Marie und Blog-Buster Spekulatius
Sonntag, 29. November 2020
Mein Ideal ist, dass man sich selbst sein eigenes Kraftwerk ist. Wehrhaft und stabil aus eigenem Antrieb heraus. Das hängt mit meinem anderen Ideal der Selbstverantwortung als Individuum zusammen beziehungsweise allgemein mit dem übergeordneten Motiv der Freiheit. Wobei der Bauplatz für dieses Kraftwerk nicht minder entscheidend ist: ein funktionierendes Biotop braucht im Ganzen Harmonie, das Gleichgewicht ist leicht gestört - unabhängig von der Stärke eines einzelnen Elements. Welche Menschen also in der eigenen Peripherie leben, spielt wohl mindestens die gleiche ausschlaggebende Rolle für den eigenen Energiehaushalt. *Wie jedes gegen sich selbst einen Bezug hat, so muss es auch gegen andere ein Verhältnis haben.* (Goethe) Sehr seltsam, dass die Fäden, wie die Dinge miteinander verbunden sind, uns mehr und mehr aus den Händen gleiten...
Nun habe ich mir für den 1.Advent eine besondere Empfehlung für euch aufgehoben, und zwar das Buchjuwel *Marie des Brebis*. Zu Beginn konnte ich kaum eine Seite lesen, ohne dass mir die Augen nicht schwammen, dabei würde ich nicht von mir behaupten, extrem rührselig zu sein (gleichzeitig hege ich keine Zweifel, dass es genügend andere gibt, die bereits mit der ersten Seite geziert eine Augenbraue nach oben ziehen und den Schreibstil als naiv und kindlich abtun). Aber in mir bringt dieses Buch etwas zum Schwingen, für das ich keine Worte finde.
Doch vermutlich muss ich danach gar nicht ringen jenen gegenüber, zu denen das Buch gleichermaßen spricht. Eigentlich handelt es sich bei *Marie des Brebis* um eine Biographie, französisches Landleben im letzten Jahrhundert, eine Ode an die Schlichtheit, Bescheidenheit, Zufriedenheit, Verbundenheit und die große Mutter Natur; eine sprudelnde Quelle um sein Gemüt aufzuladen und um sich selbst wieder in die Spur zu bringen. Bref: ein Buch, das für mich in den Medizinschrank aller Selbstversorger gehört, ein Buch wie gemacht, um es weiterzureichen an Menschen, mit denen man sich verbunden fühlt, ein Buch, das wie eine brennende Kerze funktionieren kann, mit der man eine andere Kerze entzündet - bei alljenen mit intaktem Gemüt. Liebe Monique, vielen Dank für dieses Seelenbalsam-Geschenk!
Stelle ich irgendwann meine Liste#2 relevante Bücher meines Lebens zusammen, dann wird dieses Buch ganz bestimmt dort wieder auftauchen.
Zum ersten Advent passt auch prima ein Blog-Buster. Und fast alle Ottolenghi-Rezepte werden Blog-Buster, denn Ottolenghi ist der Liebling aller Foodies. Charlotte titelt *grandios*, Stefanie bekräftigt - nachdem sie jahrelang Rezepte durchgetetestet hat (!): *SO müssen Spekulatius schmecken!* Petras Urteil steht noch aus - aber es würde mich doch sehr wundern, wenn sie nicht in die allgemeine Begeisterung miteinstimmen würde. Dieses Mal ist der Habib besonders von dem Kleingebäck getriggert. Aber auch mein Fazit lautet: ich wüßte wirklich nicht, warum ich mich nach einem weiteren Spekulatius-Rezept umschauen sollte. Besser wirds nicht!
Ach, und es sei noch erwähnt: in Frankreich lösen Spekulatius null Weihnachtsfeeling aus. Die werden hierzulande - so wie das pain d'épice - das ganze Jahr gerne gegessen.
Auf Blog-Geschwister weise ich ebenfalls noch gerne hin wie - natürlich - den Spekulatius-Buttermilch-Gugelhupf, den gezierten Gewürzkuchen (muss ich dringend mal wieder machen) oder die Chai-Cookies (bei denen man ebenfalls so tief in die Gewürzkiste greifen darf) oder das Marzipan-Stollen-Konfekt (also Christ-Stollen ist für mich mit denen erledigt).
Gewürzmischung:
3/4 TL weißer Pfeffer
3/4 TL Ingwer, getrocknet
1/2 TL Koriander, geschrotet
1/2 TL Anis, geschrotet
1 TL Kardamom
1/4 TL Muskatnuss, frisch gerieben
1/4 TL Nelken, gemahlen
4 Ecken Sternanis, geschrotet
Teig
150g dukler Voll-Rohrohrzucker
50g Rum
3g Salz
3 1/2 EL Gewürzmischung
450 g Mehl (m: T65)
knapp 1 EL Backpulver
Deko:
1 Eiweiß
Mandelblättchen
Zubereitung:
Für die Gewürzmischung Koriander, Anis, Sternanis, Kardamom, weißer Pfeffer und Nelken in einer Pfanne leicht anrösten. Mit den übrigen Zutaten mischen und fein mahlen (z.B. Getreidemühle, Mixer, Kaffeemühle…).
Für den Teig Zucker, Butter und Gewürze cremig aufschlagen, den Rum unterrühren. Nun Mehl und Backpulver hinzufügen und zu einem homogenen Teig vermischen.
30 min im Kühlschrank ruhen lassen.
Den Ofen auf 210°C vorheizen.
Den Teig ca. 4mm dick auswellen und ausstechen. Plätzchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und ca. 9-10min backen. Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen und in einer Blechdose aufbewahren.
Inspiration: *Sweet* von Ottolenghi, bzw. Charlotte und Stefanie