Umgetopft: Töff Carottes

Freitag, 29. November 2019


Ein Kind braucht irgendwann einen Namen. Eher früher als später. Manchmal staunt man schon, oder, was manche so beim Taufen geritten haben muss. Wie kommt man dazu, in ein knautschig-rosiges Baby-Gesicht zu schauen und zu denken: *Und du bist ein Ulf-Eberhard. Oder ein Kevin-Maximilian. Eine Walburga-Aida! Rita-Bonita...?!?* Es gibt ja nix, was es nicht gibt. Tsss, Menschen, schon SEHR merkwürdige Wesen...

Der Namensträger trägt eigentlich keine Schuld, wie man ihn ruft - er war ja bei der Namensgebung nur passiv dabei. Super thematisiert hier in dieser *Der Tatort-Reiniger*-Folge. Doch als würde es mit rechten Dingen zugehen, passen Name und Person in aller Regel zuverlässig wie Topf und Deckel zusammen. Nomen est omen halt. Typischer Fall für die Frage: Was war zuerst da? Huhn oder Ei?

Fakt ist aber, je älter man wird, kommt man nicht umhin auf den ein oder anderen Namen irgendwie konditioniert zu reagieren. Manche Namen sind vorbelastet, weil sie in der eigenen Biographie eine Vorgeschichte haben, kein unbeschriebenes Blatt mehr sind. *Ach, eine von den Sandras*, denke ich beispielsweise, weil es von denen in meinem kindlichen Umfeld die gleichen Unmengen gab wie Stefans. Bei manchen Namen regen sich Vorurteile, weil ich sie nicht mit guten Ereignissen verbinde. Jane Austens *Emma* hat mir den Namen regelrecht versaut. Mir schwebt bei Emma nun stets eine grauenhaft seicht vor sich hinplappernde, dümmliche Frau vor Augen (sorry, liebe Emmas, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen). Und umgekehrt. Dafür habe ich natürlich auch ein kleines Repertoire: so à la, wer schon *Ute* heißt, kann so schlecht nicht sein...

Manche Namen haben bekanntermaßen auch ihre Bedeutungen. Von seinem Vornamen kennt man diese meistens. Aber auch vom Nachnamen? Onomastik, die Namensforschung, ist ein weites Feld. Und sie gibt jedem zudem ein Puzzle-Stückchen Herkunft an die Hand.

Die Etymologie eröffnet ein weiteres Universum. Nicht nur zu Germanistik-Zeiten liebte ich es, im Etymologischen Wörterbuch zu wühlen, welches wunderbarerweise ja digitalisiert zur Verfügung steht. Ein ganzes Referat hielt ich gar mal mich stützend auf das Grimmsche Wörterbuch, das belegt, dass Kunst und Können den gleichen Wortstamm besitzen - was so gänzlich meine Auffassung von Kunst wiederspiegelt. Wenn ich in Kunst kein Können erkennen kann, dann darf das für mich weg...

Das Etymologischen Wörterbuch zeigt außerdem, dass Pippi Langstrumpf aka Astrid Lindgren mit *Spunk* ein astreines, neues Wort erfunden hat. So wie ich mit *Töff Carottes*, dachte ich, das ich mir abgeleitet habe - na wer hätte es erraten - von Bœuf Carottes. Aus dem schlichten Grund, weil ich den französischen Klassiker als Vorlage für das heutige Gericht genommen habe. Mir ist ja bei Nebelgraukälte ganz schnell nach schönen, deftigen Schmorgerichten. Ohne Fleisch. Und mit *Töff Carottes* weiß doch gleich jeder, was ich meine, oder?

Es sei denn, ihr assoziert kindliche Motoren-Lautmalerei damit oder stammt aus der Schweiz und denkt an Motorrad - bei euch habe ich dann mit meinem Geniestreich an vegetarischer Rezept-Umbenennung Pech gehabt. Eine geschmackliche Punktlandung bleibt es trotzdem!


Zutaten 2P:

1 Schlotte
2 Knoblauchzehen
1 EL Stangensellerie, fein gehackt
5 Karotten (ca.600g)
1 TL Tomatenmark
1 TL Thymian
1 TL Miso, dunkel
150ml Gemüsebrühe
200ml Jus*
1 Schuß Portwein
1 EL Balsamico
Salz, Pfeffer
Olivenöl
Roux zum Binden

Quarknocken:
250g Quark (m: fromage de compagne)*
2 Eier
100g Mehl (m: Einkorn-Vollkorn)
Abrieb einer 1/2 Zitrone
Piment d'Espelette
Salz, Pfeffer
Butter zum Schwenken 

Zubereitung:

Schalotten, Knoblauchzehen, Stangensellerie fein würfeln. Karotten schrubben und je nach deren Größe (oder Wunsch) stiften oder in Scheiben schneiden. 

Schalotten, Knoblauchzehen und Stangensellerie in Öl glasig dünsten. Tomatenmark kurz mitbraten, dann mit einem Schuß Portwein ablöschen. Karotten zufügen, Jus und Brühe anschütten, mit Thymian und Miso würzen. Deckel auflegen und bei sanfter Hitze köcheln lassen - ca. 20min - je nach Karottenschnitt. Die Karotten sollten schön weich aber nicht verkocht sein.

Für die Quarknocken reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Eier mit Mehl glatt rühren, dann den Quark klümpchenfrei untermischen und abschmecken mit Zitronenzesten, Piment, Salz und Pfeffer. Mit einem Teelöffel kleine Nocken vom Teig abschöpfen und in das Salzwasser gleiten lassen. Die Nocken etwa 5min gar ziehen lassen (sie sind noch nicht gar, wenn sie an die Wasseroberfläche steigen - Test: auf Fingerdruck dürfen sie auch in der Mitte nicht mehr weich sein). Aus dem Wasser heben, gut abtropfen lassen und auf einer Platte zwischenlagern und etwas auskühlen lassen.

