Start up: Sauerkraut-Tortellini di grandi dimensioni

Dienstag, 28. Januar 2020


Nur weil ich gerne über Insta lästere, bin ich nicht kategorisch dagegen. Hey, ich bin schließlich kein schtroumpfiger Schmalspurganove (les Schtroumpfs - die Schlümpfe). Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Es kommt halt drauf an... gelle, immer schön die Differnzialschaltung drinne lassen - klingt gut, nich, ist aber bloß angetäuscht, ich habe keine Ahnung von Hydraulik. Und so gesehen von Insta auch recht wenig. Schließlich bin ich dort nicht angemeldet. Wobei es durchaus verführerische Momente gibt.

Etwa wenn ich auf einen Account wie diesen stoße: *Pasta Grannies*. Ist das toll??!! Bei denen wäre ich tatsächlich gerne Vereinsmitglied. Die Liebe zu selbstgemachter Pasta kennt kein Alter. Und ich bin eh gerne mit Menschen zusammen, die nicht nur meiner Generation (und meiner Zeitzone) angehören. Dann mischt sich zu unterschiedlichen Erfahrungen noch der Einfluß verschiedener, zeitlicher Epochen. Das macht den Austausch gleich doppelt spannend. Selbst wenn es aus meiner frühen Kindheit wenig in mein Gedächtnis geschafft hat, so erinnere ich mich gut daran, wie sehr ich meine Omas löcherte, mir von früher zu erzählen. In dem lesenswerten Buch *Vom Geist Afrikas* behauptet der Schriftsteller, dass diese beiden - alt und jung - Botschaften füreinander hätten, weshalb der Kontakt so wichtig ist.

Überhaupt weiß ich von meiner Zeit im Handwerk, dass die Gespräche sich wunderbarerweise vertiefen, wenn die Hände beschäftigt sind. Die ein oder andere (der ein oder andere) wird vielleicht schon an sich beobachtet haben, dass Hörspiele besonders gut beim Autofahren funktionieren. Ebenso kann man das Phänomen vom Stricken kennen. Während man scheinbar/ offensichtlich beschäftigt ist mit einer anderen Tätigkeit, konzentriert sich das Gehör umso mehr - dieser Sinn darf sich ja frei bewegen. Es klingt paradox, aber man ist in solchen Momenten weniger abgelenkt. Vielleicht mit deshalb, weil man sich auf diese Weise bei einer Unterhaltung gar nicht richtig anschaut (die Augen müssen bei den Händen bleiben), so dass man beinahe mehr zu sich selbst als zu den anderen spricht. Eine Art *passive, ungeteilte Aufmerksamkeit*.

Ben, das gilt jetzt natürlich nicht, wenn man gerade Maschen zählen muss, weil man sich mitten im Parcour eines schwierigen Musters befindet. Aber oftmals gehts nur darum, fleißig Reihen runterzustricken... wie in jeder handwerklichen Tätigkeit... ihr versteht bestimmt.

Eben genauso wie beim Pasta basteln. Deshalb stelle ich mir die Küchen-Gespräche beim kleinteiligen Nudeln-Herstellen für einen großen Holztisch voller geladener Menschen einfach herrlich vor! In diesen unruhigen Zeiten finden sich sowieso viel zu selten Gelegenheiten, in denen man sich gegenseitig ausschweifend Geschichten erzählt (man denke etwa an *Momo*) -  und nebenher könnte man dabei bergeweise Pastateig modellieren. Würde ich ein Start-up gründen wollen (und würde ich in der Stadt leben), es wäre exakt dieses! Nicht zu vergessen: der Geschmack: bei maschinell erstellter Pasta fehlt die Geheimzutat, die durch nichts zu ersetzen ist!
 

An der Größe meiner Tortellini lässt sich erkennen, dass mir wohl etwas Unterhaltung in der Küche fehlte - ich habe es mir einfach gemacht und schöne, große Tortellini geformt. Fast schon in Maultaschengröße. *Langer Faden - faules Mädchen*... ich wollte schließlich fertig werden. 

