im Affekt kann jeder Mensch zum Mörder werden. Wird ein Verhaltensmuster aber chronisch, dann wird ein Geist ebenso unheilbar krank wie es ein Körper werden kann. Das bedeutet weiter: die Unsterblichkeit der Seele ist ein Mythos - ein falscher Mythos! Sonst hätte das Böse keine Konsequenz. Doch nichts, kein Gedanke, keine Tat, bleibt ohne entsprechende Folge!

Nun, trotz diesen  Wissens war ich regelrecht zwanghaft gepolt, mich stets auf die Suche nach dem berühmten guten Haar zu machen. Ja, ich war jahrelang die erste, die versuchte Schandtaten anderer zu entschuldigen (schwere Kindheit, Unsicherheit, Komplexe - so halt). Eben ganz getrieben von der Haltung: das kann man doch unmöglich so Scheiße stehen lassen! Das KANN (das DARF) keine Absicht gewesen sein! Womöglich ist aber genau dieses Ausweich-Verhalten ein degeneratives Phänomen unserer Zeit, denn im Mittelalter war den Menschen die Polarität und die Spaltung von Gut ud Böse bewußt - daran wurde nicht herumgedoktort und schon gar nicht glatt gebügelt in das heute allgemeingültige Narrativ: Jeder ist sowohl als auch. Merke: das mag für einzelne Taten gelten nicht aber für den Kern, nicht aber für chronische Verhaltensmechanismen !!!!

Ein Witz passt dazu gut, der mir gerade begegnet ist: *Ein Mädchen liegt blutend und ausgeraubt auf der Straße. Ein Polizist geht an ihm vorüber. Dann ein Arzt. Dann kommt ein Therapeut. Der schaut sich das Mädchen an und meint kopfschüttelnd: Also derjenige, der dir das angetan hat, braucht dringend Hilfe!*

Uns sind alle Beurteilungskriterien flöten gegangen. Wir wissen gar nicht mehr, auf welche Seite sich zu stellen ist, was anständig oder unanständig, absichtlich oder unabsichtlich getan wird, was noch in Ordnung geht und was nicht mehr, wer aus Affekt oder gezielt handelt. Aber exakt darin scheiden sich die Geister. Der Mensch hat das Interesse an der menschlichen Motivation verloren - und an der Konsequenz seines Denkens und Handelns. Wir sind versumpft im großen Einerlei. Wie heißt es so schön: was ist die größte Macht des Teufels? - Dass keiner an ihn glaubt! Oder aber die Vorstellung von allem Satanischen ist völlig schräg bzw. Hollywood geprägt - es muss schon grusel-thriller-splatter-mäßig Blut spritzen. Doch der ganz schlichte Ausgangspunkt von allem Bösen ist die Lüge.

Greife ich ein konstitutionelles Mittel heraus, dessen prägender Wesenszug ist zu spalten und zu lügen. Dieses konstitutionelle Mittel wird sehr schön von Goethe in *Reinecke Fuchs* beschrieben. Darin läßt Goethe den Fuchs sagen:

"Soll es euch nach Wünschen ergehn, so spart mir die Wahrheit! "
wiederholt ich ihm noch; denn führt sie jemand beständig
unklug im Munde, der leidet Verfolgung, wohin er sich wendet.

Das gleiche Mittel zeichnet auch das Grimmsche Märchen *Bruder Lustig*. Es gibt Menschen, die gezielt andere belügen und betrügen zugunsten ihres eigenen Vorteils. Wie die vielen Fabeln veranschaulichen: der Fuchs muss nur lange genug labern, irgendwann wird der eingewickelte Rabe den Käse schon fallen lassen. Der Erfolg spricht für den Fuchs.