Die Nocken in einer Pfanne in etwas Butter schwenken und kurz golden braten.

Den Töff Carottes nochmals abschmecken mit Balsamico, Salz und Pfeffer. Wer mag, bindet die Sauce noch mit einer Roux.

*Anmerkung m: Der Jus gibt der Sauce einfach den Schmiß und ist schwer zu ersetzen. Das Rezept habe ich mittlerweile etwas vereinfacht, so dass ich eine größere Menge auf Vorrat in der Tiefkühle habe/ Der *fromage de compagne* ist eine bereits festere Quarkform, jedoch flüssiger als Quark, der im Tuch gut ausgepresst wurde - so wurde der Teig etwas weicher als bei diesen trotz mehr Mehl und ließ sich auch nicht mit zwei Teelöffeln formen. Die Nocken sind dennoch ganz fluffig geworden.


*Gefüllte* do it better: Schoko-Quittenplätzchen

Montag, 25. November 2019


Nächste Woche ist der 1.Advent. Ich sehe es an der Blog-Statistik: ihr wollt vorbereitet sein. Die ersten Plätzchen müssen her. Sehe ich auch so. Nur, dass ich als entgegenkommender Service-Blog extra für euch jetzt schon mit dem Backen anfange (sonst hätte ich wohl auch bis zum Wochenende gewartet), damit ihr mit einem prall gefüllten Paket guter Ideen loslegen könnt. Ja, ist gut, schon recht - mache ich doch gerne!

Und jetzt mal Butter bei die Fische. Hand aufs Herz! Wer angelt sich auf dem Plätzchenteller auch stets zuerst die Plätzchen, die mit Marmelade gefüllt sind? Oder!? Das sind doch immer die besten. Vielleicht habe ich in der Hinsicht einen besonderen Hau weg... wer weiß. Schließlich kenne ich meine Schwäche, wenn es um meine Linzer geht. Da verlässt mich Anstand und Sitte. Da teile ich in schönster Obelix-Manier. Da kenne ich kein Halten mehr! Selbstredend, dass ich die diesen Herbst bereits gebacken habe (hauptsächlich für mich selbst) - da warte ich bestimmt nicht die Vorweihnachtszeit ab.

Genau deswegen habe ich euch exakt die Plätzchen zusammengestellt, die ich allen anderen vorziehe. Ein Großteil weißt große verwandtschaftliche Nähe zur Linzer auf. Ein anderer Teil übernimmt die Rolle der Klassiker. Und zwei sind darunter, die wieder etwas Schlichtheit ins Repertoire bringen. Bref: ich habe euch sämtliche Dauerbrenner gelistet. Unter denen fällt es mir jedes Jahr schwer, mich zu entscheiden - die sind alle RICHTIG hittig! 

Petra  kennzeichnet solche Rezepte mit *Favoriten*. Da weiß man dann auch direkt Bescheid.  So wie bei den heutigen Plätzchen. Da wurde ich bei Petra seit jeher hellhörig, wenn das Wort *Favorit* fiel. Und tatsächlich backe ich diese Plätzchen nicht zum ersten Mal. Ich kenne sie noch von vor meiner Bloggerzeit, denn schon vor 15 Jahren veröffentlichte Petra ihre Schoko-Quittenplätzchen als Familienlieblinge. Schöne, mürbe Kekse, die wirklich keine Wünsche offen lassen. Ich habe mir es lediglich etwas schneller gemacht, indem ich einen gößeren Ausstecher gewählt habe.
 


Zutaten:

300g Mehl
75g Puderzucker
1 Pr Salz
100g Haselnüsse, gemahlen, geröstet
200g Butter, kalt, in Würfel
150g Zarbitter-Kuvertüre
150g Vollmich-Kuvertüre

(optional: 50g Krokant)

Zubereitung:

Mehl, Zucker, Salz, Nüsse und Butter mit zwei Messern durchhacken (oder zwischen den Fingern, die Butterstückchen feiner reiben), bis man eine feinkrümelige Masse hat. Diese dann zügig zu einem homogenen Teig kneten, zu einer Kugel formen, in Folie wickeln und min. 2 Stunden kalt stellen.

Den Teig zwischen Klarsichtfolie 3-4mm ausrollen (m: auf leicht bemehlter Arbeitsfläche).

Ofen auf 175°C (Umluft) vorheizen.

Mit einem runden Ausstecher (4cm Durchmesser/ m: 5,5cm - ergibt etwa 30 Stück) dicht an dicht Kreise ausstechen. Plätzchen mit etwas Abstand auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen und im heißen Ofen auf der 2. Schiene von unten 7min backen. Auf Kuchengittern auskühlen lassen.

Jeweils die glatte Seite eines Plätzchens mt Quittengelee bestreichen und ein zweites Plätzchen darauf drücken.

Kuvertüren grob hacken und über dem heißen Wasserbad schmelzen lassen. (Petra macht hier folgenden Zwischenschritt - den ich übersprang wegen mangels an Mikro: Kuvertüren in ein Glasschälchen geben, erstarren lassen und dann in der Mikrowelle bei 250Watt wieder schmelzen lassen). Die doppelten Plätzchen bis zu Hälfte hineintauschen, die Glasur gut abropfen lassen (vom Rand und Boden etwas abstreifen) und auf ein mit Alufolie (wichtig - sonst hängen die Plätzchen an und da sie sehr mürbe sind, zerbrechen sie dann) belegtes Blech setzen. Wer mag streut noch etwas Krokant über die feuchte Schoko.