Die größte Herausforderung für mich - neben der Geduld - dabei ist, dass je nach Form die Füllung zum Pastateig passen muß. Das lässt sich stets schwer abschätzen. Ich habe hier nur Dreiviertel des Rezeptes zubereitet (insgesamt 14 Stück), dann ging mir die Fülle aus. Was aber dahingehend kein Problem darstellte, als dass für uns beide die Stückzahl bereits absolut ausreichend war. Den restlichen Pastateig fror ich ein - den gibt es mal als Suppeneinlage. Für euch habe ich mich bemüht, die Mengenangabe so anzupassen, dass alles prima aufgeht.

Zutaten 2-4P (ca.18 Stück)

Pasta-Teig:
100g Dinkel 630
40g Hartweizen
60g Einkorn-Vollkorn
Salz
1 Ei
2 Eigelb
1 EL Olivenöl
etwas kaltes Wasser

Füllung:
ca. 220g Sauerkraut, gegart, ausgedrückt
100g Kartoffeln, am Vortag gekocht, fein gerieben
120g Saint Marcellin
1/2 EL Rosmarin, fein gehackt
1 TL Thymian, getrocknet
(evt. 1 EL Semmelbrösel)
Piment d'Espelette

Petersilien-Pesto
Sonnenblumenöl
1 handvoll Walnusskerne
1 Bund Petersilie
(1/5 davon Feldsalat)
Salz, Pfeffer 
2 EL Walnussöl

Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig einen homogenen Teig verkneten (nicht zu weich, nicht zu fest) und in Folie gewickelt mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Für die Füllung das gegarte Sauerkraut fein schneiden, die Kartoffel fein reiben und dann alle anderen Zutaten miteinander vermengen und würzig abschmecken (leicht überwürzen - als Fülle verliert die Menge später sonst an Bums). Der Käse macht die Füllung schön cremig, sodass die Bindung mittels eines Eigelbs nicht notwenig ist.

Den Teig vierteln, durch die Marcato wellen (bis Stufe 6 von 7), von Hand noch etwas breiter wellen (auf ca. 14cm) und Quatrate von 14cm schneiden. Einen Teelöffel Füllung in eine Ecke setzen, die Kanten dieser Ecke mit Hilfe eines Pinsels anfeuchten und die Ecke umklappen und zu Dreiecken formen - mt Hilfe einer Gabel die Ränder gut andrücken. Die spitzen Ecken des Dreiecks verbinden und gut zusammendrücken. Die mittlere Spitze dabei nach oben klappen lassen (klingt komplizierter als es ist - nach spätestens der 2 Tortellini hat man den Bogen raus). Ravioli auf ein mit Hartweizenmehl (oder -grieß) bestreuchtes Küchentuch auslegen und mit einem weiteren Tuch abdecken. So fortfahren, bis alle Ravioles gefüllt sind.

Für das Pesto alle Zutaten (außer dem Walnuss-Öl) im Mixer fein pürieren. Abschmecken mit Salz und Pfeffer und dem Walnuss-Öl. Auf die tiefen Teller anrichten.

In reichlich siedendem Salzwasser die Tortellini garen (ca. 2min), gut abtropfen lassen und auf das vorbereitete Pesto setzen. 


Lavandin: Kartoffel-Blumenkohl-Puffer

Freitag, 24. Januar 2020


Im Takt der Jahreszeit finden nun reihum in einem Dorf nach dem anderen die Boudin (Blutwurst)-Feste statt - teilweise schon als Frühschoppen -, die wir die letzten Winter auf Reisen ohne jedes Bedauern verpasst haben.

Hingegen völlig anachronistisch bot das Gartencenter gerade große Lavendel-Stauden als Angebot feil: preislich äußerst verlockend, wenngleich wahrlich keine Pflanzzeit für Lavendel, schon gar nicht wenn der Boden ausnahmsweise gefroren ist. Aber die Pflanzen standen zu schön da, die Trockenheit des letzten Sommers hatte einige Verluste verursacht und so zieren nun weitere 18 Lavandin (eine Kreuzung aus Speiklavendel und Echtem Lavendel - für alle, die es genau interessiert) unseren Garten.