Das wußte ich alles, bevor ich nach Madagaskar reiste. Und doch wollte ich es einfach nicht wirklich wahrhaben. Ganz wie unsere Nachbarin, eine Frau mit einem gleichbleibend nachsichtigen Lächeln im Gesicht, die die Überzeugung vertritt, dass alle Menschen gut sind - doch sämtliche Fenster ihres Hauses ließ sie vergittern. Mit diesem Widerspruch lebte es sich bequem(er). Ich war wohl geprägt wie sie von all diesen schönen Poesie-Album-Sprüchen:

Liebe besiegt alles...Weich ist stärker als hart, Wasser ist stärker als Fels, Liebe ist stärker als Gewalt (Hesse). Die wahre Ambition der Frau ist die Ermutigung zur Liebe (Molière)...uswusf.

Bref, ich träumte den schönsten aller Jungmädchenträume: da muss nur ein bißchen meiner Liebe (so viel Eitelkeit muss sein) drauf, dann wandle ich gar einen Saulus zu einem Paulus. Am Schluß steckt in jedem Menschen ein kleines bißchen Liebenswürdigkeit - man muss sie nur herauskitzeln.

Nach Madagaskar kann ich diese Illusion, diese Verblendung nicht aufrecht erhalten. Gespielte, vorgegaukelte Freundlichkeit ist eben keine echte Freundlichkeit. Zu echter Freundlichkeit ist das Böse gar nicht in der Lage. Das Böse kann nicht anders als böse sein. Und es kann auch nicht anders als sein Gegenüber zu Opfern, Personal oder Nutz- und Wirtstieren zu unterjochen. Das Böse kennt keine Verbundenheit sondern nur Seilschaft, das Böse kennt keine Dankbarkeit sondern nur Nutzen, das Böse kennt kein Gesetz sondern nur Willkür (Zitat eines Miasmatikers: *Wenn ich die Wahl habe zwischen Gott und der Willkür, wähle ich die Willkür*), das Böse kennt kein Gewissen sondern nur Skrupelosigkeit, das Böse kennt keine Wahrhaftigkeit sondern nur Täuschung, das Böse kennt keine Empathie sondern nur Taktieren, das Böse kennt nur Manipulation und keine Freiheit. Das Böse ist böse, weil es nicht anders sein will wie böse - das ist nicht zu ändern, daran kann man nicht rütteln, da gibt es nichts zu retten! Es gilt auch umgekehrt: *Es ist, was es ist* (Erich Fried)

 



Das schreit nach einem Konter-Rezept, um nach schweren Gedanken wieder in leichtere Gefilde zu wechseln. Und da warte ich heute mit einem wirklich sonnig-gelbem Curry auf. Dabei ist das indische Curry so ungewöhnlich wie köstlich, so alltäglich wie feierlich, so unkompliziert wie raffiniert. Ein Glück, bekomme ich Rezepte-Empfehlungen von einstigen Feriegästen (coucou Stephanie) einfach zugeschickt. So macht man sich bei mir immer beliebt! Ich fand das Curry absolut super!


Zutaten für Kamala Phoolkopi:

500g Blumenkohl, in kleine Röschen geteilt
4 Kartoffeln, in 2cm Stücken geschnitten
1 TL Kurkuma
4 EL Öl
2 Lorbeerblätter
1 EL Ingwer, frisch gerieben
2 Zwiebeln, fein gewürfelt
1 TL Cayenne (m: etwas weniger)
2 TL Kreuzkümmel
1 TL Rohrzucker
3 Orangen, filetiert
3 grüne Chili-Schoten (m: nicht aufzutreiben)
Salz
125ml Wasser (m: Gemüsebrühe)

Garam Masala:
4 Gewürznelken
1 Zimtstange
2 Kardamomkapseln 

Zubereitung:

Die Blumenkohlröschen und die Kartoffelstücke in einer Schüssel mit dem Kurkuma mischen. Öl in einem schweren Topf stark erhitzen und das Gemüse darin in 2-3min anbraten - dann zur Seite stellen.

Nun in dem gleichen Topf Lorbeerblätter und Garam Masala geben und 1 min braten. Ingwer, ZwiebelnCayenne, Kreuzkümmel und Zucker zufügen und weitere 1-2 min braten bis die Gewürze leicht zu bräunen beginnen - um sie vor dem Verbrennen zu schützen gegebenenfalls etwas Wasser zufügen. 