 








Ni lard ni cochon: Zuppa frantoiana

Donnerstag, 21. November 2019


Ein echter Erwachsener - also jetzt nicht altersmäßig beurteilt - strebt Richtung Bewußtheit und Eigenverantwortung. Der Freiheit zuliebe. Bref: die Welt des Erwachsenen ist die Welt der einsamen Entscheidungen - abgewogen vor dem eigenen Gewissen.

*Ach*, seufze ich innerlich, *lasst sie doch noch ein wenig in Ruhe Kind sein*, wenn ich wieder einmal beobachte, wie die Kleinen in der Bäckerei auf den Arm hochgehoben werden, und das Spiel losgeht: *Was hättest du denn gerne: willste lieber dies oder das? Oder doch das?* Schlimm! Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert... Denn das eigentlich Schöne am Kindsein sollte der verwirklichte Werbe-Slogan sein: *Lebe einfach, andere kümmern sich wohlwollend an deiner Stelle um die Details.* Mit existenziellen Lebensfragen muss man sich schließlich früh genug auseinandersetzen. Und so zieht man lediglich Anspruchsdenken hoch.

Entscheidungen zu treffen, macht den wenigsten richtig Spaß. Zum einen bedeutet jede Entscheidung für etwas, dass man sich gleichzeitig gegen vieles entscheidet. Zum anderen geht eine Entscheidung zwangsläufig mit Konsequenzen einher. So ist der Planet nunmal eingerichtet. Nicht immer direkt, manchmal auch zeitverzögert, aber an jeder Entscheidung hängt ein Rattenschwanz. Oder anders gesagt: ein Rosinenbrötchen gibt es halt nur zusammen mit dem Brötchen. Sehr oft kann man das Gesamtpaket anfangs nämlich gar nicht ganz einschätzen. Die Kehrseite der Medaille kommt erst nach und nach zu Tage.

Aber egal wie man es dreht und wendet - selbst wenn man versucht, sich um Entscheidungen zu drücken - dann ist selbst das eine Haltung, für die man sich (unentschlossen) entschied. Man kommt nicht umhin, vom Leben genötigt zu werden, vor die Wahl gestellt zu werden, an Weggabelungen zu stehen und eben entweder nach rechts oder links einschlagen zu müssen. Bewußt oder unbewußt. Zweifelsfrei oder voller Zweifel. Abgelenkt oder fokusiert. Optimistisch oder realistisch... All das zieht entsprechende Qualitäten im Schlepptau mit sich, weil soetwas von sowas kommt.

Tja, there is no way out than trough wirft die englische Lebenshilfe als Allrounder ein, wenn irgendjemand danach fragen sollte....


Kleine Verschnaufpausen bietet das wachsweiche Zwischenreich des Halbgaren: zwischen Tür und Angel, Baum und Borke, nichts Halbes nichts Ganzes, nicht Fisch nicht Fleisch (neither fish nor fowl), mi-figues mi-raisin (Halb-Feige, Halb-Rosine)... Festlegen folgt erst noch. Genau so, wie bei dieser Art Eintopf, der weder nur cremig noch nur stückig ist sondern beides zugleich.

Montag ist bei uns Eintopf-Tag. Ritualisiert. Und wieder einmal gebe ich Byung-Chul Han recht: Rituale verzaubern den Alltag. Wir freuen uns schon auf die GROSSE Portion Gemüse-Topf, den ich stets vegan zubereite. Ebenfalls aus Gewohnheit.

Überraschend lange habe ich gebraucht, bis ich verstanden habe, dass genau das einen Eintopf erst so richtig herrlich schlonzig-köstlich werden lässt, wenn man eine Hälfte püriert, einen Teil aber als Einlage vorher herausnimmt (oder getrennt zubereitet). Es gibt endlose Möglichkeiten, auf diese Weise einen klassischen Gemüse-Eintopf zu variieren. Und sie werden alle toll. Umso mehr hat mich natürlich entzückt, als eine liebe Leserin (coucou Helga) mir dieses toskanische Aus-Versehen-Vegan-Rezept zukommen ließ. Andere kennen diesen Trick also auch. Es wurde umgehend zubereitet - wie immer mit ein bißchen Reinfummelei meinerseits (in Klammern findet ihr die Original-Mengenangaben). Ein heißer Teller voller Gemüseglück:

Zutaten 2-4P:
Gemüse-Kräuter-Suppe

100g gekochte, weiße Bohnen (originial: 100g getrocknete)
ca. 900ml Gemüsebrühe (o: 1,5l)
je 2 Zweige Rosmarin, Oregano, Salbei
(m: ein Stück Kombu-Alge)
2 Lorbeerblätter
450g Kürbis (o: 400g)
1 Zwiebel
4 Knoblauchzehen
1 Möhre
1 Stange Staudensellerie
1 Stange Lauch
je 100g Wirsing, Radicchio, Spinat und Mangold
1 Hand voll Kräuter (Basilikum/ Borretsch/ Petersilie)
4 EL Olivenöl
1 Schuß Weißwein
Salz, Pfeffer

Zubereitung: 

Die Bohnen am Vortag mit Wasser bedecken und über Nacht quellen lassen. Am nächsten Tag kalt spülen und mit der Brühe zum Kochen bringen. Die Kräuter samt Alge in einen Teebeutel geben, verschließen und dazugeben. Während einer guten Stunde bei halb aufgelegtem Deckel weich kochen.