Keine Ahnung wieviel Lavendel wir insgesamt angepflanzt haben. Viel. Sehr viel. Ein Garten ohne Lavendel - das geht gar nicht! Was ein Schmetterlingsmagnet! Der sonnige Duft! Und ein tolles Gewürz ist er auch! Just bin ich über einen Artikel (mal wieder beim Dlf) gestolpert, der mich darüber informierte, dass der Lavendel zur Arzneimittel-Pflanze des Jahres 2020 gewählt wurde, weil sie *eine der besten Pflanzen gegen Stress und Ängste ist*. Das sollte doch ein Leichtes sein, das mitzufeiern. Lavendel - das können wir hier!

Die homöopathischen Gedanken des Habibs machten mich einst erst auf den Lavendel aufmerksam. Irgendwie schien mir diese Blume früher seltsam altbacken und eher unauffällig. Doch seit ich in die Drôme gezogen bin, fühle ich mich mit dem Lavendel richtig verbunden. Man kommt hier ja gar nicht drumherum, wir befinden uns schließlich im klassischen Anbaugebiet für Lavendel, wo dieser nicht nur kultiviert wird, sondern auch überall wild wächst. Also nicht nur der Name *Sonne und Lavendel* verpflichtet, wir können quasi fast vom Fenster aus rüber in die Drôme provençale schauen. Und fällt das Wort *Provence*, wollen schließlich Klischées erfüllt werden - man kennt doch seine Touris! Ich weiß nicht, wie oft wir schon die Frage von anfragenden Feriengästen beantworteten, wann denn genau die Lavendelblüte beginnt (Ende Juni).

Was viele nicht wissen, ist dass der intensive Anbau von Lavendel als Monokultur im Süden Frankreichs die Pflanzen anfälliger für Schädlinge und Krankheiten werden ließ. Von der Provence ausgehend breitete sich ein Bakterium aus, welches von einem nur 2mm großen Insekt aus der Familie der Zikaden, der sogenannten *Cicadelles* übertragen wird und zu Ernteausfällen von bis zu 80 Prozent führt. Bis heute wurde noch kein wirksames Gegenmittel gefunden.

Auch die Brüssler EU-Abgeordneten brachten die Lavendelbauer schon gegen sich auf, denn deren Richtlinie stufte Lavendelöl als eine chemische Substanz mit gesundheitsgefährdenden Stoffen ein (indem sie ein natürliches Produkt gleichstellt mit industriell, syntethisch hergestellten Molekülen). Ich bin gespannt, ob das Gesetz wirklich rechtskräftig wird.

Fest steht allerdings spätestens seit 2019, dass Lavendel das Gleiche kann, was Sonnenblumen können. Die Instas im Selfie-Wahn auf der Suche nach der perfekten *Real-Natur-Fototapetenhintergrundskulisse* entdeckten die lila Lavendelfelder Südfrankreichs für sich. Mäßige Begeisterung auf Seiten der Lavendelbauer. Stellt sich die Frage, ob der mancherorts erhobene Zusatzgroschen durch die neuerdings erhobenen Eintrittsgelder die Zaungebühren einbringen sollen oder als Schmerzensgeld dienen, wenn eine Kohorde Selbstverliebter aus Deko-Gründen Blumen platttrampeln... man weiß es nicht. 

Halte ich es mit dem Sankt-Florian-Prinzip: so lange in meinem Tal und in meinem Garten nicht durch den Lavendel gerobbt wird, soll es mir egal sein... Zuguterletzt empfehle ich euch noch eine schöne, einschlägige Doku zur Lieblingsblume der Südfränzis hier im SWR.


Um zurück in die Jahreszeit zu finden, gibt es ein unkompliziertes saisonales Gericht. Blumenkohl und Kartoffeln machen doch prinzipiell ein Super-Duo - folgerichtig genauso zusammen vereint in einer Bulette. Ich habe diese Puffer nicht nur zu Salat gereicht (Salat-Plus... ihr wißt Bescheid), sondern ebenso zu einer Sauce - wie dieser Paprika-Sauce oder dieser Tomaten-Sauce - womit der Bogen nochmals zurück zum Lavendel geschlagen wäre...