Nun das Gemüse und die Orangenfilets von 2 Orangen zufügen (die Filets der dritten Orange dienen zur Dekoration) und 125ml Wasser (m: Gemüsebrühe) anschütten (m: brauchte bei mir etwas mehr, zusätzliche Brühe gab ich wie nötig nach und nach dazu). Etwa 15min mit geschlossenem Deckel sanft köcheln lassen, dabei immer wieder umrühren, bis die Kartoffeln gar sind. 5min vor Ende die grünen Chilis zufügen. Zum Servieren mit den restlichen Orangenfilets dekorieren.

Anmerkung m: bei mir brauchte das Curry etwas länger, damit die Kartoffeln durch waren - dicke Empfehlung, eindeutig gästetauglich!

Quelle: *Indien - das Kochbuch* von Pushpesh Pant

 

12 von 12 - Januar 2022

Mittwoch, 12. Januar 2022


 







Bei offenem Himmel liegt eine kalte, Sternen klare Nacht hinter uns und der Morgen beginnt mit rauchigen Wolken. Das Hundertundeinste Foto vom obligaten Porridge erspare ich euch. Wir entscheiden beim Frühstück einen Ausflug zu dem Mittwochsmarkt nach Die zu machen - man lebt dieses Leben schließlich nur ein Mal. Die Schattenseiten der Täler sind mit Raureif überzogen. Mir fällt nicht mehr ein, wer das einst an mich rangetragen hat (ein Fränzi, ein Inglisch?), aber ich mochte die Aussage, dass eines der schönsten deutschen Wörter *Raureif* wäre...

In Die gehen wir also Café trinken und hören der Straßenband zu - ich liebe die Athmo von Die. *Wenn Stadt dann Die*, pfege ich zu sagen. Was unsere Feriengäste sehr amüsiert, denn Die ist eben auch nichts anderes als ein Dorf - aber ein deutlich größeres als Gigors... Wie überall in der Drôme schätze ich das regionale Angebot von Kleinstbauern sehr. Die gesamt Eiermenge des Eierstands spricht für sich - kein weiteres Nachfragen nötig.

Und zugegeben: der Weihnachtsbaum von Die ist ebenfalls originell. Aber unserer hat in meinem Ranking eindeutig die Nase vorn!

Heimfahrt ist so kurvig wie idyllisch!

Zuhause ist Badezimmer putzen angesagt. Nachmittags fällt dort das Licht besonders schön rein. Hat übrigens komplett mein Habib gebaut (I ❤️ Handwerker!). Mittagessen gibt es für euch ein anders Mal!

Neue Yoga-Lehrerin entdeckt (was eine Fülle an Auswahl online inzwischen!): Kaylie Daniels. Ihre Stunden sind super strukturiert: ein wiederholender Flow wird immer weiter ausgebaut und ausgeschmückt und steigert sich so langsam in den optionalen Schwierigkeiten - mein heutiger sowie aktueller Lieblingsflow

Jeder hat den Propheten, den er verdient - und ich bin sehr zufrieden mit der Zuteilung unserer Prophetin der Drôme.

Letzte Handlung des Tages: Fotos richten, Post fertig stellen et voilà - initiiert und zusammen getragen wird wie jeden 12 von Caro von *Draußen nur Kännchen*

 

Ein sonniger, kalter Januartag bietet sich hervorragend an, um der Lust zur Melancholie ein wenig zu fröhnen. Diese Cover-Version mag ich sehr und gibts heute als Extra:

 

Roule ta boule - Spezial und Dubb-Tofu-Bällchen

Sonntag, 9. Januar 2022


Die Überschrift *Roule ta boule* habe ich geklaut und zwar heißt eine neueröffnete, kleine Handwerksbäckerei hier so. Noch kann ich nichts über ihre Sachen sagen, denn ich habe dort seitdem nicht eingekauft. Zum einen backe ich bekanntermaßen selbst, zum anderen ist die Konkurrenz groß. Beinahe jedes Dorf hat seinen eigenen Bäcker. Doch eine Chance muss ich ihr trotzdem geben!