Kürbis schälen und in Würfel schneiden, zu den Bohnen geben und weitere 20min köcheln lassen, bis der Kürbis gar ist.

Währenddessen Zwiebel und Knoblauch fein hacken. Sämtliches Restgemüse (Möhre, Lauch, Sellerie sowie das Blattgemüse Spinat, Mangold, Radicchio) klein schneiden (m: den Wirsing habe ich getrennt kurz gekocht und blanchiert, damit er seine grüne Farbe behält).

Zwiebel, Knoblauch, Möhre, Sellerie und Lauch im Öl etwa 5min anbraten. Dann das übrige Gemüse zufügen und weitere 5min dünsten. Zuletzt klein geschnittenen Kräuter untermischen und mit etwas Wein ablöschen. Salzen und pfeffern.

Den Kräuter-Teebeutel aus den Bohnen ziehen. Dann den Topfinhalt pürieren. Pfanneninhalt zufügen und unterrühren und den Eintopf weitere 5-10min köcheln lassen. Nochmals abschmecken und servieren-

Anmerkung m: Das Einlage-Gemüse lässt sich nach Lust und Vorrat sehr gut variieren - der Eintopf ist aber nach Rezept sehr schön ausgewogen und vielfältig!

Quelle: Helga


Gespenstisch: Kürbis-Kartoffel-Roulade mit Spinat und Pilzsauce

Sonntag, 17. November 2019


Nachdem der Spuk um Helloween vorüber ist, kann sich der Kommerz wieder ganz auf Weihnachten konzentrieren. Und ich kann - ohne Allerheiligen zu berrühren - meine Gespenstergeschichten zum Besten geben. Mit Gespenstergeschichten bin ich nämlich aufgewachsen. Untrennbar zu meiner Kindheit gehören bergeweise Hörspiele, und HUI BUH - das harmlose Schlossgespenst, rasselte sich mit seiner rostigen Rasselkette in mein Vertrauen. Für andere Schauergeschichten als auf Kindergarten-Niveau bin ich bis heute nicht gemacht.

Mehr darf man mir nicht zumuten. Wußtet ihr, dass sich nichts schneller auf andere überträgt als Erschrecken? Nach jahrelanger einschlägiger Erfahrung scheint mir in den meisten Menschen auch ein kleines Fluchttier zu stecken. Eigentlich hätte ich überlegen können, meine natürlichen Begabung beruflich einzusetzen. So als TÜV-geprüfte Erschreckerin in Geisterbahnen (nie drinne gewesen) etwa. Was hätte ich eine Karriere hinlegen können... aber vermutlich hätte mich das in Zeitraffer altern lassen (irgendetwas ist ja immer).

Gut, und privat ist das nicht immer ein Vergnügen. Gerade für andere und gerade als  Auto-Beifahrer macht man sich auf diese Weise nicht zwingend beliebt. An nervenschwachen Tagen ist es lediglich der Abenteuer-abgebrühten Haltung meines Habibs zu verdanken, dass ich nicht doch trampen muss. Wobei, komm', mittlerweile kann ich auch unbeeindruckt. Cool. Voll! Echt! Stumpfer Rettich total!

Nur halt nicht immer. Mir bleibt sowieso gänzlich schleierhaft, wie sich Mensch freiwillig solch einen Mist wie Gruselschockerpsychothriller aller Art reinziehen kann. Zeugs, das einem das Blut in den Adern stocken läßt, den Schlaf raubt und alle Nerven kostet. Sonst nur tote Hose? Eine andere Erklärung habe ich nicht. Ich bin ja schon in den ersten Minuten in Filmen wie *Helloween* völlig am Ende, wenn ich dieses Atmen hinter der Maske höre - kennt ihr? (nicht, dass ich den je ganz angeschaut hätte). Oder *Aktenzeichen XY* - nix für mich. Da sehe ich sonst anschließend in allen nur noch Verbrecher. Nicht schön.

Schon eine gute Weile meide ich konsquent alle Inhalte, in der Menschen zu Schaden kommen. Ich hatte es davon: der bad energy wegen. Und weil ich mich lieber mit dem Schönen-Wahren-Guten auseinandersezten will. Wenn ich schon die Wahl habe.

Eine Ausnahme habe ich aber noch für euch zum Thema Gespenstergeschichten, und diese ist gar eine GROSSE Lese-Empfehlung für alle trüben Tage als wundererheiterndes Gegenmittel. Und zwar *Das Gespenst von Canterville* (hier ganz zu lesen). Ich liebe den Humor von Oscar Wilde und finde zu witzig, wie er den Spieß umdreht und es die neuen, amerikanischen Hausbesitzer sind (*augenscheinlich Leute von ganz niederer Bildung und völlig unfähig, den symbolischen Wert eines Hausgespenstes zu würdigen*), die dem uralten, englischen Schlossgespenst gar scheußlich zusetzen (*Die furchtbaren Aufregungen der letzten vier Wochen fingen an ihn anzugreifen, seine Nerven waren völlig kaputt, und beim geringsten Geräusch fuhr er erschreckt in die Höhe*). Und es wäre nicht Oscar Wilde, wenn selbst diese Anekdote nicht noch gen Ende seinen Tiefgang finden würde...