Zubereitung - ca. 10 Stück:

350g Kartoffeln
350g Blumenkohl
Salz, Pfeffer
Muskatnuss
1 Ei
30g Reismehl
2 EL Petersilie, fein gehackt
70g Bergkäse, klein gewürfelt
(optional 2 EL Parmesan, gerieben)
Sonnenblumenöl

Zubereitung:


Kartoffeln als Salzkartoffeln garen, abschütten, ausdampfen lassen und stampfen. Blumenkohl über dem Wasserbad garen - je nach Belieben bissfest oder ganz weich - dann ebenfalls stampfen, (oder mittelfein pürieren oder feinst hacken - ebenfalls je nach Belieben). Alle Varianten sind lecker - ich habe mich für einen mittelgroben Blumenkohl entschieden.

Alle Zutaten miteinander vermengen, würzig abschmecken und zu 10 etwa gleich großen Buletten formen. Wie sie in einer Pfanne Platz finden miteinander und nacheinander goldgelb ausbacken. Die fertigen Puffer so lange warm stellen bis alle fertig gebacken sind.


Schwelgen weit im voraus:








Eintopf-Spezial

Montag, 20. Januar 2020


Wenn im Sommer und Herbst die Markttische nur so überquellen, dann dürfen wir unter den Gartenfrüchten aus dem Vollen schöpfen. Vielleicht ist das der Grund, wieso mir dann nicht so oft wie gerade jetzt der gute alte *Eintopf* in den Sinn kommt. Aber eigentlich esse ich Eintöpfe zu jeder Zeit gerne. Ganz besonders wenn wir unterwegs auf Reisen sind, merke ich, wie sehr ich dieses Gericht schätze. Wenn andere für mich kochen und ich wählen darf, dann fällt meine Appetitlichkeit sogar überdurchschnittlich oft auf suppige Eintöpfe - womit ich mich lange selbst überraschte. Denn eigentlich war ich mal ein echter Suppen-Kaspar.

Hier habe ich euch eine bunte Mischung zusammengestellt. Es gilt bei allen Eintöpfen: steuert selbst, wie flüssig, cremig oder stückig ihr eure Eintöpfe am liebsten esst - die Konsistenz macht für mich erst einen guten Eintopf zu richtigem Soul-Food!







Angeknabbert: Nordische Saaten-Cracker

Dienstag, 14. Januar 2020


*Sind Sie generell ein nervöser Charakter*, fragte mich Mme Docteur. *Jein*, zuckte ich die Schultern und mit Blick auf den Habib, *was den Habib betrifft: ja.* Meine größte Angst ist es, den Habib zu verlieren. Als Paar mit Altersunterschied schwebt von Anfang an die Zeit als drohendes Damokles-Schwert über uns - es scheint eine einfache Milchmädchen-Rechnung, weil das Leben genau so und gleichzeitig völlig anders funktioniert.

Doch Hand aufs Herz, ich gehöre wohl schon Team Rerun an. Kennt ihr den kleinen Bruder von Linus unterwegs auf dem Rücksitz des Fahrrads seiner Mutter: *ich kann es nicht leiden, wenn ich die Welt durch meine Finger angucken muss!* Kein Easy Rider, der Rerun. So wie ich. Naheliegend also, dass für mich die höchste und schwierigste aller zu erreichenden menschlichen Qualitäten, meine anvisierte Königsdiziplin die Gelassenheit ist. 

Und mit Gelassenheit meine ich das glatte Gegenteil von einem nebulösen *Wird schon werden* oder einem illusionär-verwobenem Optimismus. Nein, ich meine es genau so wie Jean Paul: *Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahr blind übersieht sondern sehend überwindet.* Nicht von ungefähr haben Mut und Demut einen gemeinsamen Wortstamm. Denn für Demut - sich dem Leben passiv anzuvertrauen - braucht es den gleichen Mut, wie sich dem Leben aktiv zu stellen.

Je klarer, je nüchterner, je bewußter man versucht, seinen Geist zu trimmen - frei von Verblendung, Wunschdenken oder Rausch - umso weniger lässt sich verdrängen, wie fragil alles ist, wie sehr dem Wandel unterworfen, wie totsicher endlich. Und je mehr ich mir Gelassenheit wünsche und danach zu greifen hoffe, umso mehr scheint sie sich von mir zu entfernen. Sich locker machen auf taumelndem Grund = f wie fortgeschritten...