Dieses, nein, letztes Jahr, habe ich unsere Feriengäste alle zwei Dörfer weitergeschickt, um das prämierte Croissant (ich erzählte) zu verkosten - das darf man sich ja nicht entgehen lassen. Aber ich wieß auch stets darauf hin, dass sie sich deshalb in ihrem Urteil nicht direkt voreinnehmen lassen sollen. Denn nachdem nun Jérémie aus Gigors, vraiement un brave mec,  vor wenigen Monaten ein Dorf weiter seine Bio-Bäckerei *Miche et Baguette* aufgemacht hat, ist für mich der Pokal für das beste Croissant Frankreichs schon wieder weitergewandert. Ich finde Jérémies Corissants sensationell! Aber Gleiches gilt für Baguettes. Ich kann locker drei Boulangerien aus dem Ärmel schütteln, alle dicht beeinander, und ein Baguette besser als das andere. Ich wüßte wirklich nicht, warum ich Baguettes oder Croissants backen sollte - zudem ich die Meister hier definitiv nicht überflügelt bekäme.

Aber ich schweife ab. Denn eigentliches Thema sind die kleinen Kugeln, die jeden Teller um einen schönes, kulinarisches Amuse Gueule bereichern. Gerade für die veganen/ vegetarischen Bowls sind solche Bällchen für mich das i-Tüpfelchen, DIE Aufwertung jeden Gemüsetellers. Abgesehen davon habe ich sowieso einen ausgeprägten Hang für Puffer aller Art. Deshalb heute zusätzlich ein kleines Spezial für euch.

Gnocchi, der nächste feine Fetisch, kann man prinzipiell rund rollen - daher habe ich euch mal zwei aus meinem Sortiment herausgesucht. Knödel wie Serviettenknödel sind traditionell gekugelt und kommen daher meiner einschlägigen Lust sehr entgegen. Aber heute habe ich mich auf die kleineren Kügelchen konzentriert.

Diese Tofu-Bällchen, die im Original * Vietnamese Style Meat-Balls* heißen, habe ich nun schon öfters zubereitet, weil: DUBB. Ihr wißt Bescheid! Ich finde die richtig super, gelingsicher, köstlichst, knusprig - bref: kann man eigentlich nicht viel besser machen. Besonders gut gefällt mir die Zitronengras-Note in den Gewürzen (coucou Kerstin). Dank des Original-Titels zählen sie außerdem zu meiner vegangen *Schlachtplatte* - eine Kategorie auf die ich in Kürze wieder zurückkommen werde und die mir viel Spaß bringt. Aber jetzt erst einmal Daumen hoch für diese Tofu-Bällchen - wie immer leicht abewandelt von mir!

 

 Zubereitung:

200g Tofu
1 TL Harissa
1 handvoll Koriander, gehackt
1 TL Thai-Basilikum*
1 EL Zitronengras-Paste*
1 EL Sesam
1 TL Tomatenmark
2 Knoblauchzehen, fein gehackt (oder Knofi-Pulver)
1 TL Salz
 ca.  1 EL Buchweizenmehl 

Dressing:

60ml Soja-Sauce 
100ml Wasser
2 TL Sriracha-Sauce
3 TL Ahorn-Sirup
2 TL Ketchup
2 TL Knoblauchpulver

Zubereitung:

Den Tofu aus der Verpackung nehmen und ca. 1/2 Stunde zwischen Küchentüchern beschweren und so etwas auspressen.

Ofen auf 180°C vorheizen - klappt aber genauso einwandfrei, die Bällchen mit Geduld in der Pfanne zu braten - up to you!

Den Tofu entweder per Hand fein zerkrümmeln oder mit Hilfe des Zauberstabs (letzteres hat sich bei mir durchgesetzt, weil schneller). Nun mit allen restlichen Zutaten für die Bällchen gut vermischen. Je nachdem noch etwas Buchweizenmehl wenn nötig zufügen.