Zurück zum Tagesgeschehen, das seit gestern abend wieder möglich ist. Hatte ich euch schon mal aufgefordert, mit meinen Rezepten zu spielen? Ja? Na, dann wiederhole ich mich. Ihr habt doch hoffentlich ein paar Pilze in der Reserve gesichert? Geschwister im Blog-Universum ist diese rosa Kartoffelroullade - ein schönes Festtagsessen, egal ob in zartem rose oder feinem orange. Und egal zu welcher Gelegenheit, bei uns um die Rückkehr der Elektrizität nach zwei Tagen zu feiern...

Zutaten 2-4P:

250g mehlige Kartoffeln (m: Charlotte)
1 kleines Ei
120g Mehl (m: 100g Einkorn-VK/ 20g D630)
30g pürierter, gekochter Kürbis (m: Muskat)
Salz
1/4 TL Koriander, gemahlen

ca. 180g Spinat 
2 Knoblauchzehen
1 EL Crème fraîche
2 EL Sahne

4 EL Veggie-Jus
100ml Gemüsebrühe
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
optional: 1 TL getrocknete Pilze, gemahlen)
1/2 TL Thymian, getrocknet
100ml Sahne
1 EL Tamari
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
3 schöne Steinpilze*
Salz, Pfeffer
Butter

Zubereitung:

Die Kartoffeln am Vortag kochen und über Nacht auskühlen lassen. 

Kürbis schälen, würfeln und in wenig Wasser garen - zuletzt sollte alles Wasser vedampft sein und der Kürbis anfangen, am Topfboden hängenzubleiben. Auskühlen lassen (normalerweise fällt der Kürbis dabei musig zusammen - pürieren ist überflüssig.

Spinat putzen, von den Stengeln befreien, in etwas kochendem Wasser zusammenfallen lassen, blanchieren, gut ausdrücken und fein hacken. Den Knoblauch vom Trieb befreien und ebenfalls fein hacken. Den Knoblauch in der Butter kurz andünsten, Spinat zufügen, Crème und Sahne unterrühen und mit den Gewürzen abschmecken.

Ein großes Stück Frischhaltefolie sowie ein gleichgroßes Stück Alufolie vorbereiten. Ersteres auf letzeres bereit legen. 

In einem großen Bräter reichlich Wasser erhitzen.

Die Kartoffeln schälen, durch die Kartoffelpresse drücken (oder fein reiben) und gut mit dem Kürbis-Püree vermengen. Zusammen mit den restlichen Zutaten zu einem homogenen Teig verkneten (dabei zügig arbeiten - der Teig mach nicht ZU durchgeknetet werden, sonst wird er matschig-speckig). Auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu einem Rechteck von etwa 30 x 15cm ausrollen. Auf die vorbereiteten Folien setzen.

Mit dem Spinat *bestreichen*/ füllen - dabei an der oberen langen Kante einen Rand von etwa 1-2cm lassen. Nun vorsichtig mit Hilfe der Frischhaltefolie einrollen, sodass die langen Seiten ein wenig aufeinandertreffen (passiert eigentlich durch Menge der Fülle und Größe der ausgerollten Teigfläche automatisch) und die Enden wie Bonbons eindrehen. Ebenso mit der Alufolie verfahren. Die Rolle schön gerade in den Bräter geben und bei simmernder Hitze etwa 30min garen. Die Roulade vor dem Anschneiden ca. 10min ruhen lassen, dann auswickeln und schneiden.

Parallel die Sauce zubereiten. Dafür die fein geschnittene Schalotte, den fein gewürfelten Knoblauch andünsten. Restlichen Zutaten zufügen und einreduzieren lassen - wer mag, bindet die Sauce mit einer Roux (oder einer Mehlschwitze).

Zuletzt die geputzen und in Scheiben geschnittenen Steinpilze in der Butter von beiden Seiten anbraten, salzen und pfeffern. Alles zusammen anrichten.

*Anmerkung m: die Zubereitung der Sauce ist ihrem Verbrauch geschuldet - ich spare auf diese Weise von dem kostbaren Jus, den ich stets im Vorrat habe (aber deutlich weniger einreduzieren lasse). Je nachdem ob dieses Gericht Teil eines Festtagsessen ist - oder einfach für den gehobenen Alltag :) - reicht es für 2-4 Personen/ Pilze können auch durch Champignons ersetzt werden./ Begleitung machte ein Rotkohl-Salat mit Granatapfel, Walnüssen und Granatapfel-Sauce (etwas anders wie dieser)


Abzugeben: eine Art Hamster...

Donnerstag, 14. November 2019


... wobei der Siebenschläfer immerhin zur gleichen Familie der Nager zählt wie Hamster (da sind Wildschweine deutlich entferntere Verwandte, ich wollts nur erwähnt haben...)  

Also, ein mittelgroßes Rudel - geschätzt drei Siebenschläfer - suchen ein neues, liebevolles Zuhause. Bevorzugt zusammen abzugeben aber auch getrennt möglich. Ausschluß-Kriterium: nähere Nachbarschaft (30 Kilometer).

Siebenschläfer passen prima zu allen, die Chinchillas mögen, sie sind überzeugte Frutarier (eine Beteiligung etwa an der Kompostschüssel - wie hier zu sehen - genügt völlig), Ausnahmen machen sie lediglich dafür hingebungsvoll für Dämm- und Isoliermaterial aller Art. Sie sind eher unauffällige Haustiere, rascheln höchstens während einiger Monate im Dachstuhl oder (wie bei uns) im Rollladenkasten, verschlafen einen Großteil ihres Daseins (ihrer Meinung nach verpasst man eh nichts im Winter) und sind extrem anhänglich (also vorallem ortsbezogen gemeint - Umsiedelungen innerhalb eines Radius von 20 Kilometer hindert einen Siebenschläfer nicht, zu seinem angestammten Heim zurückzukehren). Zusammen mit Katzen, Haselnusssträuchern, Walnuss- und Obstbäumen sind sie eher schlecht zu halten - es sei denn, man teilt gerne alles mit jedem!