Bei generell nervösen Typen hat die fehlende innere Ruhe weniger mit der momentanten Lebenssituation zu tun. Stimmt etwas nicht, dann macht mir genau dieser Umstand Kummer, ist hingegen alles in Ordnung, dann macht mir alleine die Vorstellung einer möglichen, bedrohlichen Veränderung Sorgen. Bref: gelassen oder nicht gelassen zu sein ist eine Meisterschaft. Oder eine verinnerlichte Logik: *Wenn ein Problem gelöst werden kann, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Wenn nicht sind Sorgen sinnlos.* (Dalai Lama) - was stark an das altbekannte Gelassenheitsgebet erinnert.

Wie immer, wenn es um Qualität geht, dann sind die Übergänge fließend und eine Qualität lässt sich von der anderen nicht so leicht abgrenzen. Das heißt in diesem Fall: wo keine Gelassenheit da kein Urvertrauen und wo kein Urvertrauen wenig Mut, Risikobereitschaft und Tatkraft. Man darf sich bei einem nicht gelassenen Menschen also einen permanent (dezent) verspannten, nervösen, besorgten Menschen vorstellen.

Man sagt, das Mütterliche steht stellvertretend für eine gewisse Lebenstüchtigkeit, während das väterliche Prinzip Urvertrauen vermittelt. Jetzt könnte ich heulen wie ein Wolf bei Vollmond, dass mir in der Hinsicht schließlich wenig in die Wiege gelegt wurde. Doch das ist nie mein Ansatz gewesen. Ganz im Sinne der Bibel *Wer seine Hand an den Pflug legt und zurückschaut, der eignet sich nicht für das Reich Gottes* (Lukas 9,62). Oder eben ganz mit Goethe: *Was du von deinen Eltern erbst, erwirb es, um es zu besitzen.* Selbstschulung ist also einsame Erwachsenenbildung, bei der man sich an der eigenen Nase zu fassen und an den eigenen Haaren rauszuziehen hat (ein Dauerthema von mir).

Mit den Jahren habe ich einige tief beeindruckende und höchstpersönliche Erlebnisse, die mir gezeigt haben, dass ich gut geführt werde, dass eine wohlmeinende Kraft mir Schutz gewährt. Nie würde ich die der Öffentlichkeit preis geben (ihr erinnert euch: ich bin intimitätskleinlich). Und trotzdem scheint alte Muster durchbrechen zu wollen einer Sisiphos-Aufgabe gleichzukommen. Meine Neigung zur Nervosität habe ich noch lange nicht abgelegt.

Was mir enorm hilft - um zum Praxisteil zu kommen -, ist ein Konglumerat aus vielem wie etwa meine harmonische Beziehung, viel Natur um mich, freigestellt zu sein von allzuviel Pflicht inklusive dem festen Willen, mich ändern zu wollen. Wunder wirken für mich Mandra-mäßig Sätze zu wiederholen, wie um dem Inneren vorzubeten, woran es sich zu orientieren hat, wenn es in sich holpert. Eine Wohltat für den Geist. Das ist bien sûr eine ganz und gar individuelle Geschichte, welchen Anker man wie setzt. Ich liebe das Teresa von Avila-Zitat sehr. Oder das 7. Kapitel aus dem West-östlichen Divan von Goethe. Oder aber ich lese wieder und wieder das Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, wenn es in mir besonders stürmt und braust.

Aber ja, *erst muss man Gott irgendwo finden* (Rilke - samt lesenswerter Artikel im Dlf) und dabei kann niemand niemandem helfen... Schon gar nicht, wenn man seine eigenen Entdeckungen anstellen, seinen Geist eigenständige Erfahrungen machen lassen will. Und sich dafür aufmacht auf den steinigem Weg, eingefleischte Mechanismen abzulegen - der Selbstbefreiung zuliebe (im übrigen ein Weg, der niemals die Marktstrasse der *käuflichen Spiritualität* = Esoterik kreuzen wird).