Zum Formen die Hände leicht bemehlen (habs aber auch schon mit feuchten Händen gemacht - schau, was besser für dich funktioniert), einen Löffel der Mischung auf die Hand geben und rund rollen. So fortfahren, bis alle geformt sind.

Nun, original eine unbeschichtete Pfanne über mittlerer Flamme erhitzen und die Bällchen darin 3 min golden braten, auf ein Backblech mit Backpapier umsetzen und im vorgeheizten Ofen 15 min durchbacken.

Zusammen mit dem Dressing servieren.

Anmerkung m: Mit den Gewürzen bitte ich euch zu spielen. Petersilie statt Thai-Basilium etwa. Oder statt der Zitronengraspaste, ich extra geschickt bekam (nochmals Coucou Kersin) passt auch eine Curry-Paste, die Zitronengras enthält als Alternative. Sesam kann mit hinein - muss nicht. Wichtig ist, dass die Grund-Tofu-Masse funktioniert - und das tut sie!

Inspiration: Avantgardevegan

 

 

Gemüselastiges Boule-Spielen und für jeden was dabei. Bitte schön, bitte bedienen Sie sich reichlich!

 

       

       

       

       

Sonntagsdinkelbrötchen zum Neustart

Donnerstag, 6. Januar 2022

 

Traditionell habe ich stets das neue Foodblog-Jahr mit einem Brot-Rezept begonnen. Also zumindest meistens. Doch ich brauche niemanden erklären: die letzten beiden Jahre waren turbulent. So bin ich vergangenen Dezember nicht dazugekommen wie ebenfalls fast kontinuierlich meine Menu-Vorschläge für euch zusammenzustellen. Irgendwie ging das unter - und schwupps, schon war das Zeitfenster auch vorbei, in denen ich die Menus üblicherweise gepostet habe.

Wie es wohl um den Fortbestand von überhaupt Tradition und Kultur bestellt ist (von Religion fange ich gar nicht mehr an, die spielt in unseren Breitengraden ja schon lange eine untergeordnete Rolle)? Ich frage mich, ob nach zwei (oder drei, vier... ?)-jähriger Pandemie-Pause einfach wieder angeknüpft werden kann - ganz so, als wäre nix gewesen. Was meint ihr? Findet sich das von alleine wieder ein? Oder ist ein Bruch ein Bruch und verändert maßgeblich alles, weil ein nahtloser Weitergang von Sitten und Gebräuchen durch ein Aussetzen eben nicht wieder herzustellen ist?

Mein Lieblingsbeispiel, das ich für diese Überlegung heranziehe, sind die Männerballet-Gruppen an Fasching. In wievielen deutschen Dörfen raffen sich die Jungs zusammen, um für den alljährlichen Auftritt an Karneval zu proben. Was man halt so alles machen kann neben dem Biertrinken. Versteht mich nicht falsch! Nichts ist mir herzlich egaler wie Männerballet. Denn ganz ehrlich, eine Faschingsveranstaltung ohne Alk ist wie Schnorcheln mit Schnupfen: das macht einfach keinen Sinn. Aber gibts einen harmloseren Spaß als Männerbalett? Eben. Was ich mir versuche vorzustellen, ist, ob sich solche Kleinstvereine wieder aus dem Boden stampfen lassen nach so einem langen Aussetzer.

Jetzt gibt es bestimmt schlimmeres kulturelles Artensterben als Mänerballet. Ich meine halt nur... was verschwindet vielleicht nach diesen Dürrejahren von der Bühne auf Nimmerwiedersehen. Andererseits heißt es: *Distanz schafft klare Gedanken*. Gilt selbst für Paare mit Beziehungsproblemen. Und nach einer Pause, einem Bruch besteht die Möglichkeit auf Neustart zu gehen und nochmals (er)frischt zu beginnen. Und man kann bewußt, Dinge anders machen, ausschließen oder integrieren. Es wäre auch eine Chance... Ich höre in meinem Umfeld eine große Sehnsucht heraus, nach einer Welt die anders gestaltet ist - und zwar auf allen Ebenen: sozial, kulturell, ökonomisch. Wie könnte eine andere Welt mit anderen Beziehungen und Strukturen aussehen? Welchen Werten könnte man sich verpflichten? Und wenns nur im Kleinen ist als Lebensgemeinschaft? Sind doch schöne Gedanken, oder?