Bei Interesse melden Sie sich bitte unter bekannter Adresse. (Für sämtliche Renovierungsarbeiten haften ab Übergabe die neuen Haustierbesitzer!)


Paris ist weit weg IV: Ofen-Chili-Gonzales-Risotto

Sonntag, 10. November 2019


Vom hiesigen gepflegten Durcheinander habe ich euch erzählt, von der Die-da-oben-Haltung berichtet und bereits 3 mal die Welt versucht zu beleuchten aus Sicht der französischen campagne. Heute wird es nochmals politischer in der *Paris ist weit weg*-Reihe.

Und zwar erließ - sagen wir es, wie es ist - ein waschechter grüner Bürgermeister in der Bretagne, Daniel Cueff, eigenmächtig den Erlaß, dass bei dem Ausbringen von Pestiziden ein Mindestabstand von 150 Metern zu Wohnhäusern einzuhalten ist. Ausschlaggend dafür war, dass einige besorgte Bürger eine Urinprobe durchführen ließen, die auffallend viel Glyphosat im Urin konstatierte. Die einzige Erklärung für dieses Ergebnis befand der Bürgermeisters darin, dass die Bürger seiner Gemeinde das Glyphosat über die Luft aufgenommen haben mußten.

Umgehend setzte die höhere Instanz dagegen: ein Richter urteilte, der Ortsvorsteher habe seine Kompetenzen überschritten und hob die Umsetzung des Erlasses vorläufig auf.

Doch der Fall schlägt große Wellen, immer mehr Bürgermeister trotzen dem französischen Staat und schließen sich dem bretonischen Widstand an. Die Bewegung ist mittlerweile auch in der Drôme angekommen, aka  in einer Nachbargemeinde, wo gleichfalls deren Gemeinde-Oberhaupt entschied: Sicherheit der Anwohner geht vor und eine erweiterte Pestizid-Schutzzone wird eingeführt - selbst wenn sich der Streit zunehmend zuspitzt.

Man könnte sich jetzt fragen, wie Daniel Cueff  überhaupt auf die Idee gekommen war, dass die Luft das Glyphosat in der Umgebund verteilt hat. Das liegt mit an seiner vorausgegangenen Politik, in der er seit 25 Jahren die Ortschaft auf Nachhaltigkeit trimmt, auf nachhaltige Entwicklung setzte, auf grünen Strom, auf Öko-Wohnbau, Bio-Essen in der Schulkantine, Verbot von Einsatz von Pestiziden auf kommunalem Grund... 

Tatsächlich brachten Untersuchungen in Südtirol - dem größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet Europas - zutage, dass dort die Luft belastet ist durch verschiedene Pestizide: von 29 getesteten Pestiziden konnten 20 nachgewiesen werde. Ein Befund, der den Aussagen der EU-Lebensmittelbehörde EFSA widerspricht, wonach sich einige Pestizide gar nicht in der Luft verteilen dürften oder dort von alleine zersetzen sollten - was sie nun nachweislich nicht tun. Erschreckend finde ich, dass selbst mehrere Kilometer entfernt auf 1.600 Meter Höhe in einem Seitental immerhin noch sechs Wirkstoffe entdeckt werden konnten. Wie lächerlich in Anbetracht dessen sind dann 150 Meter Sicherheitsabstand?

Ein Problem in der Untersuchung von Pestiziden (nicht nur seitens der EFSA) scheint zu sein, dass die Pestizide immer nur einzeln betrachtet werden, aber nie in ihrer Wechselwirkung mit anderen Wirkstoffen - obwohl etwa in einer Apfelplantage bis zu 31mal Pestizide eingesetzt werden können. Es scheint wohl nicht von der Hand zu weisen, dass der Einsatz von Pestiziden und das Artensterben zusammenhängen, selbst wenn von öffentlicher Seite wiederholt die Sicherheit von Pflanzengiften suggeriert wird. 

Recherchiert man im Internet zu Gefahren von beispielsweise Glyphosat finden sich absolut gegensätzliche Urteile - wenngleich ich aus meiner Tendenz keinen Hell machen will, dass ich dem Eingriff mit Giften in die Natur prinzipiell skeptisch gegenüber stehe, einfach weil Langzeitfolgen für ein Öko-System kaum bis gar nicht abzuschätzen sind. Noch ist offen, ob die Klage gegen Bayers Unkrautvernichter Glyphosat auf einen Vergleich hinausläuft - ähnlich etwa wie im Fall der Opiadkrise in den USA.

Wer übrigens glaubt, dass die Luftbelastung von Pestiziden ein rein ländliches Problem darstellt, der irrt: größter Einzel-Abnehmer von Glyphosat in Deutschland ist die deutsche Bahn - ihr erinnert euch, Stichwort *Parkplatz*...

Lange Rede, worauf ich grundsätzlich hinauswill: ich bin großer Fan, wenn das aktuelle gute Beispiel Schule macht (erneut mit Sybille Berg) und anderen als Orientierungshilfe dient. Sei es die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern - deren Verhalten während und nach der Attentat-Situation neue Maßstäbe setzte oder etwa Daniel Zimmermann, der seine Gemeinde u.a. in die Schuldenfreiheit führte (um nur ein weiteres Beispie von vielen aufzuführen).

Es ist für mich sehr faszinierend, dass ein einzelner Mensch, der fest zu seinen Werten steht, eine derart zwiespätige Rückkopplung auf seine Umgebung hat: für die einen wohltuend, für die anderen demaskierend.