*Pour votre santé, évitez de grignoter entre les repas* (*Für die Gesundheit vermeiden sie zwischen den Mahlzeiten zu naschen*) empfiehlt das französische Gesundheitsministerium. 

Weder hat je zuviel Knabberei noch Grübelei gut getan. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und dann muss ja noch geklärt werden, was man so alles knabbern kann. Diese Cracker zählen eindeutig zu den hochwertigen Genüssen: gesund und - wie der Habib befand: lecker die Dinger! Mit einem Merci an Annette, die uns während letzter Feriengäste-Saison zuerst mit den Saaten-Crackern anfütterte und dann auch noch das Rezept rausrückte!


Zutaten - 2 Bleche:

trockene Mischung:
50g Kürbiskerne
50g Sonnenblumenkerne
75g Sesam
75g Leinsaat
25g Chia-Samen
16g Flohsamenschalen
3/4 TL Salz
1 TL Backpulver

nasse Mischung
350ml Wasser
50ml Öl (m: Sonnenblume)

Zubereitung:

Die größeren Samen etwas kleiner hacken. Dann sowohl die trockene Mischung miteinander vermengen sowie Öl und Wasser zusammengeben - schließlich diese beide Mischungen  gut mischend und eine halbe Stunde ruhen lassen, bis der Teig sich gut verbunden hat.

2 Backbleche richten. Den Teig halbieren. Die eine Hälfte auf ein Backpapier geben, ein zweites Backpapier drüber leben und den Teig zwischen den Papieren auf etwa die Größe des Backblechs dünn auswellen. Auf das Backblech setzen und das obere Papier abziehen. Mit der zweiten Teighälfte genauso verfahren.

Den Backofen auf 175° (Umluft) vorheizen.

Die Bleche in den Ofen schieben und für ca. 30-45min backen. Sollte der Teig nach einer halben Stunde noch nicht durchgebacken sein, die Platte drehen und nochmals ein paar Minuten weiterbacken (je nach Ofen) - Achtung: die Ränder des Teiges sind so dünn, dass sie schneller dunkel werden können - dann die Backbleche drehen.

Die Bleche aus dem Ofen nehmen, das Backpapier abziehen und auskühlen lassen. Nun die Saaten-Cracker in die gewünschte Größe brechen und in einer gut verschließbaren Dose aufbewahren.

Anmerkung m: ich habe das Rezept halbiert - wer mag, kann auch gleich wie im Original die doppelte Menge für 4 Bleche backen...

Quelle: hier


Genüglichkeit: Lauch-Strudel mit Ebsen-Minz-Sauce

Donnerstag, 9. Januar 2020


Zum Jahresbeginn erhält man in der medialen Aussenwelt allerortens Ratschläge zum Abnehmen, für Detox-Kuren, für Ideen, wie man nach den üppigen Festtagen, den Gürtel wieder enger geschnallt bekommt, wie Ausnüchterung aussehen könnte - just nachdem die gleiche Presse gar nicht lange zuvor die Masse entschieden in die entgegengesetzte Richtung drängte. Die guten Neujahresvorsätze, die ein bißchen drücken, vermischt mit dem vagen Gefühl, dass man vielleicht ein neues Jahr nicht zwingend fortführen sollte, wie man ein altes beschlossen hat, rufen gerade nach momentanter Befriedigung.

Das Problem an einer vernünftig, gesunden und guten Lebensführung, ist, dass es nicht ausreicht, einmalig anständig zu essen. Einen One-Night-Stand-Apfel kann man sich dann auch schenken. *One apple A DAY keeps a doctor away.*

Oder um den altbekannten Goethe-Ausspruch hinzuzuziehen: *Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen*. Und in diesem kleinen Satz sind gleich drei Worte enthalten, die auf anhaltende Stetigkeit hinweisen (immer/ streben/ bemühen). Das Gute schleift sich (leider) nicht von alleine ein, da muss man konsequent hinterher sein - ein Phänomen, ich hatte es bereits darüber.