 


Nun, wenn man sonntags ausgeträumt hat, dann kann man den Tag ganz prima mit diesen Brötchen beginnen. Man kann sich gemütlich am Frühstückstisch streiten, ob mit Marmelade oder Honig bestrichen und ob begleitet von Tee oder Kaffee. Bei uns hat sich gerade hin und wieder das Frühstücksei zum Start in den Tag zwischen die sonstige Porridge-Gewohnheit gedrückt. 

Gerade für Berufstätige finde ich diese Brötchen ideal, weil man sich den Zeitplan sehr gut drumherum gestalten kann. Ihr dürft nur nicht aus dem Bett kugeln und direkt frühstücken wollen. Zeit zum Backen sollte noch sein. Oder aber ihr backt sie tiefgefroren auf dem Toaster auf - so mache ich das ebenfalls gerne. Die Brötchen schmecken dann genau so wie frisch aus dem Ofen. Anfängertauglich ist das Rezept obendrein, denn es kommt nur Hefe zum Einsatz. Und selbst ums Formen kann man sich drücken, denn der Teig sowie die Übernacht-Gare lässt zu, dass man sie einfach absticht...

 

Zutaten - 9 Stück:

Vorteig - ca. 10-12 Stunden:
110g Einkorn-VK*
110g Wasser
1g Hefe

Quellstück - ca. 10-12 Stunden:
210g Emmer-VK*
220g Wasser (oder 240g Kefir/Buttermilch)*
14g Salz

Hauptteig - ca. 10-14 Stunden:
Vorteig
Quellstück
400g Dinkel 630*
6g Hefe
ca. 150g Wasser
1 EL Rübensirup
Mohnsaat (oder andere Körner) zum Verwenden

Zubereitung: 

Vorteig und Quellstück morgens ansetzen (8 Uhr). Hefeteig anspringen lassen, dann beide Vorteige abgedeckt in den Kühlschrank stellen.

Abends (ca. 19 Uhr) für den Hauptteig alle Zutaten ca. 4min miteinander verkneten - Dinkel neigt dazu, schnell überknetet zu sein. 15 min ruhen lassen. Dann weitere 3min kneten. Teig sollte sich vom Schüsselrand lösen. Möglicherweise dabei noch ein Schlückchen Wasser zufügen (gerade wenn man für das Quellstück Kefir oder Buttermilch verwendet, kann das nötig sein).

Eine gute Stunde im Warmen abgedeckt ruhen lassen (der Teig sollte sichtbar angesprungen sein).

Nun entweder den Teig vorsichtig auf eine bemehlte und mit Mohn bestreute Arbeitsfläche kippen, vorsichtig quadratisch ziehen und 9 ca. gleichgroße Quadrate abstechen. Oder aber 9 Teiglinge rund schleifen, Oberfläche anfeuchten und in Mohn wälzen.

Mit der Oberfläche mit etwas Abstand und nach unten auf ein bemehltes Leinentuch (und Backblech) setzen und abgedeckt in den Kühlschrank schieben.

Am nächsten Morgen (10-14 Stunden später) den Ofen vorheizen auf 240°, mit Dampf einschieben, Dampf nach 10 min ablassen. Für insgesamt etwa 22min backen ) Klopfprobe. Letzten Minuten mit leicht geöffneter Tür backen.

Anmerkung m: Das Vollkornmehl habe ich schon nach Belieben ausgetauscht mit Dinkel oder Kamut - alles supi/ wenn man die Brötchen nur absticht und nicht formen will, darf man einen Schluck Wasser mehr an den Teig geben.

Neueste Variante mit Kamut-VK und Purpurweize-VK plus 150g gekochte Kartoffeln -  sehr schön!