Seit Sybille (die hier sogar mit einem Gast-Beitrag verewigt ist) auf ihrem Blog *Tomatenblüte*  von der Zubereitung von Risotto im Ofen schwärmte, wollte ich das mal ausprobieren. Aber es brauchte noch den Anstoß von Miriam und ihrem Vater von *Unser Meating*, um den Plan endlich in die Tat umzusetzen - das Rezept sprach mich nämlich direkt an. Klar, ein bißchen Rumfummeln konnte ich nicht lassen. Gut gefiel mir an dieser Machart, dass man die Flüssigkeit des Risotto zu Ende noch etwas justieren kann - damit seht und fällt schließlich jedes Risotto. Prädikat: sehr lecker. Wir haben die üppige Portion fast zu zweit geschafft...

Zutaten 2-3P:

350g Süßkartoffel
140g Rundkorn-Reis (m: Halb-VK)
100g Mais
100g Bohnen
100g Räuchertofu
1 rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1 rote Paprika*
100ml Kokosmilch
3 EL Ofentomaten
400ml Gemüsebrühe
40g Tahini
1 Zweig Rosmarin, die Nadeln fein gehackt
1/2 TL Zitronen-Curry
1/4 TL Kreuzkümmel
1 Msp Pimenton dela vera
1 TL Ingwer, fein gehackt
Salz, Pfeffer

2 EL Petersilie, fein gehackt
Cashew-Nüsse, grob gehackt
1/2 Zitrone, Saft davon

Zubereitung:

Den Ofen auf 180°C vorheizen. 

In einer Gratinform (m: 22cm x 30cm)  die geschälte und gewürfelte Süßkartoffeln, den ebenfalls gewürfelten Tofu, die fein gehackte Zwiebel, sowie Reis, Kidneybohnen, Mais und die in Streifen geschnittene Paprika verteilen und vermischen und zur Seite stellen.

In einer Schüssel den feinst geschnittenen Ingwer und den fein gehackten Knoblauch mit Rosmarin, Brühe, Ofentomaten, Kokosmilch, Tahini den Gewürzen gut verrühren - abschmecken mit Salz und Pfeffer. 

Die Mischung über das Gemüse und den Reis in das Blech gießen, alles gut vermischen und anschließend wieder gleichmäßig ausbreiten, sodass Süßkartoffeln und Reis gut mit Flüssigkeit bedeckt sind. Mit Alufolie zudecken und 45min im Ofen backen.

Das Blech aus dem Ofen nehmen und die Folie entfernen. Die Ofentemperatur auf 220°C erhöhen und weitere 10min backen. Die Garzeit hängt von der verwendeten Reissorte ab. Mein Halb-Vollkorn braucht etwas länger als der weiße Reis und etwas kürzer als der vollem Vollkorn. Hier kann man auch mit der Flüssigkeit nachjustieren: gegebenenfalls noch etwas Brühe nachgießen. Das Gericht ist fertig, wenn der Reis gar ist und sich rundherum eine Kruste gebildet hat. 

Zum Servieren mit Petersilie und gehackten Nüssen bestreuen und mit Zitronensaft beträufeln.

*Anmerkung m: ich verwende stets unter dem Grill gehäutete Paprika, die ich so vorbereitet aus der Tiefkühle ziehen kann. Man kann ebenso wie Miriam prima Ernuss-Crème und gehackte Ernüsse verwenden - schmeckt genauso super. Dass ich auf andere Nüsse ausgewichen bin, hing einzig und allein an der Tagesform...

Inspiration: Miriam von Unsermeating 


Zwiebel-Hallelujah: Zwiebelfladen auf Kartoffelboden

Mittwoch, 6. November 2019


Isabel von Lecker Lezmi hat in der Kiste aller guten Erinnerungen einen festen Platz. Dank ihrer Empfehlung wohnten wir während unseres Zwischenstopps Richtung Iran im (ganz bestimmt) schönsten Viertel Istanbuls. Die knappe Woche dort reichte aus, um großer Istanbul-Fan zu werden, und das obwohl uns die Stadt frostig empfing und einen halben Meter Schnee vor die Füße schmiß. Ich war ganz begeistert von den kleinen Läden, Cafés, Restos, den vielen Katzen samt der Freundlichkeit der Menschen. Und nach all den Jahren Wühlen in der Kunstgeschichte war es für mich ein großer Moment leibhaftig in der Hagia Sophia zu stehen (deren Statik by the way bis heute nicht ganz geklärt ist!).

Passend holte ich mal wieder Isas Kochbuch *Yemek* vor, aus dem ich bereits diese Linsensuppe ausprobiert habe und feststellte, dass dort noch einiges nachgekocht werden will...

Mit Isabel spielte ich zu ihrer *aktiven Bloggerzeit* mal Triko-Tausch. Dabei stellte sie mir unter anderem die Frage: Ein total unterschätztes Lebensmittel ist... - wozu mir damals rein gar nix einfiel. Ein kleinwenig zeitverzögert weiß ich jetzt eine Antwort: *die Zwiebel*. Die gute Zwiebel ist doch das kleine, unauffällige Stiefmütterchen in der Gemüsekiste, oder? Alleine für unseren jährlichen Zwiebelverzehr würde unsere Gartenfläche in keinster Weise ausreichen. Ich müßte wirklich mal vom wöchentlichen Verbrauch hochrechnen, wieviel Kilos wir zu zweit im Jahr verzehren! Vermutlich würde eine erstaunliche Zahl herauskommen...