In der Mäßigung, in der freiwilligen Beschränkung sieht der Dalai Lama ein großes Potential für innere Zufriedenheit, dem Gral, dem wir doch eigentlich hinterher jagen sollten: *Die Ironie will es so, dass wir dann, wenn wir das Objekt unserer Wünsche erlangt haben, immer noch nicht zufrieden sind. Auf diese Weise nimmt die Begierde nie ein Ende und ist eine ständige Quelle der Schwierigkeiten. Das einzige Gegenmittel ist die Genügsamkeit.* Zur Beschränkung hatte ich es ebenfalls schon -  und bereits die Erwähnung klingt fast, als würde man sich von der Welt abwenden und freiwillig wie ein Mönch oder eine Nonne leben wollen. Aber Beschränkung klingt nur deshalb so biblisch, weil der Zeitgeist einer derartigen Haltung polar gegenübersteht:  bei allem pastoralen Geschwätz zur Klimarettung: 2019 verzeichnet der Einzelhandel einen neuen Umsatzrekord - das zehnte Jahr in Folge.

Ja, ich rege mich nicht schon wieder auf - andere dürfen anders sein... obs mir gefällt oder nicht. Wie hat es Gandhi so hübsch gesagt: *Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt*. Das ermöglicht mir das Weltengeschehen maximal zu ignorieren und mich komplett auszulasten. Und ganz ehrlich: dieses Dauergelaber, das sich mehr und mehr als Dauergelaber enttarnt, verdient wirklich keine weitere Aufmerksamkeit von mir. Die Überdosis ist erreicht.

Seine Lebensgewohnheiten umzustellen - rein aus Vernunftsgründen - ist kein einfacher Purzelbaum. Es braucht einen festen Entschluß, dessen Wille sich nur in der Tat zeigt: *Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.* (wieder Goethe). Könnt ihr euch noch an die Groteske erinnern, als vor ein paar Jahren von den Grünen ein Veggie-Tag in der Woche vorgeschlagen wurde. Mit großer Empörung wurde er abgeschmettert. Dabei glaube ich, dass sich damals nur eine mächtige Lobby durchgesetzt hatte, die Mehrzahl der Deutschen der Idee aber gar nicht ablehnend gegenüberstand.

Nun der Habib und ich beschlossen schon vor geraumer Zeit zwei Mal die Woche auf tierische Produkte zu verzichten und ich koche dann vegan. Nicht nur dem Tier- und Planetenwohl zuliebe, sondern genauso auch uns zuliebe. Man gewöhnt sich daran wie an unser Morgen-Porridge, so sehr sogar, dass man es irgendwann gar nicht weiter hinterfrägt. Das sind dann wie Entlastungstage, wie eine Art Schonkost (klingt mindestens so fürchterlich wie Verzicht, oder?).  Aber hey, Gemüse mit Gemüse - my daily junk. Ein Tag ist Eintopf-Tag (ein Spezial mit zusammengestellten Lieblingen steht schon bereit) und am anderen probiere ich gerne etwas Neues aus. Es tut uns gut, deshalb ist Dabeibleiben kein echter Salto. Zumal Käse und Butter ja eben an einem anderen Tag wieder zelebriert werden.


Und ja, allen Unken zum Trotz: es schmeckt mir einfach. Klaro könnte man diesen Strudel mit Crème fraîche und Käse pimpen und die Sauce mit einem Schuß Sahne bereichern. Spricht nix dagegen, aber wir haben uns - mit einem begleitenden Karotten-Salat - auch so die Finger geschleckt.

Gerne gebe ich meinen Rezepten ja obendrein einen Drill Richtung Vollkorn. Was Strudelteig angeht, ist das dann die Premium-Liga. Vermutlich muss man in Österreich geboren sein, um den Teig auch in dieser Version strudelteigdünn gezogen zu bekommen. Für alle anderen Honks wie mich empfehle ich auf die volle Durchsichtigkeit bzw. dem Ausziehen des Teiges zu verzichten und ihn stattdessen mit Geduld sehr dünn auszuwellen. Das verspricht gutes Gelingen - und das ist auch was wert, oder?