Mit Zwiebel-Anschwitzen beginnt zwiefelsohne nahezu alle Küchenmagie, nur um dann sämtlichem anderen Gemüse den Steigbügelhalter zu machen. Dabei kann Zwiebel auch Solo-Künstler und stellt alle anderen in den Schatten, greife ich als Beispiel mal heraus:

* als Topping auf der Mejara
* oder so unverzichtbar in den Käse-Knöpfle 
* wie auf diesem Flammkuchen

Und dann gibt es ja ungeheuer schöne Zwiebeln. Gerade bin ich regelrecht verknallt in die rosa-bronzefarbenen Rocodoro, die mein Markt-Dealer feil bietet. Sie brachten mich auf die Idee, mal wieder die Zwiebel in den Mittelpunkt zu stellen. Außerdem hatte ich just diese Pinsa Romana von Robert aus dem Ofen gezogen - so wie die Synchron-Gruppe - und war wieder begeistert, was einen tollen Knusper-Effekt etwas Reismehl bringt!


Zutaten:

Vorteig:
50g Dinkel-Vollkorn
50g Wasser
1g Hefe (frisch)

Hauptteig:
Vorteig
130g Kartoffeln, gekocht
130g Dinkel 630
20g Reismehl
8g Hefe
1 Pr Zucker
1/2 TL Salz
1 1/2 EL Olivenöl
80-90ml Wasser

Belag:
ca. 400g Zwiebeln (m: Rocodoro)
3 TL Thymian
50g Radicchio
100g Bleu de Brebis, gewürfelt
(oder fourme d'Ambert)
1/2 Birne
(oder ein Schuß weißer Port)
Salz, Pfeffer 
Sonnenblumenöl


Zubereitung:

Am Abend zuvor den Vorteig klümpchenfrei verrühren, bei Raumtemperatur mindestens 1 Stunde anspringen lassen, dann in den Kühlschrank stellen. 

Die Kartoffeln als Pellkartoffeln garen, abschütten, pellen etwas abkühlen lassen und fein reiben. Die Hefe im Wasser zusammen mit dem Zucker auflösen. Alle Zutaten für den Teig mit Hilfe einer Küchenmaschine (Handkneter...) zu einem homogenen, geschmeidigen, leicht klebrigen Teig kneten - mindestens 6 Minuten. An einem warmen Ort zugedeckt den Teig gehen lassen bis er sich verdoppelt hat.

Zwiebeln schälen, je nach Größe vierteln oder halbieren und in feine Streifen schneiden. In dem Öl mit Thymian mit Geduld golden rösten. Kurz vor Ende entweder mit Port ablöschen oder die in der Länge nach feine Streifen geschnittene Birne untermischen. Zuguterletzt den ebenfalls in Streifen geschnittenen Radicchio untermengen.

Backofen mit Pizzaofen 240° vorheizen (m: Instensiv-Backen). 

Den Teig halbieren und zu zwei Fladen formen (m: dafür bereits auf Backpapier verfrachtet) und eine weitere Viertelstunde gehen lassen. Dann mit den Zwiebel-Mischung belegen und den Käse darauf verteilen. Zusammen oder nacheinander (selon le goût) im heißen Ofen knusprig backen.

Geschwister im Blog-Universum:



Keeper: vegetarischer Soul-Food-Teller

Dienstag, 5. November 2019


Gerade bin ich am Überlegen, ob ich eine neue Kategorie einführe und zwar die des Keepers: Rezepte, auf die ich wiederholt zurückgreife. Die Vorstufe quasi zu DUBB, aber ohne den Anspruch exakt und einzig und alleine nur so *Best of...* zu sein. Oder Resto-Rezepte... würde auch passen. Hätte ich ein Resto, kämen die bestimmt auf die Karte. Bewährt und gut.

Diesen Teller habe ich original wieder so gekocht. Ganz großes Kino. Diese salzkaramellig-glasierten Maronen, das aufregend parfümierte Rotkraut, das wattige Pü plus das Unami-Widerlager dank der Sauce - mehr kann man von vegetarischer Küche nicht erwarten, das ist für mich vegetarisches Soul-Food par excellence. Praktisch, wenn man wie ich auf Vorarbeit zurückgreifen kann sonst gehört dieses Gericht gleichfalls in die Kategorie der Sonntagsküche. Rotkohl koche ich stets einen großen Topf voll und friere dann Teile davon ein (etwa für diese Suppe). Und Kastanien schäle ich prinzipiell vor und greife dann ebenfalls auf Tiefkühlgriefbereite zurück.

Warum, fragt ihr euch jetzt, ist das dann trotzdem kein DUBB. Das liegt daran, dass ich dieses nach Schubeck oder auch jenes Rotkohl-Rezept von Petra ebenfalls sehr mag. Warum nicht wechseln? Oder warum kein klassischen Kartoffel-Stampf (dieses oder jenes oder mit viel Butter...) zubereiten - auch super... Versteht ihr? Ansonsten darf man die Kombi gerne so belassen...

Naja und by the way konnte ich schauen, ob ich die märchenhafte Wie-innen-so-außen-Übereinstimmung nicht doch sichtbar gemacht bekomme...


Allerheiligen

Freitag, 1. November 2019


*Das Paradies ist ein bis zur Schmerzlichkeit unveränderlicher Ort* sagt die Literatur-Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk. Ich setze *Paradies* mit *Wahrheit* gleich und stimme ihr zu.


Gleicher Anlass, gleicher Gehalt, gleicher Text zu Allerheiligen wie vor mittlerweile 7 Jahren auf den ich heute erneut verweise!