Zutaten 2P:

150g Weizen-Vollkorn (m: Purpur-Weizen)
75g lauwarmes Wasser
Salz
1 EL Apfelessig
2 EL Öl

450g Lauch
50g rote Linsen
1 TL Zitronen-Curry
1 EL Mandelmus
ca. 5 EL Gemüsebrühe
1-2 EL Apfelessig
Salz, Pfeffer
Olivenöl

Sonnenblumen-Öl zum Bestreichen des Strudels

100g Erbsen
70g Sellerie
ca. 100ml Gemüsebrühe
1 EL Mandelmus
1 TL Minze
Salz, Pfeffer
Apfelessig

Zubereitung:

Teig für den Strudel gründlich zu einem homogenen Teig kneten, mit Öl bepinseln, in Folie wickeln und 30min ruhen lassen.

Ofen auf 200° (O/U-Hitze) vorheizen.

Währenddessen die Füllung zubereiten. Die Linsen in etwas Salzwasser aufestzen und in ca. 10min weich garen. Abschütten und gut abtropfen lassen.  Den Lauch putzen und in feine Ringe schneiden. In Olivenöl etwa 3-5min anbraten ohne Farbe annehmen zu lassen. Kurz vor Ende das Curry mitrösten. Gemüsebrühe zufügen, mit Mandelmus und Apfelessig würzen, salzen und pfeffern. Die Konsistenz sollte schön cremig und nicht zu trocken sein. Da dieses Gemüse als Füllung verwendet wird, tendenziell leicht überwürzen.

Den Strudelteig entweder zwischen Frischhaltefolie oder auf einer leicht geölten Fläche rechteckig ungefähr auf 30-40cm wellen (wenn nicht zwischen Folie gewellt, dann zuletzt auf ein Backpapier setzen und dort final auswellen). Die Füllung der Länge nach auf das untere 3/4 des Teiges verteilen,  - dabei rechts und links einen Rand von etwa 3cm lassen, das obere Viertel mit Öl bepinseln. Die Ränder einklappen und mit Hilfe des Backpapier/ oder unteren Folie zu einem Strudel rollen.

Nochmals mit Öl bepinseln und auf der zweiten Schiene von unten ca. 35min backen. Zwischendrurch den Strudel nochmals mit Öl bepinseln.

Während der Strudel bäckt die Sauce zubereiten. Dafür den Sellerie putzen, schälen und in kleine Würfel schneiden. In der Gemüsebrühe gut weich kochen. Kurz vor Ende die Erbsen und die Minze zufügen, erhitzen und feinst pürieren. Mit Apfelessig und Mandelmus abschmecken. Salzen und pfeffern und die Sauce auf die gewünschte Konsistenz mit etwas Brühe mischen. Zusammen mit dem Strudel - und gerne einem schönen Rohkost-Salat - servieren.


Schokoladen-Spezial: meine Top Ten

Montag, 6. Januar 2020



In den letzten Wochen brauchte ich viel Schokolade. Deutlich mehr als sonst. Das Leben stand mir wie ein dicker Schurke auf der Brust und presste... Ich hoffe sehr, ich fange an ihn zu langweilen und er sucht sich jemand anderen zum Drücken. Wenn ich kurz etwas Luft bekam, schob ich mir ein Stückchen Schokolade in den Mund. Eine Art Überlebensstrategie. Gibt es bessere Nervennahrung als Schokolade? Echt, meine *Rescue-Tropfen* heißen Schokolade.

Ich finde ja, dass ein gutes Schokoladeneis mit etwas schmusig-aufgeschlagener Sahne eindeutig zu den Dingen zählt, die das Leben lebenswerter machen - für mich eine echte Lieblingssüßigkeit.

Zu den meist geklickten Rezepten auf diesem Blog gehören die Mousse au Chocolat-Törtchen, mein Schokoladen-Kuchen und die Sablés au Chocolat et fleur de sel. Alles Rezepte, die ich nur/ immer wieder/ ausdrücklich empfehlen kann. Alles Rezepte, auf die ich so selbst immer wieder zurückgreife. DUBBs. Ich musste mir in der Zusammenstellung wirklich auf die Finger schlagen - eigentlich gib meine Schoko-Ruprik nämlich deutlich mehr her... sie versüßt SO ausgezeichnet auch die guten Momente!